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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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von gleicher Temperatur mit der Luft durch nach und nach zugegoßnes eiskaltes Wasser, bemerkt den Grad der Kälte, bey welchem das Glas an der äußern Fläche trüb zu werden oder zu schwitzen anfängt, und schließt aus der Größe dieses Grads auf die Menge von Feuchtigkeit, welche die Luft bey ihrer eigentlichen Temperatur enthält. Alle diese Methoden aber sind zu Bestimmung der Feuchtigkeit in verschloßnen Gefäßen unbrauchbar, finden auch nicht statt, wenn die Temperatur der Luft unter dem Eispunkte ist, und das Schwitzen des Glases kan durch Fettigkeit und andere zufällige Umstände verhindert werden.

Daher sind die neuern Physiker wiederum auf jenen ersten Weg zurück gegangen, wo die Feuchtigkeit durch ihre unmittelbaren Wirkungen gemessen wird. Lambert (Mem. de l'acad. des Sc. de Prusse, 1769 et 1772. Hygrometrie, aus dem Frz. übers. Augsburg, 1774. 8. Fortsetzung 1775. 8.) suchte nach sorgfältigen Versuchen über die Grade der Ausdünstung des Wassers das oben erwähnte Sturmische Hygrometer mit einer kurzen lothrecht stehenden Darmsaite dahin zu verbessern, daß der Zeiger desselben sogleich angeben sollte, um wie viel sich die in einem Cubikschuh Luft enthaltene Menge feuchter Dünste geändert habe.

Smeaton (Phil. Transact. 1771. Vol. LXI. P. I. n. 24.) hat sich bemüht, das Hygrometer aus hanfenen Schnüren zu verbessern, und ihm feste Punkte zu geben. Eine 35 Zoll lange und (1/20) bis (1/30) Zoll dicke Schnur, die man vorher in Salzwasser gesotten, gedehnt, und eine Woche lang durch Gewichte von 1-2 Pfund gespannt hat, wird oben an einem Geigenwirbel befestiget, und endigt sich unten an einem messingenen Drathe, der das Ende eines mit 1/2 Pfund Gegengewicht beschwerten Zeigers dreht. Dieser Zeiger ist 12 Zoll lang, und weiset auf einen Gradbogen, der eine Theilung von 0 bis 100 hat. An einem trocknen Tage wird die wohl ausgetrocknete Schnur an ein mäßiges Feuer gestellt, und mit dem Wirbel so aufgewunden, daß der Zeiger auf 0 steht. Dann wird sie mit warmem Wasser so lang angefeuchtet, bis sie weiter keine Verkürzung dadurch


von gleicher Temperatur mit der Luft durch nach und nach zugegoßnes eiskaltes Waſſer, bemerkt den Grad der Kaͤlte, bey welchem das Glas an der aͤußern Flaͤche truͤb zu werden oder zu ſchwitzen anfaͤngt, und ſchließt aus der Groͤße dieſes Grads auf die Menge von Feuchtigkeit, welche die Luft bey ihrer eigentlichen Temperatur enthaͤlt. Alle dieſe Methoden aber ſind zu Beſtimmung der Feuchtigkeit in verſchloßnen Gefaͤßen unbrauchbar, finden auch nicht ſtatt, wenn die Temperatur der Luft unter dem Eispunkte iſt, und das Schwitzen des Glaſes kan durch Fettigkeit und andere zufaͤllige Umſtaͤnde verhindert werden.

Daher ſind die neuern Phyſiker wiederum auf jenen erſten Weg zuruͤck gegangen, wo die Feuchtigkeit durch ihre unmittelbaren Wirkungen gemeſſen wird. Lambert (Mém. de l'acad. des Sc. de Pruſſe, 1769 et 1772. Hygrometrie, aus dem Frz. uͤberſ. Augsburg, 1774. 8. Fortſetzung 1775. 8.) ſuchte nach ſorgfaͤltigen Verſuchen uͤber die Grade der Ausduͤnſtung des Waſſers das oben erwaͤhnte Sturmiſche Hygrometer mit einer kurzen lothrecht ſtehenden Darmſaite dahin zu verbeſſern, daß der Zeiger deſſelben ſogleich angeben ſollte, um wie viel ſich die in einem Cubikſchuh Luft enthaltene Menge feuchter Duͤnſte geaͤndert habe.

