Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Gassendi vertheidigte sehr umständlich das System des Epikur, daß das Licht körperlich sey, und die Sichtbarkeit der Gegenstände von Theilchen herrühre, die immerfort von der Oberfläche der Dinge abslössen. Hingegen bestritt Du Hamel (Astronomia physica, Paris, 1660. 4.) sowohl das cartesianische, als das gassendische System, und sahe das Licht, wie die Scholastiker, als eine Eigenschaft der Körper an. Auch Isaak Vossius (De lucis natura et proprietate. Amst. 1662. 4.) behauptete das Unkörperliche des Lichts, und ward dadurch in einen Streit mit den Cartesianern verwickelt. So stand es um die Meynungen vom Lichte, als Newton seine zahlreichen neuen Entdeckungen über dasselbe bekannt machte. Dieser große Naturforscher schränkte zwar seine Untersuchungen blos auf die Erscheinungen und Gesetze des Lichts ein; man sieht aber doch aus seinen der Optik beygefügten Fragen, und aus dem ganzen Gange seiner Untersuchungen deutlich, daß er geneigt war, die Lichtstralen für die Wege materieller, aus den leuchtenden Körpern ausgefloßner, Theilchen zu halten, welche von andern Körpern angezogen würden, u. s. w. Diese Meynung ist nun unter dem Namen des Emanationssystems bekannt geworden, und man hat sie durch alle dagegen gemachte Einwendungen bisher noch nicht widerlegen können. Vielmeht enthält sie eine höchst bequeme und passende Vorstellungsart für alle Erscheinungen des Lichts und der Farben, der
Gaſſendi vertheidigte ſehr umſtaͤndlich das Syſtem des Epikur, daß das Licht koͤrperlich ſey, und die Sichtbarkeit der Gegenſtaͤnde von Theilchen herruͤhre, die immerfort von der Oberflaͤche der Dinge abſloͤſſen. Hingegen beſtritt Du Hamel (Aſtronomia phyſica, Paris, 1660. 4.) ſowohl das carteſianiſche, als das gaſſendiſche Syſtem, und ſahe das Licht, wie die Scholaſtiker, als eine Eigenſchaft der Koͤrper an. Auch Iſaak Voſſius (De lucis natura et proprietate. Amſt. 1662. 4.) behauptete das Unkoͤrperliche des Lichts, und ward dadurch in einen Streit mit den Carteſianern verwickelt. So ſtand es um die Meynungen vom Lichte, als Newton ſeine zahlreichen neuen Entdeckungen uͤber daſſelbe bekannt machte. Dieſer große Naturforſcher ſchraͤnkte zwar ſeine Unterſuchungen blos auf die Erſcheinungen und Geſetze des Lichts ein; man ſieht aber doch aus ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen, und aus dem ganzen Gange ſeiner Unterſuchungen deutlich, daß er geneigt war, die Lichtſtralen fuͤr die Wege materieller, aus den leuchtenden Koͤrpern ausgefloßner, Theilchen zu halten, welche von andern Koͤrpern angezogen wuͤrden, u. ſ. w. Dieſe Meynung iſt nun unter dem Namen des Emanationsſyſtems bekannt geworden, und man hat ſie durch alle dagegen gemachte Einwendungen bisher noch nicht widerlegen koͤnnen. Vielmeht enthaͤlt ſie eine hoͤchſt bequeme und paſſende Vorſtellungsart fuͤr alle Erſcheinungen des Lichts und der Farben, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0899" xml:id="P.2.893" n="893"/><lb/> jeder den empfangenen Eindruck an den naͤchſtliegenden mittheilt. <hi rendition="#b">Huygens</hi> <hi rendition="#aq">(Traité de la lumiere, Leide, 1690. 4.)</hi> laͤßt das Licht ſo, wie den Schall, aus wellenfoͤrmig fortgepflanzten Wirbeln oder Schwingungen eines elaſtiſchen Mittels beſtehen, und nach Linien fortgehen, welche auf die Reihen der einzelnen neben einander liegenden Wirbel oder ihrer Mittelpunkte ſenkrecht ſtehen. Hieraus erweißt er das Geſetz der Brechung, und aus gewiſſen nicht kreisfoͤrmigen, ſondern elliptiſchen Lichtwellen erklaͤrt er die Erſcheinungen des Doppelſpaths, <hi rendition="#b">ſ. Brechung, Kryſtall, islaͤndiſcher.