Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Verfahrens, wobey blos der Kalk statt der Laugensalze substituirt werde. Erst die Zukunft, von der wir überhaupt noch wichtige Verbesserungen der Hygrometrie erwarten, wird über den Werth dieser beyden Werkzeuge entscheiden können, deren Erfinder sich an physikalischen Einsichten und mechanischer Geschicklichkeit beyde gleich kommen.

Man hat noch außerdem im Pflanzen- und Mineralreiche verschiedene Substanzen gefunden, welche zur Beobachtung und vielleicht auch zur Messung der in der Luft schwebenden Feuchtigkeit gebraucht werden könnten. Dahin gehören außer dem schon angeführten Schiefer aus Astrachan, das Weltauge (Das Weltauge, ein Hygroskop, von Schreber, im Naturforscher, 19. Stück, Halle, 1783.), eine vom Grafen de la Guerrande an den nördlichen Küsten von Bretagne gefundene Art von Meergras (Fucus, alga marina, s. Magazin für das Neuste aus der Physik u. s. w. III. B. 2. St. S. 159.) die vertrocknete Carlina vulgaris (Bjerkander in den neuen schwedischen Abh. III. Band) u. a. m.

Hygroskop, s. Hygrometer.

Hypomochlion, Unterlage, Hypomochlium, Hypomochlion, Point d'appui.

Dasjenige, was den Ruhepunkt eines Hebels C, Taf. X. Fig. 51. 52. 53. trägt oder hält, so daß sich der Hebel zwar um denselben drehen, nicht aber verschieben oder auf- und abwärts weichen kan. Man stellt sich das Hypomochlion am besten als einen Zapfen vor, um den sich der Hebel dreht. Die gewöhnliche Vorstellung einer Unterlage gilt nur, wenn die am Hebel wirkenden Kräfte den Ruhepunkt niederwärts drücken. In Fällen, wo der Ruhepunkt aufwärts gedrückt wird, wie bey Fig. 52., muß man ftatt dessen eine Ueberlage annehmen. Inzwischen ist die griechische Benennung von dem Begrisf der Unterlage abgeleitet; Hypomochlion heißt buchstäblich: was unterm Hebel liegt.

Der Widerstand der Unterlage oder des Zapfens, ist als eine dritte Kraft am Hebel anzusehen; und zieht man diese mit in Betrachtung, so richtet sich das, was am ruhenden


Verfahrens, wobey blos der Kalk ſtatt der Laugenſalze ſubſtituirt werde. Erſt die Zukunft, von der wir uͤberhaupt noch wichtige Verbeſſerungen der Hygrometrie erwarten, wird uͤber den Werth dieſer beyden Werkzeuge entſcheiden koͤnnen, deren Erfinder ſich an phyſikaliſchen Einſichten und mechaniſcher Geſchicklichkeit beyde gleich kommen.

Man hat noch außerdem im Pflanzen- und Mineralreiche verſchiedene Subſtanzen gefunden, welche zur Beobachtung und vielleicht auch zur Meſſung der in der Luft ſchwebenden Feuchtigkeit gebraucht werden koͤnnten. Dahin gehoͤren außer dem ſchon angefuͤhrten Schiefer aus Aſtrachan, das Weltauge (Das Weltauge, ein Hygroſkop, von Schreber, im Naturforſcher, 19. Stuͤck, Halle, 1783.), eine vom Grafen de la Guerrande an den noͤrdlichen Kuͤſten von Bretagne gefundene Art von Meergras (Fucus, alga marina, ſ. Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſik u. ſ. w. III. B. 2. St. S. 159.) die vertrocknete Carlina vulgaris (Bjerkander in den neuen ſchwediſchen Abh. III. Band) u. a. m.

Hygroſkop, ſ. Hygrometer.

Hypomochlion, Unterlage, Hypomochlium, Hypomochlion, Point d'appui.

