Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Endlich schlugen Meton und Euctemon die so berühmt gewordene Enneadekaeteride oder Periode von 19 Jahren vor, unter welchen 12 von 12, und 7 von 13 Monaten waren, so daß dieser ganze Zeitraum aus 235 Monaten bestand. Die Zahl der Tage änderte Meton so ab, daß unter diesen 235 Monaten 125 aus 30,110 aus 29 Tagen bestanden, und die ganze Periode 6940 Tage enthielt, s. Jahr. Durch dieses Mittel ward der Lauf der Sonne und des Mondes sehr glücklich vereiniget, indem 19 Sonnenjahre 6939 Tage 18 St., und 235 Mondwechsel 6939 T. 16 St. 20 Min. ausmachen. Diese Periode ward von den Griechen im 433sten Jahre vor C. G. am 16ten Jul., 19 Tage nach dem Sommersolstitium angenommen. Sie fieng mit dem Neumonde an, der diesen|Tag um 7 Uhr 43 Min. Abends einfiel, und ihr erster Tag ward vom Untergange der Sonne an diesem Tage gerechnet. Diesen Anfang wählte Meton wegen der olympischen Spiele, welche im ersten Monate nach dem Sommersolstitium gehalten werden mußten. Er stellte zu Athen eine Tafel auf, welche die Ordnung und Gründe seiner Zeitrechnung erklärte, und der allgemeine Beyfall, den diese|Erfindung in ganz Griechenland erhielt, veranlassete, daß man der Zahl, welche jedes Jahr in der Reihe der 19 einnahm, die Benennung der güldenen Zahl beylegte. Dieser metonianische Mondcykel ist selbst noch in unserm Kalender bey der cyklischen Berechnung der Neumonde brauchbar. s. Epakten. Dennoch ist derselbe gegen 19 Jahre um 6 Stunden und gegen 235 Mondwechsel um 7 2/3 Stunden zu lang, daher ihn Kallippus schon 102 Jahre darauf verbesserte. Dieser Astronom nahm vier Mondcykel oder 76 Jahre zusammen, und ließ von einem derselben einen Tag hinweg. So traf diese neue Periode von 27759 Tagen mit 76 Sonnenjahren von 365 1/4 Tagen genau überein, und war gegen 940 Mondwechsel nur noch um 6 2/3 Stunden (genauer nur 5 St. 53 Min.) zu lang. Diese kallippische Periode ward im 331sten Jahre vor C. G. im siebenten Jahre der sechsten metonianischen Periode eingeführt. Die griechischen Astronomen
Endlich ſchlugen Meton und Euctemon die ſo beruͤhmt gewordene Enneadekaeteride oder Periode von 19 Jahren vor, unter welchen 12 von 12, und 7 von 13 Monaten waren, ſo daß dieſer ganze Zeitraum aus 235 Monaten beſtand. Die Zahl der Tage aͤnderte Meton ſo ab, daß unter dieſen 235 Monaten 125 aus 30,110 aus 29 Tagen beſtanden, und die ganze Periode 6940 Tage enthielt, ſ. Jahr. Durch dieſes Mittel ward der Lauf der Sonne und des Mondes ſehr gluͤcklich vereiniget, indem 19 Sonnenjahre 6939 Tage 18 St., und 235 Mondwechſel 6939 T. 16 St. 20 Min. ausmachen. Dieſe Periode ward von den Griechen im 433ſten Jahre vor C. G. am 16ten Jul., 19 Tage nach dem Sommerſolſtitium angenommen. Sie fieng mit dem Neumonde an, der dieſen|Tag um 7 Uhr 43 Min. Abends einfiel, und ihr erſter Tag ward vom Untergange der Sonne an dieſem Tage gerechnet. Dieſen Anfang waͤhlte Meton wegen der olympiſchen Spiele, welche im erſten Monate nach dem Sommerſolſtitium gehalten werden mußten. Er ſtellte zu Athen eine Tafel auf, welche die Ordnung und Gruͤnde ſeiner Zeitrechnung erklaͤrte, und der allgemeine Beyfall, den dieſe|Erfindung in ganz Griechenland erhielt, veranlaſſete, daß man der Zahl, welche jedes Jahr in der Reihe der 19 einnahm, die Benennung der guͤldenen Zahl beylegte. Dieſer metonianiſche Mondcykel iſt ſelbſt noch in unſerm Kalender bey der cykliſchen Berechnung der Neumonde brauchbar. ſ. Epakten. Dennoch iſt derſelbe gegen 19 Jahre um 6 Stunden und gegen 235 Mondwechſel um 7 2/3 Stunden zu lang, daher ihn Kallippus ſchon 102 Jahre darauf verbeſſerte. Dieſer Aſtronom nahm vier Mondcykel oder 76 Jahre zuſammen, und ließ von einem derſelben einen Tag hinweg. So traf dieſe neue Periode von 27759 Tagen mit 76 Sonnenjahren von 365 1/4 Tagen genau uͤberein, und war gegen 940 Mondwechſel nur noch um 6 2/3 Stunden (genauer nur 5 St. 53 Min.) zu lang. Dieſe kallippiſche Periode ward im 331ſten Jahre vor C. G. im ſiebenten Jahre der ſechſten metonianiſchen Periode eingefuͤhrt. Die griechiſchen Aſtronomen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0720" xml:id="P.2.714" n="714"/><lb/> Vorſchlaͤge wiſſen, um gruͤndlich daruͤber urtheilen zu koͤnnen.