Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Volta (Lettere sull'aria inflammabile nativa delle paludi, Como, 1776. 8.) erklärt die Irrlichter für Erscheinungen der aus sumpfigen Orten aufsteigenden brennbaren oder Sumpfluft, welche durch ihre Vermischung mit atmosphärischer Luft einer Entzündung fähig wird, und bey vielen Versuchen, durch den elektrischen Funken entzündet, eine bläuliche Flamme giebt, welche dem Scheine der Irrlichter ziemlich ähnlich ist, s. Gas, brennbares. Dieser Erklärung, welche bey vielen Physikern Beyfall gefunden hat, steht nur das entgegen, daß die Irrlichter blos zu leuchten, nicht wirklich zu brennen scheinen, und daß man sich Blitze oder elektrische Funken hinzudenken muß, welche die aus den Sümpfen emporsteigenden Ströme von Gas entzünden. Mir bleibt es daher allemal wahrscheinlicher, daß die gewöhnlichen Irrlichter Wirkungen einer durch die Fäulniß erzeugten phosphorescirenden Materie sind. Vielleicht werden einst genauere Beobachtungen dieses Meteors selbst, und Untersuchungen über die phosphoreseirenden Gasarten (s. Gas, phosphorisches) mehr Licht über diesen noch sehr dunkeln Gegenstand verbreiten. Die brennenden Irrwische, welche Musschenbrock (Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2508.) unter dem Namen Ambulones incendiarii anführt, dergleichen nach dem Tacitus (Annal. L. XIII.) ehedem in der Gegend von Lüttich, und nach neuern Nachrichten in Holstein, Frankreich und Italien, Häuser angezündet und Verwüstungen angerichtet haben sollen, gehören nicht hieher, und sind allem Ansehen nach Erdbrände oder Ausbrüche eines unterirdischen Feuers gewesen. van Musschenbroek Introd. in philos. nat. To. II. §. 2507. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, §. 757.
Volta (Lettere ſull'aria inflammabile nativa delle paludi, Como, 1776. 8.) erklaͤrt die Irrlichter fuͤr Erſcheinungen der aus ſumpfigen Orten aufſteigenden brennbaren oder Sumpfluft, welche durch ihre Vermiſchung mit atmoſphaͤriſcher Luft einer Entzuͤndung faͤhig wird, und bey vielen Verſuchen, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, eine blaͤuliche Flamme giebt, welche dem Scheine der Irrlichter ziemlich aͤhnlich iſt, ſ. Gas, brennbares. Dieſer Erklaͤrung, welche bey vielen Phyſikern Beyfall gefunden hat, ſteht nur das entgegen, daß die Irrlichter blos zu leuchten, nicht wirklich zu brennen ſcheinen, und daß man ſich Blitze oder elektriſche Funken hinzudenken muß, welche die aus den Suͤmpfen emporſteigenden Stroͤme von Gas entzuͤnden. Mir bleibt es daher allemal wahrſcheinlicher, daß die gewoͤhnlichen Irrlichter Wirkungen einer durch die Faͤulniß erzeugten phoſphoreſcirenden Materie ſind. Vielleicht werden einſt genauere Beobachtungen dieſes Meteors ſelbſt, und Unterſuchungen uͤber die phoſphoreſeirenden Gasarten (ſ. Gas, phoſphoriſches) mehr Licht uͤber dieſen noch ſehr dunkeln Gegenſtand verbreiten. Die brennenden Irrwiſche, welche Muſſchenbrock (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2508.) unter dem Namen Ambulones incendiarii anfuͤhrt, dergleichen nach dem Tacitus (Annal. L. XIII.) ehedem in der Gegend von Luͤttich, und nach neuern Nachrichten in Holſtein, Frankreich und Italien, Haͤuſer angezuͤndet und Verwuͤſtungen angerichtet haben ſollen, gehoͤren nicht hieher, und ſind allem Anſehen nach Erdbraͤnde oder Ausbruͤche eines unterirdiſchen Feuers geweſen. van Muſſchenbroek Introd. in philoſ. nat. To. II. §. 2507. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, §. 757. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0701" xml:id="P.2.695" n="695"/><lb/> Selbſt waͤhrend der Erſcheinung regnete es, und der Wind gieng maͤßig aus Abend. <hi rendition="#b">Reimarus</hi> (Vom Blitze, §. 100 und 168.) haͤlt die Irrlichter und Irrwiſche darum nicht fuͤr elektriſch, weil ihr Licht zu matt ſey: auf das eben beſchriebene Meteor aber laͤßt ſich dieſer Schluß nicht anwenden.</p> <p><hi rendition="#b">Volta</hi><hi rendition="#aq">(Lettere ſull'aria inflammabile nativa delle paludi, Como, 1776. 