in ein Zimmer zwischen zugezognen Vorhängen durchscheinet, so sieht der, der seitwärts steht, einen hellen Strich, in dem glänzende Sonnenstäubchen spielen, zum Beweise, daß ein Theil des Lichts, welches gerade fortgehen sollte, in der Luft aufgehalten und zur Seite gebracht wird. Daß Bouguer diese Schwächung des Lichts geringer, als Lambert, setzt, ist schon bey dem Worte: Durchsichtigkeit (Th. I. S. 644.) angeführt worden. Der Letztere hat seine Untersuchungen hierüber auch auf die Erleuchtung des Luftkreises durch die Sonne ausgedehnt, und gefunden, daß die Helligkeit der Luft oder des Taglichts theils im Horizonte, theils in der Gegend der Sonne selbst am stärksten ist. Steht z. B. die Sonne 40° hoch, und wird die Helligkeit eines von der Sonne beschienenen Theilchens außerhalb der Atmosphäre=1 gesetzt, so ist die Helligkeit im Horizonte=1/2; in der Gegend der Sonne=(7/20); im Zenith=1/4.
Die gesehene Helligkeit ist von der Erleuchtung zu unterscheiden; bey den Planeten z. B. ist der gesehene Glanz sehr merklich, die Erleuchtung durch sie aber ganz unbeträchtlich. Wolf vermengt beyde, wenn er in seiner Optik sagt, daß entfernte Gegenstände deswegen dunkler scheinen, weil das Licht umgekehrt, wie das Quadrat der Entfernung abnehme. So haben auch Kies(Mem. de Berlin, 1750. p. 218.) und Euler (ebend. p. 280.) auf diesen Unterschied keine Rücksicht genommen. Nach Herrn Klügels richtiger Bemerkung (Priestley's Gesch. der Optik, S. 313.) sind hiebey noch scheinbare Helligkeit, die mit vom Urtheile der Seele abhängt, relative gesehene Helligkeit, wobey die Ausbreitung des Bildes im Auge mit in Betrachtung kömmt, und absolut wahre Helligkeit zu unterscheiden, welche letztere sich bey gleicher Oefnung der Pupille und gleicher Entfernung, wie die Dichte der Stralen beym Auge, verhält, bey andern Oefnungen der Pupille aber sich im Verhältniß der Größe dieser Oefnungen ändert. Die Dichte der Stralen beym Auge aber verhält sich wieder direct, wie die Intensität oder erleuchtende Kraft, und verkehrt, wie das Quadrat der
in ein Zimmer zwiſchen zugezognen Vorhaͤngen durchſcheinet, ſo ſieht der, der ſeitwaͤrts ſteht, einen hellen Strich, in dem glaͤnzende Sonnenſtaͤubchen ſpielen, zum Beweiſe, daß ein Theil des Lichts, welches gerade fortgehen ſollte, in der Luft aufgehalten und zur Seite gebracht wird. Daß Bouguer dieſe Schwaͤchung des Lichts geringer, als Lambert, ſetzt, iſt ſchon bey dem Worte: Durchſichtigkeit (Th. I. S. 644.) angefuͤhrt worden. Der Letztere hat ſeine Unterſuchungen hieruͤber auch auf die Erleuchtung des Luftkreiſes durch die Sonne ausgedehnt, und gefunden, daß die Helligkeit der Luft oder des Taglichts theils im Horizonte, theils in der Gegend der Sonne ſelbſt am ſtaͤrkſten iſt. Steht z. B. die Sonne 40° hoch, und wird die Helligkeit eines von der Sonne beſchienenen Theilchens außerhalb der Atmoſphaͤre=1 geſetzt, ſo iſt die Helligkeit im Horizonte=1/2; in der Gegend der Sonne=(7/20); im Zenith=1/4.
