Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


man das so definirte f=P/M setzen will. Daher haben es die Herren Kästner (Anfangsgr. der höh. Mechanik, I. Abschn. Cap. III, §. 51--73) und Karsten (Lehrbegrif der gesammten Math. III. Theil, Mechanik, Abschn. III. §. 47--53) für nöthig gehalten, eigne und keine weitere Einwendungen übriglassende Beweise dieses Satzes zu geben. Uebrigens giebt Karsten der beschleunigenden Kraft f den Namen Beschleunigung der Kraft.

Wenn man die der Geschwindigkeit v zugehörige Höhe, weche=(v/4g) ist (s. Fall der Körper), u nennt, so wird du=(2vdv/4g), oder wenn für dv das gleiche 2gfdt gesetzt wird, du=fvdt. Und, weil allezeit vdt=ds (s. Bewegung, gleichförmige),

Die Gleichungen I. und II. sind der Grund von allem, was sich in der höhern Mechanik von Wirkungen anderer Kräfte, als unserer Schwere, und besonders veränderlicher Kräfte, sagen läßt, und sie mit Daniel Bernoulli bloß sür zufällig halten, ist eben so viel, als den meisten Lehren der höhern Mechanik ihre Nothwendigkeit abfprechen.

Bewegende Kraft, Vis motrix, Force motrice. So nennt man die ganze in eine gewisse Masse wirkende Kraft, welche sich durch das Produkt der beschleunigenden Kraft f in die Masse oder Anzahl der Theile, also durch Mf ausdrücken läßt, und dem Drucke P gleich ist, den sie ausübt, wenn keine Bewegung erfolgen kan. Bey schweren Körpern ist das Gewicht die bewegende, die Schwere die beschleunigende Kraft. Das Gewicht eines Centners ist 100mal größer, als das Gewicht eines Pfundes; aber die Schwere, oder was auf jeden Theil wirkt, ist bey beyden einerley. Und weil hiebey f=1, so ist P=M, oder man kan die Masse dem Gewichte gleich setzen, s. Masse.

In einer andern Bedeutung hat man das Wort: be-


man das ſo definirte f=P/M ſetzen will. Daher haben es die Herren Kaͤſtner (Anfangsgr. der hoͤh. Mechanik, I. Abſchn. Cap. III, §. 51—73) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Math. III. Theil, Mechanik, Abſchn. III. §. 47—53) fuͤr noͤthig gehalten, eigne und keine weitere Einwendungen uͤbriglaſſende Beweiſe dieſes Satzes zu geben. Uebrigens giebt Karſten der beſchleunigenden Kraft f den Namen Beſchleunigung der Kraft.

Wenn man die der Geſchwindigkeit v zugehoͤrige Hoͤhe, weche=(v/4g) iſt (ſ. Fall der Koͤrper), u nennt, ſo wird du=(2vdv/4g), oder wenn fuͤr dv das gleiche 2gfdt geſetzt wird, du=fvdt. Und, weil allezeit vdt=ds (ſ. Bewegung, gleichfoͤrmige),

Die Gleichungen I. und II. ſind der Grund von allem, was ſich in der hoͤhern Mechanik von Wirkungen anderer Kraͤfte, als unſerer Schwere, und beſonders veraͤnderlicher Kraͤfte, ſagen laͤßt, und ſie mit Daniel Bernoulli bloß ſuͤr zufaͤllig halten, iſt eben ſo viel, als den meiſten Lehren der hoͤhern Mechanik ihre Nothwendigkeit abfprechen.

Bewegende Kraft, Vis motrix, Force motrice. So nennt man die ganze in eine gewiſſe Maſſe wirkende Kraft, welche ſich durch das Produkt der beſchleunigenden Kraft f in die Maſſe oder Anzahl der Theile, alſo durch Mf ausdruͤcken laͤßt, und dem Drucke P gleich iſt, den ſie ausuͤbt, wenn keine Bewegung erfolgen kan. Bey ſchweren Koͤrpern iſt das Gewicht die bewegende, die Schwere die beſchleunigende Kraft. Das Gewicht eines Centners iſt 100mal groͤßer, als das Gewicht eines Pfundes; aber die Schwere, oder was auf jeden Theil wirkt, iſt bey beyden einerley. Und weil hiebey f=1, ſo iſt P=M, oder man kan die Maſſe dem Gewichte gleich ſetzen, ſ. Maſſe.

