Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Le Cat trug im Magazin Francois, Juillet, 1750. ein System vor, welches die Entstehung der Berge auf dem sonst ebnen Meergrunde der Wirkung des Mondes, oder der Ebbe und Fluth, zuschreibt. Diese, sagt er, häufte den Schlamm in ungeheure Massen auf; dadurch mußten an andern Stellen Vertiefungen entstehen, in welche sich das Wasser senkte, und einen Theil der erhobnen Erde auf dem Trocknen zurückließ. Diese Wirkungen dauern noch immer, wiewohl langsamer, fort, und endlich wird das Meer die ganze Erdkugel aushöhlen. Man sieht aber gar bald, daß die Wirkung der Ebbe und Fluth auf einer regelmäßigen sphäroidischen Fläche den Schlamm nicht in Berge aufhäufen, sondern höchstens nur gegen die Pole treiben und in Gestalt von Zonen anlegen kan. Der Graf Büffon (Histoire naturelle generale et particuliere, To. I., Theorie de la terre, ingl. mit beträchtlichen Abänderungen Supplement, To. IX et X. Paris, 1778. 8.) benützt den Umstand, daß sich alle Planeten um die Sonne und um ihre Axen nach einerley Seite zu bewegen, und daß ihre Bahnen nur kleine Winkel, höchstens von 7 1/2° mit einander machen, zu der Vermuthung, daß ihre anfängliche Bewegung aus einer gemeinschaftlichen Ursache entstanden sey. Er stellt sich vor, ein Komet sey schief gegen die Sonne gefallen und habe von ihr den 650sten Theil ihrer Masse abgestoßen, auch den Stücken die Umdrehung um ihre Axe nach eben der Richtung mitgetheilt. Diese Stücken fiengen nun vermöge der Gravitation ihre Centralbewegungen
Le Cat trug im Magazin François, Juillet, 1750. ein Syſtem vor, welches die Entſtehung der Berge auf dem ſonſt ebnen Meergrunde der Wirkung des Mondes, oder der Ebbe und Fluth, zuſchreibt. Dieſe, ſagt er, haͤufte den Schlamm in ungeheure Maſſen auf; dadurch mußten an andern Stellen Vertiefungen entſtehen, in welche ſich das Waſſer ſenkte, und einen Theil der erhobnen Erde auf dem Trocknen zuruͤckließ. Dieſe Wirkungen dauern noch immer, wiewohl langſamer, fort, und endlich wird das Meer die ganze Erdkugel aushoͤhlen. Man ſieht aber gar bald, daß die Wirkung der Ebbe und Fluth auf einer regelmaͤßigen ſphaͤroidiſchen Flaͤche den Schlamm nicht in Berge aufhaͤufen, ſondern hoͤchſtens nur gegen die Pole treiben und in Geſtalt von Zonen anlegen kan. Der Graf Buͤffon (Hiſtoire naturelle generale et particuliere, To. I., Theorie de la terre, ingl. mit betraͤchtlichen Abaͤnderungen Supplement, To. IX et X. Paris, 1778. 8.) benuͤtzt den Umſtand, daß ſich alle Planeten um die Sonne und um ihre Axen nach einerley Seite zu bewegen, und daß ihre Bahnen nur kleine Winkel, hoͤchſtens von 7 1/2° mit einander machen, zu der Vermuthung, daß ihre anfaͤngliche Bewegung aus einer gemeinſchaftlichen Urſache entſtanden ſey. Er ſtellt ſich vor, ein Komet ſey ſchief gegen die Sonne gefallen und habe von ihr den 650ſten Theil ihrer Maſſe abgeſtoßen, auch den Stuͤcken die Umdrehung um ihre Axe nach eben der Richtung mitgetheilt. Dieſe Stuͤcken fiengen nun vermoͤge der Gravitation ihre Centralbewegungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0069" xml:id="P.2.63" n="63"/><lb/> dieſen Schriftſteller die Vorliebe zu einem Syſtem gefuͤhrt hat, das ſich doch nur auf einige locale Beobachtungen an den Kuͤſten des mittellaͤndiſchen Meeres gruͤndet. Er traͤgt zur Beſtaͤtigung des Theils, der die Thiere und Menſchen betrifft, die laͤcherlichſten Fabeln vor, und giebt Bloͤßen, welche <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> (Briefe uͤber die Geſch. der Erde, Th. <hi rendition="#aq">I. XLI.</hi> u. ſ. Brief) faͤſt umſtaͤndlicher, als es noͤthig war, darſtellet. Uebrigens hat er wegen ſeiner guten Schreibart viele Leſer gefunden, und den Satz: daß unſer feſtes Land ehedem Meergrund geweſen ſey, ſehr ſchoͤn und uͤberzeugend dargethan.