Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


569. Anm.) durch + M und -- M so zu bezeichnen daß man dem nördlichen das +, dem südlichen das -- beylegt.

Da aller Wahrscheinlichkeit nach die Erdkugel selbst einen Magnetismus besitzt, der sich in unsern nördlichen Gegenden als ein -- M, in den Südländern als ein + M zeigt, so beruht hierauf die Polarität oder Richrung der magnetischen Pole nach Norden und Süden, welches die merkwürdigste und nützlichste Eigenschaft der Magnete ist, s. Magnetnadel, Polarität. Magnetische Wirkungskreise und Vertheilung des Magnetismus.

Ein Stück Eisen, noch mehr aber harter Stahl (auf weichen die Wirkungen des Magnets zwar schwächer, aber weit bleibender und dauerhafter sind), das eine Zeitlang an einem Magnete gehangen hat, oder mit demselben gestrichen worden ist, wird dadurch selbst ein bleibender Magnet. Man kennt dieses Phänomen allgemein unter dem Namen der Mittheilung des Magnetismus, der auch auf den ersten Blick sehr wohl gewählt scheint. Wenn man aber unter Mittheilung, wie sonst in der Physik gewöhnlich ist, wirklichen Uebergang versteht, wobey der eine Körper eben das bekömmt, was der andere verliert, so findet man bey genauerer Untersuchung diese Benennung gar nicht mehr passend, indem der Magnet dem Eisen nicht das giebt, was er selbst hat, sondern gerade das entgegengesetzte in ihm hervorbringt, und dabey von seiner eignen Kraft nichts verliert. Dies zeigt nicht Uebergang, sondern Wirkung durch gestörtes Gleichgewicht an, und wird weit schicklicher mit dem Namen der Vertheilung bezeichnet, der auch beym Worte: Elektricität (Th. I. S. 736. u. f.) in gleichem Sinne gebraucht und von der Mittheilung unterschieden worden ist.

Der Pol eines Magnets nemlich wirkt auf Eisen oder andere Magnete schon in einiger Entfernung. Der Raum, durch welchen sich diese Wirkung erstreckt, heißt


569. Anm.) durch + M und — M ſo zu bezeichnen daß man dem noͤrdlichen das +, dem ſuͤdlichen das — beylegt.

Da aller Wahrſcheinlichkeit nach die Erdkugel ſelbſt einen Magnetismus beſitzt, der ſich in unſern noͤrdlichen Gegenden als ein — M, in den Suͤdlaͤndern als ein + M zeigt, ſo beruht hierauf die Polaritaͤt oder Richrung der magnetiſchen Pole nach Norden und Suͤden, welches die merkwuͤrdigſte und nuͤtzlichſte Eigenſchaft der Magnete iſt, ſ. Magnetnadel, Polaritaͤt. Magnetiſche Wirkungskreiſe und Vertheilung des Magnetismus.

Ein Stuͤck Eiſen, noch mehr aber harter Stahl (auf weichen die Wirkungen des Magnets zwar ſchwaͤcher, aber weit bleibender und dauerhafter ſind), das eine Zeitlang an einem Magnete gehangen hat, oder mit demſelben geſtrichen worden iſt, wird dadurch ſelbſt ein bleibender Magnet. Man kennt dieſes Phaͤnomen allgemein unter dem Namen der Mittheilung des Magnetismus, der auch auf den erſten Blick ſehr wohl gewaͤhlt ſcheint. Wenn man aber unter Mittheilung, wie ſonſt in der Phyſik gewoͤhnlich iſt, wirklichen Uebergang verſteht, wobey der eine Koͤrper eben das bekoͤmmt, was der andere verliert, ſo findet man bey genauerer Unterſuchung dieſe Benennung gar nicht mehr paſſend, indem der Magnet dem Eiſen nicht das giebt, was er ſelbſt hat, ſondern gerade das entgegengeſetzte in ihm hervorbringt, und dabey von ſeiner eignen Kraft nichts verliert. Dies zeigt nicht Uebergang, ſondern Wirkung durch geſtoͤrtes Gleichgewicht an, und wird weit ſchicklicher mit dem Namen der Vertheilung bezeichnet, der auch beym Worte: Elektricitaͤt (Th. I. S. 736. u. f.) in gleichem Sinne gebraucht und von der Mittheilung unterſchieden worden iſt.