</p> <p>Endlich ſchlugen <hi rendition="#b">Meton</hi> und <hi rendition="#b">Euctemon</hi> die ſo beruͤhmt gewordene <hi rendition="#b">Enneadekaeteride</hi> oder Periode von 19 Jahren vor, unter welchen 12 von 12, und 7 von 13 Monaten waren, ſo daß dieſer ganze Zeitraum aus 235 Monaten beſtand. Die Zahl der Tage aͤnderte <hi rendition="#b">Meton</hi> ſo ab, daß unter dieſen 235 Monaten 125 aus 30,110 aus 29 Tagen beſtanden, und die ganze Periode 6940 Tage enthielt, <hi rendition="#b">ſ. Jahr.</hi> Durch dieſes Mittel ward der Lauf der Sonne und des Mondes ſehr gluͤcklich vereiniget, indem 19 Sonnenjahre 6939 Tage 18 St., und 235 Mondwechſel 6939 T. 16 St. 20 Min. ausmachen. Dieſe Periode ward von den Griechen im 433ſten Jahre vor C. G. am 16ten Jul., 19 Tage nach dem Sommerſolſtitium angenommen. Sie fieng mit dem Neumonde an, der dieſen|Tag um 7 Uhr 43 Min. Abends einfiel, und ihr erſter Tag ward vom Untergange der Sonne an dieſem Tage gerechnet. Dieſen Anfang waͤhlte <hi rendition="#b">Meton</hi> wegen der olympiſchen Spiele, welche im erſten Monate nach dem Sommerſolſtitium gehalten werden mußten. Er ſtellte zu Athen eine Tafel auf, welche die Ordnung und Gruͤnde ſeiner Zeitrechnung erklaͤrte, und der allgemeine Beyfall, den dieſe|Erfindung in ganz Griechenland erhielt, veranlaſſete, daß man der Zahl, welche jedes Jahr in der Reihe der 19 einnahm, die Benennung der <hi rendition="#b">guͤldenen Zahl</hi> beylegte. Dieſer metonianiſche Mondcykel iſt ſelbſt noch in unſerm Kalender bey der cykliſchen Berechnung der Neumonde brauchbar. <hi rendition="#b">ſ. Epakten.</hi></p> <p>Dennoch iſt derſelbe gegen 19 Jahre um 6 Stunden und gegen 235 Mondwechſel um 7 2/3 Stunden zu lang, daher ihn <hi rendition="#b">Kallippus</hi> ſchon 102 Jahre darauf verbeſſerte. Dieſer Aſtronom nahm vier Mondcykel oder 76 Jahre zuſammen, und ließ von einem derſelben einen Tag hinweg. So traf dieſe neue Periode von 27759 Tagen mit 76 Sonnenjahren von 365 1/4 Tagen genau uͤberein, und war gegen 940 Mondwechſel nur noch um 6 2/3 Stunden (genauer nur 5 St. 53 Min.) zu lang. Dieſe kallippiſche Periode ward im 331ſten Jahre vor C. G. im ſiebenten Jahre der ſechſten metonianiſchen Periode eingefuͤhrt. Die griechiſchen Aſtronomen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [714/0720]
Vorſchlaͤge wiſſen, um gruͤndlich daruͤber urtheilen zu koͤnnen.
Endlich ſchlugen Meton und Euctemon die ſo beruͤhmt gewordene Enneadekaeteride oder Periode von 19 Jahren vor, unter welchen 12 von 12, und 7 von 13 Monaten waren, ſo daß dieſer ganze Zeitraum aus 235 Monaten beſtand. Die Zahl der Tage aͤnderte Meton ſo ab, daß unter dieſen 235 Monaten 125 aus 30,110 aus 29 Tagen beſtanden, und die ganze Periode 6940 Tage enthielt, ſ. Jahr. Durch dieſes Mittel ward der Lauf der Sonne und des Mondes ſehr gluͤcklich vereiniget, indem 19 Sonnenjahre 6939 Tage 18 St., und 235 Mondwechſel 6939 T. 16 St. 20 Min. ausmachen. Dieſe Periode ward von den Griechen im 433ſten Jahre vor C. G. am 16ten Jul., 19 Tage nach dem Sommerſolſtitium angenommen. Sie fieng mit dem Neumonde an, der dieſen|Tag um 7 Uhr 43 Min. Abends einfiel, und ihr erſter Tag ward vom Untergange der Sonne an dieſem Tage gerechnet. Dieſen Anfang waͤhlte Meton wegen der olympiſchen Spiele, welche im erſten Monate nach dem Sommerſolſtitium gehalten werden mußten. Er ſtellte zu Athen eine Tafel auf, welche die Ordnung und Gruͤnde ſeiner Zeitrechnung erklaͤrte, und der allgemeine Beyfall, den dieſe|Erfindung in ganz Griechenland erhielt, veranlaſſete, daß man der Zahl, welche jedes Jahr in der Reihe der 19 einnahm, die Benennung der guͤldenen Zahl beylegte. Dieſer metonianiſche Mondcykel iſt ſelbſt noch in unſerm Kalender bey der cykliſchen Berechnung der Neumonde brauchbar. ſ. Epakten.
Dennoch iſt derſelbe gegen 19 Jahre um 6 Stunden und gegen 235 Mondwechſel um 7 2/3 Stunden zu lang, daher ihn Kallippus ſchon 102 Jahre darauf verbeſſerte. Dieſer Aſtronom nahm vier Mondcykel oder 76 Jahre zuſammen, und ließ von einem derſelben einen Tag hinweg. So traf dieſe neue Periode von 27759 Tagen mit 76 Sonnenjahren von 365 1/4 Tagen genau uͤberein, und war gegen 940 Mondwechſel nur noch um 6 2/3 Stunden (genauer nur 5 St. 53 Min.) zu lang. Dieſe kallippiſche Periode ward im 331ſten Jahre vor C. G. im ſiebenten Jahre der ſechſten metonianiſchen Periode eingefuͤhrt. Die griechiſchen Aſtronomen
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