Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Starke Vergrößerungen erfordern geringe Brennweiten. Da man nun Gläser von sehr kurzer Brennweite nicht gut schleifen kan, so kam Hartsoeker um das Jahr 1668 auf den Gedanken, zum einfachen Mikroskop kleine Glaskügelchen zu gebrauchen, die sich an der Lampe sehr leicht schmelzen lassen. Schon vorher schlug D. Hook (Micrographia. Lond. 1665. fol.) kleine Glaskugeln zu diesem Gebrauche vor, ob er gleich auf das Schmelzen derselben an der Lampe erst in der Folge kam. Die Brennweite der Glaskugeln beträgt den vierten Theil, oder wenn man vom Mittelpunkte der Kugel aus rechnet, drey Viertel ihres Durchmessers. Soberechnet Huygens (Dioptr. prop. 59.) die Vergrößerung, die man durch solche Kügelchen erhält, in dem Verhältnisse von 3/4 des Durchmessers zu 8 Zoll, so daß ein Kügelchen von 1/12 Zoll Durchmesser 128mal vergrößert. Methoden solche Kügelchen zu schmelzen, beschreiben Butterfield (Phil. Trans. no. 141) und Adams (Essay on the microscope, p. 11.). Die kleinsten Kügelchen dieser Art hat der P. di Torte in Neapel verfertigt, und im Jahre 1765 vier davon an die königliche Societät zu London übersendet, bey welcher sie von Baker (Philos. Trans. Vol. LVI. p. 67.) untersucht worden sind. Das kleinste derselben hatte nur 1/210 Zoll im Durchmesser, und sollte daher 2560mal vergrößern. Sie waren aber ganz unbrauchbar, und Baker urtheilte bey aller seiner Geschicklichkeit in Behandlung der Mikroskrope, daß wenig Augen seyn möchten, die durch sie nicht blind werden würden. Allerdings sind solche Kügelchen zwar der Theorie nach die stärksten Vergrößerer, in der Ausübung aber setzt die Schwierigkeit, die Objecte anzubringen, der
Starke Vergroͤßerungen erfordern geringe Brennweiten. Da man nun Glaͤſer von ſehr kurzer Brennweite nicht gut ſchleifen kan, ſo kam Hartſoeker um das Jahr 1668 auf den Gedanken, zum einfachen Mikroſkop kleine Glaskuͤgelchen zu gebrauchen, die ſich an der Lampe ſehr leicht ſchmelzen laſſen. Schon vorher ſchlug D. Hook (Micrographia. Lond. 1665. fol.) kleine Glaskugeln zu dieſem Gebrauche vor, ob er gleich auf das Schmelzen derſelben an der Lampe erſt in der Folge kam. Die Brennweite der Glaskugeln betraͤgt den vierten Theil, oder wenn man vom Mittelpunkte der Kugel aus rechnet, drey Viertel ihres Durchmeſſers. Soberechnet Huygens (Dioptr. prop. 59.) die Vergroͤßerung, die man durch ſolche Kuͤgelchen erhaͤlt, in dem Verhaͤltniſſe von 3/4 des Durchmeſſers zu 8 Zoll, ſo daß ein Kuͤgelchen von 1/12 Zoll Durchmeſſer 128mal vergroͤßert. Methoden ſolche Kuͤgelchen zu ſchmelzen, beſchreiben Butterfield (Phil. Trans. no. 141) und Adams (Eſſay on the microſcope, p. 11.). Die kleinſten Kuͤgelchen dieſer Art hat der P. di Torte in Neapel verfertigt, und im Jahre 1765 vier davon an die koͤnigliche Societaͤt zu London uͤberſendet, bey welcher ſie von Baker (Philoſ. Trans. Vol. LVI. p. 67.) unterſucht worden ſind. Das kleinſte derſelben hatte nur 1/210 Zoll im Durchmeſſer, und ſollte daher 2560mal vergroͤßern. Sie waren aber ganz unbrauchbar, und Baker urtheilte bey aller ſeiner Geſchicklichkeit in Behandlung der Mikroſkrope, daß wenig Augen ſeyn moͤchten, die durch ſie nicht blind werden wuͤrden. Allerdings ſind ſolche Kuͤgelchen zwar der Theorie nach die ſtaͤrkſten Vergroͤßerer, in der Ausuͤbung aber ſetzt die Schwierigkeit, die Objecte anzubringen, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0226" xml:id="P.3.220" n="220"/><lb/> der koͤniglichen Societaͤt zu London hinterließ, ſind von <hi rendition="#b">Folkes</hi> und <hi rendition="#b">Baker</hi> unterſucht, und von keiner ſtaͤrkern, als etwa 160facher, Vergroͤßerung, aber von ungemeiner Deutlichkeit, gefunden worden, ſo daß man ſeine großen Entdeckungen nicht ſowohl der vergroͤßernden Wirkung der Glaͤſer, als vielmehr ſeiner Geſchicklichkeit und langen Erfahrung im Gebrauche derſelben und in der Zubereitung der Gegenſtaͤnde zu danken hat.