die atmosphärische enthält. Nach dieser Vorstellungsart würde dann die Verminderung blos anzeigen, ob die geprüfte atmosphärische Luft wenig oder viel Phlogiston enthielte. Hieraus wäre aber noch nicht unmittelbar zu entscheiden, ob sie zum Einathmen mehr oder weniger heilsam sey; denn es können ja wohl auch außer dem Phlogiston noch andere Stoffe mit der Luft verbunden seyn, die ihre Heilsamkeit vermehren oder vermindern, und deren Gegenwart sich durch die Vermischung mit der salpeterartigen Luft nicht entdecken läst. Aus diesem Grunde ist es weit sicherer, die erwähnten Sätze blos darauf einzuschränken, daß die stärkere Verminderung weniger, die schwächere mehr Phlogiston, der gänzliche Mangel der Verminderung aber eine Sättigung mit Phlogiston anzeige.
Das Eudiometer ist aber nichts weiter, als ein Werkzeug, wodurch man die erwähnte Verminderung des Volumens bey Vermischung von salpeterartiger und gemeiner Luft, oder überhaupt bey Vermischung verschiedener Luftgattungen abmessen kan. Man sieht also leicht, daß ihm der Name eines Luftgütemaaßes nur sehr uneigentlich zukömmt, in so fern man nemlich aus dieser Verminderung sicher auf die Reinigkeit vom Phlogiston, und aus dieser wiederum sicher auf Salubrität der Luft schließen kan. Etwa so, wie dem Barometer der Name des Wetterglases zukömmt. Ueberdies ist auch dieses Werkzeug, blos als Maaß der Verminderung betrachtet, noch sehr von dem Grade der Vollkommenheit entfernt, den man von einem Maaße verlangen kan. Man ist auch hier, wie beym Barometer, von der ursprünglichen Simplicität abgewichen, und hat durch übertriebnes Künsteln mehr verlohren als gewonnen, bis man erst neuerlich wieder auf die erste einfache Einrichtung zurückgegangen ist.
Priestley selbst machte bereits im Jahre 1772 ein sehr einfaches Instrument dieser Art bekannt. Es bestehet aus einer Flasche oder Phiole, welche er das Maaß nennet, und die etwa eine Unze Wasser fasset, nebst zwoen Glasröhren. Die eine Röhre hat ungefähr 1 1/2 Zoll im Durchmesser, die andere ist drey Fuß lang, und hält 1/4 Zoll im
die atmoſphaͤriſche enthaͤlt. Nach dieſer Vorſtellungsart wuͤrde dann die Verminderung blos anzeigen, ob die gepruͤfte atmoſphaͤriſche Luft wenig oder viel Phlogiſton enthielte. Hieraus waͤre aber noch nicht unmittelbar zu entſcheiden, ob ſie zum Einathmen mehr oder weniger heilſam ſey; denn es koͤnnen ja wohl auch außer dem Phlogiſton noch andere Stoffe mit der Luft verbunden ſeyn, die ihre Heilſamkeit vermehren oder vermindern, und deren Gegenwart ſich durch die Vermiſchung mit der ſalpeterartigen Luft nicht entdecken laͤſt. Aus dieſem Grunde iſt es weit ſicherer, die erwaͤhnten Saͤtze blos darauf einzuſchraͤnken, daß die ſtaͤrkere Verminderung weniger, die ſchwaͤchere mehr Phlogiſton, der gaͤnzliche Mangel der Verminderung aber eine Saͤttigung mit Phlogiſton anzeige.
Das Eudiometer iſt aber nichts weiter, als ein Werkzeug, wodurch man die erwaͤhnte Verminderung des Volumens bey Vermiſchung von ſalpeterartiger und gemeiner Luft, oder uͤberhaupt bey Vermiſchung verſchiedener Luftgattungen abmeſſen kan. Man ſieht alſo leicht, daß ihm der Name eines Luftguͤtemaaßes nur ſehr uneigentlich zukoͤmmt, in ſo fern man nemlich aus dieſer Verminderung ſicher auf die Reinigkeit vom Phlogiſton, und aus dieſer wiederum ſicher auf Salubritaͤt der Luft ſchließen kan. Etwa ſo, wie dem Barometer der Name des Wetterglaſes zukoͤmmt. Ueberdies iſt auch dieſes Werkzeug, blos als Maaß der Verminderung betrachtet, noch ſehr von dem Grade der Vollkommenheit entfernt, den man von einem Maaße verlangen kan. Man iſt auch hier, wie beym Barometer, von der urſpruͤnglichen Simplicitaͤt abgewichen, und hat durch uͤbertriebnes Kuͤnſteln mehr verlohren als gewonnen, bis man erſt neuerlich wieder auf die erſte einfache Einrichtung zuruͤckgegangen iſt.
