Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die Gewohnheit, die Gesichtsaxen zu richten, ist so stark, daß es uns sehr schwer fällt, dieses nicht zu thun, und wenn ein Auge geschlossen ist, so kan man mit dem aufs Augenlied gelegten Finger fühlen, daß es allemal den Bewegungen des ofnen folgt. Werden aber durch vorsätzliches Schielen, oder durch Verdrückung des einen Auges mit dem Finger, die Gesichtsaxen nach verschiedenen Punkten gerichtet, so ist gar kein Horopter vorhanden und es erscheinen alle Sachen doppelt. Sind die Gesichtsaxen natürlich nach einem Punkte C gerichtet, so erscheinen Gegenstände wie D und E mit doppelten, und zugleich undeutlichen Bildern. Eben dieser Undeutlichkeit wegen, und weil wir immer nur auf das, was eigentlich betrachtet wird, Achtung geben, bemerken wir diese doppelte Erscheinung nur, wenn der Eindruck der Gegenstände D, E lebhaft ist, oder sonst durch irgend einen Umstand die Aufmerksamkeit erregt. Betrachten wir des Abends etwas nahe vor dem Auge, so erscheinen die Lichtflammen doppelt; sehen wir in die Ferne, so stellt sich von dem jähling gegen das Auge geführten Finger ein doppeltes Bild dar. Hält man ein langes Lineal gerade vor sich zwischen die Augenbraunen, so daß seine beyden Flächen nach beyden Augen zugekehrt sind, und richtet alsdann die Augen auf eine entlegne Sache, so erscheint die rechte Seite des Lineals dem rechten Auge zur linken, und die linke Seite dem linken Auge zur rechten. Smith Vollst. Lehrbegrif der Optik, durch Kästner. I. Buch, 5 Cap. §. 137. S. 43. u. f. Hundstage, Dies caniculares, Fours caniculaires. Diesen Namen führen die Tage vom 24. Julii bis zum 24. August. Es ist dies ohngefähr die Zeit, während der die Sonne in der Nähe des Hundssterns oder Sirius steht, und diesen glänzenden Stern durch ihre Stralen unsern Augen
Die Gewohnheit, die Geſichtsaxen zu richten, iſt ſo ſtark, daß es uns ſehr ſchwer faͤllt, dieſes nicht zu thun, und wenn ein Auge geſchloſſen iſt, ſo kan man mit dem aufs Augenlied gelegten Finger fuͤhlen, daß es allemal den Bewegungen des ofnen folgt. Werden aber durch vorſaͤtzliches Schielen, oder durch Verdruͤckung des einen Auges mit dem Finger, die Geſichtsaxen nach verſchiedenen Punkten gerichtet, ſo iſt gar kein Horopter vorhanden und es erſcheinen alle Sachen doppelt. Sind die Geſichtsaxen natuͤrlich nach einem Punkte C gerichtet, ſo erſcheinen Gegenſtaͤnde wie D und E mit doppelten, und zugleich undeutlichen Bildern. Eben dieſer Undeutlichkeit wegen, und weil wir immer nur auf das, was eigentlich betrachtet wird, Achtung geben, bemerken wir dieſe doppelte Erſcheinung nur, wenn der Eindruck der Gegenſtaͤnde D, E lebhaft iſt, oder ſonſt durch irgend einen Umſtand die Aufmerkſamkeit erregt. Betrachten wir des Abends etwas nahe vor dem Auge, ſo erſcheinen die Lichtflammen doppelt; ſehen wir in die Ferne, ſo ſtellt ſich von dem jaͤhling gegen das Auge gefuͤhrten Finger ein doppeltes Bild dar. Haͤlt man ein langes Lineal gerade vor ſich zwiſchen die Augenbraunen, ſo daß ſeine beyden Flaͤchen nach beyden Augen zugekehrt ſind, und richtet alsdann die Augen auf eine entlegne Sache, ſo erſcheint die rechte Seite des Lineals dem rechten Auge zur linken, und die linke Seite dem linken Auge zur rechten. Smith Vollſt. Lehrbegrif der Optik, durch Kaͤſtner. I. Buch, 5 Cap. §. 137. S. 43. u. f. Hundstage, Dies caniculares, Fours caniculaires. Dieſen Namen fuͤhren die Tage vom 24. Julii bis zum 24. Auguſt. Es iſt dies ohngefaͤhr die Zeit, waͤhrend der die Sonne in der Naͤhe des Hundsſterns oder Sirius ſteht, und dieſen glaͤnzenden Stern durch ihre Stralen unſern Augen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0659" xml:id="P.2.653" n="653"/><lb/> Dinge auf nicht zuſammengehoͤrige Punkte der Netzhaͤute, alſo auf zwo verſchiedene Stellen des Gemaͤldes fallen, ſo iſt es eine nothwendige Folge, daß wir alles, was außer dem Horopter liegt, <hi rendition="#b">doppelt</hi> ſehen.