Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Pallas (Observations sur la formation des montagnes, et les changemens arrives au globe. a St. Petersb. 1777. 4. übersetzt in den leipziger Sammlungen zur Physik und Naturgeschichte, II. Band,) nimmt an, daß die hohen Granitketten jederzeit Inseln auf der Oberfläche der Gewässer ausgemacht haben, und daß in den Schichten, die sich daran anlegten, Kiese und Vulkane entstanden sind. Diese alten Vulkane zertrümmerten die Schichten, schmolzen und verkalkten ihre Materien, und bildeten dadurch die ersten Schiefer- und Kalkberge, ingleichen die nachher mit Erzen u. dgl. ausgefüllten Spalten und Gänge derselben, sie zerstörten auch die auf dem Meergrunde liegenden Haufen von Conchylien und Muschelbänken, und veranlasseten Bodensätze von verschiedner Art. Endlich trieb eine gewaltsame Revolution, welche er von den Ausbrüchen der häufigen Vulkane im indischen und stillen Meere herleitet, die Gewässer gegen die zusammenhängenden Bergketten von Europa und Asien zu, zerstörte die südwärts derselben gelegnen Länder, überstieg die niedrigsten Theile der Ketten, und führte die Trümmern der Pflanzen und Thiere mit sich in die nördlichen Gegenden, aus welchen das Wasser wieder in neueröfnete Schlünde abfloß. Dies wird aus der Gestalt der Meerbusen, Spitzen des festen Landes, aus der Lage der Gebirge und andern Umständen wahrscheinlich gemacht, und in der That leitet auch der erste Blick auf eine Weltkarte fast unwiderstehlich auf die Vermuthung einer solchen aus Süden gekommenen Fluth. Nur mit wenigem will ich des Systems gedenken, welches Herr Gerhard (Versuch einer Geschichte des Mineralreichs. Berlin, 1781. 8.) ganz auf Gründe der Chymie gebaut hat, wobey er den Schöpfer bloß Kieselerde, Feuer und Wasser hervorbringen, und daraus durch die Bewegung im Chaos die Salze und übrigen Erden, nebst Thon, Oelen, Schwefel und Kiesen entspringen, dann aber durch Gährung und Niederschlag die Schichten sich ordnen und durch Erhitzung und Ausbrüche fixer Luft wieder zertrümmern
Pallas (Obſervations ſur la formation des montagnes, et les changemens arrivés au globe. à St. Petersb. 1777. 4. uͤberſetzt in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, II. Band,) nimmt an, daß die hohen Granitketten jederzeit Inſeln auf der Oberflaͤche der Gewaͤſſer ausgemacht haben, und daß in den Schichten, die ſich daran anlegten, Kieſe und Vulkane entſtanden ſind. Dieſe alten Vulkane zertruͤmmerten die Schichten, ſchmolzen und verkalkten ihre Materien, und bildeten dadurch die erſten Schiefer- und Kalkberge, ingleichen die nachher mit Erzen u. dgl. ausgefuͤllten Spalten und Gaͤnge derſelben, ſie zerſtoͤrten auch die auf dem Meergrunde liegenden Haufen von Conchylien und Muſchelbaͤnken, und veranlaſſeten Bodenſaͤtze von verſchiedner Art. Endlich trieb eine gewaltſame Revolution, welche er von den Ausbruͤchen der haͤufigen Vulkane im indiſchen und ſtillen Meere herleitet, die Gewaͤſſer gegen die zuſammenhaͤngenden Bergketten von Europa und Aſien zu, zerſtoͤrte die ſuͤdwaͤrts derſelben gelegnen Laͤnder, uͤberſtieg die niedrigſten Theile der Ketten, und fuͤhrte die Truͤmmern der Pflanzen und Thiere mit ſich in die noͤrdlichen Gegenden, aus welchen das Waſſer wieder in neueroͤfnete Schluͤnde abfloß. Dies wird aus der Geſtalt der Meerbuſen, Spitzen des feſten Landes, aus der Lage der Gebirge und andern Umſtaͤnden wahrſcheinlich gemacht, und in der That leitet auch der erſte Blick auf eine Weltkarte faſt unwiderſtehlich auf die Vermuthung einer ſolchen aus Suͤden gekommenen Fluth. Nur mit wenigem will ich des Syſtems gedenken, welches Herr Gerhard (Verſuch einer Geſchichte des Mineralreichs. Berlin, 1781. 8.) ganz auf Gruͤnde der Chymie gebaut hat, wobey er den Schoͤpfer bloß Kieſelerde, Feuer und Waſſer hervorbringen, und daraus durch die Bewegung im Chaos die Salze und uͤbrigen Erden, nebſt Thon, Oelen, Schwefel und Kieſen entſpringen, dann aber durch Gaͤhrung und Niederſchlag die Schichten ſich ordnen und durch Erhitzung und Ausbruͤche fixer Luft wieder zertruͤmmern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" xml:id="P.2.69" n="69"/><lb/> Woͤlbungen aufs Trockne gekommen ſey, voͤllig uͤberein, obgleich ſeine Abhandlung bereits 1753 geſchrieben iſt.