Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Herr de Lüc fühlte bey seinen mühsamen Untersuchungen über die Luft das Bedürfniß, bessere Maaße der Feuchtigkeit zu haben, sehr lebhaft. Er brachte endlich ein Hygrometer von Elfenbein zu Stande, welches sich mit andern ähnlichen vergleichen ließ, und die vorigen, welche höchstens nur Hygroskope genannt werden können, weit übertraf. Dieses Werkzeug gab er gleich nach dessen Erfindung dem Capitain Phipps auf einer Reise nach dem Nordpole mit, daher sich die erste Nachricht davon schon in der Beschreibung dieser Reise (A voyage towards the north pole etc. London, 1774. gr. 4.) findet. Es ist aber nachher von Herrn de Lüc selbst (Philos. Trans. Vol. LXIII. no. 38. ingl. Copie d'un memoire sur un hygrometre comparable in Rozier Observ. sur la physique, May 1775. p. 381., deutsch in den Leipziger Sammlungen zur Physik und Naturg. 1. B. 1. Stück. S. 10. u. f.) beschrieben worden. Es besteht aus einem hohlen elfenbeinernen Cylinder, 2"8t' lang und inwendig 2 1/2t' weit, welcher nur an einem Ende offen und nur (3/16) Lin. dick ist. Die obern 2 Lin. der Länge sind etwas dicker, und mit einer 13-14 Zoll langen Glasröhre verbunden. Bey feuchtem Wetter wird der Cylinder geräumiger; Quecksilber also, das in ihm und der Röhre enthalten ist, zeigt durch sein Fallen Feuchtigkeit, durch sein Steigen Trockenheit an, Als den festen Punkt der vollkommenen Nässe sieht Herr de Lüc den an, wo das Quecksilber steht, wenn man den Cylinder in schmelzendes Eis setzt. Nun mißt er an einem Quecksilberthermometer den Abstand des Eis- und Siedpunkts, bricht die Kugel davon ab, und wiegt das in ihr befindliche Quecksilber. Die vierte Proportionalzahl zu diesem Gewichte, dem Gewichte dessen, das zur Füllung des Cylinders nöthig ist, und der Größe des gemessenen Abstands giebt ihm das Fundamentalintervall am Hygrometer,
Herr de Luͤc fuͤhlte bey ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen uͤber die Luft das Beduͤrfniß, beſſere Maaße der Feuchtigkeit zu haben, ſehr lebhaft. Er brachte endlich ein Hygrometer von Elfenbein zu Stande, welches ſich mit andern aͤhnlichen vergleichen ließ, und die vorigen, welche hoͤchſtens nur Hygroſkope genannt werden koͤnnen, weit uͤbertraf. Dieſes Werkzeug gab er gleich nach deſſen Erfindung dem Capitain Phipps auf einer Reiſe nach dem Nordpole mit, daher ſich die erſte Nachricht davon ſchon in der Beſchreibung dieſer Reiſe (A voyage towards the north pole etc. London, 1774. gr. 4.) findet. Es iſt aber nachher von Herrn de Luͤc ſelbſt (Philoſ. Trans. Vol. LXIII. no. 38. ingl. Copie d'un mémoire ſur un hygromètre comparable in Rozier Obſerv. ſur la phyſique, May 1775. p. 381., deutſch in den Leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturg. 1. B. 1. Stuͤck. S. 10. u. f.) beſchrieben worden. Es beſteht aus einem hohlen elfenbeinernen Cylinder, 2″8tʹ lang und inwendig 2 1/2tʹ weit, welcher nur an einem Ende offen und nur (3/16) Lin. dick iſt. Die obern 2 Lin. der Laͤnge ſind etwas dicker, und mit einer 13-14 Zoll langen Glasroͤhre verbunden. Bey feuchtem Wetter wird der Cylinder geraͤumiger; Queckſilber alſo, das in ihm und der Roͤhre enthalten iſt, zeigt durch ſein Fallen Feuchtigkeit, durch ſein Steigen Trockenheit an, Als den feſten Punkt der vollkommenen Naͤſſe ſieht Herr de Luͤc den an, wo das Queckſilber ſteht, wenn man den Cylinder in ſchmelzendes Eis ſetzt. Nun mißt er an einem Queckſilberthermometer den Abſtand des Eis- und Siedpunkts, bricht die Kugel davon ab, und wiegt das in ihr befindliche Queckſilber. Die vierte Proportionalzahl zu dieſem Gewichte, dem Gewichte deſſen, das zur Fuͤllung des Cylinders noͤthig iſt, und der Groͤße des gemeſſenen Abſtands giebt ihm das Fundamentalintervall am Hygrometer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0672" xml:id="P.2.666" n="666"/><lb/> erleidet; worauf man dann den Gradbogen ſo weit naͤher oder weiter abruͤckt, daß der Zeiger in dieſer Lage den Punkt 100 trifft. Es faͤllt aber in die Augen, daß in dieſer Beſtimmung der feſten Punkte keine hinreichende Gewißheit liegt.