des alten Meeres immer niedriger; die Vulkane traten mit ihren Oefnungen hervor, wirkten freyer, und warfen oft ungeheure Granitblöcke mitten in die Kalkgebirge. Endlich machte das Meer statt der kalkartigen nur noch kieselartige oder sandige Bodensätze, und führte Mergel und Thon über den Boden. Dies war sein letztes Werk. Auf einmal verließ es den so gebildeten Boden unserer festen Länder durch eine plötzliche Revolution, die de Lüc von dem Einsturze der alten Länder herleitet, welche nach ihm Wölbungen über großen Höhlen waren. Das Wasser hatte sich nach und nach Zugänge dazu eröfnet, Gährungen und Vulkane veranlasset; die Gewölber stürzten nieder, das feste Land verschwand, das Wasser brritete sich darüber aus, und die Meeresfläche ward dadurch so niedrig, daß unsere heutigen Länder aufs Trockne kamen, dagegen die Stelle der ehemaligen Länder anjetzt vom Weltmeere bedeckt wird. Es ist hier unmöglich, die zahlreichen Beobachtungen anzuführen, welche den einzelnen Theilen dieses Systems zur Grundlage dienen, und die der Verfasser theils von Andern entlehnt, theils auf seinen Reisen durch die Schweiz, Deutschland und Holland selbst gesammelt hat. Besonders ist der Satz, daß es schon bewohnte Länder gab, als unser jetziges Land noch Meergrund war, durch das ganze Werk hindurch, auf mannichfaltige Weise bestätiget, und daraus das Phänomen der gegrabnen Elephantenknochen in den Nordländern (CXLV. Brief.) sehr glücklich erklärt. Herr de Lüc setzt das Alter des jetzigen festen Landes nicht über 4000 Jahr, erklärt die Revolution, die es aufs Trockne brachte, und das alte Land zerstörte, für die Sündfluth, und zeigt (CXLVI. CXLVII. Brief.), daß sein ganzes kosmologisches System mit der mosaischen Erzählung und Zeitrechnung übereinstimme, wenn man die Schöpfungstage für Perioden von unbestimmter Dauer annimmt.
Mit diesem System stimmt Hollmann (Comment. de corporum marinorum aliorumque peregrinorum in terra continente origine, in Comm. Gotting. Tom. III. p. 285 sqq.) in den Hauptsätzen, daß unser Land Meergrund gewesen, und durch Einsturz des alten Landes in unterirdische
des alten Meeres immer niedriger; die Vulkane traten mit ihren Oefnungen hervor, wirkten freyer, und warfen oft ungeheure Granitbloͤcke mitten in die Kalkgebirge. Endlich machte das Meer ſtatt der kalkartigen nur noch kieſelartige oder ſandige Bodenſaͤtze, und fuͤhrte Mergel und Thon uͤber den Boden. Dies war ſein letztes Werk. Auf einmal verließ es den ſo gebildeten Boden unſerer feſten Laͤnder durch eine ploͤtzliche Revolution, die de Luͤc von dem Einſturze der alten Laͤnder herleitet, welche nach ihm Woͤlbungen uͤber großen Hoͤhlen waren. Das Waſſer hatte ſich nach und nach Zugaͤnge dazu eroͤfnet, Gaͤhrungen und Vulkane veranlaſſet; die Gewoͤlber ſtuͤrzten nieder, das feſte Land verſchwand, das Waſſer brritete ſich daruͤber aus, und die Meeresflaͤche ward dadurch ſo niedrig, daß unſere heutigen Laͤnder aufs Trockne kamen, dagegen die Stelle der ehemaligen Laͤnder anjetzt vom Weltmeere bedeckt wird. Es iſt hier unmoͤglich, die zahlreichen Beobachtungen anzufuͤhren, welche den einzelnen Theilen dieſes Syſtems zur Grundlage dienen, und die der Verfaſſer theils von Andern entlehnt, theils auf ſeinen Reiſen durch die Schweiz, Deutſchland und Holland ſelbſt geſammelt hat. Beſonders iſt der Satz, daß es ſchon bewohnte Laͤnder gab, als unſer jetziges Land noch Meergrund war, durch das ganze Werk hindurch, auf mannichfaltige Weiſe beſtaͤtiget, und daraus das Phaͤnomen der gegrabnen Elephantenknochen in den Nordlaͤndern (CXLV. Brief.) ſehr gluͤcklich erklaͤrt. Herr de Luͤc ſetzt das Alter des jetzigen feſten Landes nicht uͤber 4000 Jahr, erklaͤrt die Revolution, die es aufs Trockne brachte, und das alte Land zerſtoͤrte, fuͤr die Suͤndfluth, und zeigt (CXLVI. CXLVII. Brief.), daß ſein ganzes kosmologiſches Syſtem mit der moſaiſchen Erzaͤhlung und Zeitrechnung uͤbereinſtimme, wenn man die Schoͤpfungstage fuͤr Perioden von unbeſtimmter Dauer annimmt.
