soll auf dem mittelländischen Meere die lothrechte Höhe der Wellen, vom stillen Wasser an gerechnet, nie über 8 Fuß gehen: in der Ostsee sind sie zuweilen höher. Wenn viele zusammenstoßen, wird die Tiefe größer. Die Taucher spüren in einer Tiefe von 15 Klaftern keine Bewegung mehr, wenn gleich die Oberfläche noch so unruhig ist, und die ostindischen Perlenfischer tauchen ohne Bedenken unter, wenn kein Schiff auszulaufen wagt.
Aristoteles(Problem. Sect. XXII. XXIII.),Plinius(H. N. II. 106.) u. a. erzählen, man könne das stürmische Meer durch aufgegoßnes Oel beruhigen, auch werde es dadurch durchsichtiger, daher auch die Taucher Oel aus dem Munde um sich zu spritzen pflegten. So fabelhaft dieses scheint, so hat doch Franklin(Of the stilling of waves by means of Oil, in Philos. Trans. Vol. LXIV. P. II. no. 44.) die Wahrheit der Beobachtung vertheidigt, und durch Versuche gezeigt, daß aufgegoßnes Oel wirklich entstandene Wellen, wenigstens im Kleinen, stille. Meister(De olei aquae superfusi effectibus opticis et mechan., in Comm. Soc. Gotting. Class. Math. To. I. ad a. 1768.) zweifelt an der Wirkung im Großen, bringt aber schöne Versuche über die Bewegung der Fläche bey, mit der sich Oel und Wasser berühren.
Eine andere Bewegung des Meers ist die Ebbe und Fluth, von welcher ein eigner Artikel dieses Wörterbuchs handelt.
Eine dritte besteht in den Strömen(courans) des Meeres. Im Weltmeere geht zwischen den Wendekreisen ein beständiger Strom von Osten nach Westen, welcher durch den Umlauf des Monds, durch die Umdrehung der Erde um ihre Axe und durch den beständigen Ostwind in diesen Gegenden zu entstehen scheint. Dieser Strom macht, daß man von Amerika nach den Molucken geschwinder segelt, als auf dem Rückwege. Kiccioli, Kircher, Varenius und Fournier haben viele Beobachtungen dieser Art gesammelt: sie erwähnen auch einen Strom von den Polen gegen die Linie, der sich vielleicht daraus erklären ließe, daß um die Linie die Ausdünstung stärker, also das Wasser salziger
ſoll auf dem mittellaͤndiſchen Meere die lothrechte Hoͤhe der Wellen, vom ſtillen Waſſer an gerechnet, nie uͤber 8 Fuß gehen: in der Oſtſee ſind ſie zuweilen hoͤher. Wenn viele zuſammenſtoßen, wird die Tiefe groͤßer. Die Taucher ſpuͤren in einer Tiefe von 15 Klaftern keine Bewegung mehr, wenn gleich die Oberflaͤche noch ſo unruhig iſt, und die oſtindiſchen Perlenfiſcher tauchen ohne Bedenken unter, wenn kein Schiff auszulaufen wagt.
Ariſtoteles(Problem. Sect. XXII. XXIII.),Plinius(H. N. II. 106.) u. a. erzaͤhlen, man koͤnne das ſtuͤrmiſche Meer durch aufgegoßnes Oel beruhigen, auch werde es dadurch durchſichtiger, daher auch die Taucher Oel aus dem Munde um ſich zu ſpritzen pflegten. So fabelhaft dieſes ſcheint, ſo hat doch Franklin(Of the ſtilling of waves by means of Oil, in Philoſ. Trans. Vol. LXIV. P. II. no. 44.) die Wahrheit der Beobachtung vertheidigt, und durch Verſuche gezeigt, daß aufgegoßnes Oel wirklich entſtandene Wellen, wenigſtens im Kleinen, ſtille. Meiſter(De olei aquae ſuperfuſi effectibus opticis et mechan., in Comm. Soc. Gotting. Claſſ. Math. To. I. ad a. 1768.) zweifelt an der Wirkung im Großen, bringt aber ſchoͤne Verſuche uͤber die Bewegung der Flaͤche bey, mit der ſich Oel und Waſſer beruͤhren.
