Folgen desselben betroffen. Selbst in Amerika bemerkte man Spuren dieser Erschütterung. Sie ward von einer gewaltsamen Erhebung des Meeres begleitet, welche eine fast allgemeine Ueberschwemmung der westlichen Küsten unsers festen Landes veranlassete. Das Gewässer des Tago ergoß sich zu verschiedenen malen über die Trümmern der bereits zerstörten Stadt. (s. Sam. Christ. Hollmann de terrae motibus, inprimis nupero Vlyssipponensi, in Sylloge Commentat. p. 1.) Ein drittes eben so schreckliches Erdbeben verwüstete im Jahre 1774 Guatimala; und ein viertes verheerte im Februar 1783 ganz Calabrien und Messina. (Man sehe des Ritter Hamilton Erzählung hievon, Philos. Trans. Vol. LXXIII. P. I. übersetzt unter der Aufschrift: Nachricht von dem letzten Erdbeben in Calabrien und Sicilien rc. aus dem Englischen von G. F. Wehrs, Hannover. 4.)
Man hat oft wahrgenommen, daß die Erdbeben auf vorzüglich nasse Jahre folgen, daß vor ihrem Ausbruche häufige Sternschnuppen, Feuerkugeln und andere leuchtende Meteore, schweflich riechende Dämpfe, eine heiße drückende und das Sonnenlicht rothfärbende Luft mit dicken und schwarzen Wolken, vorhergehen; ob sie gleich bisweilen auch nach einer vollkommnen Stille und Heiterkeit der Luft erfolgt sind. Gewöhnlich scheinen die Thiere vorher von Schrecken und Aengstlichkeit befallen zu werden, die sie durch Geheul und Winseln ausdrücken; die Vögel fliegen unruhig hin und her: oft hört man auch ein Getöse, wie einen unterirdischen Donner, wie das Abfeuern des schweren Geschützes, oder wie ein Krachen und Zischen; an mehrern Orten treten die Gewässer der Flüsse, Brunnen und Quellen zurück, und kommen erst nach einiger Zeit trüb und mit Erde oder Sand vermischt, wieder. Fast allezeit sind die Erdbeben mit heftigen Bewegungen des Meeres begleitet, welches abwechselnd zurücktritt und sich wieder erhebet; die Schiffe stoßen in den Häfen gegen einander, und selbst in der ofnen See bemerkt man außerordentliche Erschütterungen.
Die Wirkung der Erdbeben selbst äußert sich durch
Folgen deſſelben betroffen. Selbſt in Amerika bemerkte man Spuren dieſer Erſchuͤtterung. Sie ward von einer gewaltſamen Erhebung des Meeres begleitet, welche eine faſt allgemeine Ueberſchwemmung der weſtlichen Kuͤſten unſers feſten Landes veranlaſſete. Das Gewaͤſſer des Tago ergoß ſich zu verſchiedenen malen uͤber die Truͤmmern der bereits zerſtoͤrten Stadt. (ſ. Sam. Chriſt. Hollmann de terrae motibus, inprimis nupero Vlyſſipponenſi, in Sylloge Commentat. p. 1.) Ein drittes eben ſo ſchreckliches Erdbeben verwuͤſtete im Jahre 1774 Guatimala; und ein viertes verheerte im Februar 1783 ganz Calabrien und Meſſina. (Man ſehe des Ritter Hamilton Erzaͤhlung hievon, Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P. I. uͤberſetzt unter der Aufſchrift: Nachricht von dem letzten Erdbeben in Calabrien und Sicilien rc. aus dem Engliſchen von G. F. Wehrs, Hannover. 4.)
Man hat oft wahrgenommen, daß die Erdbeben auf vorzuͤglich naſſe Jahre folgen, daß vor ihrem Ausbruche haͤufige Sternſchnuppen, Feuerkugeln und andere leuchtende Meteore, ſchweflich riechende Daͤmpfe, eine heiße druͤckende und das Sonnenlicht rothfaͤrbende Luft mit dicken und ſchwarzen Wolken, vorhergehen; ob ſie gleich bisweilen auch nach einer vollkommnen Stille und Heiterkeit der Luft erfolgt ſind. Gewoͤhnlich ſcheinen die Thiere vorher von Schrecken und Aengſtlichkeit befallen zu werden, die ſie durch Geheul und Winſeln ausdruͤcken; die Voͤgel fliegen unruhig hin und her: oft hoͤrt man auch ein Getoͤſe, wie einen unterirdiſchen Donner, wie das Abfeuern des ſchweren Geſchuͤtzes, oder wie ein Krachen und Ziſchen; an mehrern Orten treten die Gewaͤſſer der Fluͤſſe, Brunnen und Quellen zuruͤck, und kommen erſt nach einiger Zeit truͤb und mit Erde oder Sand vermiſcht, wieder. Faſt allezeit ſind die Erdbeben mit heftigen Bewegungen des Meeres begleitet, welches abwechſelnd zuruͤcktritt und ſich wieder erhebet; die Schiffe ſtoßen in den Haͤfen gegen einander, und ſelbſt in der ofnen See bemerkt man außerordentliche Erſchuͤtterungen.
