die Araber hingegen nach dem Monde einrichteten, suchten die Griechen zufolge eines Orakelsoruchs (s. Gemini Isagoge Astron. c. 6.) die Bewegungen beyder Himmelskörper zu vereinigen, eine Absicht, mit der sich ihre Astronomen viele Jahrhunderte beschäftiget haben. Sie setzten anfänglich das Jahr 12 1/2 Monaten gleich, und ließen dem zufolge Jahre von 12 und von 13 Monaten abwechseln. Solon, der den großen Fehler dieser Zeitrechnung bemerkte, nahm den Monat zu 29 1/2 Tagen an, und wechselte durchgängig mit Monaten von 29 und von 30 Tagen. So war das Jahr ziemlich übereinstimmend mit dem Mondlaufe. Um es nun auch mit der Sonne zu vereinigen, erfand Cleostrates von Tenedos (s. Censorinus de die natali, c. 18.) nicht lange nach den Zeiten des Thales die Octaeteride oder Periode von acht Jahren. Diese bestand darinn, daß man unter jeden 8 auf einander folgenden Jahten, dem 3ten, 5ten und 8ten einen Monat von 30 Tagen mehr, und also 13 Monate gab. Hierdurch erhielt diese Periode 2922 Tage und 99 Monate, welcher Zeitraum 8 Sonnenjahren (zu 365 1/4 Tag) genau gleich ist, von 99 Mondwechseln aber, (welche 2923 1/2 Tag ausmachen) um 1 1/2 Tage abweicht. Man machte, um diesem Fehler abzuhelfen, einige nicht ganz glückliche Aenderungen, welche so viel Verwirrung in den Kalender brachten, daß Aristophanes an einigen Stellen seiner Wolken sehr bitter darüber spottet. Diana, die Göttin des Monds, beklagt sich, daß man nicht mehr auf ihren Lauf achte, und daß die Götter an einem bestimmten Tage, anstatt ein herrliches Opferfest in Athen zu genießen, mit leerem Munde nach dem Olymp hätten zurückgehen müssen. Censorin erzählt eine große Menge von Vorschlägen, durch welche Harpalus, Nauteles, Mnesistratus, Philolaus, Oenopides u. a. dieser Unordnung vergebens abzuhelfen suchten. Die meisten dieser Vorschläge sehen so fehlerhaft aus, daß Scaliger(De emendatione temporum. Paris. 1602. fol.) ihre Urheber der gröbsten Unwissenheit beschuldiget: der P. Petau aber (Doctrina temporum. Paris. 1627. fol.) bemerkt desto bescheidner, daß wir zu wenig von der Beschaffenheit dieser
die Araber hingegen nach dem Monde einrichteten, ſuchten die Griechen zufolge eines Orakelſoruchs (ſ. Gemini Iſagoge Aſtron. c. 6.) die Bewegungen beyder Himmelskoͤrper zu vereinigen, eine Abſicht, mit der ſich ihre Aſtronomen viele Jahrhunderte beſchaͤftiget haben. Sie ſetzten anfaͤnglich das Jahr 12 1/2 Monaten gleich, und ließen dem zufolge Jahre von 12 und von 13 Monaten abwechſeln. Solon, der den großen Fehler dieſer Zeitrechnung bemerkte, nahm den Monat zu 29 1/2 Tagen an, und wechſelte durchgaͤngig mit Monaten von 29 und von 30 Tagen. So war das Jahr ziemlich uͤbereinſtimmend mit dem Mondlaufe. Um es nun auch mit der Sonne zu vereinigen, erfand Cleoſtrates von Tenedos (ſ. Cenſorinus de die natali, c. 18.) nicht lange nach den Zeiten des Thales die Octaeteride oder Periode von acht Jahren. Dieſe beſtand darinn, daß man unter jeden 8 auf einander folgenden Jahten, dem 3ten, 5ten und 8ten einen Monat von 30 Tagen mehr, und alſo 13 Monate gab. Hierdurch erhielt dieſe Periode 2922 Tage und 99 Monate, welcher Zeitraum 8 Sonnenjahren (zu 365 1/4 Tag) genau gleich iſt, von 99 Mondwechſeln aber, (welche 2923 1/2 Tag