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> fuͤhlte bey ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen uͤber die Luft das Beduͤrfniß, beſſere Maaße der Feuchtigkeit zu haben, ſehr lebhaft. Er brachte endlich ein Hygrometer von <hi rendition="#b">Elfenbein</hi> zu Stande, welches ſich mit andern aͤhnlichen vergleichen ließ, und die vorigen, welche hoͤchſtens nur <hi rendition="#b">Hygroſkope</hi> genannt werden koͤnnen, weit uͤbertraf. Dieſes Werkzeug gab er gleich nach deſſen Erfindung dem Capitain <hi rendition="#b">Phipps</hi> auf einer Reiſe nach dem Nordpole mit, daher ſich die erſte Nachricht davon ſchon in der Beſchreibung dieſer Reiſe <hi rendition="#aq">(A voyage towards the north pole etc. London, 1774.</hi> gr. 4.) findet. Es iſt aber nachher von Herrn <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> ſelbſt <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LXIII. no. 38.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Copie d'un mémoire ſur un hygromètre comparable in Rozier Obſerv. ſur la phyſique, May 1775. p. 381.,</hi> deutſch in den Leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturg. 1. B. 1. Stuͤck. S. 10. u. f.) beſchrieben worden. Es beſteht aus einem hohlen elfenbeinernen Cylinder, 2″8tʹ lang und inwendig 2 1/2tʹ weit, welcher nur an einem Ende offen und nur (3/16) Lin. dick iſt. Die obern 2 Lin. der Laͤnge ſind etwas dicker, und mit einer 13-14 Zoll langen Glasroͤhre verbunden. Bey feuchtem Wetter wird der Cylinder geraͤumiger; Queckſilber alſo, das in ihm und der Roͤhre enthalten iſt, zeigt durch ſein Fallen Feuchtigkeit, durch ſein Steigen Trockenheit an, Als den feſten Punkt der <hi rendition="#b">vollkommenen Naͤſſe</hi> ſieht Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> den an, wo das Queckſilber ſteht, wenn man den Cylinder in ſchmelzendes Eis ſetzt. Nun mißt er an einem Queckſilberthermometer den Abſtand des Eis- und Siedpunkts, bricht die Kugel davon ab, und wiegt das in ihr befindliche Queckſilber. Die vierte Proportionalzahl zu dieſem Gewichte, dem Gewichte deſſen, das zur Fuͤllung des Cylinders noͤthig iſt, und der Groͤße des gemeſſenen Abſtands giebt ihm das <hi rendition="#b">Fundamentalintervall</hi> am Hygrometer,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [666/0672]
erleidet; worauf man dann den Gradbogen ſo weit naͤher oder weiter abruͤckt, daß der Zeiger in dieſer Lage den Punkt 100 trifft. Es faͤllt aber in die Augen, daß in dieſer Beſtimmung der feſten Punkte keine hinreichende Gewißheit liegt.
Herr de Luͤc fuͤhlte bey ſeinen muͤhſamen Unterſuchungen uͤber die Luft das Beduͤrfniß, beſſere Maaße der Feuchtigkeit zu haben, ſehr lebhaft. Er brachte endlich ein Hygrometer von Elfenbein zu Stande, welches ſich mit andern aͤhnlichen vergleichen ließ, und die vorigen, welche hoͤchſtens nur Hygroſkope genannt werden koͤnnen, weit uͤbertraf. Dieſes Werkzeug gab er gleich nach deſſen Erfindung dem Capitain Phipps auf einer Reiſe nach dem Nordpole mit, daher ſich die erſte Nachricht davon ſchon in der Beſchreibung dieſer Reiſe (A voyage towards the north pole etc. London, 1774. gr. 4.) findet. Es iſt aber nachher von Herrn de Luͤc ſelbſt (Philoſ. Trans. Vol. LXIII. no. 38. ingl. Copie d'un mémoire ſur un hygromètre comparable in Rozier Obſerv. ſur la phyſique, May 1775. p. 381., deutſch in den Leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturg. 1. B. 1. Stuͤck. S. 10. u. f.) beſchrieben worden. Es beſteht aus einem hohlen elfenbeinernen Cylinder, 2″8tʹ lang und inwendig 2 1/2tʹ weit, welcher nur an einem Ende offen und nur (3/16) Lin. dick iſt. Die obern 2 Lin. der Laͤnge ſind etwas dicker, und mit einer 13-14 Zoll langen Glasroͤhre verbunden. Bey feuchtem Wetter wird der Cylinder geraͤumiger; Queckſilber alſo, das in ihm und der Roͤhre enthalten iſt, zeigt durch ſein Fallen Feuchtigkeit, durch ſein Steigen Trockenheit an, Als den feſten Punkt der vollkommenen Naͤſſe ſieht Herr de Luͤc den an, wo das Queckſilber ſteht, wenn man den Cylinder in ſchmelzendes Eis ſetzt. Nun mißt er an einem Queckſilberthermometer den Abſtand des Eis- und Siedpunkts, bricht die Kugel davon ab, und wiegt das in ihr befindliche Queckſilber. Die vierte Proportionalzahl zu dieſem Gewichte, dem Gewichte deſſen, das zur Fuͤllung des Cylinders noͤthig iſt, und der Groͤße des gemeſſenen Abſtands giebt ihm das Fundamentalintervall am Hygrometer,
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