Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Der erste Erfinder hydrostatischer Sätze, welche das Gleichgewicht flüßiger Körper mit festen betreffen, war Archimed, von dem uns noch zwey Bücher von schwimmenden Körpern ([fremdsprachliches Material] De insidentibus humido Libri II. in Opp. Archimedis per David Rivaltum. Paris, 1615. Fol.) übrig sind. Vitruv, (De architectura L. XI. c. 3.) schreibt ihm auch die Erfindung der Methode zu, den Gehalt eines aus Gold und Silber gemischten Körpers durch Einsenkung in Wasser zu erfahren, welches wohl richtig seyn kan, wenn auch die dabey befindliche Erzählung von der goldnen Krone des Königs Hiero, und von Archimeds Freude über die im Bade gemachte Entdeckung, nicht in allen Umständen glaubwürdig seyn sollte. Mit den Sätzen des Archimedes hat man sich bis zum vorigen Jahrhunderte befriediget, in welchem Marino Ghetaldi (Archimedes promotus, Romae 1603.) und Galilei (Discorso intorno alle cose, che stanno su l'acqua o che in quella si muovono, Opere di Galileo Galilei, Firenze, 1718. 4. maj. To. I. p. 221.) noch einiges hinzusetzten. Der erste Abschnitt dieser Wissenschaft aber, oder die Lehre vom Druck und Gleichgewicht der flüßigen Materie nunter sich, ist erst in der letztern Helfte des vorigen Jahrhunderts von Boyle (Paradoxa hydrostatica, in dessen Opp. var. Genev. 1680. 4. ingl. Medicina hydrostatica. Genev. 1698. 4.) und Mariotte (Traite du mouvement des eaux et des autres corps fluides, a Paris, 1668. 8.) bearbeitet worden. Das Auffallende in dem Satze, daß flüßige Körper nicht im Verhältnisse ihrer Masse, sondern ihrer Höhe und Grundfläche drücken, daher ein Pfund Wasser mehreren Centnern das Gleichgewicht halten kan, (s. Druck, Heber,anatomischer) veranlassete Boyle'n seiner Schrift den Titel hydrostatischer Paradoxen zu geben; und in der Medicina hydrostatica hat er den Umlauf des Geblüt<*>
Der erſte Erfinder hydroſtatiſcher Saͤtze, welche das Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper mit feſten betreffen, war Archimed, von dem uns noch zwey Buͤcher von ſchwimmenden Koͤrpern ([fremdsprachliches Material] De inſidentibus humido Libri II. in Opp. Archimedis per David Rivaltum. Paris, 1615. Fol.) uͤbrig ſind. Vitruv, (De architectura L. XI. c. 3.) ſchreibt ihm auch die Erfindung der Methode zu, den Gehalt eines aus Gold und Silber gemiſchten Koͤrpers durch Einſenkung in Waſſer zu erfahren, welches wohl richtig ſeyn kan, wenn auch die dabey befindliche Erzaͤhlung von der goldnen Krone des Koͤnigs Hiero, und von Archimeds Freude uͤber die im Bade gemachte Entdeckung, nicht in allen Umſtaͤnden glaubwuͤrdig ſeyn ſollte. Mit den Saͤtzen des Archimedes hat man ſich bis zum vorigen Jahrhunderte befriediget, in welchem Marino Ghetaldi (Archimedes promotus, Romae 1603.) und Galilei (Diſcorſo intorno alle coſe, che ſtanno ſu l'acqua o che in quella ſi muovono, Opere di Galileo Galilei, Firenze, 1718. 4. maj. To. I. p. 221.) noch einiges hinzuſetzten. Der erſte Abſchnitt dieſer Wiſſenſchaft aber, oder die Lehre vom Druck und Gleichgewicht der fluͤßigen Materie nunter ſich, iſt erſt in der letztern Helfte des vorigen Jahrhunderts von Boyle (Paradoxa hydroſtatica, in deſſen Opp. var. Genev. 1680. 4. ingl. Medicina hydroſtatica. Genev. 1698. 4.) und Mariotte (Traité du mouvement des eaux et des autres corps fluides, à Paris, 1668. 8.) bearbeitet worden. Das Auffallende in dem Satze, daß fluͤßige Koͤrper nicht im Verhaͤltniſſe ihrer Maſſe, ſondern ihrer Hoͤhe und Grundflaͤche druͤcken, daher ein Pfund Waſſer mehreren Centnern das Gleichgewicht halten kan, (ſ. Druck, Heber,anatomiſcher) veranlaſſete Boyle'n ſeiner Schrift den Titel hydroſtatiſcher Paradoxen zu geben; und in der Medicina hydroſtatica hat er den Umlauf des Gebluͤt<*> <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0666" xml:id="P.2.660" n="660"/><lb/> gewicht, Schwimmen,</hi>) handelt. Auch werden die Anwendungen, die man hievon zu Entdeckung der eigenthuͤmlichen Schweren der Koͤrper macht (<hi rendition="#b">ſ. Schwere, ſpecifiſche</hi>) mit zur Hydroſtatik gerechnet.</p> <p>Der erſte Erfinder hydroſtatiſcher Saͤtze, welche das Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper mit feſten betreffen, war <hi rendition="#b">Archimed,</hi> von dem uns noch zwey Buͤcher von ſchwimmenden Koͤrpern (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">Peri\ tw_n o)xoume/nwn bibl. b.