ausmachen) um 1 1/2 Tage abweicht. Man machte, um dieſem Fehler abzuhelfen, einige nicht ganz gluͤckliche Aenderungen, welche ſo viel Verwirrung in den Kalender brachten, daß Ariſtophanes an einigen Stellen ſeiner Wolken ſehr bitter daruͤber ſpottet. Diana, die Goͤttin des Monds, beklagt ſich, daß man nicht mehr auf ihren Lauf achte, und daß die Goͤtter an einem beſtimmten Tage, anſtatt ein herrliches Opferfeſt in Athen zu genießen, mit leerem Munde nach dem Olymp haͤtten zuruͤckgehen muͤſſen. Cenſorin erzaͤhlt eine große Menge von Vorſchlaͤgen, durch welche Harpalus, Nauteles, Mneſiſtratus, Philolaus, Oenopides u. a. dieſer Unordnung vergebens abzuhelfen ſuchten. Die meiſten dieſer Vorſchlaͤge ſehen ſo fehlerhaft aus, daß Scaliger(De emendatione temporum. Pariſ. 1602. fol.) ihre Urheber der groͤbſten Unwiſſenheit beſchuldiget: der P. Petau aber (Doctrina temporum. Pariſ. 1627. fol.) bemerkt deſto beſcheidner, daß wir zu wenig von der Beſchaffenheit dieſer
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die Araber hingegen nach dem Monde einrichteten, ſuchten die Griechen zufolge eines Orakelſoruchs (ſ. Gemini Iſagoge Aſtron. c. 6.) die Bewegungen beyder Himmelskoͤrper zu vereinigen, eine Abſicht, mit der ſich ihre Aſtronomen viele Jahrhunderte beſchaͤftiget haben. Sie ſetzten anfaͤnglich das Jahr 12 1/2 Monaten gleich, und ließen dem zufolge Jahre von 12 und von 13 Monaten abwechſeln. Solon, der den großen Fehler dieſer Zeitrechnung bemerkte, nahm den Monat zu 29 1/2 Tagen an, und wechſelte durchgaͤngig mit Monaten von 29 und von 30 Tagen. So war das Jahr ziemlich uͤbereinſtimmend mit dem Mondlaufe. Um es nun auch mit der Sonne zu vereinigen, erfand Cleoſtrates von Tenedos (ſ. Cenſorinus de die natali, c. 18.) nicht lange nach den Zeiten des Thales die Octaeteride oder Periode von acht Jahren. Dieſe beſtand darinn, daß man unter jeden 8 auf einander folgenden Jahten, dem 3ten, 5ten und 8ten einen Monat von 30 Tagen mehr, und alſo 13 Monate gab. Hierdurch erhielt dieſe Periode 2922 Tage und 99 Monate, welcher Zeitraum 8 Sonnenjahren (zu 365 1/4 Tag) genau gleich iſt, von 99 Mondwechſeln aber, (welche 2923 1/2 Tag ausmachen) um 1 1/2 Tage abweicht. Man machte, um dieſem Fehler abzuhelfen, einige nicht ganz gluͤckliche Aenderungen, welche ſo viel Verwirrung in den Kalender brachten, daß Ariſtophanes an einigen Stellen ſeiner Wolken ſehr bitter daruͤber ſpottet. Diana, die Goͤttin des Monds, beklagt ſich, daß man nicht mehr auf ihren Lauf achte, und daß die Goͤtter an einem beſtimmten Tage, anſtatt ein herrliches Opferfeſt in Athen zu genießen, mit leerem Munde nach dem Olymp haͤtten zuruͤckgehen muͤſſen. Cenſorin erzaͤhlt eine große Menge von Vorſchlaͤgen, durch welche Harpalus, Nauteles, Mneſiſtratus, Philolaus, Oenopides u. a. dieſer Unordnung vergebens abzuhelfen ſuchten. Die meiſten dieſer Vorſchlaͤge ſehen ſo fehlerhaft aus, daß Scaliger (De emendatione temporum. Pariſ. 1602. fol.) ihre Urheber der groͤbſten Unwiſſenheit beſchuldiget: der P. Petau aber (Doctrina temporum. Pariſ. 1627. fol.) bemerkt deſto beſcheidner, daß wir zu wenig von der Beſchaffenheit dieſer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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