Der Pol eines Magnets nemlich wirkt auf Eiſen oder andere Magnete ſchon in einiger Entfernung. Der Raum, durch welchen ſich dieſe Wirkung erſtreckt, heißt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0106" xml:id="P.3.100" n="100"/><lb/>
569. Anm.) durch + <hi rendition="#aq">M</hi> und &#x2014; <hi rendition="#aq">M</hi> &#x017F;o zu bezeichnen daß man dem no&#x0364;rdlichen das +, dem &#x017F;u&#x0364;dlichen das &#x2014; beylegt.</p>
            <p>Da aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit nach die Erdkugel &#x017F;elb&#x017F;t einen Magnetismus be&#x017F;itzt, der &#x017F;ich in un&#x017F;ern no&#x0364;rdlichen Gegenden als ein &#x2014; <hi rendition="#aq">M,</hi> in den Su&#x0364;dla&#x0364;ndern als ein + <hi rendition="#aq">M</hi> zeigt, &#x017F;o beruht hierauf die <hi rendition="#b">Polarita&#x0364;t</hi> oder <hi rendition="#b">Richrung</hi> der magneti&#x017F;chen Pole nach Norden und Su&#x0364;den, welches die merkwu&#x0364;rdig&#x017F;te und nu&#x0364;tzlich&#x017F;te Eigen&#x017F;chaft der Magnete i&#x017F;t, &#x017F;. <hi rendition="#b">Magnetnadel, Polarita&#x0364;t.</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Magneti&#x017F;che Wirkungskrei&#x017F;e und Vertheilung des Magnetismus.</hi></hi></p>
            <p>Ein Stu&#x0364;ck Ei&#x017F;en, noch mehr aber harter Stahl (auf weichen die Wirkungen des Magnets zwar &#x017F;chwa&#x0364;cher, aber weit bleibender und dauerhafter &#x017F;ind), das eine Zeitlang an einem Magnete gehangen hat, oder mit dem&#x017F;elben ge&#x017F;trichen worden i&#x017F;t, wird dadurch &#x017F;elb&#x017F;t ein bleibender <hi rendition="#b">Magnet.</hi> Man kennt die&#x017F;es Pha&#x0364;nomen allgemein unter dem Namen der <hi rendition="#b">Mittheilung des Magnetismus,</hi> der auch auf den er&#x017F;ten Blick &#x017F;ehr wohl gewa&#x0364;hlt &#x017F;cheint. Wenn man aber unter Mittheilung, wie &#x017F;on&#x017F;t in der Phy&#x017F;ik gewo&#x0364;hnlich i&#x017F;t, wirklichen <hi rendition="#b">Uebergang</hi> ver&#x017F;teht, wobey der eine Ko&#x0364;rper <hi rendition="#b">eben das</hi> beko&#x0364;mmt, was der andere verliert, &#x017F;o findet man bey genauerer Unter&#x017F;uchung die&#x017F;e Benennung gar nicht mehr pa&#x017F;&#x017F;end, indem der Magnet dem Ei&#x017F;en nicht das giebt, was er &#x017F;elb&#x017F;t hat, &#x017F;ondern gerade das entgegenge&#x017F;etzte in ihm hervorbringt, und dabey von &#x017F;einer eignen Kraft nichts verliert. Dies zeigt nicht Uebergang, &#x017F;ondern Wirkung durch ge&#x017F;to&#x0364;rtes Gleichgewicht an, und wird weit &#x017F;chicklicher mit dem Namen der <hi rendition="#b">Vertheilung</hi> bezeichnet, der auch beym Worte: <hi rendition="#b">Elektricita&#x0364;t</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 736. u. f.) in gleichem Sinne gebraucht und von der Mittheilung unter&#x017F;chieden worden i&#x017F;t.</p>
            <p>Der Pol eines Magnets nemlich wirkt auf Ei&#x017F;en oder andere Magnete &#x017F;chon in einiger Entfernung. Der Raum, durch welchen &#x017F;ich die&#x017F;e Wirkung er&#x017F;treckt, heißt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0106] 569. Anm.) durch + M und — M ſo zu bezeichnen daß man dem noͤrdlichen das +, dem ſuͤdlichen das — beylegt. Da aller Wahrſcheinlichkeit nach die Erdkugel ſelbſt einen Magnetismus beſitzt, der ſich in unſern noͤrdlichen Gegenden als ein — M, in den Suͤdlaͤndern als ein + M zeigt, ſo beruht hierauf die Polaritaͤt oder Richrung der magnetiſchen Pole nach Norden und Suͤden, welches die merkwuͤrdigſte und nuͤtzlichſte Eigenſchaft der Magnete iſt, ſ. Magnetnadel, Polaritaͤt. Magnetiſche Wirkungskreiſe und Vertheilung des Magnetismus. Ein Stuͤck Eiſen, noch mehr aber harter Stahl (auf weichen die Wirkungen des Magnets zwar ſchwaͤcher, aber weit bleibender und dauerhafter ſind), das eine Zeitlang an einem Magnete gehangen hat, oder mit demſelben geſtrichen worden iſt, wird dadurch ſelbſt ein bleibender Magnet. Man kennt dieſes Phaͤnomen allgemein unter dem Namen der Mittheilung des Magnetismus, der auch auf den erſten Blick ſehr wohl gewaͤhlt ſcheint. Wenn man aber unter Mittheilung, wie ſonſt in der Phyſik gewoͤhnlich iſt, wirklichen Uebergang verſteht, wobey der eine Koͤrper eben das bekoͤmmt, was der andere verliert, ſo findet man bey genauerer Unterſuchung dieſe Benennung gar nicht mehr paſſend, indem der Magnet dem Eiſen nicht das giebt, was er ſelbſt hat, ſondern gerade das entgegengeſetzte in ihm hervorbringt, und dabey von ſeiner eignen Kraft nichts verliert. Dies zeigt nicht Uebergang, ſondern Wirkung durch geſtoͤrtes Gleichgewicht an, und wird weit ſchicklicher mit dem Namen der Vertheilung bezeichnet, der auch beym Worte: Elektricitaͤt (Th. I. S. 736. u. f.) in gleichem Sinne gebraucht und von der Mittheilung unterſchieden worden iſt. Der Pol eines Magnets nemlich wirkt auf Eiſen oder andere Magnete ſchon in einiger Entfernung. Der Raum, durch welchen ſich dieſe Wirkung erſtreckt, heißt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/106
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/106>, abgerufen am 21.11.2024.