Dasjenige, was den Ruhepunkt eines Hebels C, Taf. X. Fig. 51. 52. 53. traͤgt oder haͤlt, ſo daß ſich der Hebel zwar um denſelben drehen, nicht aber verſchieben oder auf- und abwaͤrts weichen kan. Man ſtellt ſich das Hypomochlion am beſten als einen Zapfen vor, um den ſich der Hebel dreht. Die gewoͤhnliche Vorſtellung einer Unterlage gilt nur, wenn die am Hebel wirkenden Kraͤfte den Ruhepunkt niederwaͤrts druͤcken. In Faͤllen, wo der Ruhepunkt aufwaͤrts gedruͤckt wird, wie bey Fig. 52., muß man ftatt deſſen eine Ueberlage annehmen. Inzwiſchen iſt die griechiſche Benennung von dem Begriſf der Unterlage abgeleitet; Hypomochlion heißt buchſtaͤblich: was unterm Hebel liegt.

Der Widerſtand der Unterlage oder des Zapfens, iſt als eine dritte Kraft am Hebel anzuſehen; und zieht man dieſe mit in Betrachtung, ſo richtet ſich das, was am ruhenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0680" xml:id="P.2.674" n="674"/><lb/>
Verfahrens, wobey blos der Kalk &#x017F;tatt der Laugen&#x017F;alze &#x017F;ub&#x017F;tituirt werde. Er&#x017F;t die Zukunft, von der wir u&#x0364;berhaupt noch wichtige Verbe&#x017F;&#x017F;erungen der Hygrometrie erwarten, wird u&#x0364;ber den Werth die&#x017F;er beyden Werkzeuge ent&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen, deren Erfinder &#x017F;ich an phy&#x017F;ikali&#x017F;chen Ein&#x017F;ichten und mechani&#x017F;cher Ge&#x017F;chicklichkeit beyde gleich kommen.</p>
            <p>Man hat noch außerdem im Pflanzen- und Mineralreiche ver&#x017F;chiedene Sub&#x017F;tanzen gefunden, welche zur Beobachtung und vielleicht auch zur Me&#x017F;&#x017F;ung der in der Luft &#x017F;chwebenden Feuchtigkeit gebraucht werden ko&#x0364;nnten. Dahin geho&#x0364;ren außer dem &#x017F;chon angefu&#x0364;hrten Schiefer aus A&#x017F;trachan, das Weltauge (Das Weltauge, ein Hygro&#x017F;kop, von <hi rendition="#b">Schreber,</hi> im Naturfor&#x017F;cher, 19. Stu&#x0364;ck, Halle, 1783.), eine vom Grafen <hi rendition="#b">de la Guerrande</hi> an den no&#x0364;rdlichen Ku&#x0364;&#x017F;ten von Bretagne gefundene Art von Meergras <hi rendition="#aq">(Fucus, alga marina,</hi> &#x017F;. Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te aus der Phy&#x017F;ik u. &#x017F;. w. <hi rendition="#aq">III.</hi> B. 2. St. S. 159.) die vertrocknete <hi rendition="#aq">Carlina vulgaris</hi> (<hi rendition="#b">Bjerkander</hi> in den neuen &#x017F;chwedi&#x017F;chen Abh. <hi rendition="#aq">III.</hi> Band) u. a. m.</p>
            <p> <hi rendition="#b">Hygro&#x017F;kop, &#x017F;. Hygrometer.</hi> </p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Hypomochlion, Unterlage, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Hypomochlium</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Hypomochlion, Point d'appui</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Dasjenige, was den Ruhepunkt eines Hebels <hi rendition="#aq">C,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">X.</hi> Fig. 51. 52. 