</p> <p><hi rendition="#b">Le Cat</hi> trug im <hi rendition="#aq">Magazin François, Juillet,</hi> 1750. ein Syſtem vor, welches die Entſtehung der Berge auf dem ſonſt ebnen Meergrunde der Wirkung des Mondes, oder der Ebbe und Fluth, zuſchreibt. Dieſe, ſagt er, haͤufte den Schlamm in ungeheure Maſſen auf; dadurch mußten an andern Stellen Vertiefungen entſtehen, in welche ſich das Waſſer ſenkte, und einen Theil der erhobnen Erde auf dem Trocknen zuruͤckließ. Dieſe Wirkungen dauern noch immer, wiewohl langſamer, fort, und endlich wird das Meer die ganze Erdkugel aushoͤhlen. Man ſieht aber gar bald, daß die Wirkung der Ebbe und Fluth auf einer regelmaͤßigen ſphaͤroidiſchen Flaͤche den Schlamm nicht in Berge aufhaͤufen, ſondern hoͤchſtens nur gegen die Pole treiben und in Geſtalt von Zonen anlegen kan.</p> <p>Der Graf <hi rendition="#b">Buͤffon</hi> (<hi rendition="#aq">Hiſtoire naturelle generale et particuliere, To. I., Theorie de la terre,</hi> ingl. mit betraͤchtlichen Abaͤnderungen <hi rendition="#aq">Supplement, To. IX et X. Paris,</hi> 1778. 8.) benuͤtzt den Umſtand, daß ſich alle Planeten um die Sonne und um ihre Axen nach einerley Seite zu bewegen, und daß ihre Bahnen nur kleine Winkel, hoͤchſtens von 7 1/2° mit einander machen, zu der Vermuthung, daß ihre anfaͤngliche Bewegung aus einer gemeinſchaftlichen Urſache entſtanden ſey. Er ſtellt ſich vor, ein Komet ſey ſchief gegen die Sonne gefallen und habe von ihr den 650ſten Theil ihrer Maſſe abgeſtoßen, auch den Stuͤcken die Umdrehung um ihre Axe nach eben der Richtung mitgetheilt. Dieſe Stuͤcken fiengen nun vermoͤge der Gravitation ihre Centralbewegungen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0069]
dieſen Schriftſteller die Vorliebe zu einem Syſtem gefuͤhrt hat, das ſich doch nur auf einige locale Beobachtungen an den Kuͤſten des mittellaͤndiſchen Meeres gruͤndet. Er traͤgt zur Beſtaͤtigung des Theils, der die Thiere und Menſchen betrifft, die laͤcherlichſten Fabeln vor, und giebt Bloͤßen, welche de Luͤc (Briefe uͤber die Geſch. der Erde, Th. I. XLI. u. ſ. Brief) faͤſt umſtaͤndlicher, als es noͤthig war, darſtellet. Uebrigens hat er wegen ſeiner guten Schreibart viele Leſer gefunden, und den Satz: daß unſer feſtes Land ehedem Meergrund geweſen ſey, ſehr ſchoͤn und uͤberzeugend dargethan.
Le Cat trug im Magazin François, Juillet, 1750. ein Syſtem vor, welches die Entſtehung der Berge auf dem ſonſt ebnen Meergrunde der Wirkung des Mondes, oder der Ebbe und Fluth, zuſchreibt. Dieſe, ſagt er, haͤufte den Schlamm in ungeheure Maſſen auf; dadurch mußten an andern Stellen Vertiefungen entſtehen, in welche ſich das Waſſer ſenkte, und einen Theil der erhobnen Erde auf dem Trocknen zuruͤckließ. Dieſe Wirkungen dauern noch immer, wiewohl langſamer, fort, und endlich wird das Meer die ganze Erdkugel aushoͤhlen. Man ſieht aber gar bald, daß die Wirkung der Ebbe und Fluth auf einer regelmaͤßigen ſphaͤroidiſchen Flaͤche den Schlamm nicht in Berge aufhaͤufen, ſondern hoͤchſtens nur gegen die Pole treiben und in Geſtalt von Zonen anlegen kan.
Der Graf Buͤffon (Hiſtoire naturelle generale et particuliere, To. I., Theorie de la terre, ingl. mit betraͤchtlichen Abaͤnderungen Supplement, To. IX et X. Paris, 1778. 8.) benuͤtzt den Umſtand, daß ſich alle Planeten um die Sonne und um ihre Axen nach einerley Seite zu bewegen, und daß ihre Bahnen nur kleine Winkel, hoͤchſtens von 7 1/2° mit einander machen, zu der Vermuthung, daß ihre anfaͤngliche Bewegung aus einer gemeinſchaftlichen Urſache entſtanden ſey. Er ſtellt ſich vor, ein Komet ſey ſchief gegen die Sonne gefallen und habe von ihr den 650ſten Theil ihrer Maſſe abgeſtoßen, auch den Stuͤcken die Umdrehung um ihre Axe nach eben der Richtung mitgetheilt. Dieſe Stuͤcken fiengen nun vermoͤge der Gravitation ihre Centralbewegungen
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