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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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daraus Massen von einer beständigen und immer gleichen Gestalt entstehen. Geschieht aber der Uebergang allzuschnell, so vereinigen sie sich ohne Unterschied mit Flächen, welche der Zufall zusammenbringt, und bilden zwar feste Massen, aber ohne regelmäßige Gestalt. Dies ist die gewöhnliche Erklärung der Krystallisation, die sich auch durch die Phänomene selbst bestätiget.

Das Gefrieren des Wassers ist eine wahre Krystallisation. Im Wasser sind die Theile durch die Dazwischenkunft des freyen Wärmestoffs getrennt. Beym langsamen Gefrieren vereinigen sie sich zu langen Nadeln, die sich unter Winkeln von 60° und 120° an einander legen, und Blättchen oder Flocken bilden, s. Eis, Schnee.

Auch die Metalle, der Schwefel, das Glas rc. nehmen, wenn sie nach der Schmelzung langsam genug erkalten, gewisse regelmäßige Gestalten an. Den Stern des Spießglaskönigs hat man lange Zeit mit Verwunderung betrachtet; man fand aber endlich solche krystallinische Bildungen bey allen Metallen, die man geschmolzen äußerst erhitzet, und auf das langsamste wieder erkalten läßt (s. Bergmann, phys. Beschr. der Erdkugel Th. II. S. 279.).

Eben dies geschieht bey Substanzen, deren Theile durch Wasser von einander getrennt sind, wenn dieses Wasser langsam abdünstet. So erklärt Macquer die natürliche Krystallisation der Edelsteine, des Bergkrystalls, der Spathe, Tropfsteine u. s. w. ja sogar der Kiese und metallischen Substanzen. Die meisten Chymisten erfordern zwar zur Krystallisation eine vorgängige wahre Auflösung, welche bey vielen der eben genannten Substanzen im Wasser nicht statt findet. Bergmann aber (a. a. O.) glaubt, es könne Krystallisation ohne Auflösung erfolgen, weil auch mancher Rauch sich krystallisire.

Bey den Edelsteinen soll nach Achard (Rozier Journ. de phys. Ianv. 1778. p. 12. und Bestimmung der Bestandtheile einiger Edelsteine, Berlin, 1779. 8.) die fixe Luft zur Auflösung der in ihnen befindlichen Kalk- und Thonerde beygetragen haben. Es ist ihm gelungen, durch langsames Durchsickern eines mit Luftsäure imprägnirten Wassers,


daraus Maſſen von einer beſtaͤndigen und immer gleichen Geſtalt entſtehen. Geſchieht aber der Uebergang allzuſchnell, ſo vereinigen ſie ſich ohne Unterſchied mit Flaͤchen, welche der Zufall zuſammenbringt, und bilden zwar feſte Maſſen, aber ohne regelmaͤßige Geſtalt. Dies iſt die gewoͤhnliche Erklaͤrung der Kryſtalliſation, die ſich auch durch die Phaͤnomene ſelbſt beſtaͤtiget.

Das Gefrieren des Waſſers iſt eine wahre Kryſtalliſation. Im Waſſer ſind die Theile durch die Dazwiſchenkunft des freyen Waͤrmeſtoffs getrennt. Beym langſamen Gefrieren vereinigen ſie ſich zu langen Nadeln, die ſich unter Winkeln von 60° und 120° an einander legen, und Blaͤttchen oder Flocken bilden, ſ. Eis, Schnee.

Auch die Metalle, der Schwefel, das Glas rc. nehmen, wenn ſie nach der Schmelzung langſam genug erkalten, gewiſſe regelmaͤßige Geſtalten an. Den Stern des Spießglaskoͤnigs hat man lange Zeit mit Verwunderung betrachtet; man fand aber endlich ſolche kryſtalliniſche Bildungen bey allen Metallen, die man geſchmolzen aͤußerſt erhitzet, und auf das langſamſte wieder erkalten laͤßt (ſ. Bergmann, phyſ. Beſchr. der Erdkugel Th. II. S. 279.).

