worinn alkalische Erden aufgelöset waren, durch Erde, binnen zehn Wochen künstliche Edelsteine zu erhalten, so wie Bergmann aus der Auflösung der Kieselerde in Flußspathsäure Bergkrystalle erhielt. Einige französischen Chymikern (Iournal de phys. 1780.) hat zwar Herrn Achard's Versuch nicht glücken wollen; allein de Morveau hat neuerlich (Lichtenbergs Magazin für das Neuste aus d. Phys. IV. B. 2 St. S. 176.) in einer Flasche mit imprägnirtem Wasser, worinn 9 Stücke Bergkrystall und etwas Eisen lagen, nach neun Monaten das Eisen angegriffen und einen Krystall erzeugt gefunden. Bey Kalkund Gypsspathen ist die Auflösung ein Werk der Luftsäure und Vitriolsäure. Die Krystallisation der Kiese und Metalle aber scheint wohl eher auf dem trocknen Wege geschehen zu seyn. Man sieht hieraus auch, daß der Schluß von Krystallen auf die nothwendige Gegenwart von Salzen, den man sonst für allgemein richtig hielt, in vielen Fällen Einschränkungen leide.
Unter allen Substanzen aber sind die Salze am meisten zur Krystallisation geneigt, und zeigen alle Phänomene derselben am deutlichsten. Da das Wasser weit flüchtiger ist, als die Salze, so kan es von ihnen sehr bequem durchs Abdampfen geschieden werden. Hiebey bilden die zurückbleibenden Salze Krystallen, oder schießen in Krystallen an. Ihre besondere Verwandschaft mit dem Wasser aber macht, daß sie selbst in diesem festen Zustande noch einen ziemlichen Antheil Wasser in sich behalten, der mit ihnen ein Ganzes ausmacht, und ihr Krystallisationswasser(aqua crystallisationis) genannt wird. Dieses Wasser ist zwar nicht zu dem Wesen der Salze selbst, aber doch zu dem Wesen der Salzkrystallen erforderlich. Denn, wenn man es durch einen verstärkten Grad der Hitze davon treibt, so verlieren die Krystallen ihre Durchsichtigkeit und Festigkeit, und zerfallen in ein zerreibliches Salz, welches aber sonst alle wesentliche Eigenschaften unverändert beybehält. Alaun, Glaubersalz, Sodasalz, Eisenvitriol, Sedativsalz enthalten an Krystallisationswasser ohngefähr die Helfte ihres Gewichts, Salpeter und Kochsalz nur sehr
worinn alkaliſche Erden aufgeloͤſet waren, durch Erde, binnen zehn Wochen kuͤnſtliche Edelſteine zu erhalten, ſo wie Bergmann aus der Aufloͤſung der Kieſelerde in Flußſpathſaͤure Bergkryſtalle erhielt. Einige franzoͤſiſchen Chymikern (Iournal de phyſ. 1780.) hat zwar Herrn Achard's Verſuch nicht gluͤcken wollen; allein de Morveau hat neuerlich (Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus d. Phyſ. IV. B. 2 St. S. 176.) in einer Flaſche mit impraͤgnirtem Waſſer, worinn 9 Stuͤcke Bergkryſtall und etwas Eiſen lagen, nach neun Monaten das Eiſen angegriffen und einen Kryſtall erzeugt gefunden. Bey Kalkund Gypsſpathen iſt die Aufloͤſung ein Werk der Luftſaͤure und Vitriolſaͤure. Die Kryſtalliſation der Kieſe und Metalle aber ſcheint wohl eher auf dem trocknen Wege geſchehen zu ſeyn. Man ſieht hieraus auch, daß der Schluß von Kryſtallen auf die nothwendige Gegenwart von Salzen, den man ſonſt fuͤr allgemein richtig hielt, in vielen Faͤllen Einſchraͤnkungen leide.
