Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Huygens (Traite de la lumiere, Leid. 1690. 4. chap. 5. auch lateinisch in Hugenii Opp. reliquis, Amst. 1728. 4. To. I.) bestimmte diese Erscheinungen weit genauer, und bemerkte, daß sie sich auf die Ebne GCFH Taf. XII. Fig. 91. bezogen, welche an einer Ecke, wie C, wo drey stumpfe Winkel zusammenstoßen, durch die Linie CG, welche den Winkel ACB halbirt, und durch die Seitenlinie CF gelegt wird. Diese Ebne nannte er den Hauptschnitt des Krystalls, und blos in ihr oder in solchen, die mit ihr parallel sind, bleibt der ungewöhnlich gebrochne Stral mit dem einfallenden und dem gewöhnlich gebrochnen in einerley Ebne. Wenn er die Fläche AB bedeckte, und blos durch ein kleines Loch bey K einen Sonnenstral senkrecht auf CG fallen ließ, so gieng ein Theil dieses Strals ungebrochen in der Linie KL fort, ein anderer Theil aber ward unter einem Winkel von 6° 40' nach KM gebrochen, und nahm bey seinem Ausgange durch M die mit IK parallele Richtung MZ wieder an. Liegt also in L ein Gegenstand, so wird von ihm in die Oefnung eines Auges bey I nicht allein der Stral LKI, sondern auch LRI kommen, dessen Theil LR mit MK parallel ist; und das Auge in I wird den Gegenstand L doppelt, einmal durch die gewöhnliche Brechung in L, das anderemal durch die ungewöhnliche in S sehen. Wenn der Stral NO in der Ebne des Hauptschnitts liegt, und mit CG einen Winkel von 73°20' macht, so wirft ihn die gewöhnliche Brechung nach OP fort, der Theil aber, auf den die ungewöhnliche wirkt, geht in diesem
Huygens (Traité de la lumiere, Leid. 1690. 4. chap. 5. auch lateiniſch in Hugenii Opp. reliquis, Amſt. 1728. 4. To. I.) beſtimmte dieſe Erſcheinungen weit genauer, und bemerkte, daß ſie ſich auf die Ebne GCFH Taf. XII. Fig. 91. bezogen, welche an einer Ecke, wie C, wo drey ſtumpfe Winkel zuſammenſtoßen, durch die Linie CG, welche den Winkel ACB halbirt, und durch die Seitenlinie CF gelegt wird. Dieſe Ebne nannte er den Hauptſchnitt des Kryſtalls, und blos in ihr oder in ſolchen, die mit ihr parallel ſind, bleibt der ungewoͤhnlich gebrochne Stral mit dem einfallenden und dem gewoͤhnlich gebrochnen in einerley Ebne. Wenn er die Flaͤche AB bedeckte, und blos durch ein kleines Loch bey K einen Sonnenſtral ſenkrecht auf CG fallen ließ, ſo gieng ein Theil dieſes Strals ungebrochen in der Linie KL fort, ein anderer Theil aber ward unter einem Winkel von 6° 40′ nach KM gebrochen, und nahm bey ſeinem Ausgange durch M die mit IK parallele Richtung MZ wieder an. Liegt alſo in L ein Gegenſtand, ſo wird von ihm in die Oefnung eines Auges bey I nicht allein der Stral LKI, ſondern auch LRI kommen, deſſen Theil LR mit MK parallel iſt; und das Auge in I wird den Gegenſtand L doppelt, einmal durch die gewoͤhnliche Brechung in L, das anderemal durch die ungewoͤhnliche in S ſehen. Wenn der Stral NO in der Ebne des Hauptſchnitts liegt, und mit CG einen Winkel von 73°20′ macht, ſo wirft ihn die gewoͤhnliche Brechung nach OP fort, der Theil aber, auf den die ungewoͤhnliche wirkt, geht in dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0827" xml:id="P.2.821" n="821"/><lb/> weiter von einander abſtanden, je dicker der Kryſtall war, und daß ihre Entfernung am groͤßten erſchien, wenn der Gegenſtand auf der Diagonallinie <hi rendition="#aq">NL</hi> lag, welche durch die ſpitzigen Winkel der Grundflaͤche geht. Er ſchloß aus allem, daß hiebey eine doppelte Brechung jedes Strals vorgehe, wovon die eine nach den gewoͤhnlichen Regeln nach dem Brechungsverhaͤltniſſe 5 zu 3 erfolge, die andere ungewoͤhnliche aber auf die Neigung des Strales gegen eine mit den Seiten des Kryſtalls parallele Ebne ankomme.</p> <p><hi rendition="#b">Huygens</hi><hi rendition="#aq">(Traité de la lumiere, Leid. 1690. 4. chap. 5.</hi> auch lateiniſch in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hugenii</hi> Opp. reliquis, Amſt. 1728. 4. To. I.)