Prieſtley ſelbſt machte bereits im Jahre 1772 ein ſehr einfaches Inſtrument dieſer Art bekannt. Es beſtehet aus einer Flaſche oder Phiole, welche er das Maaß nennet, und die etwa eine Unze Waſſer faſſet, nebſt zwoen Glasroͤhren. Die eine Roͤhre hat ungefaͤhr 1 1/2 Zoll im Durchmeſſer, die andere iſt drey Fuß lang, und haͤlt 1/4 Zoll im
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die atmoſphaͤriſche enthaͤlt. Nach dieſer Vorſtellungsart wuͤrde dann die Verminderung blos anzeigen, ob die gepruͤfte atmoſphaͤriſche Luft wenig oder viel Phlogiſton enthielte. Hieraus waͤre aber noch nicht unmittelbar zu entſcheiden, ob ſie zum Einathmen mehr oder weniger heilſam ſey; denn es koͤnnen ja wohl auch außer dem Phlogiſton noch andere Stoffe mit der Luft verbunden ſeyn, die ihre Heilſamkeit vermehren oder vermindern, und deren Gegenwart ſich durch die Vermiſchung mit der ſalpeterartigen Luft nicht entdecken laͤſt. Aus dieſem Grunde iſt es weit ſicherer, die erwaͤhnten Saͤtze blos darauf einzuſchraͤnken, daß die ſtaͤrkere Verminderung weniger, die ſchwaͤchere mehr Phlogiſton, der gaͤnzliche Mangel der Verminderung aber eine Saͤttigung mit Phlogiſton anzeige.</p><p>Das <hirendition="#b">Eudiometer</hi> iſt aber nichts weiter, als ein Werkzeug, wodurch man die erwaͤhnte Verminderung des Volumens bey Vermiſchung von ſalpeterartiger und gemeiner Luft, oder uͤberhaupt bey Vermiſchung verſchiedener Luftgattungen abmeſſen kan. Man ſieht alſo leicht, daß ihm der Name eines Luftguͤtemaaßes nur ſehr uneigentlich zukoͤmmt, in ſo fern man nemlich aus dieſer Verminderung ſicher auf die Reinigkeit vom Phlogiſton, und aus dieſer wiederum ſicher auf Salubritaͤt der Luft ſchließen kan. Etwa ſo, wie dem Barometer der Name des Wetterglaſes zukoͤmmt. Ueberdies iſt auch dieſes Werkzeug, blos als Maaß der Verminderung betrachtet, noch ſehr von dem Grade der Vollkommenheit entfernt, den man von einem <hirendition="#b">Maaße</hi> verlangen kan. Man iſt auch hier, wie beym Barometer, von der urſpruͤnglichen Simplicitaͤt abgewichen, und hat durch uͤbertriebnes Kuͤnſteln mehr verlohren als gewonnen, bis man erſt neuerlich wieder auf die erſte einfache Einrichtung zuruͤckgegangen iſt.</p><p><hirendition="#b">Prieſtley</hi>ſelbſt machte bereits im Jahre 1772 ein ſehr einfaches Inſtrument dieſer Art bekannt. Es beſtehet aus einer Flaſche oder Phiole, welche er das <hirendition="#b">Maaß</hi> nennet, und die etwa eine Unze Waſſer faſſet, nebſt zwoen Glasroͤhren. Die eine Roͤhre hat ungefaͤhr 1 1/2 Zoll im Durchmeſſer, die andere iſt drey Fuß lang, und haͤlt 1/4 Zoll im<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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die atmoſphaͤriſche enthaͤlt. Nach dieſer Vorſtellungsart wuͤrde dann die Verminderung blos anzeigen, ob die gepruͤfte atmoſphaͤriſche Luft wenig oder viel Phlogiſton enthielte. Hieraus waͤre aber noch nicht unmittelbar zu entſcheiden, ob ſie zum Einathmen mehr oder weniger heilſam ſey; denn es koͤnnen ja wohl auch außer dem Phlogiſton noch andere Stoffe mit der Luft verbunden ſeyn, die ihre Heilſamkeit vermehren oder vermindern, und deren Gegenwart ſich durch die Vermiſchung mit der ſalpeterartigen Luft nicht entdecken laͤſt. Aus dieſem Grunde iſt es weit ſicherer, die erwaͤhnten Saͤtze blos darauf einzuſchraͤnken, daß die ſtaͤrkere Verminderung weniger, die ſchwaͤchere mehr Phlogiſton, der gaͤnzliche Mangel der Verminderung aber eine Saͤttigung mit Phlogiſton anzeige.
Das Eudiometer iſt aber nichts weiter, als ein Werkzeug, wodurch man die erwaͤhnte Verminderung des Volumens bey Vermiſchung von ſalpeterartiger und gemeiner Luft, oder uͤberhaupt bey Vermiſchung verſchiedener Luftgattungen abmeſſen kan. Man ſieht alſo leicht, daß ihm der Name eines Luftguͤtemaaßes nur ſehr uneigentlich zukoͤmmt, in ſo fern man nemlich aus dieſer Verminderung ſicher auf die Reinigkeit vom Phlogiſton, und aus dieſer wiederum ſicher auf Salubritaͤt der Luft ſchließen kan. Etwa ſo, wie dem Barometer der Name des Wetterglaſes zukoͤmmt. Ueberdies iſt auch dieſes Werkzeug, blos als Maaß der Verminderung betrachtet, noch ſehr von dem Grade der Vollkommenheit entfernt, den man von einem Maaße verlangen kan. Man iſt auch hier, wie beym Barometer, von der urſpruͤnglichen Simplicitaͤt abgewichen, und hat durch uͤbertriebnes Kuͤnſteln mehr verlohren als gewonnen, bis man erſt neuerlich wieder auf die erſte einfache Einrichtung zuruͤckgegangen iſt.
Prieſtley ſelbſt machte bereits im Jahre 1772 ein ſehr einfaches Inſtrument dieſer Art bekannt. Es beſtehet aus einer Flaſche oder Phiole, welche er das Maaß nennet, und die etwa eine Unze Waſſer faſſet, nebſt zwoen Glasroͤhren. Die eine Roͤhre hat ungefaͤhr 1 1/2 Zoll im Durchmeſſer, die andere iſt drey Fuß lang, und haͤlt 1/4 Zoll im
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/97>, abgerufen am 21.11.2024.
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