53. tra&#x0364;gt oder ha&#x0364;lt, &#x017F;o daß &#x017F;ich der Hebel zwar um den&#x017F;elben drehen, nicht aber ver&#x017F;chieben oder auf- und abwa&#x0364;rts weichen kan. Man &#x017F;tellt &#x017F;ich das Hypomochlion am be&#x017F;ten als einen Zapfen vor, um den &#x017F;ich der Hebel dreht. Die gewo&#x0364;hnliche Vor&#x017F;tellung einer <hi rendition="#b">Unterlage</hi> gilt nur, wenn die am Hebel wirkenden Kra&#x0364;fte den Ruhepunkt niederwa&#x0364;rts dru&#x0364;cken. In Fa&#x0364;llen, wo der Ruhepunkt aufwa&#x0364;rts gedru&#x0364;ckt wird, wie bey Fig. 52., muß man ftatt de&#x017F;&#x017F;en eine Ueberlage annehmen. Inzwi&#x017F;chen i&#x017F;t die griechi&#x017F;che Benennung von dem Begri&#x017F;f der Unterlage abgeleitet; Hypomochlion heißt buch&#x017F;ta&#x0364;blich: was unterm Hebel liegt.</p>
            <p>Der Wider&#x017F;tand der Unterlage oder des Zapfens, i&#x017F;t als eine dritte Kraft am Hebel anzu&#x017F;ehen; und zieht man die&#x017F;e mit in Betrachtung, &#x017F;o richtet &#x017F;ich das, was am ruhenden<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[674/0680] Verfahrens, wobey blos der Kalk ſtatt der Laugenſalze ſubſtituirt werde. Erſt die Zukunft, von der wir uͤberhaupt noch wichtige Verbeſſerungen der Hygrometrie erwarten, wird uͤber den Werth dieſer beyden Werkzeuge entſcheiden koͤnnen, deren Erfinder ſich an phyſikaliſchen Einſichten und mechaniſcher Geſchicklichkeit beyde gleich kommen. Man hat noch außerdem im Pflanzen- und Mineralreiche verſchiedene Subſtanzen gefunden, welche zur Beobachtung und vielleicht auch zur Meſſung der in der Luft ſchwebenden Feuchtigkeit gebraucht werden koͤnnten. Dahin gehoͤren außer dem ſchon angefuͤhrten Schiefer aus Aſtrachan, das Weltauge (Das Weltauge, ein Hygroſkop, von Schreber, im Naturforſcher, 19. Stuͤck, Halle, 1783.), eine vom Grafen de la Guerrande an den noͤrdlichen Kuͤſten von Bretagne gefundene Art von Meergras (Fucus, alga marina, ſ. Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſik u. ſ. w. III. B. 2. St. S. 159.) die vertrocknete Carlina vulgaris (Bjerkander in den neuen ſchwediſchen Abh. III. Band) u. a. m. Hygroſkop, ſ. Hygrometer. Hypomochlion, Unterlage, Hypomochlium, Hypomochlion, Point d'appui. Dasjenige, was den Ruhepunkt eines Hebels C, Taf. X. Fig. 51. 52. 53. traͤgt oder haͤlt, ſo daß ſich der Hebel zwar um denſelben drehen, nicht aber verſchieben oder auf- und abwaͤrts weichen kan. Man ſtellt ſich das Hypomochlion am beſten als einen Zapfen vor, um den ſich der Hebel dreht. Die gewoͤhnliche Vorſtellung einer Unterlage gilt nur, wenn die am Hebel wirkenden Kraͤfte den Ruhepunkt niederwaͤrts druͤcken. In Faͤllen, wo der Ruhepunkt aufwaͤrts gedruͤckt wird, wie bey Fig. 52., muß man ftatt deſſen eine Ueberlage annehmen. Inzwiſchen iſt die griechiſche Benennung von dem Begriſf der Unterlage abgeleitet; Hypomochlion heißt buchſtaͤblich: was unterm Hebel liegt. Der Widerſtand der Unterlage oder des Zapfens, iſt als eine dritte Kraft am Hebel anzuſehen; und zieht man dieſe mit in Betrachtung, ſo richtet ſich das, was am ruhenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/680
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/680>, abgerufen am 01.09.2024.