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Gaſſendi</hi> vertheidigte ſehr umſtaͤndlich das Syſtem des Epikur, daß das Licht koͤrperlich ſey, und die Sichtbarkeit der Gegenſtaͤnde von Theilchen herruͤhre, die immerfort von der Oberflaͤche der Dinge abſloͤſſen. Hingegen beſtritt <hi rendition="#b">Du Hamel</hi> <hi rendition="#aq">(Aſtronomia phyſica, Paris, 1660. 4.)</hi> ſowohl das carteſianiſche, als das gaſſendiſche Syſtem, und ſahe das Licht, wie die Scholaſtiker, als eine Eigenſchaft der Koͤrper an. Auch <hi rendition="#b">Iſaak Voſſius</hi> <hi rendition="#aq">(De lucis natura et proprietate. Amſt. 1662. 4.)</hi> behauptete das Unkoͤrperliche des Lichts, und ward dadurch in einen Streit mit den Carteſianern verwickelt.</p> <p>So ſtand es um die Meynungen vom Lichte, als <hi rendition="#b">Newton</hi> ſeine zahlreichen neuen Entdeckungen uͤber daſſelbe bekannt machte. Dieſer große Naturforſcher ſchraͤnkte zwar ſeine Unterſuchungen blos auf die Erſcheinungen und Geſetze des Lichts ein; man ſieht aber doch aus ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen, und aus dem ganzen Gange ſeiner Unterſuchungen deutlich, daß er geneigt war, die Lichtſtralen fuͤr die Wege <hi rendition="#b">materieller,</hi> aus den leuchtenden Koͤrpern ausgefloßner, Theilchen zu halten, welche von andern Koͤrpern angezogen wuͤrden, u. ſ. w. Dieſe Meynung iſt nun unter dem Namen des <hi rendition="#b">Emanationsſyſtems</hi> bekannt geworden, und man hat ſie durch alle dagegen gemachte Einwendungen bisher noch nicht widerlegen koͤnnen. Vielmeht enthaͤlt ſie eine hoͤchſt bequeme und paſſende Vorſtellungsart fuͤr alle Erſcheinungen des Lichts und der Farben, der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [893/0899]
jeder den empfangenen Eindruck an den naͤchſtliegenden mittheilt. Huygens (Traité de la lumiere, Leide, 1690. 4.) laͤßt das Licht ſo, wie den Schall, aus wellenfoͤrmig fortgepflanzten Wirbeln oder Schwingungen eines elaſtiſchen Mittels beſtehen, und nach Linien fortgehen, welche auf die Reihen der einzelnen neben einander liegenden Wirbel oder ihrer Mittelpunkte ſenkrecht ſtehen. Hieraus erweißt er das Geſetz der Brechung, und aus gewiſſen nicht kreisfoͤrmigen, ſondern elliptiſchen Lichtwellen erklaͤrt er die Erſcheinungen des Doppelſpaths, ſ. Brechung, Kryſtall, islaͤndiſcher.
Gaſſendi vertheidigte ſehr umſtaͤndlich das Syſtem des Epikur, daß das Licht koͤrperlich ſey, und die Sichtbarkeit der Gegenſtaͤnde von Theilchen herruͤhre, die immerfort von der Oberflaͤche der Dinge abſloͤſſen. Hingegen beſtritt Du Hamel (Aſtronomia phyſica, Paris, 1660. 4.) ſowohl das carteſianiſche, als das gaſſendiſche Syſtem, und ſahe das Licht, wie die Scholaſtiker, als eine Eigenſchaft der Koͤrper an. Auch Iſaak Voſſius (De lucis natura et proprietate. Amſt. 1662. 4.) behauptete das Unkoͤrperliche des Lichts, und ward dadurch in einen Streit mit den Carteſianern verwickelt.
So ſtand es um die Meynungen vom Lichte, als Newton ſeine zahlreichen neuen Entdeckungen uͤber daſſelbe bekannt machte. Dieſer große Naturforſcher ſchraͤnkte zwar ſeine Unterſuchungen blos auf die Erſcheinungen und Geſetze des Lichts ein; man ſieht aber doch aus ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen, und aus dem ganzen Gange ſeiner Unterſuchungen deutlich, daß er geneigt war, die Lichtſtralen fuͤr die Wege materieller, aus den leuchtenden Koͤrpern ausgefloßner, Theilchen zu halten, welche von andern Koͤrpern angezogen wuͤrden, u. ſ. w. Dieſe Meynung iſt nun unter dem Namen des Emanationsſyſtems bekannt geworden, und man hat ſie durch alle dagegen gemachte Einwendungen bisher noch nicht widerlegen koͤnnen. Vielmeht enthaͤlt ſie eine hoͤchſt bequeme und paſſende Vorſtellungsart fuͤr alle Erſcheinungen des Lichts und der Farben, der
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