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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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unterirdisches Feuer entstanden. Bey der Schöpfung befand sich im Mittel der Erde das Centralfeuer, darüber eine dicke Erdrinde, und zu oberst 175 Toisen hoch Wasser. Am dritten Tage ließ der Schöpfer das Feuer wirken, das die Rinde hob und so die ursprünglichen Berge bildete. Das Feuer durchbrach auch die Rinde hie und da, warf vulkanische Materien um sich, bildete Schichten davon im Meere, und gab diesem den salzigen Geschmack, worauf es Seethiere und Pflanzen erhalten konnte. Inzwischen erhob das Feuer auch den Meergrund und bildete dadurch die Berge, welche Schichten, aber keine Seeprodukte, enthalten. Das Land ward durch die vulkanischen Ueberzüge fruchtbar und mit Menschen, Thieren und Pflanzen besetzt. Die immer fortdaurenden Wirkungen des Feuers hoben nun auch die mit Seekörpern versehenen Berge empor, und bildeten unsere Erdschichten in den Plänen. Die nachherigen Wirkungen der Vulkane haben noch bis auf unsere Zeiten manche locale Veränderungen hervorgebracht, die Wohnplätze der Thierarten rc. verändert, woraus sich erklärt, daß man so viel Elephantenknochen in den Nordländern aus der Erde gräbt, und an so vielen Orten versteinerte Ammonshörner findet, deren lebende Originale nicht mehr angetroffen werden. Sehr ähnlich mit Moro's Hypothese ist diejenige, welche Hr. Keßler von Sprengseysen (Untersuchung über die jetzige Oberfläche der Erde, besonders der Gebirge. Leipz. 1787. 8.) ganz neuerlich, nur mit mehr Rücksicht auf die mosaischen Erzählungen, vorgetragen hat. Man findet in der That in diesen Systemen mehr bekannte und wirklich vorhandene Ursachen angegeben, als in irgend einem der vorigen; allein es ist unmöglich, daß die elastische Kraft der unterirdischen Dämpfe solche Bergketten, wie die Cordelieren und Alpen sind, aus der Tiefe des Meeres erheben und mit gehöriger Festigkeit unterstützen könnte. Der Bau der Berge ist offenbar dagegen; denn sie machen kein über einem Abgrunde auf Wiederlagen ruhendes Gewölbe aus, sondern ihr Fuß ist vielmehr breiter, als ihr oberer Theil. Aus diesen mechanisch richtigen Gründen hat de Lüc (Briefe über die Geschichte d. Erde, XLVII. u. f. Briefe) alle diese


unterirdiſches Feuer entſtanden. Bey der Schoͤpfung befand ſich im Mittel der Erde das Centralfeuer, daruͤber eine dicke Erdrinde, und zu oberſt 175 Toiſen hoch Waſſer. Am dritten Tage ließ der Schoͤpfer das Feuer wirken, das die Rinde hob und ſo die urſpruͤnglichen Berge bildete. Das Feuer durchbrach auch die Rinde hie und da, warf vulkaniſche Materien um ſich, bildete Schichten davon im Meere, und gab dieſem den ſalzigen Geſchmack, worauf es Seethiere und Pflanzen erhalten konnte. Inzwiſchen erhob das Feuer auch den Meergrund und bildete dadurch die Berge, welche Schichten, aber keine Seeprodukte, enthalten. Das Land ward durch die vulkaniſchen Ueberzuͤge fruchtbar und mit Menſchen, Thieren und Pflanzen beſetzt. Die immer fortdaurenden Wirkungen des Feuers hoben nun auch die mit Seekoͤrpern verſehenen Berge empor, und bildeten unſere Erdſchichten in den Plaͤnen. Die nachherigen Wirkungen der Vulkane haben noch bis auf unſere Zeiten manche locale Veraͤnderungen hervorgebracht, die Wohnplaͤtze der Thierarten rc. veraͤndert, woraus ſich erklaͤrt, daß man ſo viel Elephantenknochen in den Nordlaͤndern aus der Erde graͤbt, und an ſo vielen Orten verſteinerte Ammonshoͤrner findet, deren lebende Originale nicht mehr angetroffen werden. Sehr aͤhnlich mit Moro's Hypotheſe iſt diejenige, welche Hr. Keßler von Sprengseyſen (Unterſuchung uͤber die jetzige Oberflaͤche der Erde, beſonders der Gebirge. Leipz. 