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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Entfernung. Daher sind absolut wahre Helligkeiten, wie die Intensitäten des Lichts multiplicirt in die Oefnungen des Auges, und dividirt durch die Quadrate der Entfernungen. Diese Art der Helligkeit muß in den theoretischen Untersuchungen gebraucht werden, dagegen man bey den Versuchen die relative und scheinbare Helligkeit findet. Man sieht hieraus, wie es möglich ist, aus Versuchen Schlüsse auf gesehene Helligkeit und Intensität des Lichts zu machen.

Um ein Beyspiel der Resultate anzuführen, findet Bouguer die Helligkeit der Sonne 300000mal stärker, als die des Monds. Er fieng nemlich Sonnenlicht und Mondlicht, beydes aus einer Höhe von 31° mit einem Hohlglase auf, das in einer Oefnung von 1 Lin. Durchmesser im Laden angebracht war. Das Sonnenlicht in einen Kreis von 108 Lin. Durchmesser ausgebreitet, schien gleich stark mit dem Scheine einer 1 1/3 Fuß entfernten Kerze: das Mondenlicht durch einen Kreis von 8 Lin. verbreitet, that gleiche Wirkung mit einer 50 Fuß (d. i. 37 1/2mal weiter) entfernten Kerze. Nun ist die Erleuchtung von der ersten Kerze so vielmal stärker, als die Erleuchtung von der zweyten, soviel die Quadratzahl von 37 1/2 beträgt, d. i. 1416 1/4 mal. Im Kreise von 8 Lin. war aber auch das Licht noch so vielmal concentrirter, als im Kreise von 108 Lin., soviel die Quadratzahl von 13 1/2 beträgt, d. i. 182 1/4mal. So gab der Versuch das Sonnenlicht 182 1/4 X 1416 1/4mal oder 256289mal stärker, als das Mondlicht. Das Mittel aus mehrern Versuchen giebt 300000 für die mittlere Weite des Monds von der Erde. Lambert findet unter der Voraussetzung, daß der Mond den vierten Theil des auffallenden Lichts zurückwirft, oder daß seine Weiße=1/4 ist, die Sonne 277000mal heller, als den Mond. Diese Helligkeit des Monds ist genau so groß, als die des Taglichts oder heitern Himmels. Sie scheint aber doch Hrn. L. noch zu groß angegeben zu seyn, indem das weißeste Bleyweiß nur 2/5 der erhaltenen Stralen zurückwerfe. Er trägt hierauf sehr sinnreiche Berechnungen der Helligkeit des Monds in den verschiedenen Phasen vor, und handelt dann von den


Entfernung. Daher ſind abſolut wahre Helligkeiten, wie die Intenſitaͤten des Lichts multiplicirt in die Oefnungen des Auges, und dividirt durch die Quadrate der Entfernungen. Dieſe Art der Helligkeit muß in den theoretiſchen Unterſuchungen gebraucht werden, dagegen man bey den Verſuchen die relative und ſcheinbare Helligkeit findet. Man ſieht hieraus, wie es moͤglich iſt, aus Verſuchen Schluͤſſe auf geſehene Helligkeit und Intenſitaͤt des Lichts zu machen.

