Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Man hat auch Mikrometer aus unbeweglichen parallelen Linien oder Gittern, welche sowohl in Fernröhren als Vergrößerungsgläsern zu Abmessungen kleiner Größen mit Vortheil gebraucht werden. Dechales (Mund. mathem. Dioptric. L. II. prop. 59.) und Zahn (Oculus artific. Fundam. III. Syntagm. IV. Cap. 2. §. 1.) empfehlen Gitter von Pferdehaaren oder von Linien auf Glas, zu Abzeichnung der Mondflecken. Kömer stellte ein solches Gitter wegen des veränderlichen Monddurchmessers in ein Fernrohr mit zwey Objectivgläsern, deren Abstand man so ändern konnte, daß das Mondbild allezeit den Raum des Gesichtsfelds genau ausfüllte. De la Hite (Mem. de Paris 1701.) giebt eben diese Vorschrift, räth aber an, die Linien des Gitters mit Demant in ein ebnes Glas zu schneiden. In vielen Fernröhren, besonders an Quadranten, findet man einige feste parallele Fäden, die man als Mikrometer brauchen kan. Das Fernrohr am göttingischen Mauerquadranten z. B. hat fünf parallele Fäden, wobey der Abstand zwischen jedem Paare 7 1/2 Min. beträgt, und die Theile des Abstands nach dem Augenmaaße geschätzt werden können. Cobias Mayer (Kosmographische Nachrichten und Samml. Wien und Nürnb. 1750. gr. 4. S. 1.) schlug vor, ein Glas mit Tusche zu überstreichen, und mit einem Federkiele so viel wegzunehmen, daß parallele Linien stehen blieben; Brander schnitt die Linien mit einem Demant so fein in Glas, daß sie kaum (1/200) einer Linie breit wurden, und ihre Abstände (1/10) -- (1/26) einer Linie betrugen. Da aber dieser Linien sehr viele sind, so ist man bey der Beobachtung in Gefahr, eine für
Man hat auch Mikrometer aus unbeweglichen parallelen Linien oder Gittern, welche ſowohl in Fernroͤhren als Vergroͤßerungsglaͤſern zu Abmeſſungen kleiner Groͤßen mit Vortheil gebraucht werden. Dechales (Mund. mathem. Dioptric. L. II. prop. 59.) und Zahn (Oculus artific. Fundam. III. Syntagm. IV. Cap. 2. §. 1.) empfehlen Gitter von Pferdehaaren oder von Linien auf Glas, zu Abzeichnung der Mondflecken. Koͤmer ſtellte ein ſolches Gitter wegen des veraͤnderlichen Monddurchmeſſers in ein Fernrohr mit zwey Objectivglaͤſern, deren Abſtand man ſo aͤndern konnte, daß das Mondbild allezeit den Raum des Geſichtsfelds genau ausfuͤllte. De la Hite (Mém. de Paris 1701.) giebt eben dieſe Vorſchrift, raͤth aber an, die Linien des Gitters mit Demant in ein ebnes Glas zu ſchneiden. In vielen Fernroͤhren, beſonders an Quadranten, findet man einige feſte parallele Faͤden, die man als Mikrometer brauchen kan. Das Fernrohr am goͤttingiſchen Mauerquadranten z. B. hat fuͤnf parallele Faͤden, wobey der Abſtand zwiſchen jedem Paare 7 1/2 Min. betraͤgt, und die Theile des Abſtands nach dem Augenmaaße geſchaͤtzt werden koͤnnen. Cobias Mayer (Koſmographiſche Nachrichten und Samml. Wien und Nuͤrnb. 1750. gr. 4. S. 1.) ſchlug vor, ein Glas mit Tuſche zu uͤberſtreichen, und mit einem Federkiele ſo viel wegzunehmen, daß parallele Linien ſtehen blieben; Brander ſchnitt die Linien mit einem Demant ſo fein in Glas, daß ſie kaum (1/200) einer Linie breit wurden, und ihre Abſtaͤnde (1/10) — (1/26) einer Linie betrugen. Da aber dieſer Linien ſehr viele ſind, ſo iſt man bey der Beobachtung in Gefahr, eine fuͤr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0217" xml:id="P.3.211" n="211"/><lb/> Cometa dell' anno 1749. obſeruata nella ſpecula di Bologna)</hi> zuerſt beſchrieben hat. Die dabey von <hi rendition="#b">Bradley</hi> angebrachten Verbeſſerungen nebſt dem <hi rendition="#b">Kautennetze</hi> <hi rendition="#aq">(reticulum rhomboidale)</hi> beſchreibt <hi rendition="#b">Smith</hi> (Lehrbegrif der Optik durch <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> S. 318. u. f.). Solche Netze beſtehen aus unbeweglichen im Brennpunkte des Objectivglaſes ausgeſpannten Faden. Dieſe Faͤden bilden eine Figur, in der eine gewiſſe Linie jederzeit mit der Richtung der taͤglichen Bewegung parallel geſtellt wird.