Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


durch ihn in Bewegung gesetzt wird, wie die Segel der Schiffe und die Flügel der Windmühlen. Diese Kraft ist zwar unter allen die wohlfeilste; allein ihre Stärke und Richtung sind sehr veränderlich. Wegen der Richtung müssen sich die Flächen, die den Wind auffangen, nach allen Gegenden kehren lassen. Den Unbequemlichkeiten aber, die aus der veränderlichen Stärke entstehen, kan man nicht so leicht vorbeugen. Ein allzustarker Wind ist den Maschinen gefährlich; ein allzuschwacher hingegen läßt sie oft unbrauchbar.

5. Die Kraft des Feuers, oder weit richtiger: der Druck der Atmosphäre auf einen durch Erkaltung und Verdichtung elastischer Dämpfe plötzlich hervorgebrachten leeren Raum. Man ist erst in neuern Zeiten auf den Gebrauch dieser sehr vortheilhaften bewegenden Kraft gekommen, s. Dampfmaschine.

6. Die Kraft der Gewichte, oder die Schwere der Körper. Sie gewährt den Vortheil, daß sich ihre Wirkung sehr genau bestimmen läßt, und immer unverändert bleibt, wie denn auch die Gewichte zum Maaße aller andern drückenden oder ziehenden Kräfte dienen. Demohnerachtet sind sie in der praktischen Mechanik nicht sehr brauchbar, weil sie sich immer niederwärts bewegen, und daher entweder einen großen Raum zum Sinken, oder ein öfteres Aufziehen erfordern. Sie werden also nur da gebraucht, wo die bewegende Kraft sehr langsam oder nicht weit sinken darf, wie z. B. bey Uhren, oder zu Gegengewichten.

7. Die Kraft der Federn oder die Elasticität fester Körper, s. Elasticität. Solche elastische Körper sind z. B. Stahlfedern, Metalldrath, lange Stangen von Tannenholz u. dgl. Oft werden sie nur gebraucht, gewisse Theile der Maschinen an einander zu drücken, oder, wenn die Hemmung weggenommen wird, eine plötzliche Bewegung durch einen kleinen Raum, wie bey den Flintenschlössern, hervorzubringen. Will man sie zu länger daurenden Bewegungen brauchen, so müssen sie in eine von ihrer natürlichen sehr weit abweichende Figur gebracht, z. B. zusammengewunden werden, da sie denn, indem sie sich


durch ihn in Bewegung geſetzt wird, wie die Segel der Schiffe und die Fluͤgel der Windmuͤhlen. Dieſe Kraft iſt zwar unter allen die wohlfeilſte; allein ihre Staͤrke und Richtung ſind ſehr veraͤnderlich. Wegen der Richtung muͤſſen ſich die Flaͤchen, die den Wind auffangen, nach allen Gegenden kehren laſſen. Den Unbequemlichkeiten aber, die aus der veraͤnderlichen Staͤrke entſtehen, kan man nicht ſo leicht vorbeugen. Ein allzuſtarker Wind iſt den Maſchinen gefaͤhrlich; ein allzuſchwacher hingegen laͤßt ſie oft unbrauchbar.

5. Die Kraft des Feuers, oder weit richtiger: der Druck der Atmoſphaͤre auf einen durch Erkaltung und Verdichtung elaſtiſcher Daͤmpfe ploͤtzlich hervorgebrachten leeren Raum. Man iſt erſt in neuern Zeiten auf den Gebrauch dieſer ſehr vortheilhaften bewegenden Kraft gekommen, ſ. Dampfmaſchine.

6. Die Kraft der Gewichte, oder die Schwere der Koͤrper. Sie gewaͤhrt den Vortheil, daß ſich ihre Wirkung ſehr genau beſtimmen laͤßt, und immer unveraͤndert bleibt, wie denn auch die Gewichte zum Maaße aller andern druͤckenden oder ziehenden Kraͤfte dienen. Demohnerachtet ſind ſie in der praktiſchen Mechanik nicht ſehr brauchbar, weil ſie ſich immer niederwaͤrts bewegen, und daher entweder einen großen Raum zum Sinken, oder ein oͤfteres Aufziehen erfordern. Sie werden alſo nur da gebraucht, wo die bewegende Kraft ſehr langſam oder nicht weit ſinken darf, wie z. B. bey Uhren, oder zu Gegengewichten.

