Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Sehr viele im hellen Theile einzeln zerstreute Flecken haben eine runde oder längliche Gestalt, wie C, D, E, Taf. XVII. Fig. 56., und scheinen Vertiefungen mit einem Wall umgeben, oder Thäler zwischen Rundungen von Bergen zu seyn. Wenn die Sonne von A her scheint, so fallen die Schatten der Wälle, wie bey C, nach der rechten; wenn sie aber gegen B steht, wie bey D, nach der linken Hand. Im Vollmonde, wenn die Sonnenstralen senkrecht auf die Mitte der Mondscheibe fallen, verschwinden diese Schatten gänzlich, und die Flecken bilden ein dunkles undeutlich begrenztes Oval, wie E. Ueberhaupt wirft jede Erhöhung auf der Mondsläche, wenn die Sonne zur Seite steht, oder im zu- und abnehmenden Monde, einen Schatten der Sonne gegenüber, der im Vollmonde verschwindet. Dies vollendet die Ueberzeugung von der Wirklichkeit der Erhöhungen, und macht zugleich, daß die Mondflecken im Vollmonde ganz anders, als in den übrigen Phasen, aussehen. Der Vollmond zeigt nur die beständigen Flecken, da man in den übrigen Phasen auch veränderliche, oder Schatten, wahrnimmt. Diese rauhe Beschaffenheit der Mondfläche ist die Ursache, daß uns dieselbe so stark leuchtet, wie schon Plutarch (De facie in orbe lunae) angiebt. Nemlich jede Stelle von ihr sendet Licht nach sehr vielerley Seiten zurück. Hätte der Mond eine vollkommen glatte Fläche, so würde sich die Sonne auf ihm, wie in einem erhabnen Kugelspiegel, abbilden, und ihr Bild würde nach Kästners Berechnung (Nov. Comm. Soc. Gotting. 1777. p. 114.) aufdem Vollmonde nur eine scheinbare Größe von etwa 4 Secunden haben. Die Höhen der Mondberge müssen bey einigen derselben sehr beträchtlich seyn. Hevel (Selenogr. c. 8. p. 266.) hat gefunden, daß die Spitze eines Berges schon erleuchtet ward, als sie im Mondsviertel noch um (1/13) des Mondhalbmessers von der Grenze der Erleuchtung abstand. Nun sey Taf. XVII. Fig. 57. diese Spitze D, die Sonne in S, SD
Sehr viele im hellen Theile einzeln zerſtreute Flecken haben eine runde oder laͤngliche Geſtalt, wie C, D, E, Taf. XVII. Fig. 56., und ſcheinen Vertiefungen mit einem Wall umgeben, oder Thaͤler zwiſchen Rundungen von Bergen zu ſeyn. Wenn die Sonne von A her ſcheint, ſo fallen die Schatten der Waͤlle, wie bey C, nach der rechten; wenn ſie aber gegen B ſteht, wie bey D, nach der linken Hand. Im Vollmonde, wenn die Sonnenſtralen ſenkrecht auf die Mitte der Mondſcheibe fallen, verſchwinden dieſe Schatten gaͤnzlich, und die Flecken bilden ein dunkles undeutlich begrenztes Oval, wie E. Ueberhaupt wirft jede Erhoͤhung auf der Mondſlaͤche, wenn die Sonne zur Seite ſteht, oder im zu- und abnehmenden Monde, einen Schatten der Sonne gegenuͤber, der im Vollmonde verſchwindet. Dies vollendet die Ueberzeugung von der Wirklichkeit der Erhoͤhungen, und macht zugleich, daß die Mondflecken im Vollmonde ganz anders, als in den uͤbrigen Phaſen, ausſehen. Der Vollmond zeigt nur die beſtaͤndigen Flecken, da man in den uͤbrigen Phaſen auch