</p> <p>Man hat auch Mikrometer aus unbeweglichen parallelen Linien oder Gittern, welche ſowohl in Fernroͤhren als Vergroͤßerungsglaͤſern zu Abmeſſungen kleiner Groͤßen mit Vortheil gebraucht werden. <hi rendition="#b">Dechales</hi> <hi rendition="#aq">(Mund. mathem. Dioptric. L. II. prop. 59.)</hi> und <hi rendition="#b">Zahn</hi> <hi rendition="#aq">(Oculus artific. Fundam. III. Syntagm. IV. Cap. 2. §. 1.)</hi> empfehlen Gitter von Pferdehaaren oder von Linien auf Glas, zu Abzeichnung der Mondflecken. <hi rendition="#b">Koͤmer</hi> ſtellte ein ſolches Gitter wegen des veraͤnderlichen Monddurchmeſſers in ein Fernrohr mit zwey Objectivglaͤſern, deren Abſtand man ſo aͤndern konnte, daß das Mondbild allezeit den Raum des Geſichtsfelds genau ausfuͤllte. <hi rendition="#b">De la Hite</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1701.)</hi> giebt eben dieſe Vorſchrift, raͤth aber an, die Linien des Gitters mit Demant in ein ebnes Glas zu ſchneiden. In vielen Fernroͤhren, beſonders an Quadranten, findet man einige feſte parallele Faͤden, die man als Mikrometer brauchen kan. Das Fernrohr am goͤttingiſchen Mauerquadranten z. B. hat fuͤnf parallele Faͤden, wobey der Abſtand zwiſchen jedem Paare 7 1/2 Min. betraͤgt, und die Theile des Abſtands nach dem Augenmaaße geſchaͤtzt werden koͤnnen. <hi rendition="#b">Cobias Mayer</hi> (Koſmographiſche Nachrichten und Samml. Wien und Nuͤrnb. 1750. gr. 4. S. 1.) ſchlug vor, ein Glas mit Tuſche zu uͤberſtreichen, und mit einem Federkiele ſo viel wegzunehmen, daß parallele Linien ſtehen blieben; <hi rendition="#b">Brander</hi> ſchnitt die Linien mit einem Demant ſo fein in Glas, daß ſie kaum (1/200) einer Linie breit wurden, und ihre Abſtaͤnde (1/10) — (1/26) einer Linie betrugen. Da aber dieſer Linien ſehr viele ſind, ſo iſt man bey der Beobachtung in Gefahr, eine fuͤr<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0217]
Cometa dell' anno 1749. obſeruata nella ſpecula di Bologna) zuerſt beſchrieben hat. Die dabey von Bradley angebrachten Verbeſſerungen nebſt dem Kautennetze (reticulum rhomboidale) beſchreibt Smith (Lehrbegrif der Optik durch Kaͤſtner S. 318. u. f.). Solche Netze beſtehen aus unbeweglichen im Brennpunkte des Objectivglaſes ausgeſpannten Faden. Dieſe Faͤden bilden eine Figur, in der eine gewiſſe Linie jederzeit mit der Richtung der taͤglichen Bewegung parallel geſtellt wird.
Man hat auch Mikrometer aus unbeweglichen parallelen Linien oder Gittern, welche ſowohl in Fernroͤhren als Vergroͤßerungsglaͤſern zu Abmeſſungen kleiner Groͤßen mit Vortheil gebraucht werden. Dechales (Mund. mathem. Dioptric. L. II. prop. 59.) und Zahn (Oculus artific. Fundam. III. Syntagm. IV. Cap. 2. §. 1.) empfehlen Gitter von Pferdehaaren oder von Linien auf Glas, zu Abzeichnung der Mondflecken. Koͤmer ſtellte ein ſolches Gitter wegen des veraͤnderlichen Monddurchmeſſers in ein Fernrohr mit zwey Objectivglaͤſern, deren Abſtand man ſo aͤndern konnte, daß das Mondbild allezeit den Raum des Geſichtsfelds genau ausfuͤllte. De la Hite (Mém. de Paris 1701.) giebt eben dieſe Vorſchrift, raͤth aber an, die Linien des Gitters mit Demant in ein ebnes Glas zu ſchneiden. In vielen Fernroͤhren, beſonders an Quadranten, findet man einige feſte parallele Faͤden, die man als Mikrometer brauchen kan. Das Fernrohr am goͤttingiſchen Mauerquadranten z. B. hat fuͤnf parallele Faͤden, wobey der Abſtand zwiſchen jedem Paare 7 1/2 Min. betraͤgt, und die Theile des Abſtands nach dem Augenmaaße geſchaͤtzt werden koͤnnen. Cobias Mayer (Koſmographiſche Nachrichten und Samml. Wien und Nuͤrnb. 1750. gr. 4. S. 1.) ſchlug vor, ein Glas mit Tuſche zu uͤberſtreichen, und mit einem Federkiele ſo viel wegzunehmen, daß parallele Linien ſtehen blieben; Brander ſchnitt die Linien mit einem Demant ſo fein in Glas, daß ſie kaum (1/200) einer Linie breit wurden, und ihre Abſtaͤnde (1/10) — (1/26) einer Linie betrugen. Da aber dieſer Linien ſehr viele ſind, ſo iſt man bey der Beobachtung in Gefahr, eine fuͤr
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