Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Irrsterne, s. Planeten. Irrwische, s. Irrlichter. Isochronisch, Isochrona, Isochrones. Diesen Namen giebt man Wirkungen, welche von gleich langer Dauer sind, oder in gleich langen Zeiten erfolgen. So sind die Schwingungen eines Pendels isochronisch, wenn das Pendel selbst einerley Länge behält, und die Bogen, durch die es schwingt, gleich groß bleiben. Diese Eigenschaft der Wirkungen oder Erscheinungen heißt ihr Isochronismus. Unter isochronisch-paracentrischen Linien versteht man in der höhern Mechanik diejenigen Curven, in welchen ein Körper, von einer gegebnen Kraft getrieben, sich einem gegebnen Punkte in gleichen Zeiten gleich viel nähert, oder von demselben entfernt. Für die freye Centralbewegung ist die hyperbolische Spirallinie eine solche Curve, in welcher ein Körper läuft, wenn sich die Centripetalkraft verkehrt, wie der Würfel der Entfernung vom Mittelpunkte der Kräfte verhält. Leibnitz (Act. Erud. Lips. 1689. p. 195.) hat die Fragen von diesen Linien zuerst in die Mechanik eingeführt, nachdem er sie schon 1687 dem Abt Catelan, einem Vertheidiger der cartesianischen Physik, aufgegeben hatte. Sie heißen auch Curvae accessus et recessus aequabilis, und Euler handelt von ihnen im zweyten Theile seiner Mechanik (Prop. 28--30.). Isoliren, Insulare, Corporibus idioelectricis circumdare, Isoler. Einen Körper isoliren, heißt, ihn mit lauter Nicht-leitern der Elektricität umringen, und von allen leitenden Verbindungen mit dem Erdboden ausschließen. Da die reine und trockne Luft ein Nicht-leiter ist, so ist ein in ihr schwebender Körper, z. B. eine Pflaumfeder, schon an sich isolirt. Eine Metallstange, die in reiner und trockner Lust an seidnen Schnüren hängt, auf einem gläsernen Fuße steht, u. dgl. ist isolirt, weil sie nichts als Luft und Seide oder Glas, mithin lauter Richtleiter, berührt. So wird ein Mensch isolirt, wenn er sich Irrſterne, ſ. Planeten. Irrwiſche, ſ. Irrlichter. Iſochroniſch, Iſochrona, Iſochrones. Dieſen Namen giebt man Wirkungen, welche von gleich langer Dauer ſind, oder in gleich langen Zeiten erfolgen. So ſind die Schwingungen eines Pendels iſochroniſch, wenn das Pendel ſelbſt einerley Laͤnge behaͤlt, und die Bogen, durch die es ſchwingt, gleich groß bleiben. Dieſe Eigenſchaft der Wirkungen oder Erſcheinungen heißt ihr Iſochroniſmus. Unter iſochroniſch-paracentriſchen Linien verſteht man in der hoͤhern Mechanik diejenigen Curven, in welchen ein Koͤrper, von einer gegebnen Kraft getrieben, ſich einem gegebnen Punkte in gleichen Zeiten gleich viel naͤhert, oder von demſelben entfernt. Fuͤr die freye Centralbewegung iſt die hyperboliſche Spirallinie eine ſolche Curve, in welcher ein Koͤrper laͤuft, wenn ſich die Centripetalkraft verkehrt, wie der Wuͤrfel der Entfernung vom Mittelpunkte der Kraͤfte verhaͤlt. Leibnitz (Act. Erud. Lipſ. 1689. p. 195.) hat die Fragen von dieſen Linien zuerſt in die Mechanik eingefuͤhrt, nachdem er ſie ſchon 1687 dem Abt Catelan, einem Vertheidiger der carteſianiſchen Phyſik, aufgegeben hatte. Sie heißen auch Curvae acceſſus et receſſus aequabilis, und Euler handelt von ihnen im zweyten Theile ſeiner Mechanik (Prop. 28—30.). Iſoliren, Inſulare, Corporibus idioelectricis circumdare, Iſoler. Einen Koͤrper iſoliren, heißt, ihn mit lauter Nicht-leitern der Elektricitaͤt umringen, und von allen leitenden Verbindungen mit dem Erdboden ausſchließen. Da die reine und trockne Luft ein Nicht-leiter iſt, ſo iſt ein in ihr ſchwebender Koͤrper, z. B. eine Pflaumfeder, ſchon an ſich iſolirt. Eine Metallſtange, die in reiner und trockner Luſt an ſeidnen Schnuͤren haͤngt, auf einem glaͤſernen Fuße ſteht, u. dgl. iſt iſolirt, weil ſie nichts als Luft und Seide oder Glas, mithin lauter Richtleiter, beruͤhrt. So wird ein Menſch iſolirt, wenn er ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0702" xml:id="P.2.696" n="696"/><lb/> </p> <p> <hi rendition="#b">Irrſterne, ſ. Planeten.</hi> </p> <p> <hi rendition="#b">Irrwiſche, ſ. Irrlichter.</hi> </p> <p><hi rendition="#b">Iſochroniſch,</hi><hi rendition="#aq">Iſochrona, <hi rendition="#i">Iſochrones.</hi></hi> Dieſen Namen giebt man Wirkungen, welche von gleich langer Dauer ſind, oder in gleich langen Zeiten erfolgen. So ſind die Schwingungen eines Pendels <hi rendition="#b">iſochroniſch,</hi> wenn das Pendel ſelbſt einerley Laͤnge behaͤlt, und die Bogen, durch die es ſchwingt, gleich groß bleiben. 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Irrſterne, ſ. Planeten.
Irrwiſche, ſ. Irrlichter.
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Unter iſochroniſch-paracentriſchen Linien verſteht man in der hoͤhern Mechanik diejenigen Curven, in welchen ein Koͤrper, von einer gegebnen Kraft getrieben, ſich einem gegebnen Punkte in gleichen Zeiten gleich viel naͤhert, oder von demſelben entfernt. Fuͤr die freye Centralbewegung iſt die hyperboliſche Spirallinie eine ſolche Curve, in welcher ein Koͤrper laͤuft, wenn ſich die Centripetalkraft verkehrt, wie der Wuͤrfel der Entfernung vom Mittelpunkte der Kraͤfte verhaͤlt. Leibnitz (Act. Erud. Lipſ. 1689. p. 195.) hat die Fragen von dieſen Linien zuerſt in die Mechanik eingefuͤhrt, nachdem er ſie ſchon 1687 dem Abt Catelan, einem Vertheidiger der carteſianiſchen Phyſik, aufgegeben hatte. Sie heißen auch Curvae acceſſus et receſſus aequabilis, und Euler handelt von ihnen im zweyten Theile ſeiner Mechanik (Prop. 28—30.).
Iſoliren, Inſulare, Corporibus idioelectricis circumdare, Iſoler. Einen Koͤrper iſoliren, heißt, ihn mit lauter Nicht-leitern der Elektricitaͤt umringen, und von allen leitenden Verbindungen mit dem Erdboden ausſchließen. Da die reine und trockne Luft ein Nicht-leiter iſt, ſo iſt ein in ihr ſchwebender Koͤrper, z. B. eine Pflaumfeder, ſchon an ſich iſolirt. Eine Metallſtange, die in reiner und trockner Luſt an ſeidnen Schnuͤren haͤngt, auf einem glaͤſernen Fuße ſteht, u. dgl. iſt iſolirt, weil ſie nichts als Luft und Seide oder Glas, mithin lauter Richtleiter, beruͤhrt. So wird ein Menſch iſolirt, wenn er ſich
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