Eben dies geſchieht bey Subſtanzen, deren Theile durch Waſſer von einander getrennt ſind, wenn dieſes Waſſer langſam abduͤnſtet. So erklaͤrt Macquer die natuͤrliche Kryſtalliſation der Edelſteine, des Bergkryſtalls, der Spathe, Tropfſteine u. ſ. w. ja ſogar der Kieſe und metalliſchen Subſtanzen. Die meiſten Chymiſten erfordern zwar zur Kryſtalliſation eine vorgaͤngige wahre Aufloͤſung, welche bey vielen der eben genannten Subſtanzen im Waſſer nicht ſtatt findet. Bergmann aber (a. a. O.) glaubt, es koͤnne Kryſtalliſation ohne Aufloͤſung erfolgen, weil auch mancher Rauch ſich kryſtalliſire.

Bey den Edelſteinen ſoll nach Achard (Rozier Journ. de phyſ. Ianv. 1778. p. 12. und Beſtimmung der Beſtandtheile einiger Edelſteine, Berlin, 1779. 8.) die fixe Luft zur Aufloͤſung der in ihnen befindlichen Kalk- und Thonerde beygetragen haben. Es iſt ihm gelungen, durch langſames Durchſickern eines mit Luftſaͤure impraͤgnirten Waſſers,

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[826/0832] daraus Maſſen von einer beſtaͤndigen und immer gleichen Geſtalt entſtehen. Geſchieht aber der Uebergang allzuſchnell, ſo vereinigen ſie ſich ohne Unterſchied mit Flaͤchen, welche der Zufall zuſammenbringt, und bilden zwar feſte Maſſen, aber ohne regelmaͤßige Geſtalt. Dies iſt die gewoͤhnliche Erklaͤrung der Kryſtalliſation, die ſich auch durch die Phaͤnomene ſelbſt beſtaͤtiget. Das Gefrieren des Waſſers iſt eine wahre Kryſtalliſation. Im Waſſer ſind die Theile durch die Dazwiſchenkunft des freyen Waͤrmeſtoffs getrennt. Beym langſamen Gefrieren vereinigen ſie ſich zu langen Nadeln, die ſich unter Winkeln von 60° und 120° an einander legen, und Blaͤttchen oder Flocken bilden, ſ. Eis, Schnee. Auch die Metalle, der Schwefel, das Glas rc. nehmen, wenn ſie nach der Schmelzung langſam genug erkalten, gewiſſe regelmaͤßige Geſtalten an. Den Stern des Spießglaskoͤnigs hat man lange Zeit mit Verwunderung betrachtet; man fand aber endlich ſolche kryſtalliniſche Bildungen bey allen Metallen, die man geſchmolzen aͤußerſt erhitzet, und auf das langſamſte wieder erkalten laͤßt (ſ. Bergmann, phyſ. Beſchr. der Erdkugel Th. II. S. 279.). Eben dies geſchieht bey Subſtanzen, deren Theile durch Waſſer von einander getrennt ſind, wenn dieſes Waſſer langſam abduͤnſtet. So erklaͤrt Macquer die natuͤrliche Kryſtalliſation der Edelſteine, des Bergkryſtalls, der Spathe, Tropfſteine u. ſ. w. ja ſogar der Kieſe und metalliſchen Subſtanzen. Die meiſten Chymiſten erfordern zwar zur Kryſtalliſation eine vorgaͤngige wahre Aufloͤſung, welche bey vielen der eben genannten Subſtanzen im Waſſer nicht ſtatt findet. Bergmann aber (a. a. O.) glaubt, es koͤnne Kryſtalliſation ohne Aufloͤſung erfolgen, weil auch mancher Rauch ſich kryſtalliſire. Bey den Edelſteinen ſoll nach Achard (Rozier Journ. de phyſ. Ianv. 1778. p. 12. und Beſtimmung der Beſtandtheile einiger Edelſteine, Berlin, 1779. 8.) die fixe Luft zur Aufloͤſung der in ihnen befindlichen Kalk- und Thonerde beygetragen haben. Es iſt ihm gelungen, durch langſames Durchſickern eines mit Luftſaͤure impraͤgnirten Waſſers,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/832>, abgerufen am 22.11.2024.