Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Macquer chym. Wörterbuch, Art. Aetzbarkeit. Keil, Cuneus, Coin. Der Keil ist eine von den sechs einfachen Maschinen oder Potenzen der Mechanik. Er besteht aus einem dreyeckichten Prisma ABC, Taf. XII. Fig. 86., von dem zwo Seitenflächen AC und BC, die einen spitzigen Winkel C mit einander machen, durch eine Gewalt, die auf die dritte Seitenfläche AB wirkt, z. E. durch Gewichte oder Schläge, zwischen Dinge getrieben werden, die man von einander sondern, z. B. zwischen Holz, um es zu spalten. Man sieht ihn insgemein als zwo schiefe Flächen ADC und BDC an, die mit ihren Grundflächen DC an einander gefügt sind, und gewöhnlich einander gleich und ähnlich genommen werden. Die mechanischen Schriftsteller sind über die Theorie des Keils sehr verschiedener Meynung gewesen. Aristoteles in den mechanischen Fragen sahe den Keil, wie zween entgegengesetzte Hebel, Mersenne als einen Hebel der zweyten Art an; die Meisten betrachteten ihn als eine Zusammensetzung zwoer schiefer Flächen. Das Verhältniß der Kraft zur Last für den Fall des Gleichgewichts geben Mersenne und Parent wie AD:DC, Descartes, Wallis, Dechales und Keill wie AB:DC, Borellus wie AD:AC, Casati und de la Hire wie EG:GC, Varignon wie EG:GF an. Der Freyherr von Wolf folgt in den deutschen Anfangsgründen der Mechanik dem Mersenne, in den lateinischen dem Wallis; und s'Gravesande nimmt für die einfachen Fälle des Wallis, für das Holzspalten des de la Hire Meynung an. Georg Friedrich Bärmann, vormals Professor der Mathematik zu Wittenberg (Diss. de cuneo. Wittenb. 1751. 4.), hat die Lehre vom Keile im Allgemeinen abgehandelt, und erwiesen, daß sich überhaupt für das Gleichgewicht beym Keile die Kraft zum Widerstande, wie sin. ACDXsin. GEF:cos. CEF verhalte. Ist hiebey die Richtung EG, nach der das
Macquer chym. Woͤrterbuch, Art. Aetzbarkeit. Keil, Cuneus, Coin. Der Keil iſt eine von den ſechs einfachen Maſchinen oder Potenzen der Mechanik. Er beſteht aus einem dreyeckichten Priſma ABC, Taf. XII. Fig. 86., von dem zwo Seitenflaͤchen AC und BC, die einen ſpitzigen Winkel C mit einander machen, durch eine Gewalt, die auf die dritte Seitenflaͤche AB wirkt, z. E. durch Gewichte oder Schlaͤge, zwiſchen Dinge getrieben werden, die man von einander ſondern, z. B. zwiſchen Holz, um es zu ſpalten. Man ſieht ihn insgemein als zwo ſchiefe Flaͤchen ADC und BDC an, die mit ihren Grundflaͤchen DC an einander gefuͤgt ſind, und gewoͤhnlich einander gleich und aͤhnlich genommen werden. Die mechaniſchen Schriftſteller ſind uͤber die Theorie des Keils ſehr verſchiedener Meynung geweſen. Ariſtoteles in den mechaniſchen Fragen ſahe den Keil, wie zween entgegengeſetzte Hebel, Merſenne als einen Hebel der zweyten Art an; die Meiſten betrachteten ihn als eine Zuſammenſetzung zwoer ſchiefer Flaͤchen. Das Verhaͤltniß der Kraft zur Laſt fuͤr den Fall des Gleichgewichts geben Merſenne und Parent wie AD:DC, Descartes, Wallis, Dechales und Keill wie AB:DC, Borellus wie AD:AC, Caſati und de la Hire wie EG:GC, Varignon wie EG:GF an. Der Freyherr von Wolf folgt in den deutſchen Anfangsgruͤnden der Mechanik dem Merſenne, in den lateiniſchen dem Wallis; und s'Graveſande nimmt fuͤr die einfachen Faͤlle des Wallis, fuͤr das Holzſpalten des de la Hire Meynung an. Georg Friedrich Baͤrmann, vormals Profeſſor der Mathematik zu Wittenberg (Diſſ. de cuneo. Wittenb. 1751. 4.), hat die Lehre vom Keile im Allgemeinen abgehandelt, und erwieſen, daß ſich uͤberhaupt fuͤr das Gleichgewicht beym Keile die Kraft zum Widerſtande, wie ſin. ACDXſin. GEF:coſ. CEF verhalte. Iſt hiebey die Richtung EG, nach der das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0754" xml:id="P.2.748" n="748"/><lb/> keine weitere Urſache angeben laͤßt, <hi rendition="#b">ſ. Attraction, Verwandſchaft.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chym. Woͤrterbuch, Art. <hi rendition="#b">Aetzbarkeit.