</hi> beſtimmte dieſe Erſcheinungen weit genauer, und bemerkte, daß ſie ſich auf die Ebne <hi rendition="#aq">GCFH</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fig. 91. bezogen, welche an einer Ecke, wie <hi rendition="#aq">C,</hi> wo drey ſtumpfe Winkel zuſammenſtoßen, durch die Linie <hi rendition="#aq">CG,</hi> welche den Winkel <hi rendition="#aq">ACB</hi> halbirt, und durch die Seitenlinie <hi rendition="#aq">CF</hi> gelegt wird. Dieſe Ebne nannte er den <hi rendition="#b">Hauptſchnitt</hi> des Kryſtalls, und blos in ihr oder in ſolchen, die mit ihr parallel ſind, bleibt der ungewoͤhnlich gebrochne Stral mit dem einfallenden und dem gewoͤhnlich gebrochnen in einerley Ebne. Wenn er die Flaͤche <hi rendition="#aq">AB</hi> bedeckte, und blos durch ein kleines Loch bey <hi rendition="#aq">K</hi> einen Sonnenſtral ſenkrecht auf <hi rendition="#aq">CG</hi> fallen ließ, ſo gieng ein Theil dieſes Strals ungebrochen in der Linie <hi rendition="#aq">KL</hi> fort, ein anderer Theil aber ward unter einem Winkel von 6° 40′ nach <hi rendition="#aq">KM</hi> gebrochen, und nahm bey ſeinem Ausgange durch <hi rendition="#aq">M</hi> die mit <hi rendition="#aq">IK</hi> parallele Richtung <hi rendition="#aq">MZ</hi> wieder an. Liegt alſo in <hi rendition="#aq">L</hi> ein Gegenſtand, ſo wird von ihm in die Oefnung eines Auges bey <hi rendition="#aq">I</hi> nicht allein der Stral <hi rendition="#aq">LKI,</hi> ſondern auch <hi rendition="#aq">LRI</hi> kommen, deſſen Theil <hi rendition="#aq">LR</hi> mit <hi rendition="#aq">MK</hi> parallel iſt; und das Auge in <hi rendition="#aq">I</hi> wird den Gegenſtand <hi rendition="#aq">L</hi> doppelt, einmal durch die gewoͤhnliche Brechung in <hi rendition="#aq">L,</hi> das anderemal durch die ungewoͤhnliche in <hi rendition="#aq">S</hi> ſehen.</p> <p>Wenn der Stral <hi rendition="#aq">NO</hi> in der Ebne des Hauptſchnitts liegt, und mit <hi rendition="#aq">CG</hi> einen Winkel von 73°20′ macht, ſo wirft ihn die gewoͤhnliche Brechung nach <hi rendition="#aq">OP</hi> fort, der Theil aber, auf den die ungewoͤhnliche wirkt, geht in dieſem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [821/0827]
weiter von einander abſtanden, je dicker der Kryſtall war, und daß ihre Entfernung am groͤßten erſchien, wenn der Gegenſtand auf der Diagonallinie NL lag, welche durch die ſpitzigen Winkel der Grundflaͤche geht. Er ſchloß aus allem, daß hiebey eine doppelte Brechung jedes Strals vorgehe, wovon die eine nach den gewoͤhnlichen Regeln nach dem Brechungsverhaͤltniſſe 5 zu 3 erfolge, die andere ungewoͤhnliche aber auf die Neigung des Strales gegen eine mit den Seiten des Kryſtalls parallele Ebne ankomme.
Huygens (Traité de la lumiere, Leid. 1690. 4. chap. 5. auch lateiniſch in Hugenii Opp. reliquis, Amſt. 1728. 4. To. I.) beſtimmte dieſe Erſcheinungen weit genauer, und bemerkte, daß ſie ſich auf die Ebne GCFH Taf. XII. Fig. 91. bezogen, welche an einer Ecke, wie C, wo drey ſtumpfe Winkel zuſammenſtoßen, durch die Linie CG, welche den Winkel ACB halbirt, und durch die Seitenlinie CF gelegt wird. Dieſe Ebne nannte er den Hauptſchnitt des Kryſtalls, und blos in ihr oder in ſolchen, die mit ihr parallel ſind, bleibt der ungewoͤhnlich gebrochne Stral mit dem einfallenden und dem gewoͤhnlich gebrochnen in einerley Ebne. Wenn er die Flaͤche AB bedeckte, und blos durch ein kleines Loch bey K einen Sonnenſtral ſenkrecht auf CG fallen ließ, ſo gieng ein Theil dieſes Strals ungebrochen in der Linie KL fort, ein anderer Theil aber ward unter einem Winkel von 6° 40′ nach KM gebrochen, und nahm bey ſeinem Ausgange durch M die mit IK parallele Richtung MZ wieder an. Liegt alſo in L ein Gegenſtand, ſo wird von ihm in die Oefnung eines Auges bey I nicht allein der Stral LKI, ſondern auch LRI kommen, deſſen Theil LR mit MK parallel iſt; und das Auge in I wird den Gegenſtand L doppelt, einmal durch die gewoͤhnliche Brechung in L, das anderemal durch die ungewoͤhnliche in S ſehen.
Wenn der Stral NO in der Ebne des Hauptſchnitts liegt, und mit CG einen Winkel von 73°20′ macht, ſo wirft ihn die gewoͤhnliche Brechung nach OP fort, der Theil aber, auf den die ungewoͤhnliche wirkt, geht in dieſem
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