7. Die Kraft der Federn oder die Elaſticitaͤt feſter Koͤrper, ſ. Elaſticitaͤt. Solche elaſtiſche Koͤrper ſind z. B. Stahlfedern, Metalldrath, lange Stangen von Tannenholz u. dgl. Oft werden ſie nur gebraucht, gewiſſe Theile der Maſchinen an einander zu druͤcken, oder, wenn die Hemmung weggenommen wird, eine ploͤtzliche Bewegung durch einen kleinen Raum, wie bey den Flintenſchloͤſſern, hervorzubringen. Will man ſie zu laͤnger daurenden Bewegungen brauchen, ſo muͤſſen ſie in eine von ihrer natuͤrlichen ſehr weit abweichende Figur gebracht, z. B. zuſammengewunden werden, da ſie denn, indem ſie ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0816" xml:id="P.2.810" n="810"/><lb/>
durch ihn in Bewegung ge&#x017F;etzt wird, wie die Segel der Schiffe und die Flu&#x0364;gel der Windmu&#x0364;hlen. Die&#x017F;e Kraft i&#x017F;t zwar unter allen die wohlfeil&#x017F;te; allein ihre Sta&#x0364;rke und Richtung &#x017F;ind &#x017F;ehr vera&#x0364;nderlich. Wegen der Richtung mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Fla&#x0364;chen, die den Wind auffangen, nach allen Gegenden kehren la&#x017F;&#x017F;en. Den Unbequemlichkeiten aber, die aus der vera&#x0364;nderlichen Sta&#x0364;rke ent&#x017F;tehen, kan man nicht &#x017F;o leicht vorbeugen. Ein allzu&#x017F;tarker Wind i&#x017F;t den Ma&#x017F;chinen gefa&#x0364;hrlich; ein allzu&#x017F;chwacher hingegen la&#x0364;ßt &#x017F;ie oft unbrauchbar.</p>
            <p>5. Die Kraft des <hi rendition="#b">Feuers,</hi> oder weit richtiger: der Druck der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re auf einen durch Erkaltung und Verdichtung ela&#x017F;ti&#x017F;cher Da&#x0364;mpfe plo&#x0364;tzlich hervorgebrachten leeren Raum. Man i&#x017F;t er&#x017F;t in neuern Zeiten auf den Gebrauch die&#x017F;er &#x017F;ehr vortheilhaften bewegenden Kraft gekommen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Dampfma&#x017F;chine.</hi></p>
            <p>6. Die Kraft der <hi rendition="#b">Gewichte,</hi> oder die Schwere der Ko&#x0364;rper. Sie gewa&#x0364;hrt den Vortheil, daß &#x017F;ich ihre Wirkung &#x017F;ehr genau be&#x017F;timmen la&#x0364;ßt, und immer unvera&#x0364;ndert bleibt, wie denn auch die Gewichte zum Maaße aller andern dru&#x0364;ckenden oder ziehenden Kra&#x0364;fte dienen. Demohnerachtet &#x017F;ind &#x017F;ie in der prakti&#x017F;chen Mechanik nicht &#x017F;ehr brauchbar, weil &#x017F;ie &#x017F;ich immer niederwa&#x0364;rts bewegen, und daher entweder einen großen Raum zum Sinken, oder ein o&#x0364;fteres Aufziehen erfordern. Sie werden al&#x017F;o nur da gebraucht, wo die bewegende Kraft &#x017F;ehr lang&#x017F;am oder nicht weit &#x017F;inken darf, wie z. B. bey Uhren, oder zu Gegengewichten.</p>
