Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Es verbinden sich aber zur Bestimmung der Wärme und des Klima überhaupt, mit der Wirkung der Sonne noch sehr viele andere Ursachen, z. B. die im Luftkreise vorgehenden Verbindungen, Zersetzungen und Niederschläge, die Wirkung der Ausdünstung der Erdfläche, die Mittheilung der Temperatur anderer Orte durch Winde. Daher ist das wahre Klima eines Orts von dem berechneten Sonnen- oder geographischen Klima, welches doch blos von der Breite des Orts abhängt, gänzlich unterschieden. Das viele Lokale hiebey macht es sehr schwer, die Beobachtungen auf eine allgemeine Theorie zurückzubringen. Mayer (De variationibus thermometri accuratius definiendis in Tob. Mayeri Opp. ineditis. Gotting. 1775. 4. maj. Num. I.) thut den schönen Vorschlag, für die mittlern Wärmen der Orte Tafeln nach einer Theorie zu verfertigen, und diese wegen der Höhe der Orte und der jährlichen und täglichen Abwechselungen, durch Gleichungen, nach Art der astronomischen Rechnung, zu berichtigen. Er legt den Satz zum Grunde, daß sich die Abnahme der mittlern Wärme nach dem Quadrate des Sinus der Breite richte, welcher aus der obigen Formel folgt, wenn man sie für die Wärme am Tage der Nachtgleiche einrichtet, wofür sie 1/2pc=1/2p (1--s) giebt, daß also die Abnahme dieser Wärme gegen die ganze unterm Aequator statt findende, wie s gegen 1 ist. Setzt man nun die mittlere Wärme unterm Aequator=24 reaum. Grade, die unter
Es verbinden ſich aber zur Beſtimmung der Waͤrme und des Klima uͤberhaupt, mit der Wirkung der Sonne noch ſehr viele andere Urſachen, z. B. die im Luftkreiſe vorgehenden Verbindungen, Zerſetzungen und Niederſchlaͤge, die Wirkung der Ausduͤnſtung der Erdflaͤche, die Mittheilung der Temperatur anderer Orte durch Winde. Daher iſt das wahre Klima eines Orts von dem berechneten Sonnen- oder geographiſchen Klima, welches doch blos von der Breite des Orts abhaͤngt, gaͤnzlich unterſchieden. Das viele Lokale hiebey macht es ſehr ſchwer, die Beobachtungen auf eine allgemeine Theorie zuruͤckzubringen. Mayer (De variationibus thermometri accuratius definiendis in Tob. Mayeri Opp. ineditis. Gotting. 1775. 4. maj. Num. I.) thut den ſchoͤnen Vorſchlag, fuͤr die mittlern Waͤrmen der Orte Tafeln nach einer Theorie zu verfertigen, und dieſe wegen der Hoͤhe der Orte und der jaͤhrlichen und taͤglichen Abwechſelungen, durch Gleichungen, nach Art der aſtronomiſchen Rechnung, zu berichtigen. Er legt den Satz zum Grunde, daß ſich die Abnahme der mittlern Waͤrme nach dem Quadrate des Sinus der Breite richte, welcher aus der obigen Formel folgt, wenn man ſie fuͤr die Waͤrme am Tage der Nachtgleiche einrichtet, wofuͤr ſie 1/2πc=1/2π (1—s) giebt, daß alſo die Abnahme dieſer Waͤrme gegen die ganze unterm Aequator ſtatt findende, wie s gegen 1 iſt. Setzt man nun die mittlere Waͤrme unterm Aequator=24 reaum. Grade, die unter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0771" xml:id="P.2.765" n="765"/><lb/> verhalte. Nach dieſer Hypotheſe iſt die wirkliche Waͤrme des Sommers zu der des Winters wie 393+66:393+1, d. i. wie 459:394 oder faſt, wie 8:7. Mairans uͤbrige Gruͤnde fuͤr das Daſeyn dieſer Grundwaͤrme findet man bey dem Worte: <hi rendition="#b">Centralfeuer.</hi> Nach dieſer Hypotheſe hat <hi rendition="#b">Mairan</hi> <hi rendition="#aq">(Nouvelles recherches ſur la cauſe generale du chaud en été et du froid en hiver, à Paris, 1768. 4. maj.)</hi> Tafeln fuͤr die Waͤrmen des laͤngſten und kuͤrzeſten Tages unter verſchiedenen Breiten berechnet, welche man auch beym <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (Phyſik. Beſchreibung der Erdkugel, <hi rendition="#aq">II</hi> B. §. 140. 141.) findet.