</p> <p>Starke Vergroͤßerungen erfordern geringe Brennweiten. Da man nun Glaͤſer von ſehr kurzer Brennweite nicht gut ſchleifen kan, ſo kam <hi rendition="#b">Hartſoeker</hi> um das Jahr 1668 auf den Gedanken, zum einfachen Mikroſkop kleine <hi rendition="#b">Glaskuͤgelchen</hi> zu gebrauchen, die ſich an der Lampe ſehr leicht ſchmelzen laſſen. Schon vorher ſchlug <hi rendition="#b">D. Hook</hi> <hi rendition="#aq">(Micrographia. Lond. 1665. fol.)</hi> kleine Glaskugeln zu dieſem Gebrauche vor, ob er gleich auf das Schmelzen derſelben an der Lampe erſt in der Folge kam. Die Brennweite der Glaskugeln betraͤgt den vierten Theil, oder wenn man vom Mittelpunkte der Kugel aus rechnet, drey Viertel ihres Durchmeſſers. Soberechnet <hi rendition="#b">Huygens</hi> <hi rendition="#aq">(Dioptr. prop. 59.)</hi> die Vergroͤßerung, die man durch ſolche Kuͤgelchen erhaͤlt, in dem Verhaͤltniſſe von 3/4 des Durchmeſſers zu 8 Zoll, ſo daß ein Kuͤgelchen von 1/12 Zoll Durchmeſſer 128mal vergroͤßert. Methoden ſolche Kuͤgelchen zu ſchmelzen, beſchreiben <hi rendition="#b">Butterfield</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. no. 141)</hi> und <hi rendition="#b">Adams</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſay on the microſcope, p. 11.).</hi></p> <p>Die kleinſten Kuͤgelchen dieſer Art hat der <hi rendition="#b">P. di Torte</hi> in Neapel verfertigt, und im Jahre 1765 vier davon an die koͤnigliche Societaͤt zu London uͤberſendet, bey welcher ſie von <hi rendition="#b">Baker</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LVI. p. 67.)</hi> unterſucht worden ſind. Das kleinſte derſelben hatte nur 1/210 Zoll im Durchmeſſer, und ſollte daher 2560mal vergroͤßern. Sie waren aber ganz unbrauchbar, und Baker urtheilte bey aller ſeiner Geſchicklichkeit in Behandlung der Mikroſkrope, daß wenig Augen ſeyn moͤchten, die durch ſie nicht blind werden wuͤrden. Allerdings ſind ſolche Kuͤgelchen zwar der Theorie nach die ſtaͤrkſten Vergroͤßerer, in der Ausuͤbung aber ſetzt die Schwierigkeit, die Objecte anzubringen, der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0226]
der koͤniglichen Societaͤt zu London hinterließ, ſind von Folkes und Baker unterſucht, und von keiner ſtaͤrkern, als etwa 160facher, Vergroͤßerung, aber von ungemeiner Deutlichkeit, gefunden worden, ſo daß man ſeine großen Entdeckungen nicht ſowohl der vergroͤßernden Wirkung der Glaͤſer, als vielmehr ſeiner Geſchicklichkeit und langen Erfahrung im Gebrauche derſelben und in der Zubereitung der Gegenſtaͤnde zu danken hat.
Starke Vergroͤßerungen erfordern geringe Brennweiten. Da man nun Glaͤſer von ſehr kurzer Brennweite nicht gut ſchleifen kan, ſo kam Hartſoeker um das Jahr 1668 auf den Gedanken, zum einfachen Mikroſkop kleine Glaskuͤgelchen zu gebrauchen, die ſich an der Lampe ſehr leicht ſchmelzen laſſen. Schon vorher ſchlug D. Hook (Micrographia. Lond. 1665. fol.) kleine Glaskugeln zu dieſem Gebrauche vor, ob er gleich auf das Schmelzen derſelben an der Lampe erſt in der Folge kam. Die Brennweite der Glaskugeln betraͤgt den vierten Theil, oder wenn man vom Mittelpunkte der Kugel aus rechnet, drey Viertel ihres Durchmeſſers. Soberechnet Huygens (Dioptr. prop. 59.) die Vergroͤßerung, die man durch ſolche Kuͤgelchen erhaͤlt, in dem Verhaͤltniſſe von 3/4 des Durchmeſſers zu 8 Zoll, ſo daß ein Kuͤgelchen von 1/12 Zoll Durchmeſſer 128mal vergroͤßert. Methoden ſolche Kuͤgelchen zu ſchmelzen, beſchreiben Butterfield (Phil. Trans. no. 141) und Adams (Eſſay on the microſcope, p. 11.).
Die kleinſten Kuͤgelchen dieſer Art hat der P. di Torte in Neapel verfertigt, und im Jahre 1765 vier davon an die koͤnigliche Societaͤt zu London uͤberſendet, bey welcher ſie von Baker (Philoſ. Trans. Vol. LVI. p. 67.) unterſucht worden ſind. Das kleinſte derſelben hatte nur 1/210 Zoll im Durchmeſſer, und ſollte daher 2560mal vergroͤßern. Sie waren aber ganz unbrauchbar, und Baker urtheilte bey aller ſeiner Geſchicklichkeit in Behandlung der Mikroſkrope, daß wenig Augen ſeyn moͤchten, die durch ſie nicht blind werden wuͤrden. Allerdings ſind ſolche Kuͤgelchen zwar der Theorie nach die ſtaͤrkſten Vergroͤßerer, in der Ausuͤbung aber ſetzt die Schwierigkeit, die Objecte anzubringen, der
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