Die Wirkung der Erdbeben ſelbſt aͤußert ſich durch
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Folgen deſſelben betroffen. Selbſt in Amerika bemerkte man Spuren dieſer Erſchuͤtterung. Sie ward von einer gewaltſamen Erhebung des Meeres begleitet, welche eine faſt allgemeine Ueberſchwemmung der weſtlichen Kuͤſten unſers feſten Landes veranlaſſete. Das Gewaͤſſer des Tago ergoß ſich zu verſchiedenen malen uͤber die Truͤmmern der bereits zerſtoͤrten Stadt. (ſ. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sam. Chriſt. Hollmann</hi> de terrae motibus, inprimis nupero Vlyſſipponenſi, in Sylloge Commentat. p. 1.</hi>) Ein drittes eben ſo ſchreckliches Erdbeben verwuͤſtete im Jahre 1774 <hirendition="#b">Guatimala;</hi> und ein viertes verheerte im Februar 1783 ganz <hirendition="#b">Calabrien</hi> und Meſſina. (Man ſehe des Ritter <hirendition="#b">Hamilton</hi> Erzaͤhlung hievon, <hirendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P. I.</hi> uͤberſetzt unter der Aufſchrift: Nachricht von dem letzten Erdbeben in Calabrien und Sicilien rc. aus dem Engliſchen von <hirendition="#b">G. F. Wehrs,</hi> Hannover. 4.)</p><p>Man hat oft wahrgenommen, daß die Erdbeben auf vorzuͤglich naſſe Jahre folgen, daß vor ihrem Ausbruche haͤufige Sternſchnuppen, Feuerkugeln und andere leuchtende Meteore, ſchweflich riechende Daͤmpfe, eine heiße druͤckende und das Sonnenlicht rothfaͤrbende Luft mit dicken und ſchwarzen Wolken, vorhergehen; ob ſie gleich bisweilen auch nach einer vollkommnen Stille und Heiterkeit der Luft erfolgt ſind. Gewoͤhnlich ſcheinen die Thiere vorher von Schrecken und Aengſtlichkeit befallen zu werden, die ſie durch Geheul und Winſeln ausdruͤcken; die Voͤgel fliegen unruhig hin und her: oft hoͤrt man auch ein Getoͤſe, wie einen unterirdiſchen Donner, wie das Abfeuern des ſchweren Geſchuͤtzes, oder wie ein Krachen und Ziſchen; an mehrern Orten treten die Gewaͤſſer der Fluͤſſe, Brunnen und Quellen zuruͤck, und kommen erſt nach einiger Zeit truͤb und mit Erde oder Sand vermiſcht, wieder. Faſt allezeit ſind die Erdbeben mit heftigen Bewegungen des Meeres begleitet, welches abwechſelnd zuruͤcktritt und ſich wieder erhebet; die Schiffe ſtoßen in den Haͤfen gegen einander, und ſelbſt in der ofnen See bemerkt man außerordentliche Erſchuͤtterungen.</p><p>Die Wirkung der Erdbeben ſelbſt aͤußert ſich durch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Folgen deſſelben betroffen. Selbſt in Amerika bemerkte man Spuren dieſer Erſchuͤtterung. Sie ward von einer gewaltſamen Erhebung des Meeres begleitet, welche eine faſt allgemeine Ueberſchwemmung der weſtlichen Kuͤſten unſers feſten Landes veranlaſſete. Das Gewaͤſſer des Tago ergoß ſich zu verſchiedenen malen uͤber die Truͤmmern der bereits zerſtoͤrten Stadt. (ſ. Sam. Chriſt. Hollmann de terrae motibus, inprimis nupero Vlyſſipponenſi, in Sylloge Commentat. p. 1.) Ein drittes eben ſo ſchreckliches Erdbeben verwuͤſtete im Jahre 1774 Guatimala; und ein viertes verheerte im Februar 1783 ganz Calabrien und Meſſina. (Man ſehe des Ritter Hamilton Erzaͤhlung hievon, Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P. I. uͤberſetzt unter der Aufſchrift: Nachricht von dem letzten Erdbeben in Calabrien und Sicilien rc. aus dem Engliſchen von G. F. Wehrs, Hannover. 4.)
Man hat oft wahrgenommen, daß die Erdbeben auf vorzuͤglich naſſe Jahre folgen, daß vor ihrem Ausbruche haͤufige Sternſchnuppen, Feuerkugeln und andere leuchtende Meteore, ſchweflich riechende Daͤmpfe, eine heiße druͤckende und das Sonnenlicht rothfaͤrbende Luft mit dicken und ſchwarzen Wolken, vorhergehen; ob ſie gleich bisweilen auch nach einer vollkommnen Stille und Heiterkeit der Luft erfolgt ſind. Gewoͤhnlich ſcheinen die Thiere vorher von Schrecken und Aengſtlichkeit befallen zu werden, die ſie durch Geheul und Winſeln ausdruͤcken; die Voͤgel fliegen unruhig hin und her: oft hoͤrt man auch ein Getoͤſe, wie einen unterirdiſchen Donner, wie das Abfeuern des ſchweren Geſchuͤtzes, oder wie ein Krachen und Ziſchen; an mehrern Orten treten die Gewaͤſſer der Fluͤſſe, Brunnen und Quellen zuruͤck, und kommen erſt nach einiger Zeit truͤb und mit Erde oder Sand vermiſcht, wieder. Faſt allezeit ſind die Erdbeben mit heftigen Bewegungen des Meeres begleitet, welches abwechſelnd zuruͤcktritt und ſich wieder erhebet; die Schiffe ſtoßen in den Haͤfen gegen einander, und ſelbſt in der ofnen See bemerkt man außerordentliche Erſchuͤtterungen.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/9>, abgerufen am 21.11.2024.
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