8.)</hi> erklaͤrt die Irrlichter fuͤr Erſcheinungen der aus ſumpfigen Orten aufſteigenden brennbaren oder Sumpfluft, welche durch ihre Vermiſchung mit atmoſphaͤriſcher Luft einer Entzuͤndung faͤhig wird, und bey vielen Verſuchen, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, eine blaͤuliche Flamme giebt, welche dem Scheine der Irrlichter ziemlich aͤhnlich iſt, <hi rendition="#b">ſ. Gas, brennbares.</hi> Dieſer Erklaͤrung, welche bey vielen Phyſikern Beyfall gefunden hat, ſteht nur das entgegen, daß die Irrlichter blos zu leuchten, nicht wirklich zu brennen ſcheinen, und daß man ſich Blitze oder elektriſche Funken hinzudenken muß, welche die aus den Suͤmpfen emporſteigenden Stroͤme von Gas entzuͤnden. Mir bleibt es daher allemal wahrſcheinlicher, daß die gewoͤhnlichen Irrlichter Wirkungen einer durch die Faͤulniß erzeugten phoſphoreſcirenden Materie ſind. Vielleicht werden einſt genauere Beobachtungen dieſes Meteors ſelbſt, und Unterſuchungen uͤber die phoſphoreſeirenden Gasarten (<hi rendition="#b">ſ. Gas, phoſphoriſches</hi>) mehr Licht uͤber dieſen noch ſehr dunkeln Gegenſtand verbreiten.</p> <p>Die <hi rendition="#b">brennenden Irrwiſche,</hi> welche <hi rendition="#b">Muſſchenbrock</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2508.)</hi> unter dem Namen <hi rendition="#aq">Ambulones incendiarii</hi> anfuͤhrt, dergleichen nach dem <hi rendition="#b">Tacitus</hi> <hi rendition="#aq">(Annal. L. XIII.)</hi> ehedem in der Gegend von Luͤttich, und nach neuern Nachrichten in Holſtein, Frankreich und Italien, Haͤuſer angezuͤndet und Verwuͤſtungen angerichtet haben ſollen, gehoͤren nicht hieher, und ſind allem Anſehen nach Erdbraͤnde oder Ausbruͤche eines unterirdiſchen Feuers geweſen.</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">van Muſſchenbroek</hi> Introd. in philoſ. nat. To. II. §. 2507.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Erxleben</hi> Anfangsgr. der Naturlehre, §. 757.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [695/0701]
Selbſt waͤhrend der Erſcheinung regnete es, und der Wind gieng maͤßig aus Abend. Reimarus (Vom Blitze, §. 100 und 168.) haͤlt die Irrlichter und Irrwiſche darum nicht fuͤr elektriſch, weil ihr Licht zu matt ſey: auf das eben beſchriebene Meteor aber laͤßt ſich dieſer Schluß nicht anwenden.
Volta (Lettere ſull'aria inflammabile nativa delle paludi, Como, 1776. 8.) erklaͤrt die Irrlichter fuͤr Erſcheinungen der aus ſumpfigen Orten aufſteigenden brennbaren oder Sumpfluft, welche durch ihre Vermiſchung mit atmoſphaͤriſcher Luft einer Entzuͤndung faͤhig wird, und bey vielen Verſuchen, durch den elektriſchen Funken entzuͤndet, eine blaͤuliche Flamme giebt, welche dem Scheine der Irrlichter ziemlich aͤhnlich iſt, ſ. Gas, brennbares. Dieſer Erklaͤrung, welche bey vielen Phyſikern Beyfall gefunden hat, ſteht nur das entgegen, daß die Irrlichter blos zu leuchten, nicht wirklich zu brennen ſcheinen, und daß man ſich Blitze oder elektriſche Funken hinzudenken muß, welche die aus den Suͤmpfen emporſteigenden Stroͤme von Gas entzuͤnden. Mir bleibt es daher allemal wahrſcheinlicher, daß die gewoͤhnlichen Irrlichter Wirkungen einer durch die Faͤulniß erzeugten phoſphoreſcirenden Materie ſind. Vielleicht werden einſt genauere Beobachtungen dieſes Meteors ſelbſt, und Unterſuchungen uͤber die phoſphoreſeirenden Gasarten (ſ. Gas, phoſphoriſches) mehr Licht uͤber dieſen noch ſehr dunkeln Gegenſtand verbreiten.
Die brennenden Irrwiſche, welche Muſſchenbrock (Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2508.) unter dem Namen Ambulones incendiarii anfuͤhrt, dergleichen nach dem Tacitus (Annal. L. XIII.) ehedem in der Gegend von Luͤttich, und nach neuern Nachrichten in Holſtein, Frankreich und Italien, Haͤuſer angezuͤndet und Verwuͤſtungen angerichtet haben ſollen, gehoͤren nicht hieher, und ſind allem Anſehen nach Erdbraͤnde oder Ausbruͤche eines unterirdiſchen Feuers geweſen.
van Muſſchenbroek Introd. in philoſ. nat. To. II. §. 2507.
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