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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Planeten, deren gesehene Helligkeit er, wenn die Weiße bey allen gleich gesetzt wird, für Saturn, Iupiter und Mars in der Opposition, wie 1; 22; 108; für Venus und Merkur in der Dichotomie, wie 307; 97 angiebt. Diese Verhältnißzahlen sind aber noch durch die Größe des Bildes von jedem Planeten auf der Netzhaut zu dividiren.

Dies kan wenigstens als eine Probe dessen dienen, was man unter Stärke des Lichts zu verstehen, und bey den Untersuchungen derselben zu beobachten hat, von denen man noch einige historische und litterarische Nachrichten bey dem Worte: Photometrie, finden wird. Geschwindigkeit des Lichts.

Schon Galilei und nach ihm die Mitglieder der Akademie del Cimento zu Florenz hatten vergeblich versucht, die Geschwindigkeit des Lichts durch Fackeln zu messen, welche in gewissen Entfernungen von einander gestellt und in einerley Augenblicke aufgedeckt werden sollten (Musschenbroek Tentam. exper. acad. del Cimento, Lugd. Bat. 1731. 4. P. II. p. 183). Diese Versuche mußten nothwendig mißlingen, da keine Entfernung auf der Erde groß genug ist, zum Maaßstabe einer so erstaunenswürdigen Geschwindigkeit zu dienen.

Endlich gelangte man zu dieser Entdeckung, ohne sie zu suchen. Olof Römer, ein Däne von angesehener Familie, der sich damals zu Paris aufhielt, hatte mit dem ältern Cassini auf der königlichen Sternwarte zwischen den Jahren 1670 und 1675 viele Verfinsterungen der Iupitersmonden beobachtet. Sie hatten dabey gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, wie denn z. B. am 9 Nov. 1676 sein Austritt um 10 Min. später erfolgte, als es im August geschehen war, da die Erde dem Iupiter näher gestanden hatte. So verspätigten sich die Austritte immer mehr, je weiter sich die Erde vom Iupiter entfernte, und die Eintritte erfolgten von Zeit zu Zeit früher, je mehr sie sich demselben


Planeten, deren geſehene Helligkeit er, wenn die Weiße bey allen gleich geſetzt wird, fuͤr Saturn, Iupiter und Mars in der Oppoſition, wie 1; 22; 108; fuͤr Venus und Merkur in der Dichotomie, wie 307; 97 angiebt. Dieſe Verhaͤltnißzahlen ſind aber noch durch die Groͤße des Bildes von jedem Planeten auf der Netzhaut zu dividiren.

Dies kan wenigſtens als eine Probe deſſen dienen, was man unter Staͤrke des Lichts zu verſtehen, und bey den Unterſuchungen derſelben zu beobachten hat, von denen man noch einige hiſtoriſche und litterariſche Nachrichten bey dem Worte: Photometrie, finden wird. Geſchwindigkeit des Lichts.

Schon Galilei und nach ihm die Mitglieder der Akademie del Cimento zu Florenz hatten vergeblich verſucht, die Geſchwindigkeit des Lichts durch Fackeln zu meſſen, welche in gewiſſen Entfernungen von einander geſtellt und in einerley Augenblicke aufgedeckt werden ſollten (Muſſchenbroek Tentam. exper. acad. del Cimento, Lugd. Bat. 1731. 4. P. II. p. 183). Dieſe Verſuche mußten nothwendig mißlingen, da keine Entfernung auf der Erde groß genug iſt, zum Maaßſtabe einer ſo erſtaunenswuͤrdigen Geſchwindigkeit zu dienen.

Endlich gelangte man zu dieſer Entdeckung, ohne ſie zu ſuchen. Olof Roͤmer, ein Daͤne von angeſehener Familie, der ſich damals zu Paris aufhielt, hatte mit dem aͤltern Caſſini auf der koͤniglichen Sternwarte zwiſchen den Jahren 1670 und 1675 viele Verfinſterungen der Iupitersmonden beobachtet. Sie hatten dabey gefunden, daß der erſte Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, wie denn z. B. am 9 Nov. 1676 ſein Austritt um 10 Min. ſpaͤter erfolgte, als es im Auguſt geſchehen war, da die Erde dem Iupiter naͤher geſtanden hatte. So verſpaͤtigten ſich die Austritte immer mehr, je weiter ſich die Erde vom Iupiter entfernte, und die Eintritte erfolgten von Zeit zu Zeit fruͤher, je mehr ſie ſich demſelben

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[887/0893] Planeten, deren geſehene Helligkeit er, wenn die Weiße bey allen gleich geſetzt wird, fuͤr Saturn, Iupiter und Mars in der Oppoſition, wie 1; 22; 108; fuͤr Venus und Merkur in der Dichotomie, wie 307; 97 angiebt. Dieſe Verhaͤltnißzahlen ſind aber noch durch die Groͤße des Bildes von jedem Planeten auf der Netzhaut zu dividiren. Dies kan wenigſtens als eine Probe deſſen dienen, was man unter Staͤrke des Lichts zu verſtehen, und bey den Unterſuchungen derſelben zu beobachten hat, von denen man noch einige hiſtoriſche und litterariſche Nachrichten bey dem Worte: Photometrie, finden wird. Geſchwindigkeit des Lichts. Schon Galilei und nach ihm die Mitglieder der Akademie del Cimento zu Florenz hatten vergeblich verſucht, die Geſchwindigkeit des Lichts durch Fackeln zu meſſen, welche in gewiſſen Entfernungen von einander geſtellt und in einerley Augenblicke aufgedeckt werden ſollten (Muſſchenbroek Tentam. exper. acad. del Cimento, Lugd. Bat. 1731. 4. P. II. p. 183). Dieſe Verſuche mußten nothwendig mißlingen, da keine Entfernung auf der Erde groß genug iſt, zum Maaßſtabe einer ſo erſtaunenswuͤrdigen Geſchwindigkeit zu dienen. Endlich gelangte man zu dieſer Entdeckung, ohne ſie zu ſuchen. Olof Roͤmer, ein Daͤne von angeſehener Familie, der ſich damals zu Paris aufhielt, hatte mit dem aͤltern Caſſini auf der koͤniglichen Sternwarte zwiſchen den Jahren 1670 und 1675 viele Verfinſterungen der Iupitersmonden beobachtet. Sie hatten dabey gefunden, daß der erſte Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, wie denn z. B. am 9 Nov. 1676 ſein Austritt um 10 Min. ſpaͤter erfolgte, als es im Auguſt geſchehen war, da die Erde dem Iupiter naͤher geſtanden hatte. So verſpaͤtigten ſich die Austritte immer mehr, je weiter ſich die Erde vom Iupiter entfernte, und die Eintritte erfolgten von Zeit zu Zeit fruͤher, je mehr ſie ſich demſelben

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/893>, abgerufen am 22.11.2024.