Unter allen Subſtanzen aber ſind die Salze am meiſten zur Kryſtalliſation geneigt, und zeigen alle Phaͤnomene derſelben am deutlichſten. Da das Waſſer weit fluͤchtiger iſt, als die Salze, ſo kan es von ihnen ſehr bequem durchs Abdampfen geſchieden werden. Hiebey bilden die zuruͤckbleibenden Salze Kryſtallen, oder ſchießen in Kryſtallen an. Ihre beſondere Verwandſchaft mit dem Waſſer aber macht, daß ſie ſelbſt in dieſem feſten Zuſtande noch einen ziemlichen Antheil Waſſer in ſich behalten, der mit ihnen ein Ganzes ausmacht, und ihr Kryſtalliſationswaſſer(aqua cryſtalliſationis) genannt wird. Dieſes Waſſer iſt zwar nicht zu dem Weſen der Salze ſelbſt, aber doch zu dem Weſen der Salzkryſtallen erforderlich. Denn, wenn man es durch einen verſtaͤrkten Grad der Hitze davon treibt, ſo verlieren die Kryſtallen ihre Durchſichtigkeit und Feſtigkeit, und zerfallen in ein zerreibliches Salz, welches aber ſonſt alle weſentliche Eigenſchaften unveraͤndert beybehaͤlt. Alaun, Glauberſalz, Sodaſalz, Eiſenvitriol, Sedativſalz enthalten an Kryſtalliſationswaſſer ohngefaͤhr die Helfte ihres Gewichts, Salpeter und Kochſalz nur ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0833"xml:id="P.2.827"n="827"/><lb/>
worinn alkaliſche Erden aufgeloͤſet waren, durch Erde, binnen zehn Wochen kuͤnſtliche Edelſteine zu erhalten, ſo wie <hirendition="#b">Bergmann</hi> aus der Aufloͤſung der Kieſelerde in Flußſpathſaͤure Bergkryſtalle erhielt. Einige franzoͤſiſchen Chymikern <hirendition="#aq">(Iournal de phyſ. 1780.)</hi> hat zwar Herrn Achard's Verſuch nicht gluͤcken wollen; allein <hirendition="#b">de Morveau</hi> hat neuerlich (<hirendition="#b">Lichtenbergs</hi> Magazin fuͤr das Neuſte aus d. Phyſ. <hirendition="#aq">IV.</hi> B. 2 St. S. 176.) in einer Flaſche mit impraͤgnirtem Waſſer, worinn 9 Stuͤcke Bergkryſtall und etwas Eiſen lagen, nach neun Monaten das Eiſen angegriffen und einen Kryſtall erzeugt gefunden. Bey Kalkund Gypsſpathen iſt die Aufloͤſung ein Werk der Luftſaͤure und Vitriolſaͤure. Die Kryſtalliſation der Kieſe und Metalle aber ſcheint wohl eher auf dem trocknen Wege geſchehen zu ſeyn. Man ſieht hieraus auch, daß der Schluß von Kryſtallen auf die nothwendige Gegenwart von Salzen, den man ſonſt fuͤr allgemein richtig hielt, in vielen Faͤllen Einſchraͤnkungen leide.</p><p>Unter allen Subſtanzen aber ſind die <hirendition="#b">Salze</hi> am meiſten zur Kryſtalliſation geneigt, und zeigen alle Phaͤnomene derſelben am deutlichſten. Da das Waſſer weit fluͤchtiger iſt, als die Salze, ſo kan es von ihnen ſehr bequem durchs <hirendition="#b">Abdampfen</hi> geſchieden werden. Hiebey bilden die zuruͤckbleibenden Salze Kryſtallen, oder <hirendition="#b">ſchießen in Kryſtallen an.