Mit dieſem Syſtem ſtimmt Hollmann (Comment. de corporum marinorum aliorumque peregrinorum in terra continente origine, in Comm. Gotting. Tom. III. p. 285 ſqq.) in den Hauptſaͤtzen, daß unſer Land Meergrund geweſen, und durch Einſturz des alten Landes in unterirdiſche
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des alten Meeres immer niedriger; die Vulkane traten mit ihren Oefnungen hervor, wirkten freyer, und warfen oft ungeheure Granitbloͤcke mitten in die Kalkgebirge. Endlich machte das Meer ſtatt der kalkartigen nur noch kieſelartige oder ſandige Bodenſaͤtze, und fuͤhrte Mergel und Thon uͤber den Boden. Dies war ſein letztes Werk. Auf einmal verließ es den ſo gebildeten Boden unſerer feſten Laͤnder durch eine ploͤtzliche Revolution, die de Luͤc von dem Einſturze der alten Laͤnder herleitet, welche nach ihm Woͤlbungen uͤber großen Hoͤhlen waren. Das Waſſer hatte ſich nach und nach Zugaͤnge dazu eroͤfnet, Gaͤhrungen und Vulkane veranlaſſet; die Gewoͤlber ſtuͤrzten nieder, das feſte Land verſchwand, das Waſſer brritete ſich daruͤber aus, und die Meeresflaͤche ward dadurch ſo niedrig, daß unſere heutigen Laͤnder aufs Trockne kamen, dagegen die Stelle der ehemaligen Laͤnder anjetzt vom Weltmeere bedeckt wird. Es iſt hier unmoͤglich, die zahlreichen Beobachtungen anzufuͤhren, welche den einzelnen Theilen dieſes Syſtems zur Grundlage dienen, und die der Verfaſſer theils von Andern entlehnt, theils auf ſeinen Reiſen durch die Schweiz, Deutſchland und Holland ſelbſt geſammelt hat. Beſonders iſt der Satz, daß es ſchon bewohnte Laͤnder gab, als unſer jetziges Land noch Meergrund war, durch das ganze Werk hindurch, auf mannichfaltige Weiſe beſtaͤtiget, und daraus das Phaͤnomen der gegrabnen Elephantenknochen in den Nordlaͤndern (CXLV. Brief.) ſehr gluͤcklich erklaͤrt. Herr de Luͤc ſetzt das Alter des jetzigen feſten Landes nicht uͤber 4000 Jahr, erklaͤrt die Revolution, die es aufs Trockne brachte, und das alte Land zerſtoͤrte, fuͤr die Suͤndfluth, und zeigt (CXLVI. CXLVII. Brief.), daß ſein ganzes kosmologiſches Syſtem mit der moſaiſchen Erzaͤhlung und Zeitrechnung uͤbereinſtimme, wenn man die Schoͤpfungstage fuͤr Perioden von unbeſtimmter Dauer annimmt.
Mit dieſem Syſtem ſtimmt Hollmann (Comment. de corporum marinorum aliorumque peregrinorum in terra continente origine, in Comm. Gotting. Tom. III. p. 285 ſqq.) in den Hauptſaͤtzen, daß unſer Land Meergrund geweſen, und durch Einſturz des alten Landes in unterirdiſche
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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