Eine andere Bewegung des Meers iſt die Ebbe und Fluth, von welcher ein eigner Artikel dieſes Woͤrterbuchs handelt.
Eine dritte beſteht in den Stroͤmen(courans) des Meeres. Im Weltmeere geht zwiſchen den Wendekreiſen ein beſtaͤndiger Strom von Oſten nach Weſten, welcher durch den Umlauf des Monds, durch die Umdrehung der Erde um ihre Axe und durch den beſtaͤndigen Oſtwind in dieſen Gegenden zu entſtehen ſcheint. Dieſer Strom macht, daß man von Amerika nach den Molucken geſchwinder ſegelt, als auf dem Ruͤckwege. Kiccioli, Kircher, Varenius und Fournier haben viele Beobachtungen dieſer Art geſammelt: ſie erwaͤhnen auch einen Strom von den Polen gegen die Linie, der ſich vielleicht daraus erklaͤren ließe, daß um die Linie die Ausduͤnſtung ſtaͤrker, alſo das Waſſer ſalziger
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ſoll auf dem mittellaͤndiſchen Meere die lothrechte Hoͤhe der Wellen, vom ſtillen Waſſer an gerechnet, nie uͤber 8 Fuß gehen: in der Oſtſee ſind ſie zuweilen hoͤher. Wenn viele zuſammenſtoßen, wird die Tiefe groͤßer. Die Taucher ſpuͤren in einer Tiefe von 15 Klaftern keine Bewegung mehr, wenn gleich die Oberflaͤche noch ſo unruhig iſt, und die oſtindiſchen Perlenfiſcher tauchen ohne Bedenken unter, wenn kein Schiff auszulaufen wagt.
Ariſtoteles (Problem. Sect. XXII. XXIII.), Plinius (H. N. II. 106.) u. a. erzaͤhlen, man koͤnne das ſtuͤrmiſche Meer durch aufgegoßnes Oel beruhigen, auch werde es dadurch durchſichtiger, daher auch die Taucher Oel aus dem Munde um ſich zu ſpritzen pflegten. So fabelhaft dieſes ſcheint, ſo hat doch Franklin (Of the ſtilling of waves by means of Oil, in Philoſ. Trans. Vol. LXIV. P. II. no. 44.) die Wahrheit der Beobachtung vertheidigt, und durch Verſuche gezeigt, daß aufgegoßnes Oel wirklich entſtandene Wellen, wenigſtens im Kleinen, ſtille. Meiſter (De olei aquae ſuperfuſi effectibus opticis et mechan., in Comm. Soc. Gotting. Claſſ. Math. To. I. ad a. 1768.) zweifelt an der Wirkung im Großen, bringt aber ſchoͤne Verſuche uͤber die Bewegung der Flaͤche bey, mit der ſich Oel und Waſſer beruͤhren.
Eine andere Bewegung des Meers iſt die Ebbe und Fluth, von welcher ein eigner Artikel dieſes Woͤrterbuchs handelt.
Eine dritte beſteht in den Stroͤmen (courans) des Meeres. Im Weltmeere geht zwiſchen den Wendekreiſen ein beſtaͤndiger Strom von Oſten nach Weſten, welcher durch den Umlauf des Monds, durch die Umdrehung der Erde um ihre Axe und durch den beſtaͤndigen Oſtwind in dieſen Gegenden zu entſtehen ſcheint. Dieſer Strom macht, daß man von Amerika nach den Molucken geſchwinder ſegelt, als auf dem Ruͤckwege. Kiccioli, Kircher, Varenius und Fournier haben viele Beobachtungen dieſer Art geſammelt: ſie erwaͤhnen auch einen Strom von den Polen gegen die Linie, der ſich vielleicht daraus erklaͤren ließe, daß um die Linie die Ausduͤnſtung ſtaͤrker, alſo das Waſſer ſalziger
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/190>, abgerufen am 16.07.2024.
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