1787. 8.) ganz neuerlich, nur mit mehr Ruͤckſicht auf die moſaiſchen Erzaͤhlungen, vorgetragen hat. Man findet in der That in dieſen Syſtemen mehr bekannte und wirklich vorhandene Urſachen angegeben, als in irgend einem der vorigen; allein es iſt unmoͤglich, daß die elaſtiſche Kraft der unterirdiſchen Daͤmpfe ſolche Bergketten, wie die Cordelieren und Alpen ſind, aus der Tiefe des Meeres erheben und mit gehoͤriger Feſtigkeit unterſtuͤtzen koͤnnte. Der Bau der Berge iſt offenbar dagegen; denn ſie machen kein uͤber einem Abgrunde auf Wiederlagen ruhendes Gewoͤlbe aus, ſondern ihr Fuß iſt vielmehr breiter, als ihr oberer Theil. Aus dieſen mechaniſch richtigen Gruͤnden hat de Luͤc (Briefe uͤber die Geſchichte d. Erde, XLVII. u. f. Briefe) alle dieſe

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[60/0066] unterirdiſches Feuer entſtanden. Bey der Schoͤpfung befand ſich im Mittel der Erde das Centralfeuer, daruͤber eine dicke Erdrinde, und zu oberſt 175 Toiſen hoch Waſſer. Am dritten Tage ließ der Schoͤpfer das Feuer wirken, das die Rinde hob und ſo die urſpruͤnglichen Berge bildete. Das Feuer durchbrach auch die Rinde hie und da, warf vulkaniſche Materien um ſich, bildete Schichten davon im Meere, und gab dieſem den ſalzigen Geſchmack, worauf es Seethiere und Pflanzen erhalten konnte. Inzwiſchen erhob das Feuer auch den Meergrund und bildete dadurch die Berge, welche Schichten, aber keine Seeprodukte, enthalten. Das Land ward durch die vulkaniſchen Ueberzuͤge fruchtbar und mit Menſchen, Thieren und Pflanzen beſetzt. Die immer fortdaurenden Wirkungen des Feuers hoben nun auch die mit Seekoͤrpern verſehenen Berge empor, und bildeten unſere Erdſchichten in den Plaͤnen. Die nachherigen Wirkungen der Vulkane haben noch bis auf unſere Zeiten manche locale Veraͤnderungen hervorgebracht, die Wohnplaͤtze der Thierarten rc. veraͤndert, woraus ſich erklaͤrt, daß man ſo viel Elephantenknochen in den Nordlaͤndern aus der Erde graͤbt, und an ſo vielen Orten verſteinerte Ammonshoͤrner findet, deren lebende Originale nicht mehr angetroffen werden. Sehr aͤhnlich mit Moro's Hypotheſe iſt diejenige, welche Hr. Keßler von Sprengseyſen (Unterſuchung uͤber die jetzige Oberflaͤche der Erde, beſonders der Gebirge. Leipz. 1787. 8.) ganz neuerlich, nur mit mehr Ruͤckſicht auf die moſaiſchen Erzaͤhlungen, vorgetragen hat. Man findet in der That in dieſen Syſtemen mehr bekannte und wirklich vorhandene Urſachen angegeben, als in irgend einem der vorigen; allein es iſt unmoͤglich, daß die elaſtiſche Kraft der unterirdiſchen Daͤmpfe ſolche Bergketten, wie die Cordelieren und Alpen ſind, aus der Tiefe des Meeres erheben und mit gehoͤriger Feſtigkeit unterſtuͤtzen koͤnnte. Der Bau der Berge iſt offenbar dagegen; denn ſie machen kein uͤber einem Abgrunde auf Wiederlagen ruhendes Gewoͤlbe aus, ſondern ihr Fuß iſt vielmehr breiter, als ihr oberer Theil. Aus dieſen mechaniſch richtigen Gruͤnden hat de Luͤc (Briefe uͤber die Geſchichte d. Erde, XLVII. u. f. Briefe) alle dieſe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/66>, abgerufen am 21.11.2024.