Smeaton (Phil. Transact. 1771. Vol. LXI. P. I. n. 24.) hat ſich bemuͤht, das Hygrometer aus hanfenen Schnuͤren zu verbeſſern, und ihm feſte Punkte zu geben. Eine 35 Zoll lange und (1/20) bis (1/30) Zoll dicke Schnur, die man vorher in Salzwaſſer geſotten, gedehnt, und eine Woche lang durch Gewichte von 1-2 Pfund geſpannt hat, wird oben an einem Geigenwirbel befeſtiget, und endigt ſich unten an einem meſſingenen Drathe, der das Ende eines mit 1/2 Pfund Gegengewicht beſchwerten Zeigers dreht. Dieſer Zeiger iſt 12 Zoll lang, und weiſet auf einen Gradbogen, der eine Theilung von 0 bis 100 hat. An einem trocknen Tage wird die wohl ausgetrocknete Schnur an ein maͤßiges Feuer geſtellt, und mit dem Wirbel ſo aufgewunden, daß der Zeiger auf 0 ſteht. Dann wird ſie mit warmem Waſſer ſo lang angefeuchtet, bis ſie weiter keine Verkuͤrzung dadurch

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[665/0671] von gleicher Temperatur mit der Luft durch nach und nach zugegoßnes eiskaltes Waſſer, bemerkt den Grad der Kaͤlte, bey welchem das Glas an der aͤußern Flaͤche truͤb zu werden oder zu ſchwitzen anfaͤngt, und ſchließt aus der Groͤße dieſes Grads auf die Menge von Feuchtigkeit, welche die Luft bey ihrer eigentlichen Temperatur enthaͤlt. Alle dieſe Methoden aber ſind zu Beſtimmung der Feuchtigkeit in verſchloßnen Gefaͤßen unbrauchbar, finden auch nicht ſtatt, wenn die Temperatur der Luft unter dem Eispunkte iſt, und das Schwitzen des Glaſes kan durch Fettigkeit und andere zufaͤllige Umſtaͤnde verhindert werden. Daher ſind die neuern Phyſiker wiederum auf jenen erſten Weg zuruͤck gegangen, wo die Feuchtigkeit durch ihre unmittelbaren Wirkungen gemeſſen wird. Lambert (Mém. de l'acad. des Sc. de Pruſſe, 1769 et 1772. Hygrometrie, aus dem Frz. uͤberſ. Augsburg, 1774. 8. Fortſetzung 1775. 8.) ſuchte nach ſorgfaͤltigen Verſuchen uͤber die Grade der Ausduͤnſtung des Waſſers das oben erwaͤhnte Sturmiſche Hygrometer mit einer kurzen lothrecht ſtehenden Darmſaite dahin zu verbeſſern, daß der Zeiger deſſelben ſogleich angeben ſollte, um wie viel ſich die in einem Cubikſchuh Luft enthaltene Menge feuchter Duͤnſte geaͤndert habe. Smeaton (Phil. Transact. 1771. Vol. LXI. P. I. n. 24.) hat ſich bemuͤht, das Hygrometer aus hanfenen Schnuͤren zu verbeſſern, und ihm feſte Punkte zu geben. Eine 35 Zoll lange und (1/20) bis (1/30) Zoll dicke Schnur, die man vorher in Salzwaſſer geſotten, gedehnt, und eine Woche lang durch Gewichte von 1-2 Pfund geſpannt hat, wird oben an einem Geigenwirbel befeſtiget, und endigt ſich unten an einem meſſingenen Drathe, der das Ende eines mit 1/2 Pfund Gegengewicht beſchwerten Zeigers dreht. Dieſer Zeiger iſt 12 Zoll lang, und weiſet auf einen Gradbogen, der eine Theilung von 0 bis 100 hat. An einem trocknen Tage wird die wohl ausgetrocknete Schnur an ein maͤßiges Feuer geſtellt, und mit dem Wirbel ſo aufgewunden, daß der Zeiger auf 0 ſteht. Dann wird ſie mit warmem Waſſer ſo lang angefeuchtet, bis ſie weiter keine Verkuͤrzung dadurch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/671>, abgerufen am 01.09.2024.