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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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im Winter kälter, als im Sommer; so entsteht durch Bindung oder Verwendung freyer Wärme eine oft sehr beträchtliche Kälte bey gewissen Auflösungen, Ausdünstungen u. dgl.; so wird durch Mittheilung seiner Wärme ein Körper abgekühlt, wenn ihn andere kältere berühren oder umgeben. Durch diese Mittel entsteht Kälte entweder ohne Zuthun der Menschen, oder durch geflissentliche Veranstaltungen; worauf die Elntheilung der Kälte in natürliche und künstliche beruht. Da von der letztern der folgende Artikel handeln wird, so ist hier nur noch etwas weniges von der natürlichen Kälte hinzuzusetzen.

Viele Länder und Gegenden sind ihrer Lage wegen weit kälter als andere, die mit ihnen unter einerley geographischer Breite liegen, und also den Sonnenstralen in gleichem Maaße ausgesetzt sind. Ueberhaupt ist ein Ort desto kälter, je höher er über der Meeresfläche liegt; daher denn selbst in Peru, mitten in der heißen Zone, die Gipfel vieler Berge mit beständigem Schnee und Eis bedeckt bleiben. Man erklärte sonst diese kältere Temperatur hoher Orte daraus, daß sich die dünnere Luft daselbst nicht stark erwärmen ließe, und daß der größte Theil der Wärme von den von der Erdfläche zurückgeworfenen Sonnenstralen herrührte, welche die höhern Gegenden des Luftkreises nur in geringer Menge erreichten. Aber Herr de Lüc (Briefe über die Gesch. der Erde, Th. II. S. 491. u. f.) zeigt aus Beobachtungen des Herrn Pictet in Genf, daß die Wärme des Erdbodens, und die Reflexion der Sonnenstralen sehr wenig Einfluß auf die Wärme der Luft haben, daß vielmehr die Einwirkung der Sonnenstralen auf die Luft nicht allein von der Dichte der Luft, sondern auch von der Natur der Luftschichten und von der Menge der Feuermaterie, die sie enthalten, abhänge; weil z. B. die untere Luft, wenn sie viel Dünste in sich hält, sich unter gleichen Umständen stärker erwärmen läßt, als wenn sie rein ist. Dennoch leitet Kirwan (An Estimate of the temperature of different latitudes. London, 1787. 8.) den größten Theil der Wärme des Luftkreises von der Berührung und Mittheilung des Erdbodens her, wobey die Kälte auf den Bergen


im Winter kaͤlter, als im Sommer; ſo entſteht durch Bindung oder Verwendung freyer Waͤrme eine oft ſehr betraͤchtliche Kaͤlte bey gewiſſen Aufloͤſungen, Ausduͤnſtungen u. dgl.; ſo wird durch Mittheilung ſeiner Waͤrme ein Koͤrper abgekuͤhlt, wenn ihn andere kaͤltere beruͤhren oder umgeben. Durch dieſe Mittel entſteht Kaͤlte entweder ohne Zuthun der Menſchen, oder durch gefliſſentliche Veranſtaltungen; worauf die Elntheilung der Kaͤlte in natuͤrliche und kuͤnſtliche beruht. Da von der letztern der folgende Artikel handeln wird, ſo iſt hier nur noch etwas weniges von der natuͤrlichen Kaͤlte hinzuzuſetzen.

