Gestirnen der täglichen Bewegung zu folgen, sondern auch in der Zeit eines Monats einen Umlauf um den Himmel von Abend gegen Morgen zu vollenden scheint, und während dieser Zeit bald sichelförmig, bald oval, bald kreisrund gesehen wird, so daß sich diese Abwechselungen nach seinem Stande gegen die Sonne richten, s. Mondphasen. Der Mond rückt unter den Firsternen sehr schnell, und täglich fast um 13°, nach der Ordnung der Zeichen fort. Hiebey ist zwar kein Stillstand und Rückgang zu bemerken; doch erfolgt diese Bewegung sehr ungleich, bald schneller, bald langsamer. Auch geht der Mond nicht in der Ekliptik selbst, sondern hat bald eine nördliche, bald eine südliche Breite, welche jedoch nie über 5 1/4° steigt.
Aus diesen Wahrnehmungen, die auch dem flüchtigsten Beobachter des Himmels bald in die Augen fallen, hat man sehr frühzeitig geschlossen, daß der Mond wirklich um unsere Erdkugel umlaufe, und diese Bahn ohngefähr in 27 1/2 Tagen zurücklege, daß aber die Erde nicht genau im Mittelpunkte dieser Bahn stehe, auch die Bahn nicht in der Ebene der Ekliptik liege, sondern gegen dieselbe unter einem Winkel von 5 1/4° geneigt sey.
Man kan zwar nicht läugnen, daß die Erscheinungen eben dieselben seyn würden, wenn die Erde in eben der Zeit um den Mond liefe. Daß dies wirklich geschehe, hatte Jacob Alerander zur Erklärung der Ebbe und Fluth angenommen, aber Herr von Mairan(Mem. de Paris, 1727.) hat diesen seltsamen Einfall umständlich widerlegt. Man findet bey genauerer Untersuchung die Größe des Monds so gering, daß es aller Analogie zuwiderlaufen würde, ihn für den Hauptkörper, und die weit größere Erde für seinen Nebenplaneten anzunehmen.
Schon die Sonnenfinsternisse zeigen, daß der Mond der Erde weit näher, als die Sonne, sey. Da er auch alle Planeten, denen er begegnet, bedeckt, so zeigt er sich überhaupt als das nächste Gestirn an der Erde. Wie weit er von uns abstehe, muß durch Beobachtungen seiner Parallare gefunden werden, s. Parallare. Ob nun gleich die Methoden der Alten hierinn sehr unvollkommen waren,
Geſtirnen der taͤglichen Bewegung zu folgen, ſondern auch in der Zeit eines Monats einen Umlauf um den Himmel von Abend gegen Morgen zu vollenden ſcheint, und waͤhrend dieſer Zeit bald ſichelfoͤrmig, bald oval, bald kreisrund geſehen wird, ſo daß ſich dieſe Abwechſelungen nach ſeinem Stande gegen die Sonne richten, ſ. Mondphaſen. Der Mond ruͤckt unter den Firſternen ſehr ſchnell, und taͤglich faſt um 13°, nach der Ordnung der Zeichen fort. Hiebey iſt zwar kein Stillſtand und Ruͤckgang zu bemerken; doch erfolgt dieſe Bewegung ſehr ungleich, bald ſchneller, bald langſamer. Auch geht der Mond nicht in der Ekliptik ſelbſt, ſondern hat bald eine noͤrdliche, bald eine ſuͤdliche Breite, welche jedoch nie uͤber 5 1/4° ſteigt.
Aus dieſen Wahrnehmungen, die auch dem fluͤchtigſten Beobachter des Himmels bald in die Augen fallen, hat man ſehr fruͤhzeitig geſchloſſen, daß der Mond wirklich um unſere Erdkugel umlaufe, und dieſe Bahn ohngefaͤhr in 27 1/2 Tagen zuruͤcklege, daß aber die Erde nicht genau im Mittelpunkte dieſer Bahn ſtehe, auch die Bahn nicht in der Ebene der Ekliptik liege, ſondern gegen dieſelbe unter einem Winkel von 5 1/4° geneigt ſey.
