Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Durchschnitt. Die Räume, welche 1, 2, 3 rc. Maaße Luft in ihr einnehmen, sind durch eingeschnittene Striche bemerkt, und jeder davon in 100 Theile getheilt. Er füllt zuerst das Maaß mit Wasser, und setzt es umgekehrt über die Oefnung des Trichters, welcher in das Querbret einer mit Wasser gefüllten Wanne eingeschnitten ist (Man s. den Artikel: Pnevmatisch-chymischer Apparat). Durch diesen Trichter wird die zu prüfende Luft in das Maaß eingelassen, in welchem sie aufsteigt, und das Wasser aus seiner Stelle treibt. Dieses Maaß Luft wird nun in der 1 1/2 Zoll breiten Glasröhre gelassen; doch ohne dieselbe mit der bloßen Hand zu berühren. Eben so wird das Maaß auch mit salpeterartiger Luft gefüllt, und diese in eben die Glasröhre gelassen. Endlich wird diese Mischung beyder Luftarten in die große abgetheilte Glasröhre gelassen, und diese, ohne zu schütteln, in das Wasser gesenkt, bis die Wasserfläche innerhalb der Röhre mit der Fläche des äußern Wassers gleich hoch steht, worauf man dann den Raum, den die 2 Maaß Luft nach ihrer Vermischung einnehmen, in Hunderttheilen eines Maaßes bemerken kan. Dieses Verfahren empfiehlt sich durch seine Simplicität; allein es hat den Fehler, daß man nicht genug versichert seyn kan, in dem Maaße jederzeit eine völlig gleiche Menge Luft zu haben; daher auch die Versuche immer ungleich ausfallen, wenn sie gleich mit eben denselben Luftarten angestellt werden.

Diese Erfindung des D. Priestley reizte vorzüglich die Aufmerksamkeit der italiänischen Naturforscher. Der Abt Felix Fontana (Descrizione e usi di alcuni stromenti per misurare dell' aria. in Firenze, 1774. 4.) schlug statt des Priestleyischen acht verschiedene neue Instrumente vor. Sie kommen alle darinn überein, daß man jede Luftart in ein besonderes Behältniß bringt, und hernach beyde zusammen läst, worauf die Größe der Verminderung des Volumens durch Quecksilber angegeben wird. Bey den vier ersten geschieht dieses durch Abwägung des Quecksilbers, bey den letztern durch den Stand desselben in einer Glasröhre, vermittelst eines angebrachten Maaßstabes. Es sind aber alle diese Werkzeuge nicht in Gebrauch gekommen, da die salpeterartige


Durchſchnitt. Die Raͤume, welche 1, 2, 3 rc. Maaße Luft in ihr einnehmen, ſind durch eingeſchnittene Striche bemerkt, und jeder davon in 100 Theile getheilt. Er fuͤllt zuerſt das Maaß mit Waſſer, und ſetzt es umgekehrt uͤber die Oefnung des Trichters, welcher in das Querbret einer mit Waſſer gefuͤllten Wanne eingeſchnitten iſt (Man ſ. den Artikel: Pnevmatiſch-chymiſcher Apparat). Durch dieſen Trichter wird die zu pruͤfende Luft in das Maaß eingelaſſen, in welchem ſie aufſteigt, und das Waſſer aus ſeiner Stelle treibt. Dieſes Maaß Luft wird nun in der 1 1/2 Zoll breiten Glasroͤhre gelaſſen; doch ohne dieſelbe mit der bloßen Hand zu beruͤhren. Eben ſo wird das Maaß auch mit ſalpeterartiger Luft gefuͤllt, und dieſe in eben die Glasroͤhre gelaſſen. Endlich wird dieſe Miſchung beyder Luftarten in die große abgetheilte Glasroͤhre gelaſſen, und dieſe, ohne zu ſchuͤtteln, in das Waſſer geſenkt, bis die Waſſerflaͤche innerhalb der Roͤhre mit der Flaͤche des aͤußern Waſſers gleich hoch ſteht, worauf man dann den Raum, den die 2 Maaß Luft nach ihrer Vermiſchung einnehmen, in Hunderttheilen eines Maaßes bemerken kan. Dieſes Verfahren empfiehlt ſich durch ſeine Simplicitaͤt; allein es hat den Fehler, daß man nicht genug verſichert ſeyn kan, in dem Maaße jederzeit eine voͤllig gleiche Menge Luft zu haben; daher auch die Verſuche immer ungleich ausfallen, wenn ſie gleich mit eben denſelben Luftarten angeſtellt werden.

