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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Wenn es durch Kalk recht ätzend gemacht ist, so giebt es mit den Oelen sehr gute Seifen, welche aber weich bleiben, und die Consistenz derer, welche durch das Gewächslaugensalz bereitet sind, nicht erhalten.

Pott (Lithogeognosie, Berlin, 1757. 4.) hat das Mineralalkali für kein wahres Laugensalz, sondern blos für eine absorbirende Erde halten wollen. Die Gründe aber, die er dafür anführt, beweisen nur, was Niemand läugnet, daß es von dem Gewächslaugensalze völlig unterschieden sey; daß es aber von den übrigen absorbirenden Erden eben so sehr abweiche, gesteht Pott selbst. So läuft die Sache am Ende auf einen Wortstreit hinaus.

Das einzige übliche Mittel, dieses Alkali in Menge zu bereiten, ist die Verbrennung der Seepflanzen, welche zu dem Geschlechte des Kali oder Salzkrautes gehören. Ihre an diesem Alkali sehr reiche Asche ist im Handel unter dem Namen der Soda bekannt, und ihre Auflösung in Wasser giebt das Mineralkali rein durch die Krystallisirung. Sonst kan man es auch nach Marggraf aus dem würflichten Salpeter durch Verpuffung mit Kohlengestiebe erhalten.

Beyde feuerbeständige Laugensalze haben fast einerley chymische Verwandschaften und Heilkräfte. Sie dienen gegen alle Arten von Säuren eben so, wie die absorbirenden Erden. Sie dürfen aber nur in sehr kleinen Dosen oder sehr verdünnt gegeben werden, und werden so als auflösende und eröfnende Mittel, oder als mildernde Zusätze zu den harzigen Abführungsmitteln gebraucht. Aeußerlich sind sie auflösend, zertheilend und beizend.

Das flüchtige Laugensalz, flüchtige Harnsalz (Alcali volatile s. urinosum) ist eine Salzsubstanz, welche man durch die Zersetzung und Fäulniß der thierischen und einiger vegetabilischen Substanzen gewinnt. Sie hat alle allgemeinen Eigenschaften der Laugensalze, ihr Geruch aber ist ungemein durchdringend und stechend, ihr Geschmack sehr brennend und urinös, und ihre Flüchtigkeit sehr groß. Die Krystallen, in welche sie im gewöhnlichen Zustande anschießt, haben nur ein Achttheil ihres Gewichts Krystallisationswasser. Wasser, worinn flüchtiges Alkali aufgelöset


Wenn es durch Kalk recht aͤtzend gemacht iſt, ſo giebt es mit den Oelen ſehr gute Seifen, welche aber weich bleiben, und die Conſiſtenz derer, welche durch das Gewaͤchslaugenſalz bereitet ſind, nicht erhalten.

Pott (Lithogeognoſie, Berlin, 1757. 4.) hat das Mineralalkali fuͤr kein wahres Laugenſalz, ſondern blos fuͤr eine abſorbirende Erde halten wollen. Die Gruͤnde aber, die er dafuͤr anfuͤhrt, beweiſen nur, was Niemand laͤugnet, daß es von dem Gewaͤchslaugenſalze voͤllig unterſchieden ſey; daß es aber von den uͤbrigen abſorbirenden Erden eben ſo ſehr abweiche, geſteht Pott ſelbſt. So laͤuft die Sache am Ende auf einen Wortſtreit hinaus.

Das einzige uͤbliche Mittel, dieſes Alkali in Menge zu bereiten, iſt die Verbrennung der Seepflanzen, welche zu dem Geſchlechte des Kali oder Salzkrautes gehoͤren. Ihre an dieſem Alkali ſehr reiche Aſche iſt im Handel unter dem Namen der Soda bekannt, und ihre Aufloͤſung in Waſſer giebt das Mineralkali rein durch die Kryſtalliſirung. Sonſt kan man es auch nach Marggraf aus dem wuͤrflichten Salpeter durch Verpuffung mit Kohlengeſtiebe erhalten.