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Keil, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Cuneus</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Coin</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Der Keil iſt eine von den ſechs einfachen Maſchinen oder Potenzen der Mechanik. Er beſteht aus einem dreyeckichten Priſma <hi rendition="#aq">ABC,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fig. 86., von dem zwo Seitenflaͤchen <hi rendition="#aq">AC</hi> und <hi rendition="#aq">BC,</hi> die einen ſpitzigen Winkel <hi rendition="#aq">C</hi> mit einander machen, durch eine Gewalt, die auf die dritte Seitenflaͤche <hi rendition="#aq">AB</hi> wirkt, z. E. durch Gewichte oder Schlaͤge, zwiſchen Dinge getrieben werden, die man von einander ſondern, z. B. zwiſchen Holz, um es zu ſpalten. Man ſieht ihn insgemein als zwo ſchiefe Flaͤchen <hi rendition="#aq">ADC</hi> und <hi rendition="#aq">BDC</hi> an, die mit ihren Grundflaͤchen <hi rendition="#aq">DC</hi> an einander gefuͤgt ſind, und gewoͤhnlich einander gleich und aͤhnlich genommen werden.</p> <p>Die mechaniſchen Schriftſteller ſind uͤber die Theorie des Keils ſehr verſchiedener Meynung geweſen. <hi rendition="#b">Ariſtoteles</hi> in den mechaniſchen Fragen ſahe den Keil, wie zween entgegengeſetzte Hebel, <hi rendition="#b">Merſenne</hi> als einen Hebel der zweyten Art an; die Meiſten betrachteten ihn als eine Zuſammenſetzung zwoer ſchiefer Flaͤchen. Das Verhaͤltniß der Kraft zur Laſt fuͤr den Fall des Gleichgewichts geben <hi rendition="#b">Merſenne</hi> und <hi rendition="#b">Parent</hi> wie <hi rendition="#aq">AD:DC,</hi> <hi rendition="#b">Descartes, Wallis, Dechales</hi> und <hi rendition="#b">Keill</hi> wie <hi rendition="#aq">AB:DC,</hi> <hi rendition="#b">Borellus</hi> wie <hi rendition="#aq">AD:AC,</hi> <hi rendition="#b">Caſati</hi> und <hi rendition="#b">de la Hire</hi> wie <hi rendition="#aq">EG:GC,</hi> <hi rendition="#b">Varignon</hi> wie <hi rendition="#aq">EG:GF</hi> an. Der Freyherr <hi rendition="#b">von Wolf</hi> folgt in den deutſchen Anfangsgruͤnden der Mechanik dem Merſenne, in den lateiniſchen dem Wallis; und <hi rendition="#b">s'Graveſande</hi> nimmt fuͤr die einfachen Faͤlle des Wallis, fuͤr das Holzſpalten des de la Hire Meynung an.</p> <p><hi rendition="#b">Georg Friedrich Baͤrmann,</hi> vormals Profeſſor der Mathematik zu Wittenberg <hi rendition="#aq">(Diſſ. de cuneo. Wittenb. 1751. 4.),</hi> hat die Lehre vom Keile im Allgemeinen abgehandelt, und erwieſen, daß ſich uͤberhaupt fuͤr das Gleichgewicht beym Keile die Kraft zum Widerſtande, wie <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">ſin. ACDXſin. GEF:coſ. CEF</hi></hi> verhalte. Iſt hiebey die Richtung <hi rendition="#aq">EG,</hi> nach der das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [748/0754]
keine weitere Urſache angeben laͤßt, ſ. Attraction, Verwandſchaft.
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Keil, Cuneus, Coin.
Der Keil iſt eine von den ſechs einfachen Maſchinen oder Potenzen der Mechanik. Er beſteht aus einem dreyeckichten Priſma ABC, Taf. XII. Fig. 86., von dem zwo Seitenflaͤchen AC und BC, die einen ſpitzigen Winkel C mit einander machen, durch eine Gewalt, die auf die dritte Seitenflaͤche AB wirkt, z. E. durch Gewichte oder Schlaͤge, zwiſchen Dinge getrieben werden, die man von einander ſondern, z. B. zwiſchen Holz, um es zu ſpalten. Man ſieht ihn insgemein als zwo ſchiefe Flaͤchen ADC und BDC an, die mit ihren Grundflaͤchen DC an einander gefuͤgt ſind, und gewoͤhnlich einander gleich und aͤhnlich genommen werden.
Die mechaniſchen Schriftſteller ſind uͤber die Theorie des Keils ſehr verſchiedener Meynung geweſen. Ariſtoteles in den mechaniſchen Fragen ſahe den Keil, wie zween entgegengeſetzte Hebel, Merſenne als einen Hebel der zweyten Art an; die Meiſten betrachteten ihn als eine Zuſammenſetzung zwoer ſchiefer Flaͤchen. Das Verhaͤltniß der Kraft zur Laſt fuͤr den Fall des Gleichgewichts geben Merſenne und Parent wie AD:DC, Descartes, Wallis, Dechales und Keill wie AB:DC, Borellus wie AD:AC, Caſati und de la Hire wie EG:GC, Varignon wie EG:GF an. Der Freyherr von Wolf folgt in den deutſchen Anfangsgruͤnden der Mechanik dem Merſenne, in den lateiniſchen dem Wallis; und s'Graveſande nimmt fuͤr die einfachen Faͤlle des Wallis, fuͤr das Holzſpalten des de la Hire Meynung an.
Georg Friedrich Baͤrmann, vormals Profeſſor der Mathematik zu Wittenberg (Diſſ. de cuneo. Wittenb. 1751. 4.), hat die Lehre vom Keile im Allgemeinen abgehandelt, und erwieſen, daß ſich uͤberhaupt fuͤr das Gleichgewicht beym Keile die Kraft zum Widerſtande, wie ſin. ACDXſin. GEF:coſ. CEF verhalte. Iſt hiebey die Richtung EG, nach der das
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