Dieſe Erfindung des D. Prieſtley reizte vorzuͤglich die Aufmerkſamkeit der italiaͤniſchen Naturforſcher. Der Abt Felix Fontana (Deſcrizione e uſi di alcuni ſtromenti per miſurare dell' aria. in Firenze, 1774. 4.) ſchlug ſtatt des Prieſtleyiſchen acht verſchiedene neue Inſtrumente vor. Sie kommen alle darinn uͤberein, daß man jede Luftart in ein beſonderes Behaͤltniß bringt, und hernach beyde zuſammen laͤſt, worauf die Groͤße der Verminderung des Volumens durch Queckſilber angegeben wird. Bey den vier erſten geſchieht dieſes durch Abwaͤgung des Queckſilbers, bey den letztern durch den Stand deſſelben in einer Glasroͤhre, vermittelſt eines angebrachten Maaßſtabes. Es ſind aber alle dieſe Werkzeuge nicht in Gebrauch gekommen, da die ſalpeterartige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0098" xml:id="P.2.92" n="92"/><lb/>
Durch&#x017F;chnitt. Die Ra&#x0364;ume, welche 1, 2, 3 rc. Maaße Luft in ihr einnehmen, &#x017F;ind durch einge&#x017F;chnittene Striche bemerkt, und jeder davon in 100 Theile getheilt. Er fu&#x0364;llt zuer&#x017F;t das Maaß mit Wa&#x017F;&#x017F;er, und &#x017F;etzt es umgekehrt u&#x0364;ber die Oefnung des Trichters, welcher in das Querbret einer mit Wa&#x017F;&#x017F;er gefu&#x0364;llten Wanne einge&#x017F;chnitten i&#x017F;t (Man &#x017F;. den Artikel: <hi rendition="#b">Pnevmati&#x017F;ch-chymi&#x017F;cher Apparat</hi>). Durch die&#x017F;en Trichter wird die zu pru&#x0364;fende Luft in das Maaß eingela&#x017F;&#x017F;en, in welchem &#x017F;ie auf&#x017F;teigt, und das Wa&#x017F;&#x017F;er aus &#x017F;einer Stelle treibt. Die&#x017F;es Maaß Luft wird nun in der 1 1/2 Zoll breiten Glasro&#x0364;hre gela&#x017F;&#x017F;en; doch ohne die&#x017F;elbe mit der bloßen Hand zu beru&#x0364;hren. Eben &#x017F;o wird das Maaß auch mit &#x017F;alpeterartiger Luft gefu&#x0364;llt, und die&#x017F;e in eben die Glasro&#x0364;hre gela&#x017F;&#x017F;en. Endlich wird die&#x017F;e Mi&#x017F;chung beyder Luftarten in die große abgetheilte Glasro&#x0364;hre gela&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;e, ohne zu &#x017F;chu&#x0364;tteln, in das Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;enkt, bis die Wa&#x017F;&#x017F;erfla&#x0364;che innerhalb der Ro&#x0364;hre mit der Fla&#x0364;che des a&#x0364;ußern Wa&#x017F;&#x017F;ers gleich hoch &#x017F;teht, worauf man dann den Raum, den die 2 Maaß Luft nach ihrer Vermi&#x017F;chung einnehmen, in Hunderttheilen eines Maaßes bemerken kan. Die&#x017F;es Verfahren empfiehlt &#x017F;ich durch &#x017F;eine Simplicita&#x0364;t; allein es hat den Fehler, daß man nicht genug ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn kan, in dem Maaße jederzeit eine vo&#x0364;llig gleiche Menge Luft zu haben; daher auch die Ver&#x017F;uche immer ungleich ausfallen, wenn &#x017F;ie gleich mit eben den&#x017F;elben Luftarten ange&#x017F;tellt werden.</p>