Um ein Beyſpiel der Reſultate anzufuͤhren, findet Bouguer die Helligkeit der Sonne 300000mal ſtaͤrker, als die des Monds. Er fieng nemlich Sonnenlicht und Mondlicht, beydes aus einer Hoͤhe von 31° mit einem Hohlglaſe auf, das in einer Oefnung von 1 Lin. Durchmeſſer im Laden angebracht war. Das Sonnenlicht in einen Kreis von 108 Lin. Durchmeſſer ausgebreitet, ſchien gleich ſtark mit dem Scheine einer 1 1/3 Fuß entfernten Kerze: das Mondenlicht durch einen Kreis von 8 Lin. verbreitet, that gleiche Wirkung mit einer 50 Fuß (d. i. 37 1/2mal weiter) entfernten Kerze. Nun iſt die Erleuchtung von der erſten Kerze ſo vielmal ſtaͤrker, als die Erleuchtung von der zweyten, ſoviel die Quadratzahl von 37 1/2 betraͤgt, d. i. 1416 1/4 mal. Im Kreiſe von 8 Lin. war aber auch das Licht noch ſo vielmal concentrirter, als im Kreiſe von 108 Lin., ſoviel die Quadratzahl von 13 1/2 betraͤgt, d. i. 182 1/4mal. So gab der Verſuch das Sonnenlicht 182 1/4 X 1416 1/4mal oder 256289mal ſtaͤrker, als das Mondlicht. Das Mittel aus mehrern Verſuchen giebt 300000 fuͤr die mittlere Weite des Monds von der Erde. Lambert findet unter der Vorausſetzung, daß der Mond den vierten Theil des auffallenden Lichts zuruͤckwirft, oder daß ſeine Weiße=1/4 iſt, die Sonne 277000mal heller, als den Mond. Dieſe Helligkeit des Monds iſt genau ſo groß, als die des Taglichts oder heitern Himmels. Sie ſcheint aber doch Hrn. L. noch zu groß angegeben zu ſeyn, indem das weißeſte Bleyweiß nur 2/5 der erhaltenen Stralen zuruͤckwerfe. Er traͤgt hierauf ſehr ſinnreiche Berechnungen der Helligkeit des Monds in den verſchiedenen Phaſen vor, und handelt dann von den

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[886/0892] Entfernung. Daher ſind abſolut wahre Helligkeiten, wie die Intenſitaͤten des Lichts multiplicirt in die Oefnungen des Auges, und dividirt durch die Quadrate der Entfernungen. Dieſe Art der Helligkeit muß in den theoretiſchen Unterſuchungen gebraucht werden, dagegen man bey den Verſuchen die relative und ſcheinbare Helligkeit findet. Man ſieht hieraus, wie es moͤglich iſt, aus Verſuchen Schluͤſſe auf geſehene Helligkeit und Intenſitaͤt des Lichts zu machen. Um ein Beyſpiel der Reſultate anzufuͤhren, findet Bouguer die Helligkeit der Sonne 300000mal ſtaͤrker, als die des Monds. Er fieng nemlich Sonnenlicht und Mondlicht, beydes aus einer Hoͤhe von 31° mit einem Hohlglaſe auf, das in einer Oefnung von 1 Lin. Durchmeſſer im Laden angebracht war. Das Sonnenlicht in einen Kreis von 108 Lin. Durchmeſſer ausgebreitet, ſchien gleich ſtark mit dem Scheine einer 1 1/3 Fuß entfernten Kerze: das Mondenlicht durch einen Kreis von 8 Lin. verbreitet, that gleiche Wirkung mit einer 50 Fuß (d. i. 37 1/2mal weiter) entfernten Kerze. Nun iſt die Erleuchtung von der erſten Kerze ſo vielmal ſtaͤrker, als die Erleuchtung von der zweyten, ſoviel die Quadratzahl von 37 1/2 betraͤgt, d. i. 1416 1/4 mal. Im Kreiſe von 8 Lin. war aber auch das Licht noch ſo vielmal concentrirter, als im Kreiſe von 108 Lin., ſoviel die Quadratzahl von 13 1/2 betraͤgt, d. i. 182 1/4mal. So gab der Verſuch das Sonnenlicht 182 1/4 X 1416 1/4mal oder 256289mal ſtaͤrker, als das Mondlicht. Das Mittel aus mehrern Verſuchen giebt 300000 fuͤr die mittlere Weite des Monds von der Erde. Lambert findet unter der Vorausſetzung, daß der Mond den vierten Theil des auffallenden Lichts zuruͤckwirft, oder daß ſeine Weiße=1/4 iſt, die Sonne 277000mal heller, als den Mond. Dieſe Helligkeit des Monds iſt genau ſo groß, als die des Taglichts oder heitern Himmels. Sie ſcheint aber doch Hrn. L. noch zu groß angegeben zu ſeyn, indem das weißeſte Bleyweiß nur 2/5 der erhaltenen Stralen zuruͤckwerfe. Er traͤgt hierauf ſehr ſinnreiche Berechnungen der Helligkeit des Monds in den verſchiedenen Phaſen vor, und handelt dann von den

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/892>, abgerufen am 22.11.2024.