Beyde feuerbeſtaͤndige Laugenſalze haben faſt einerley chymiſche Verwandſchaften und Heilkraͤfte. Sie dienen gegen alle Arten von Saͤuren eben ſo, wie die abſorbirenden Erden. Sie duͤrfen aber nur in ſehr kleinen Doſen oder ſehr verduͤnnt gegeben werden, und werden ſo als aufloͤſende und eroͤfnende Mittel, oder als mildernde Zuſaͤtze zu den harzigen Abfuͤhrungsmitteln gebraucht. Aeußerlich ſind ſie aufloͤſend, zertheilend und beizend.

Das fluͤchtige Laugenſalz, fluͤchtige Harnſalz (Alcali volatile ſ. urinoſum) iſt eine Salzſubſtanz, welche man durch die Zerſetzung und Faͤulniß der thieriſchen und einiger vegetabiliſchen Subſtanzen gewinnt. Sie hat alle allgemeinen Eigenſchaften der Laugenſalze, ihr Geruch aber iſt ungemein durchdringend und ſtechend, ihr Geſchmack ſehr brennend und urinoͤs, und ihre Fluͤchtigkeit ſehr groß. Die Kryſtallen, in welche ſie im gewoͤhnlichen Zuſtande anſchießt, haben nur ein Achttheil ihres Gewichts Kryſtalliſationswaſſer. Waſſer, worinn fluͤchtiges Alkali aufgeloͤſet

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[863/0869] Wenn es durch Kalk recht aͤtzend gemacht iſt, ſo giebt es mit den Oelen ſehr gute Seifen, welche aber weich bleiben, und die Conſiſtenz derer, welche durch das Gewaͤchslaugenſalz bereitet ſind, nicht erhalten. Pott (Lithogeognoſie, Berlin, 1757. 4.) hat das Mineralalkali fuͤr kein wahres Laugenſalz, ſondern blos fuͤr eine abſorbirende Erde halten wollen. Die Gruͤnde aber, die er dafuͤr anfuͤhrt, beweiſen nur, was Niemand laͤugnet, daß es von dem Gewaͤchslaugenſalze voͤllig unterſchieden ſey; daß es aber von den uͤbrigen abſorbirenden Erden eben ſo ſehr abweiche, geſteht Pott ſelbſt. So laͤuft die Sache am Ende auf einen Wortſtreit hinaus. Das einzige uͤbliche Mittel, dieſes Alkali in Menge zu bereiten, iſt die Verbrennung der Seepflanzen, welche zu dem Geſchlechte des Kali oder Salzkrautes gehoͤren. Ihre an dieſem Alkali ſehr reiche Aſche iſt im Handel unter dem Namen der Soda bekannt, und ihre Aufloͤſung in Waſſer giebt das Mineralkali rein durch die Kryſtalliſirung. Sonſt kan man es auch nach Marggraf aus dem wuͤrflichten Salpeter durch Verpuffung mit Kohlengeſtiebe erhalten. Beyde feuerbeſtaͤndige Laugenſalze haben faſt einerley chymiſche Verwandſchaften und Heilkraͤfte. Sie dienen gegen alle Arten von Saͤuren eben ſo, wie die abſorbirenden Erden. Sie duͤrfen aber nur in ſehr kleinen Doſen oder ſehr verduͤnnt gegeben werden, und werden ſo als aufloͤſende und eroͤfnende Mittel, oder als mildernde Zuſaͤtze zu den harzigen Abfuͤhrungsmitteln gebraucht. Aeußerlich ſind ſie aufloͤſend, zertheilend und beizend. Das fluͤchtige Laugenſalz, fluͤchtige Harnſalz (Alcali volatile ſ. urinoſum) iſt eine Salzſubſtanz, welche man durch die Zerſetzung und Faͤulniß der thieriſchen und einiger vegetabiliſchen Subſtanzen gewinnt. Sie hat alle allgemeinen Eigenſchaften der Laugenſalze, ihr Geruch aber iſt ungemein durchdringend und ſtechend, ihr Geſchmack ſehr brennend und urinoͤs, und ihre Fluͤchtigkeit ſehr groß. Die Kryſtallen, in welche ſie im gewoͤhnlichen Zuſtande anſchießt, haben nur ein Achttheil ihres Gewichts Kryſtalliſationswaſſer. Waſſer, worinn fluͤchtiges Alkali aufgeloͤſet

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/869>, abgerufen am 22.11.2024.