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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Wärme immer gleich groß, ein Zeichen, daß diese Luft nicht das Mindeste von ihrer Federkraft verlohr. Wirkung der Wärme, Feuchtigkeit und Mischung auf Dichte und Federkraft der Luft.

Wärme, Dünste und chymische Mischung können die Dichte der Luft auch bey gleichem Drucke, oder den Druck bey gleicher Dichte, ändern. Die Wärme dehnt die Luft bey gleicher Masse und gleichem Drucke aus, und vermindert also die Dichte. Die Dünste vermehren bey gleichem Drucke die Masse, und also auch die Dichte. Mehrere Phlogistication macht die Luft specifisch leichter, also ihre Dichte bey gleichem Drucke geringer. Daher gilt das mariottische Gesetz, daß sich die Dichte, wie der Druck verhalte, nur bey gleich warmer, gleich feuchter und gleich gemischter Luft.

Von der Wärme sagt schon Lambert sehr scharffinnig, die Federkraft der Luftwerde durch sie verstärkt, durch den Druck aber vergrößert. Nemlich die Wärme macht jedes einzelne Lufttheilchen elastischer; der Druck bringt nur mehr Lufttheilchen in den vorigen Raum zusammen. Jetzt unterscheidet man gewöhnlicher die specifische Federkraft E, welche jedem einzelnen Theile der Luft eigen ist, von der absoluten A, welche zugleich von der Menge der Theile im Raume, oder von der Dichte abhängt. Diese letztere ist jederzeit dem Drucke gleich. Wärme, Feuchtigkeit und Mischung wirken auf die specifische Federkraft E. Die absolute Elasticität A verhält sich, wie das Product der Dichte D in die specifische Federkraft, oder, wie D X E; die Dichte D, wie A/E; und E, wie A/D. s. Elasticität, specifische.

In Räumen, die mit der Atmosphäre in Gemeinschaft stehen, also auch in Zimmern, ist A dem Drucke der Atmosphäre gleich, und wird durch den Stand des Barometers angegeben. So lang also dieser Stand oder A sich nicht ändert, bleibt auch das ihm gleiche Product D X E


Waͤrme immer gleich groß, ein Zeichen, daß dieſe Luft nicht das Mindeſte von ihrer Federkraft verlohr. Wirkung der Waͤrme, Feuchtigkeit und Miſchung auf Dichte und Federkraft der Luft.

Waͤrme, Duͤnſte und chymiſche Miſchung koͤnnen die Dichte der Luft auch bey gleichem Drucke, oder den Druck bey gleicher Dichte, aͤndern. Die Waͤrme dehnt die Luft bey gleicher Maſſe und gleichem Drucke aus, und vermindert alſo die Dichte. Die Duͤnſte vermehren bey gleichem Drucke die Maſſe, und alſo auch die Dichte. Mehrere Phlogiſtication macht die Luft ſpecifiſch leichter, alſo ihre Dichte bey gleichem Drucke geringer. Daher gilt das mariottiſche Geſetz, daß ſich die Dichte, wie der Druck verhalte, nur bey gleich warmer, gleich feuchter und gleich gemiſchter Luft.

Von der Waͤrme ſagt ſchon Lambert ſehr ſcharffinnig, die Federkraft der Luftwerde durch ſie verſtaͤrkt, durch den Druck aber vergroͤßert. Nemlich die Waͤrme macht jedes einzelne Lufttheilchen elaſtiſcher; der Druck bringt nur mehr Lufttheilchen in den vorigen Raum zuſammen. Jetzt unterſcheidet man gewoͤhnlicher die ſpecifiſche Federkraft E, welche jedem einzelnen Theile der Luft eigen iſt, von der abſoluten A, welche zugleich von der Menge der Theile im Raume, oder von der Dichte abhaͤngt. Dieſe letztere iſt jederzeit dem Drucke gleich. Waͤrme, Feuchtigkeit und Miſchung wirken auf die ſpecifiſche Federkraft E. Die abſolute Elaſticitaͤt A verhaͤlt ſich, wie das Product der Dichte D in die ſpecifiſche Federkraft, oder, wie D X E; die Dichte D, wie A/E; und E, wie A/D. ſ. Elaſticitaͤt, ſpecifiſche.

In Raͤumen, die mit der Atmoſphaͤre in Gemeinſchaft ſtehen, alſo auch in Zimmern, iſt A dem Drucke der Atmoſphaͤre gleich, und wird durch den Stand des Barometers angegeben. So lang alſo dieſer Stand oder A ſich nicht aͤndert, bleibt auch das ihm gleiche Product D X E

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[17/0023] Waͤrme immer gleich groß, ein Zeichen, daß dieſe Luft nicht das Mindeſte von ihrer Federkraft verlohr. Wirkung der Waͤrme, Feuchtigkeit und Miſchung auf Dichte und Federkraft der Luft. Waͤrme, Duͤnſte und chymiſche Miſchung koͤnnen die Dichte der Luft auch bey gleichem Drucke, oder den Druck bey gleicher Dichte, aͤndern. Die Waͤrme dehnt die Luft bey gleicher Maſſe und gleichem Drucke aus, und vermindert alſo die Dichte. Die Duͤnſte vermehren bey gleichem Drucke die Maſſe, und alſo auch die Dichte. Mehrere Phlogiſtication macht die Luft ſpecifiſch leichter, alſo ihre Dichte bey gleichem Drucke geringer. Daher gilt das mariottiſche Geſetz, daß ſich die Dichte, wie der Druck verhalte, nur bey gleich warmer, gleich feuchter und gleich gemiſchter Luft. Von der Waͤrme ſagt ſchon Lambert ſehr ſcharffinnig, die Federkraft der Luftwerde durch ſie verſtaͤrkt, durch den Druck aber vergroͤßert. Nemlich die Waͤrme macht jedes einzelne Lufttheilchen elaſtiſcher; der Druck bringt nur mehr Lufttheilchen in den vorigen Raum zuſammen. Jetzt unterſcheidet man gewoͤhnlicher die ſpecifiſche Federkraft E, welche jedem einzelnen Theile der Luft eigen iſt, von der abſoluten A, welche zugleich von der Menge der Theile im Raume, oder von der Dichte abhaͤngt. Dieſe letztere iſt jederzeit dem Drucke gleich. Waͤrme, Feuchtigkeit und Miſchung wirken auf die ſpecifiſche Federkraft E. Die abſolute Elaſticitaͤt A verhaͤlt ſich, wie das Product der Dichte D in die ſpecifiſche Federkraft, oder, wie D X E; die Dichte D, wie A/E; und E, wie A/D. ſ. Elaſticitaͤt, ſpecifiſche. In Raͤumen, die mit der Atmoſphaͤre in Gemeinſchaft ſtehen, alſo auch in Zimmern, iſt A dem Drucke der Atmoſphaͤre gleich, und wird durch den Stand des Barometers angegeben. So lang alſo dieſer Stand oder A ſich nicht aͤndert, bleibt auch das ihm gleiche Product D X E

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/23>, abgerufen am 21.11.2024.