Viele Laͤnder und Gegenden ſind ihrer Lage wegen weit kaͤlter als andere, die mit ihnen unter einerley geographiſcher Breite liegen, und alſo den Sonnenſtralen in gleichem Maaße ausgeſetzt ſind. Ueberhaupt iſt ein Ort deſto kaͤlter, je hoͤher er uͤber der Meeresflaͤche liegt; daher denn ſelbſt in Peru, mitten in der heißen Zone, die Gipfel vieler Berge mit beſtaͤndigem Schnee und Eis bedeckt bleiben. Man erklaͤrte ſonſt dieſe kaͤltere Temperatur hoher Orte daraus, daß ſich die duͤnnere Luft daſelbſt nicht ſtark erwaͤrmen ließe, und daß der groͤßte Theil der Waͤrme von den von der Erdflaͤche zuruͤckgeworfenen Sonnenſtralen herruͤhrte, welche die hoͤhern Gegenden des Luftkreiſes nur in geringer Menge erreichten. Aber Herr de Luͤc (Briefe uͤber die Geſch. der Erde, Th. II. S. 491. u. f.) zeigt aus Beobachtungen des Herrn Pictet in Genf, daß die Waͤrme des Erdbodens, und die Reflexion der Sonnenſtralen ſehr wenig Einfluß auf die Waͤrme der Luft haben, daß vielmehr die Einwirkung der Sonnenſtralen auf die Luft nicht allein von der Dichte der Luft, ſondern auch von der Natur der Luftſchichten und von der Menge der Feuermaterie, die ſie enthalten, abhaͤnge; weil z. B. die untere Luft, wenn ſie viel Duͤnſte in ſich haͤlt, ſich unter gleichen Umſtaͤnden ſtaͤrker erwaͤrmen laͤßt, als wenn ſie rein iſt. Dennoch leitet Kirwan (An Eſtimate of the temperature of different latitudes. London, 1787. 8.) den groͤßten Theil der Waͤrme des Luftkreiſes von der Beruͤhrung und Mittheilung des Erdbodens her, wobey die Kaͤlte auf den Bergen

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[704/0710] im Winter kaͤlter, als im Sommer; ſo entſteht durch Bindung oder Verwendung freyer Waͤrme eine oft ſehr betraͤchtliche Kaͤlte bey gewiſſen Aufloͤſungen, Ausduͤnſtungen u. dgl.; ſo wird durch Mittheilung ſeiner Waͤrme ein Koͤrper abgekuͤhlt, wenn ihn andere kaͤltere beruͤhren oder umgeben. Durch dieſe Mittel entſteht Kaͤlte entweder ohne Zuthun der Menſchen, oder durch gefliſſentliche Veranſtaltungen; worauf die Elntheilung der Kaͤlte in natuͤrliche und kuͤnſtliche beruht. Da von der letztern der folgende Artikel handeln wird, ſo iſt hier nur noch etwas weniges von der natuͤrlichen Kaͤlte hinzuzuſetzen. Viele Laͤnder und Gegenden ſind ihrer Lage wegen weit kaͤlter als andere, die mit ihnen unter einerley geographiſcher Breite liegen, und alſo den Sonnenſtralen in gleichem Maaße ausgeſetzt ſind. Ueberhaupt iſt ein Ort deſto kaͤlter, je hoͤher er uͤber der Meeresflaͤche liegt; daher denn ſelbſt in Peru, mitten in der heißen Zone, die Gipfel vieler Berge mit beſtaͤndigem Schnee und Eis bedeckt bleiben. Man erklaͤrte ſonſt dieſe kaͤltere Temperatur hoher Orte daraus, daß ſich die duͤnnere Luft daſelbſt nicht ſtark erwaͤrmen ließe, und daß der groͤßte Theil der Waͤrme von den von der Erdflaͤche zuruͤckgeworfenen Sonnenſtralen herruͤhrte, welche die hoͤhern Gegenden des Luftkreiſes nur in geringer Menge erreichten. Aber Herr de Luͤc (Briefe uͤber die Geſch. der Erde, Th. II. S. 491. u. f.) zeigt aus Beobachtungen des Herrn Pictet in Genf, daß die Waͤrme des Erdbodens, und die Reflexion der Sonnenſtralen ſehr wenig Einfluß auf die Waͤrme der Luft haben, daß vielmehr die Einwirkung der Sonnenſtralen auf die Luft nicht allein von der Dichte der Luft, ſondern auch von der Natur der Luftſchichten und von der Menge der Feuermaterie, die ſie enthalten, abhaͤnge; weil z. B. die untere Luft, wenn ſie viel Duͤnſte in ſich haͤlt, ſich unter gleichen Umſtaͤnden ſtaͤrker erwaͤrmen laͤßt, als wenn ſie rein iſt. Dennoch leitet Kirwan (An Eſtimate of the temperature of different latitudes. London, 1787. 8.) den groͤßten Theil der Waͤrme des Luftkreiſes von der Beruͤhrung und Mittheilung des Erdbodens her, wobey die Kaͤlte auf den Bergen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/710>, abgerufen am 22.11.2024.