            <p>Die&#x017F;e Erfindung des D. Prie&#x017F;tley reizte vorzu&#x0364;glich die Aufmerk&#x017F;amkeit der italia&#x0364;ni&#x017F;chen Naturfor&#x017F;cher. Der Abt <hi rendition="#b">Felix Fontana</hi> (<hi rendition="#aq">De&#x017F;crizione e u&#x017F;i di alcuni &#x017F;tromenti per mi&#x017F;urare dell' aria. in Firenze, 1774. 4.</hi>) &#x017F;chlug &#x017F;tatt des Prie&#x017F;tleyi&#x017F;chen acht ver&#x017F;chiedene neue In&#x017F;trumente vor. Sie kommen alle darinn u&#x0364;berein, daß man jede Luftart in ein be&#x017F;onderes Beha&#x0364;ltniß bringt, und hernach beyde zu&#x017F;ammen la&#x0364;&#x017F;t, worauf die Gro&#x0364;ße der Verminderung des Volumens durch Queck&#x017F;ilber angegeben wird. Bey den vier er&#x017F;ten ge&#x017F;chieht die&#x017F;es durch Abwa&#x0364;gung des Queck&#x017F;ilbers, bey den letztern durch den Stand de&#x017F;&#x017F;elben in einer Glasro&#x0364;hre, vermittel&#x017F;t eines angebrachten Maaß&#x017F;tabes. Es &#x017F;ind aber alle die&#x017F;e Werkzeuge nicht in Gebrauch gekommen, da die &#x017F;alpeterartige<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0098] Durchſchnitt. Die Raͤume, welche 1, 2, 3 rc. Maaße Luft in ihr einnehmen, ſind durch eingeſchnittene Striche bemerkt, und jeder davon in 100 Theile getheilt. Er fuͤllt zuerſt das Maaß mit Waſſer, und ſetzt es umgekehrt uͤber die Oefnung des Trichters, welcher in das Querbret einer mit Waſſer gefuͤllten Wanne eingeſchnitten iſt (Man ſ. den Artikel: Pnevmatiſch-chymiſcher Apparat). Durch dieſen Trichter wird die zu pruͤfende Luft in das Maaß eingelaſſen, in welchem ſie aufſteigt, und das Waſſer aus ſeiner Stelle treibt. Dieſes Maaß Luft wird nun in der 1 1/2 Zoll breiten Glasroͤhre gelaſſen; doch ohne dieſelbe mit der bloßen Hand zu beruͤhren. Eben ſo wird das Maaß auch mit ſalpeterartiger Luft gefuͤllt, und dieſe in eben die Glasroͤhre gelaſſen. Endlich wird dieſe Miſchung beyder Luftarten in die große abgetheilte Glasroͤhre gelaſſen, und dieſe, ohne zu ſchuͤtteln, in das Waſſer geſenkt, bis die Waſſerflaͤche innerhalb der Roͤhre mit der Flaͤche des aͤußern Waſſers gleich hoch ſteht, worauf man dann den Raum, den die 2 Maaß Luft nach ihrer Vermiſchung einnehmen, in Hunderttheilen eines Maaßes bemerken kan. Dieſes Verfahren empfiehlt ſich durch ſeine Simplicitaͤt; allein es hat den Fehler, daß man nicht genug verſichert ſeyn kan, in dem Maaße jederzeit eine voͤllig gleiche Menge Luft zu haben; daher auch die Verſuche immer ungleich ausfallen, wenn ſie gleich mit eben denſelben Luftarten angeſtellt werden. Dieſe Erfindung des D. Prieſtley reizte vorzuͤglich die Aufmerkſamkeit der italiaͤniſchen Naturforſcher. Der Abt Felix Fontana (Deſcrizione e uſi di alcuni ſtromenti per miſurare dell' aria. in Firenze, 1774. 4.) ſchlug ſtatt des Prieſtleyiſchen acht verſchiedene neue Inſtrumente vor. Sie kommen alle darinn uͤberein, daß man jede Luftart in ein beſonderes Behaͤltniß bringt, und hernach beyde zuſammen laͤſt, worauf die Groͤße der Verminderung des Volumens durch Queckſilber angegeben wird. Bey den vier erſten geſchieht dieſes durch Abwaͤgung des Queckſilbers, bey den letztern durch den Stand deſſelben in einer Glasroͤhre, vermittelſt eines angebrachten Maaßſtabes. Es ſind aber alle dieſe Werkzeuge nicht in Gebrauch gekommen, da die ſalpeterartige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/98
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/98>, abgerufen am 24.11.2024.