</hi> Ihre beſondere Verwandſchaft mit dem Waſſer aber macht, daß ſie ſelbſt in dieſem feſten Zuſtande noch einen ziemlichen Antheil Waſſer in ſich behalten, der mit ihnen ein Ganzes ausmacht, und ihr <hirendition="#b">Kryſtalliſationswaſſer</hi><hirendition="#aq">(aqua cryſtalliſationis)</hi> genannt wird. Dieſes Waſſer iſt zwar nicht zu dem Weſen der Salze ſelbſt, aber doch zu dem Weſen der Salzkryſtallen erforderlich. Denn, wenn man es durch einen verſtaͤrkten Grad der Hitze davon treibt, ſo verlieren die Kryſtallen ihre Durchſichtigkeit und Feſtigkeit, und zerfallen in ein zerreibliches Salz, welches aber ſonſt alle weſentliche Eigenſchaften unveraͤndert beybehaͤlt. Alaun, Glauberſalz, Sodaſalz, Eiſenvitriol, Sedativſalz enthalten an Kryſtalliſationswaſſer ohngefaͤhr die Helfte ihres Gewichts, Salpeter und Kochſalz nur ſehr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[827/0833]
worinn alkaliſche Erden aufgeloͤſet waren, durch Erde, binnen zehn Wochen kuͤnſtliche Edelſteine zu erhalten, ſo wie Bergmann aus der Aufloͤſung der Kieſelerde in Flußſpathſaͤure Bergkryſtalle erhielt. Einige franzoͤſiſchen Chymikern (Iournal de phyſ. 1780.) hat zwar Herrn Achard's Verſuch nicht gluͤcken wollen; allein de Morveau hat neuerlich (Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus d. Phyſ. IV. B. 2 St. S. 176.) in einer Flaſche mit impraͤgnirtem Waſſer, worinn 9 Stuͤcke Bergkryſtall und etwas Eiſen lagen, nach neun Monaten das Eiſen angegriffen und einen Kryſtall erzeugt gefunden. Bey Kalkund Gypsſpathen iſt die Aufloͤſung ein Werk der Luftſaͤure und Vitriolſaͤure. Die Kryſtalliſation der Kieſe und Metalle aber ſcheint wohl eher auf dem trocknen Wege geſchehen zu ſeyn. Man ſieht hieraus auch, daß der Schluß von Kryſtallen auf die nothwendige Gegenwart von Salzen, den man ſonſt fuͤr allgemein richtig hielt, in vielen Faͤllen Einſchraͤnkungen leide.
Unter allen Subſtanzen aber ſind die Salze am meiſten zur Kryſtalliſation geneigt, und zeigen alle Phaͤnomene derſelben am deutlichſten. Da das Waſſer weit fluͤchtiger iſt, als die Salze, ſo kan es von ihnen ſehr bequem durchs Abdampfen geſchieden werden. Hiebey bilden die zuruͤckbleibenden Salze Kryſtallen, oder ſchießen in Kryſtallen an. Ihre beſondere Verwandſchaft mit dem Waſſer aber macht, daß ſie ſelbſt in dieſem feſten Zuſtande noch einen ziemlichen Antheil Waſſer in ſich behalten, der mit ihnen ein Ganzes ausmacht, und ihr Kryſtalliſationswaſſer (aqua cryſtalliſationis) genannt wird. Dieſes Waſſer iſt zwar nicht zu dem Weſen der Salze ſelbſt, aber doch zu dem Weſen der Salzkryſtallen erforderlich. Denn, wenn man es durch einen verſtaͤrkten Grad der Hitze davon treibt, ſo verlieren die Kryſtallen ihre Durchſichtigkeit und Feſtigkeit, und zerfallen in ein zerreibliches Salz, welches aber ſonſt alle weſentliche Eigenſchaften unveraͤndert beybehaͤlt. Alaun, Glauberſalz, Sodaſalz, Eiſenvitriol, Sedativſalz enthalten an Kryſtalliſationswaſſer ohngefaͤhr die Helfte ihres Gewichts, Salpeter und Kochſalz nur ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/833>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.