</note></foreign> <hi rendition="#aq">De inſidentibus humido Libri II. in Opp. Archimedis per <hi rendition="#i">David Rivaltum.</hi> Paris, 1615. Fol.)</hi> uͤbrig ſind. <hi rendition="#b">Vitruv,</hi> <hi rendition="#aq">(De architectura L. XI. c. 3.)</hi> ſchreibt ihm auch die Erfindung der Methode zu, den Gehalt eines aus Gold und Silber gemiſchten Koͤrpers durch Einſenkung in Waſſer zu erfahren, welches wohl richtig ſeyn kan, wenn auch die dabey befindliche Erzaͤhlung von der goldnen Krone des Koͤnigs Hiero, und von Archimeds Freude uͤber die im Bade gemachte Entdeckung, nicht in allen Umſtaͤnden glaubwuͤrdig ſeyn ſollte. Mit den Saͤtzen des <hi rendition="#b">Archimedes</hi> hat man ſich bis zum vorigen Jahrhunderte befriediget, in welchem <hi rendition="#b">Marino Ghetaldi</hi> <hi rendition="#aq">(Archimedes promotus, Romae 1603.)</hi> und <hi rendition="#b">Galilei</hi> <hi rendition="#aq">(Diſcorſo intorno alle coſe, che ſtanno ſu l'acqua o che in quella ſi muovono, Opere di <hi rendition="#i">Galileo Galilei,</hi> Firenze, 1718. 4. maj. To. I. p. 221.)</hi> noch einiges hinzuſetzten.</p> <p>Der erſte Abſchnitt dieſer Wiſſenſchaft aber, oder die Lehre vom Druck und Gleichgewicht der fluͤßigen Materie nunter ſich, iſt erſt in der letztern Helfte des vorigen Jahrhunderts von <hi rendition="#b">Boyle</hi> <hi rendition="#aq">(Paradoxa hydroſtatica,</hi> in deſſen <hi rendition="#aq">Opp. var. Genev. 1680. 4.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Medicina hydroſtatica. Genev. 1698. 4.)</hi> und <hi rendition="#b">Mariotte</hi> <hi rendition="#aq">(Traité du mouvement des eaux et des autres corps fluides, à Paris, 1668. 8.)</hi> bearbeitet worden. Das Auffallende in dem Satze, daß fluͤßige Koͤrper nicht im Verhaͤltniſſe ihrer Maſſe, ſondern ihrer Hoͤhe und Grundflaͤche druͤcken, daher ein Pfund Waſſer mehreren Centnern das Gleichgewicht halten kan, (<hi rendition="#b">ſ. Druck, Heber,anatomiſcher</hi>) veranlaſſete <hi rendition="#b">Boyle'n</hi> ſeiner Schrift den Titel hydroſtatiſcher Paradoxen zu geben; und in der <hi rendition="#aq">Medicina hydroſtatica</hi> hat er den Umlauf des Gebluͤt<*><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [660/0666]
gewicht, Schwimmen,) handelt. Auch werden die Anwendungen, die man hievon zu Entdeckung der eigenthuͤmlichen Schweren der Koͤrper macht (ſ. Schwere, ſpecifiſche) mit zur Hydroſtatik gerechnet.
Der erſte Erfinder hydroſtatiſcher Saͤtze, welche das Gleichgewicht fluͤßiger Koͤrper mit feſten betreffen, war Archimed, von dem uns noch zwey Buͤcher von ſchwimmenden Koͤrpern (_ De inſidentibus humido Libri II. in Opp. Archimedis per David Rivaltum. Paris, 1615. Fol.) uͤbrig ſind. Vitruv, (De architectura L. XI. c. 3.) ſchreibt ihm auch die Erfindung der Methode zu, den Gehalt eines aus Gold und Silber gemiſchten Koͤrpers durch Einſenkung in Waſſer zu erfahren, welches wohl richtig ſeyn kan, wenn auch die dabey befindliche Erzaͤhlung von der goldnen Krone des Koͤnigs Hiero, und von Archimeds Freude uͤber die im Bade gemachte Entdeckung, nicht in allen Umſtaͤnden glaubwuͤrdig ſeyn ſollte. Mit den Saͤtzen des Archimedes hat man ſich bis zum vorigen Jahrhunderte befriediget, in welchem Marino Ghetaldi (Archimedes promotus, Romae 1603.) und Galilei (Diſcorſo intorno alle coſe, che ſtanno ſu l'acqua o che in quella ſi muovono, Opere di Galileo Galilei, Firenze, 1718. 4. maj. To. I. p. 221.) noch einiges hinzuſetzten.
Der erſte Abſchnitt dieſer Wiſſenſchaft aber, oder die Lehre vom Druck und Gleichgewicht der fluͤßigen Materie nunter ſich, iſt erſt in der letztern Helfte des vorigen Jahrhunderts von Boyle (Paradoxa hydroſtatica, in deſſen Opp. var. Genev. 1680. 4. ingl. Medicina hydroſtatica. Genev. 1698. 4.) und Mariotte (Traité du mouvement des eaux et des autres corps fluides, à Paris, 1668. 8.) bearbeitet worden. Das Auffallende in dem Satze, daß fluͤßige Koͤrper nicht im Verhaͤltniſſe ihrer Maſſe, ſondern ihrer Hoͤhe und Grundflaͤche druͤcken, daher ein Pfund Waſſer mehreren Centnern das Gleichgewicht halten kan, (ſ. Druck, Heber,anatomiſcher) veranlaſſete Boyle'n ſeiner Schrift den Titel hydroſtatiſcher Paradoxen zu geben; und in der Medicina hydroſtatica hat er den Umlauf des Gebluͤt<*>
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