</p> <p><hi rendition="#b">Pallas</hi> (<hi rendition="#aq">Obſervations ſur la formation des montagnes, et les changemens arrivés au globe. à St. Petersb.</hi> 1777. 4. uͤberſetzt in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, <hi rendition="#aq">II.</hi> Band,) nimmt an, daß die hohen Granitketten jederzeit Inſeln auf der Oberflaͤche der Gewaͤſſer ausgemacht haben, und daß in den Schichten, die ſich daran anlegten, Kieſe und Vulkane entſtanden ſind. Dieſe alten Vulkane zertruͤmmerten die Schichten, ſchmolzen und verkalkten ihre Materien, und bildeten dadurch die erſten Schiefer- und Kalkberge, ingleichen die nachher mit Erzen u. dgl. ausgefuͤllten Spalten und Gaͤnge derſelben, ſie zerſtoͤrten auch die auf dem Meergrunde liegenden Haufen von Conchylien und Muſchelbaͤnken, und veranlaſſeten Bodenſaͤtze von verſchiedner Art. Endlich trieb eine gewaltſame Revolution, welche er von den Ausbruͤchen der haͤufigen Vulkane im indiſchen und ſtillen Meere herleitet, die Gewaͤſſer gegen die zuſammenhaͤngenden Bergketten von Europa und Aſien zu, zerſtoͤrte die ſuͤdwaͤrts derſelben gelegnen Laͤnder, uͤberſtieg die niedrigſten Theile der Ketten, und fuͤhrte die Truͤmmern der Pflanzen und Thiere mit ſich in die noͤrdlichen Gegenden, aus welchen das Waſſer wieder in neueroͤfnete Schluͤnde abfloß. Dies wird aus der Geſtalt der Meerbuſen, Spitzen des feſten Landes, aus der Lage der Gebirge und andern Umſtaͤnden wahrſcheinlich gemacht, und in der That leitet auch der erſte Blick auf eine Weltkarte faſt unwiderſtehlich auf die Vermuthung einer ſolchen aus Suͤden gekommenen Fluth.</p> <p>Nur mit wenigem will ich des Syſtems gedenken, welches Herr <hi rendition="#b">Gerhard</hi> (Verſuch einer Geſchichte des Mineralreichs. Berlin, 1781. 8.) ganz auf Gruͤnde der Chymie gebaut hat, wobey er den Schoͤpfer bloß Kieſelerde, Feuer und Waſſer hervorbringen, und daraus durch die Bewegung im Chaos die Salze und uͤbrigen Erden, nebſt Thon, Oelen, Schwefel und Kieſen entſpringen, dann aber durch Gaͤhrung und Niederſchlag die Schichten ſich ordnen und durch Erhitzung und Ausbruͤche fixer Luft wieder zertruͤmmern<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0075]
Woͤlbungen aufs Trockne gekommen ſey, voͤllig uͤberein, obgleich ſeine Abhandlung bereits 1753 geſchrieben iſt.
Pallas (Obſervations ſur la formation des montagnes, et les changemens arrivés au globe. à St. Petersb. 1777. 4. uͤberſetzt in den leipziger Sammlungen zur Phyſik und Naturgeſchichte, II. Band,) nimmt an, daß die hohen Granitketten jederzeit Inſeln auf der Oberflaͤche der Gewaͤſſer ausgemacht haben, und daß in den Schichten, die ſich daran anlegten, Kieſe und Vulkane entſtanden ſind. Dieſe alten Vulkane zertruͤmmerten die Schichten, ſchmolzen und verkalkten ihre Materien, und bildeten dadurch die erſten Schiefer- und Kalkberge, ingleichen die nachher mit Erzen u. dgl. ausgefuͤllten Spalten und Gaͤnge derſelben, ſie zerſtoͤrten auch die auf dem Meergrunde liegenden Haufen von Conchylien und Muſchelbaͤnken, und veranlaſſeten Bodenſaͤtze von verſchiedner Art. Endlich trieb eine gewaltſame Revolution, welche er von den Ausbruͤchen der haͤufigen Vulkane im indiſchen und ſtillen Meere herleitet, die Gewaͤſſer gegen die zuſammenhaͤngenden Bergketten von Europa und Aſien zu, zerſtoͤrte die ſuͤdwaͤrts derſelben gelegnen Laͤnder, uͤberſtieg die niedrigſten Theile der Ketten, und fuͤhrte die Truͤmmern der Pflanzen und Thiere mit ſich in die noͤrdlichen Gegenden, aus welchen das Waſſer wieder in neueroͤfnete Schluͤnde abfloß. Dies wird aus der Geſtalt der Meerbuſen, Spitzen des feſten Landes, aus der Lage der Gebirge und andern Umſtaͤnden wahrſcheinlich gemacht, und in der That leitet auch der erſte Blick auf eine Weltkarte faſt unwiderſtehlich auf die Vermuthung einer ſolchen aus Suͤden gekommenen Fluth.
Nur mit wenigem will ich des Syſtems gedenken, welches Herr Gerhard (Verſuch einer Geſchichte des Mineralreichs. Berlin, 1781. 8.) ganz auf Gruͤnde der Chymie gebaut hat, wobey er den Schoͤpfer bloß Kieſelerde, Feuer und Waſſer hervorbringen, und daraus durch die Bewegung im Chaos die Salze und uͤbrigen Erden, nebſt Thon, Oelen, Schwefel und Kieſen entſpringen, dann aber durch Gaͤhrung und Niederſchlag die Schichten ſich ordnen und durch Erhitzung und Ausbruͤche fixer Luft wieder zertruͤmmern
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