Die geſehene Helligkeit iſt von der Erleuchtung zu unterſcheiden; bey den Planeten z. B. iſt der geſehene Glanz ſehr merklich, die Erleuchtung durch ſie aber ganz unbetraͤchtlich. Wolf vermengt beyde, wenn er in ſeiner Optik ſagt, daß entfernte Gegenſtaͤnde deswegen dunkler ſcheinen, weil das Licht umgekehrt, wie das Quadrat der Entfernung abnehme. So haben auch Kies(Mém. de Berlin, 1750. p. 218.) und Euler (ebend. p. 280.) auf dieſen Unterſchied keine Ruͤckſicht genommen. Nach Herrn Kluͤgels richtiger Bemerkung (Prieſtley's Geſch. der Optik, S. 313.) ſind hiebey noch ſcheinbare Helligkeit, die mit vom Urtheile der Seele abhaͤngt, relative geſehene Helligkeit, wobey die Ausbreitung des Bildes im Auge mit in Betrachtung koͤmmt, und abſolut wahre Helligkeit zu unterſcheiden, welche letztere ſich bey gleicher Oefnung der Pupille und gleicher Entfernung, wie die Dichte der Stralen beym Auge, verhaͤlt, bey andern Oefnungen der Pupille aber ſich im Verhaͤltniß der Groͤße dieſer Oefnungen aͤndert. Die Dichte der Stralen beym Auge aber verhaͤlt ſich wieder direct, wie die Intenſitaͤt oder erleuchtende Kraft, und verkehrt, wie das Quadrat der
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in ein Zimmer zwiſchen zugezognen Vorhaͤngen durchſcheinet, ſo ſieht der, der ſeitwaͤrts ſteht, einen hellen Strich, in dem glaͤnzende Sonnenſtaͤubchen ſpielen, zum Beweiſe, daß ein Theil des Lichts, welches gerade fortgehen ſollte, in der Luft aufgehalten und zur Seite gebracht wird. Daß Bouguer dieſe Schwaͤchung des Lichts geringer, als Lambert, ſetzt, iſt ſchon bey dem Worte: Durchſichtigkeit (Th. I. S. 644.) angefuͤhrt worden. Der Letztere hat ſeine Unterſuchungen hieruͤber auch auf die Erleuchtung des Luftkreiſes durch die Sonne ausgedehnt, und gefunden, daß die Helligkeit der Luft oder des Taglichts theils im Horizonte, theils in der Gegend der Sonne ſelbſt am ſtaͤrkſten iſt. Steht z. B. die Sonne 40° hoch, und wird die Helligkeit eines von der Sonne beſchienenen Theilchens außerhalb der Atmoſphaͤre=1 geſetzt, ſo iſt die Helligkeit im Horizonte=1/2; in der Gegend der Sonne=(7/20); im Zenith=1/4.
Die geſehene Helligkeit iſt von der Erleuchtung zu unterſcheiden; bey den Planeten z. B. iſt der geſehene Glanz ſehr merklich, die Erleuchtung durch ſie aber ganz unbetraͤchtlich. Wolf vermengt beyde, wenn er in ſeiner Optik ſagt, daß entfernte Gegenſtaͤnde deswegen dunkler ſcheinen, weil das Licht umgekehrt, wie das Quadrat der Entfernung abnehme. So haben auch Kies (Mém. de Berlin, 1750. p. 218.) und Euler (ebend. p. 280.) auf dieſen Unterſchied keine Ruͤckſicht genommen. Nach Herrn Kluͤgels richtiger Bemerkung (Prieſtley's Geſch. der Optik, S. 313.) ſind hiebey noch ſcheinbare Helligkeit, die mit vom Urtheile der Seele abhaͤngt, relative geſehene Helligkeit, wobey die Ausbreitung des Bildes im Auge mit in Betrachtung koͤmmt, und abſolut wahre Helligkeit zu unterſcheiden, welche letztere ſich bey gleicher Oefnung der Pupille und gleicher Entfernung, wie die Dichte der Stralen beym Auge, verhaͤlt, bey andern Oefnungen der Pupille aber ſich im Verhaͤltniß der Groͤße dieſer Oefnungen aͤndert. Die Dichte der Stralen beym Auge aber verhaͤlt ſich wieder direct, wie die Intenſitaͤt oder erleuchtende Kraft, und verkehrt, wie das Quadrat der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/891>, abgerufen am 22.11.2024.
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