</p> <p>Die Gewohnheit, die Geſichtsaxen zu richten, iſt ſo ſtark, daß es uns ſehr ſchwer faͤllt, dieſes nicht zu thun, und wenn ein Auge geſchloſſen iſt, ſo kan man mit dem aufs Augenlied gelegten Finger fuͤhlen, daß es allemal den Bewegungen des ofnen folgt. Werden aber durch vorſaͤtzliches Schielen, oder durch Verdruͤckung des einen Auges mit dem Finger, die Geſichtsaxen nach verſchiedenen Punkten gerichtet, ſo iſt gar kein Horopter vorhanden und es erſcheinen alle Sachen doppelt.</p> <p>Sind die Geſichtsaxen natuͤrlich nach einem Punkte <hi rendition="#aq">C</hi> gerichtet, ſo erſcheinen Gegenſtaͤnde wie <hi rendition="#aq">D</hi> und <hi rendition="#aq">E</hi> mit doppelten, und zugleich undeutlichen Bildern. Eben dieſer Undeutlichkeit wegen, und weil wir immer nur auf das, was eigentlich betrachtet wird, Achtung geben, bemerken wir dieſe doppelte Erſcheinung nur, wenn der Eindruck der Gegenſtaͤnde <hi rendition="#aq">D, E</hi> lebhaft iſt, oder ſonſt durch irgend einen Umſtand die Aufmerkſamkeit erregt. Betrachten wir des Abends etwas nahe vor dem Auge, ſo erſcheinen die Lichtflammen doppelt; ſehen wir in die Ferne, ſo ſtellt ſich von dem jaͤhling gegen das Auge gefuͤhrten Finger ein doppeltes Bild dar. Haͤlt man ein langes Lineal gerade vor ſich zwiſchen die Augenbraunen, ſo daß ſeine beyden Flaͤchen nach beyden Augen zugekehrt ſind, und richtet alsdann die Augen auf eine entlegne Sache, ſo erſcheint die rechte Seite des Lineals dem rechten Auge zur linken, und die linke Seite dem linken Auge zur rechten.</p> <p><hi rendition="#b">Smith</hi> Vollſt. Lehrbegrif der Optik, durch <hi rendition="#b">Kaͤſtner.</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch, 5 Cap. §. 137. S. 43. u. f.</p> </div> <div n="2"> <head>Hundstage, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Dies caniculares</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Fours caniculaires</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſen Namen fuͤhren die Tage vom 24. Julii bis zum 24. Auguſt. Es iſt dies ohngefaͤhr die Zeit, waͤhrend der die Sonne in der Naͤhe des Hundsſterns oder Sirius ſteht, und dieſen glaͤnzenden Stern durch ihre Stralen unſern Augen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [653/0659]
Dinge auf nicht zuſammengehoͤrige Punkte der Netzhaͤute, alſo auf zwo verſchiedene Stellen des Gemaͤldes fallen, ſo iſt es eine nothwendige Folge, daß wir alles, was außer dem Horopter liegt, doppelt ſehen.
Die Gewohnheit, die Geſichtsaxen zu richten, iſt ſo ſtark, daß es uns ſehr ſchwer faͤllt, dieſes nicht zu thun, und wenn ein Auge geſchloſſen iſt, ſo kan man mit dem aufs Augenlied gelegten Finger fuͤhlen, daß es allemal den Bewegungen des ofnen folgt. Werden aber durch vorſaͤtzliches Schielen, oder durch Verdruͤckung des einen Auges mit dem Finger, die Geſichtsaxen nach verſchiedenen Punkten gerichtet, ſo iſt gar kein Horopter vorhanden und es erſcheinen alle Sachen doppelt.
Sind die Geſichtsaxen natuͤrlich nach einem Punkte C gerichtet, ſo erſcheinen Gegenſtaͤnde wie D und E mit doppelten, und zugleich undeutlichen Bildern. Eben dieſer Undeutlichkeit wegen, und weil wir immer nur auf das, was eigentlich betrachtet wird, Achtung geben, bemerken wir dieſe doppelte Erſcheinung nur, wenn der Eindruck der Gegenſtaͤnde D, E lebhaft iſt, oder ſonſt durch irgend einen Umſtand die Aufmerkſamkeit erregt. Betrachten wir des Abends etwas nahe vor dem Auge, ſo erſcheinen die Lichtflammen doppelt; ſehen wir in die Ferne, ſo ſtellt ſich von dem jaͤhling gegen das Auge gefuͤhrten Finger ein doppeltes Bild dar. Haͤlt man ein langes Lineal gerade vor ſich zwiſchen die Augenbraunen, ſo daß ſeine beyden Flaͤchen nach beyden Augen zugekehrt ſind, und richtet alsdann die Augen auf eine entlegne Sache, ſo erſcheint die rechte Seite des Lineals dem rechten Auge zur linken, und die linke Seite dem linken Auge zur rechten.
Smith Vollſt. Lehrbegrif der Optik, durch Kaͤſtner. I. Buch, 5 Cap. §. 137. S. 43. u. f.
Hundstage, Dies caniculares, Fours caniculaires.
Dieſen Namen fuͤhren die Tage vom 24. Julii bis zum 24. Auguſt. Es iſt dies ohngefaͤhr die Zeit, waͤhrend der die Sonne in der Naͤhe des Hundsſterns oder Sirius ſteht, und dieſen glaͤnzenden Stern durch ihre Stralen unſern Augen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |