Concilium Verbesserungsvorschläge ein. SirtusIV. trug im Jahre 1474 die Sache dem Regiomontan auf, den er in dieser Absicht zum Bischof von Regenspurg ernannte, dessen frühzeitiger Tod aber alles unterbrach. Der bessere Fortgang der Astronomie im sechszehnten Jahrhunderte veranlassete eine große Anzahl Schriften hierüber von Angelus, Stöfler, Pighi, Schoner, Gauricus u. a. Paul von Middelburgh, Bischof von Fossembrün, berechnete die Neumonde für die 3000 ersten Jahre der christlichen Zeitrechnung astronomisch, und Egnaz Dante errichtete den berühmten Gnomon in der Petroniuskirche zu Bologna blos in der Absicht, um das Vorrücken des Tages der Nachtgleiche Jedermann sinnlich zu machen.
Endlich führte GregorXIII. der seinen Pontificat durch etwas Hervorstechendes auszeichnen wollte, diesen längst gewünschten Vorschlag wirklich aus. Der Plan hiezu war von Aloys Lili, einem Arzte aus Verona, entworsen, und ward nach dem plötzlichen Tode seines Urhebers dem Pabste von dessen Bruder Anton Lilli überreicht. Es ward zu diesem Geschäfte eine eigne Congregation von Prälaten und Gelehrten niedergesetzt, wovon der Cardinal Sirleti, der Patriarch von Antiochien, Christoph Clavius, Anton Lili, Egnaz Dante u. a. Mitglieder waren. Im Jahre 1577 sandte man Abgeordnete an alle katholische Regenten, die den Plan mit Lob und Beyfall aufnahmen, so daß sich der Papst im Stande sahe, im März 1582 durch ein Breve den alten Kalender abzuschaffen, und den sogenannten neuen Styl oder gregotianischen Kalender einzuführen, dessen Beschaffenheit nunmehr zu erklären ist.
Zuförderst wurden aus dem Octob. des 1582sten Jahres 10 Tage hinweggelassen; indem man nach dem 4ten sogleich den 15ten zählte, damit die Nachtgleiche des folgenden Jahres wieder den 21. März fallen möchte. Zugleich ward die Dauer des Sonnenjahres 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen, und (weil dies vom julianischen Jahre um 10 4/5 Min., oder in 400 Jahren um 3 Tage abweicht) festgesetzt, in Zukunft unter vier auf einander folgenden
Concilium Verbeſſerungsvorſchlaͤge ein. SirtusIV. trug im Jahre 1474 die Sache dem Regiomontan auf, den er in dieſer Abſicht zum Biſchof von Regenſpurg ernannte, deſſen fruͤhzeitiger Tod aber alles unterbrach. Der beſſere Fortgang der Aſtronomie im ſechszehnten Jahrhunderte veranlaſſete eine große Anzahl Schriften hieruͤber von Angelus, Stoͤfler, Pighi, Schoner, Gauricus u. a. Paul von Middelburgh, Biſchof von Foſſembruͤn, berechnete die Neumonde fuͤr die 3000 erſten Jahre der chriſtlichen Zeitrechnung aſtronomiſch, und Egnaz Dante errichtete den beruͤhmten Gnomon in der Petroniuskirche zu Bologna blos in der Abſicht, um das Vorruͤcken des Tages der Nachtgleiche Jedermann ſinnlich zu machen.
Endlich fuͤhrte GregorXIII. der ſeinen Pontificat durch etwas Hervorſtechendes auszeichnen wollte, dieſen laͤngſt gewuͤnſchten Vorſchlag wirklich aus. Der Plan hiezu war von Aloys Lili, einem Arzte aus Verona, entworſen, und ward nach dem ploͤtzlichen Tode ſeines Urhebers dem Pabſte von deſſen Bruder Anton Lilli uͤberreicht. Es ward zu dieſem Geſchaͤfte eine eigne Congregation von Praͤlaten und Gelehrten niedergeſetzt, wovon der Cardinal Sirleti, der Patriarch von Antiochien, Chriſtoph Clavius, Anton Lili, Egnaz Dante u. a. Mitglieder waren. Im Jahre 1577 ſandte man Abgeordnete an alle katholiſche Regenten, die den Plan mit Lob und Beyfall aufnahmen, ſo daß ſich der Papſt im Stande ſahe, im Maͤrz 1582 durch ein Breve den alten Kalender abzuſchaffen, und den ſogenannten neuen Styl oder gregotianiſchen Kalender einzufuͤhren, deſſen Beſchaffenheit nunmehr zu erklaͤren iſt.
Zufoͤrderſt wurden aus dem Octob. des 1582ſten Jahres 10 Tage hinweggelaſſen; indem man nach dem 4ten ſogleich den 15ten zaͤhlte, damit die Nachtgleiche des folgenden Jahres wieder den 21. Maͤrz fallen moͤchte. Zugleich ward die Dauer des Sonnenjahres 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen, und (weil dies vom julianiſchen Jahre um 10 4/5 Min., oder in 400 Jahren um 3 Tage abweicht) feſtgeſetzt, in Zukunft unter vier auf einander folgenden
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Concilium Verbeſſerungsvorſchlaͤge ein. Sirtus IV. trug im Jahre 1474 die Sache dem Regiomontan auf, den er in dieſer Abſicht zum Biſchof von Regenſpurg ernannte, deſſen fruͤhzeitiger Tod aber alles unterbrach. Der beſſere Fortgang der Aſtronomie im ſechszehnten Jahrhunderte veranlaſſete eine große Anzahl Schriften hieruͤber von Angelus, Stoͤfler, Pighi, Schoner, Gauricus u. a. Paul von Middelburgh, Biſchof von Foſſembruͤn, berechnete die Neumonde fuͤr die 3000 erſten Jahre der chriſtlichen Zeitrechnung aſtronomiſch, und Egnaz Dante errichtete den beruͤhmten Gnomon in der Petroniuskirche zu Bologna blos in der Abſicht, um das Vorruͤcken des Tages der Nachtgleiche Jedermann ſinnlich zu machen.
Endlich fuͤhrte Gregor XIII. der ſeinen Pontificat durch etwas Hervorſtechendes auszeichnen wollte, dieſen laͤngſt gewuͤnſchten Vorſchlag wirklich aus. Der Plan hiezu war von Aloys Lili, einem Arzte aus Verona, entworſen, und ward nach dem ploͤtzlichen Tode ſeines Urhebers dem Pabſte von deſſen Bruder Anton Lilli uͤberreicht. Es ward zu dieſem Geſchaͤfte eine eigne Congregation von Praͤlaten und Gelehrten niedergeſetzt, wovon der Cardinal Sirleti, der Patriarch von Antiochien, Chriſtoph Clavius, Anton Lili, Egnaz Dante u. a. Mitglieder waren. Im Jahre 1577 ſandte man Abgeordnete an alle katholiſche Regenten, die den Plan mit Lob und Beyfall aufnahmen, ſo daß ſich der Papſt im Stande ſahe, im Maͤrz 1582 durch ein Breve den alten Kalender abzuſchaffen, und den ſogenannten neuen Styl oder gregotianiſchen Kalender einzufuͤhren, deſſen Beſchaffenheit nunmehr zu erklaͤren iſt.
Zufoͤrderſt wurden aus dem Octob. des 1582ſten Jahres 10 Tage hinweggelaſſen; indem man nach dem 4ten ſogleich den 15ten zaͤhlte, damit die Nachtgleiche des folgenden Jahres wieder den 21. Maͤrz fallen moͤchte. Zugleich ward die Dauer des Sonnenjahres 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen, und (weil dies vom julianiſchen Jahre um 10 4/5 Min., oder in 400 Jahren um 3 Tage abweicht) feſtgeſetzt, in Zukunft unter vier auf einander folgenden
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/725>, abgerufen am 22.11.2024.
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