</p> <p>Es verbinden ſich aber zur Beſtimmung der Waͤrme und des Klima uͤberhaupt, mit der Wirkung der Sonne noch ſehr viele andere Urſachen, z. B. die im Luftkreiſe vorgehenden Verbindungen, Zerſetzungen und Niederſchlaͤge, die Wirkung der Ausduͤnſtung der Erdflaͤche, die Mittheilung der Temperatur anderer Orte durch Winde. Daher iſt das <hi rendition="#b">wahre</hi> Klima eines Orts von dem berechneten <hi rendition="#b">Sonnen-</hi> oder <hi rendition="#b">geographiſchen</hi> Klima, welches doch blos von der Breite des Orts abhaͤngt, gaͤnzlich unterſchieden. Das viele Lokale hiebey macht es ſehr ſchwer, die Beobachtungen auf eine allgemeine Theorie zuruͤckzubringen.</p> <p><hi rendition="#b">Mayer</hi><hi rendition="#aq">(De variationibus thermometri accuratius definiendis in <hi rendition="#i">Tob. Mayeri</hi> Opp. ineditis. Gotting. 1775. 4. maj. Num. I.)</hi> thut den ſchoͤnen Vorſchlag, fuͤr die <hi rendition="#b">mittlern Waͤrmen</hi> der Orte Tafeln nach einer Theorie zu verfertigen, und dieſe wegen der Hoͤhe der Orte und der jaͤhrlichen und taͤglichen Abwechſelungen, durch Gleichungen, nach Art der aſtronomiſchen Rechnung, zu berichtigen. Er legt den Satz zum Grunde, daß ſich die Abnahme der mittlern Waͤrme nach dem Quadrate des Sinus der Breite richte, welcher aus der obigen Formel folgt, wenn man ſie fuͤr die Waͤrme am Tage der Nachtgleiche einrichtet, wofuͤr ſie 1/2<foreign xml:lang="grc">π</foreign><hi rendition="#aq">c=1/2</hi><foreign xml:lang="grc">π</foreign> <hi rendition="#aq">(1—s)</hi> giebt, daß alſo die Abnahme dieſer Waͤrme gegen die ganze unterm Aequator ſtatt findende, wie <hi rendition="#aq">s</hi> gegen 1 iſt. Setzt man nun die mittlere Waͤrme unterm Aequator=24 reaum. Grade, die unter<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [765/0771]
verhalte. Nach dieſer Hypotheſe iſt die wirkliche Waͤrme des Sommers zu der des Winters wie 393+66:393+1, d. i. wie 459:394 oder faſt, wie 8:7. Mairans uͤbrige Gruͤnde fuͤr das Daſeyn dieſer Grundwaͤrme findet man bey dem Worte: Centralfeuer. Nach dieſer Hypotheſe hat Mairan (Nouvelles recherches ſur la cauſe generale du chaud en été et du froid en hiver, à Paris, 1768. 4. maj.) Tafeln fuͤr die Waͤrmen des laͤngſten und kuͤrzeſten Tages unter verſchiedenen Breiten berechnet, welche man auch beym Bergmann (Phyſik. Beſchreibung der Erdkugel, II B. §. 140. 141.) findet.
Es verbinden ſich aber zur Beſtimmung der Waͤrme und des Klima uͤberhaupt, mit der Wirkung der Sonne noch ſehr viele andere Urſachen, z. B. die im Luftkreiſe vorgehenden Verbindungen, Zerſetzungen und Niederſchlaͤge, die Wirkung der Ausduͤnſtung der Erdflaͤche, die Mittheilung der Temperatur anderer Orte durch Winde. Daher iſt das wahre Klima eines Orts von dem berechneten Sonnen- oder geographiſchen Klima, welches doch blos von der Breite des Orts abhaͤngt, gaͤnzlich unterſchieden. Das viele Lokale hiebey macht es ſehr ſchwer, die Beobachtungen auf eine allgemeine Theorie zuruͤckzubringen.
Mayer (De variationibus thermometri accuratius definiendis in Tob. Mayeri Opp. ineditis. Gotting. 1775. 4. maj. Num. I.) thut den ſchoͤnen Vorſchlag, fuͤr die mittlern Waͤrmen der Orte Tafeln nach einer Theorie zu verfertigen, und dieſe wegen der Hoͤhe der Orte und der jaͤhrlichen und taͤglichen Abwechſelungen, durch Gleichungen, nach Art der aſtronomiſchen Rechnung, zu berichtigen. Er legt den Satz zum Grunde, daß ſich die Abnahme der mittlern Waͤrme nach dem Quadrate des Sinus der Breite richte, welcher aus der obigen Formel folgt, wenn man ſie fuͤr die Waͤrme am Tage der Nachtgleiche einrichtet, wofuͤr ſie 1/2πc=1/2π (1—s) giebt, daß alſo die Abnahme dieſer Waͤrme gegen die ganze unterm Aequator ſtatt findende, wie s gegen 1 iſt. Setzt man nun die mittlere Waͤrme unterm Aequator=24 reaum. Grade, die unter
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