Man kan zwar nicht laͤugnen, daß die Erſcheinungen eben dieſelben ſeyn wuͤrden, wenn die Erde in eben der Zeit um den Mond liefe. Daß dies wirklich geſchehe, hatte Jacob Alerander zur Erklaͤrung der Ebbe und Fluth angenommen, aber Herr von Mairan(Mém. de Paris, 1727.) hat dieſen ſeltſamen Einfall umſtaͤndlich widerlegt. Man findet bey genauerer Unterſuchung die Groͤße des Monds ſo gering, daß es aller Analogie zuwiderlaufen wuͤrde, ihn fuͤr den Hauptkoͤrper, und die weit groͤßere Erde fuͤr ſeinen Nebenplaneten anzunehmen.
Schon die Sonnenfinſterniſſe zeigen, daß der Mond der Erde weit naͤher, als die Sonne, ſey. Da er auch alle Planeten, denen er begegnet, bedeckt, ſo zeigt er ſich uͤberhaupt als das naͤchſte Geſtirn an der Erde. Wie weit er von uns abſtehe, muß durch Beobachtungen ſeiner Parallare gefunden werden, ſ. Parallare. Ob nun gleich die Methoden der Alten hierinn ſehr unvollkommen waren,
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Geſtirnen der taͤglichen Bewegung zu folgen, ſondern auch in der Zeit eines Monats einen Umlauf um den Himmel von Abend gegen Morgen zu vollenden ſcheint, und waͤhrend dieſer Zeit bald ſichelfoͤrmig, bald oval, bald kreisrund geſehen wird, ſo daß ſich dieſe Abwechſelungen nach ſeinem Stande gegen die Sonne richten, ſ. Mondphaſen. Der Mond ruͤckt unter den Firſternen ſehr ſchnell, und taͤglich faſt um 13°, nach der Ordnung der Zeichen fort. Hiebey iſt zwar kein Stillſtand und Ruͤckgang zu bemerken; doch erfolgt dieſe Bewegung ſehr ungleich, bald ſchneller, bald langſamer. Auch geht der Mond nicht in der Ekliptik ſelbſt, ſondern hat bald eine noͤrdliche, bald eine ſuͤdliche Breite, welche jedoch nie uͤber 5 1/4° ſteigt.
Aus dieſen Wahrnehmungen, die auch dem fluͤchtigſten Beobachter des Himmels bald in die Augen fallen, hat man ſehr fruͤhzeitig geſchloſſen, daß der Mond wirklich um unſere Erdkugel umlaufe, und dieſe Bahn ohngefaͤhr in 27 1/2 Tagen zuruͤcklege, daß aber die Erde nicht genau im Mittelpunkte dieſer Bahn ſtehe, auch die Bahn nicht in der Ebene der Ekliptik liege, ſondern gegen dieſelbe unter einem Winkel von 5 1/4° geneigt ſey.
Man kan zwar nicht laͤugnen, daß die Erſcheinungen eben dieſelben ſeyn wuͤrden, wenn die Erde in eben der Zeit um den Mond liefe. Daß dies wirklich geſchehe, hatte Jacob Alerander zur Erklaͤrung der Ebbe und Fluth angenommen, aber Herr von Mairan (Mém. de Paris, 1727.) hat dieſen ſeltſamen Einfall umſtaͤndlich widerlegt. Man findet bey genauerer Unterſuchung die Groͤße des Monds ſo gering, daß es aller Analogie zuwiderlaufen wuͤrde, ihn fuͤr den Hauptkoͤrper, und die weit groͤßere Erde fuͤr ſeinen Nebenplaneten anzunehmen.
Schon die Sonnenfinſterniſſe zeigen, daß der Mond der Erde weit naͤher, als die Sonne, ſey. Da er auch alle Planeten, denen er begegnet, bedeckt, ſo zeigt er ſich uͤberhaupt als das naͤchſte Geſtirn an der Erde. Wie weit er von uns abſtehe, muß durch Beobachtungen ſeiner Parallare gefunden werden, ſ. Parallare. Ob nun gleich die Methoden der Alten hierinn ſehr unvollkommen waren,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/278>, abgerufen am 21.11.2024.
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