In einer andern Bedeutung hat man das Wort: be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0808" xml:id="P.2.802" n="802"/><lb/>
man das &#x017F;o definirte <hi rendition="#aq">f=P/M</hi> &#x017F;etzen will. Daher haben es die Herren <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tner</hi> (Anfangsgr. der ho&#x0364;h. Mechanik, <hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chn. Cap. <hi rendition="#aq">III, §. 51&#x2014;73)</hi> und <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> (Lehrbegrif der ge&#x017F;ammten Math. <hi rendition="#aq">III.</hi> Theil, Mechanik, Ab&#x017F;chn. <hi rendition="#aq">III. §. 47&#x2014;53)</hi> fu&#x0364;r no&#x0364;thig gehalten, eigne und keine weitere Einwendungen u&#x0364;brigla&#x017F;&#x017F;ende Bewei&#x017F;e die&#x017F;es Satzes zu geben. Uebrigens giebt <hi rendition="#b">Kar&#x017F;ten</hi> der be&#x017F;chleunigenden Kraft <hi rendition="#aq">f</hi> den Namen <hi rendition="#b">Be&#x017F;chleunigung der Kraft.</hi></p>
            <p>Wenn man die der Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">v</hi> zugeho&#x0364;rige Ho&#x0364;he, weche<hi rendition="#aq">=(v/4g)</hi> i&#x017F;t (<hi rendition="#b">&#x017F;. Fall der Ko&#x0364;rper</hi>), <hi rendition="#aq">u</hi> nennt, &#x017F;o wird <hi rendition="#aq">du=(2vdv/4g),</hi> oder wenn fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">dv</hi> das gleiche <hi rendition="#aq">2gfdt</hi> ge&#x017F;etzt wird, <hi rendition="#aq">du=fvdt.</hi> Und, weil allezeit <hi rendition="#aq">vdt=ds</hi> (<hi rendition="#b">&#x017F;. Bewegung, gleichfo&#x0364;rmige</hi>), <hi rendition="#aq"/></p>
            <p>Die Gleichungen <hi rendition="#aq">I.</hi> und <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;ind der Grund von allem, was &#x017F;ich in der ho&#x0364;hern Mechanik von Wirkungen anderer Kra&#x0364;fte, als un&#x017F;erer Schwere, und be&#x017F;onders vera&#x0364;nderlicher Kra&#x0364;fte, &#x017F;agen la&#x0364;ßt, und &#x017F;ie mit Daniel Bernoulli bloß &#x017F;u&#x0364;r <hi rendition="#b">zufa&#x0364;llig</hi> halten, i&#x017F;t eben &#x017F;o viel, als den mei&#x017F;ten Lehren der ho&#x0364;hern Mechanik ihre Nothwendigkeit abfprechen.</p>
            <p><hi rendition="#b">Bewegende Kraft,</hi><hi rendition="#aq">Vis motrix, <hi rendition="#i">Force motrice.</hi></hi> So nennt man die ganze in eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ma&#x017F;&#x017F;e wirkende Kraft, welche &#x017F;ich durch das Produkt der be&#x017F;chleunigenden Kraft <hi rendition="#aq">f</hi> in die Ma&#x017F;&#x017F;e oder Anzahl der Theile, al&#x017F;o durch <hi rendition="#aq">Mf</hi> ausdru&#x0364;cken la&#x0364;ßt, und dem <hi rendition="#b">Drucke</hi> <hi rendition="#aq">P</hi> gleich i&#x017F;t, den &#x017F;ie ausu&#x0364;bt, wenn keine Bewegung erfolgen kan. Bey &#x017F;chweren Ko&#x0364;rpern i&#x017F;t das <hi rendition="#b">Gewicht</hi> die bewegende, die <hi rendition="#b">Schwere</hi> die be&#x017F;chleunigende Kraft. Das Gewicht eines Centners i&#x017F;t 100mal gro&#x0364;ßer, als das Gewicht eines Pfundes; aber die Schwere, oder was auf jeden Theil wirkt, i&#x017F;t bey beyden einerley. Und weil hiebey <hi rendition="#aq">f=1,</hi> &#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#aq">P=M,</hi> oder man kan die Ma&#x017F;&#x017F;e dem Gewichte gleich &#x017F;etzen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Ma&#x017F;&#x017F;e.</hi></p>
            <p>In einer andern Bedeutung hat man das Wort: <hi rendition="#b">be-<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[802/0808] man das ſo definirte f=P/M ſetzen will. Daher haben es die Herren Kaͤſtner (Anfangsgr. der hoͤh. Mechanik, I. Abſchn. Cap. III, §. 51—73) und Karſten (Lehrbegrif der geſammten Math. III. Theil, Mechanik, Abſchn. III. §. 47—53) fuͤr noͤthig gehalten, eigne und keine weitere Einwendungen uͤbriglaſſende Beweiſe dieſes Satzes zu geben. Uebrigens giebt Karſten der beſchleunigenden Kraft f den Namen Beſchleunigung der Kraft. Wenn man die der Geſchwindigkeit v zugehoͤrige Hoͤhe, weche=(v/4g) iſt (ſ. Fall der Koͤrper), u nennt, ſo wird du=(2vdv/4g), oder wenn fuͤr dv das gleiche 2gfdt geſetzt wird, du=fvdt. Und, weil allezeit vdt=ds (ſ. Bewegung, gleichfoͤrmige), Die Gleichungen I. und II. ſind der Grund von allem, was ſich in der hoͤhern Mechanik von Wirkungen anderer Kraͤfte, als unſerer Schwere, und beſonders veraͤnderlicher Kraͤfte, ſagen laͤßt, und ſie mit Daniel Bernoulli bloß ſuͤr zufaͤllig halten, iſt eben ſo viel, als den meiſten Lehren der hoͤhern Mechanik ihre Nothwendigkeit abfprechen. Bewegende Kraft, Vis motrix, Force motrice. So nennt man die ganze in eine gewiſſe Maſſe wirkende Kraft, welche ſich durch das Produkt der beſchleunigenden Kraft f in die Maſſe oder Anzahl der Theile, alſo durch Mf ausdruͤcken laͤßt, und dem Drucke P gleich iſt, den ſie ausuͤbt, wenn keine Bewegung erfolgen kan. Bey ſchweren Koͤrpern iſt das Gewicht die bewegende, die Schwere die beſchleunigende Kraft. Das Gewicht eines Centners iſt 100mal groͤßer, als das Gewicht eines Pfundes; aber die Schwere, oder was auf jeden Theil wirkt, iſt bey beyden einerley. Und weil hiebey f=1, ſo iſt P=M, oder man kan die Maſſe dem Gewichte gleich ſetzen, ſ. Maſſe. In einer andern Bedeutung hat man das Wort: be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/808
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/808>, abgerufen am 01.09.2024.