            <p>7. Die Kraft der <hi rendition="#b">Federn</hi> oder die Ela&#x017F;ticita&#x0364;t fe&#x017F;ter Ko&#x0364;rper, <hi rendition="#b">&#x017F;. Ela&#x017F;ticita&#x0364;t.</hi> Solche ela&#x017F;ti&#x017F;che Ko&#x0364;rper &#x017F;ind z. B. Stahlfedern, Metalldrath, lange Stangen von Tannenholz u. dgl. Oft werden &#x017F;ie nur gebraucht, gewi&#x017F;&#x017F;e Theile der Ma&#x017F;chinen an einander zu dru&#x0364;cken, oder, wenn die Hemmung weggenommen wird, eine plo&#x0364;tzliche Bewegung durch einen kleinen Raum, wie bey den Flinten&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, hervorzubringen. Will man &#x017F;ie zu la&#x0364;nger daurenden Bewegungen brauchen, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in eine von ihrer natu&#x0364;rlichen &#x017F;ehr weit abweichende Figur gebracht, z. B. zu&#x017F;ammengewunden werden, da &#x017F;ie denn, indem &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[810/0816] durch ihn in Bewegung geſetzt wird, wie die Segel der Schiffe und die Fluͤgel der Windmuͤhlen. Dieſe Kraft iſt zwar unter allen die wohlfeilſte; allein ihre Staͤrke und Richtung ſind ſehr veraͤnderlich. Wegen der Richtung muͤſſen ſich die Flaͤchen, die den Wind auffangen, nach allen Gegenden kehren laſſen. Den Unbequemlichkeiten aber, die aus der veraͤnderlichen Staͤrke entſtehen, kan man nicht ſo leicht vorbeugen. Ein allzuſtarker Wind iſt den Maſchinen gefaͤhrlich; ein allzuſchwacher hingegen laͤßt ſie oft unbrauchbar. 5. Die Kraft des Feuers, oder weit richtiger: der Druck der Atmoſphaͤre auf einen durch Erkaltung und Verdichtung elaſtiſcher Daͤmpfe ploͤtzlich hervorgebrachten leeren Raum. Man iſt erſt in neuern Zeiten auf den Gebrauch dieſer ſehr vortheilhaften bewegenden Kraft gekommen, ſ. Dampfmaſchine. 6. Die Kraft der Gewichte, oder die Schwere der Koͤrper. Sie gewaͤhrt den Vortheil, daß ſich ihre Wirkung ſehr genau beſtimmen laͤßt, und immer unveraͤndert bleibt, wie denn auch die Gewichte zum Maaße aller andern druͤckenden oder ziehenden Kraͤfte dienen. Demohnerachtet ſind ſie in der praktiſchen Mechanik nicht ſehr brauchbar, weil ſie ſich immer niederwaͤrts bewegen, und daher entweder einen großen Raum zum Sinken, oder ein oͤfteres Aufziehen erfordern. Sie werden alſo nur da gebraucht, wo die bewegende Kraft ſehr langſam oder nicht weit ſinken darf, wie z. B. bey Uhren, oder zu Gegengewichten. 7. Die Kraft der Federn oder die Elaſticitaͤt feſter Koͤrper, ſ. Elaſticitaͤt. Solche elaſtiſche Koͤrper ſind z. B. Stahlfedern, Metalldrath, lange Stangen von Tannenholz u. dgl. Oft werden ſie nur gebraucht, gewiſſe Theile der Maſchinen an einander zu druͤcken, oder, wenn die Hemmung weggenommen wird, eine ploͤtzliche Bewegung durch einen kleinen Raum, wie bey den Flintenſchloͤſſern, hervorzubringen. Will man ſie zu laͤnger daurenden Bewegungen brauchen, ſo muͤſſen ſie in eine von ihrer natuͤrlichen ſehr weit abweichende Figur gebracht, z. B. zuſammengewunden werden, da ſie denn, indem ſie ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/816
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/816>, abgerufen am 22.11.2024.