veraͤnderliche, oder Schatten, wahrnimmt. Dieſe rauhe Beſchaffenheit der Mondflaͤche iſt die Urſache, daß uns dieſelbe ſo ſtark leuchtet, wie ſchon Plutarch (De facie in orbe lunae) angiebt. Nemlich jede Stelle von ihr ſendet Licht nach ſehr vielerley Seiten zuruͤck. Haͤtte der Mond eine vollkommen glatte Flaͤche, ſo wuͤrde ſich die Sonne auf ihm, wie in einem erhabnen Kugelſpiegel, abbilden, und ihr Bild wuͤrde nach Kaͤſtners Berechnung (Nov. Comm. Soc. Gotting. 1777. p. 114.) aufdem Vollmonde nur eine ſcheinbare Groͤße von etwa 4 Secunden haben. Die Hoͤhen der Mondberge muͤſſen bey einigen derſelben ſehr betraͤchtlich ſeyn. Hevel (Selenogr. c. 8. p. 266.) hat gefunden, daß die Spitze eines Berges ſchon erleuchtet ward, als ſie im Mondsviertel noch um (1/13) des Mondhalbmeſſers von der Grenze der Erleuchtung abſtand. Nun ſey Taf. XVII. Fig. 57. dieſe Spitze D, die Sonne in S, SD <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0290" xml:id="P.3.284" n="284"/><lb/> ſchon erleuchtet, indem die umliegenden tiefern Gegenden noch im Dunkeln liegen.</p> <p>Sehr viele im hellen Theile einzeln zerſtreute Flecken haben eine runde oder laͤngliche Geſtalt, wie <hi rendition="#aq">C, D, E,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fig. 56., und ſcheinen Vertiefungen mit einem Wall umgeben, oder Thaͤler zwiſchen Rundungen von Bergen zu ſeyn. Wenn die Sonne von <hi rendition="#aq">A</hi> her ſcheint, ſo fallen die Schatten der Waͤlle, wie bey <hi rendition="#aq">C,</hi> nach der rechten; wenn ſie aber gegen <hi rendition="#aq">B</hi> ſteht, wie bey <hi rendition="#aq">D,</hi> nach der linken Hand. Im Vollmonde, wenn die Sonnenſtralen ſenkrecht auf die Mitte der Mondſcheibe fallen, verſchwinden dieſe Schatten gaͤnzlich, und die Flecken bilden ein dunkles undeutlich begrenztes Oval, wie <hi rendition="#aq">E.</hi> Ueberhaupt wirft jede Erhoͤhung auf der Mondſlaͤche, wenn die Sonne zur Seite ſteht, oder im zu- und abnehmenden Monde, einen Schatten der Sonne gegenuͤber, der im Vollmonde verſchwindet. Dies vollendet die Ueberzeugung von der Wirklichkeit der Erhoͤhungen, und macht zugleich, daß die Mondflecken im Vollmonde ganz anders, als in den uͤbrigen Phaſen, ausſehen. Der Vollmond zeigt nur die <hi rendition="#b">beſtaͤndigen</hi> Flecken, da man in den uͤbrigen Phaſen auch <hi rendition="#b">veraͤnderliche,</hi> oder Schatten, wahrnimmt.</p> <p>Dieſe rauhe Beſchaffenheit der Mondflaͤche iſt die Urſache, daß uns dieſelbe ſo ſtark leuchtet, wie ſchon <hi rendition="#b">Plutarch</hi> <hi rendition="#aq">(De facie in orbe lunae)</hi> angiebt. Nemlich jede Stelle von ihr ſendet Licht nach ſehr vielerley Seiten zuruͤck. Haͤtte der Mond eine vollkommen glatte Flaͤche, ſo wuͤrde ſich die Sonne auf ihm, wie in einem erhabnen Kugelſpiegel, abbilden, und ihr Bild wuͤrde nach <hi rendition="#b">Kaͤſtners</hi> Berechnung <hi rendition="#aq">(Nov. Comm. Soc. Gotting. 1777. p. 114.)</hi> aufdem Vollmonde nur eine ſcheinbare Groͤße von etwa 4 Secunden haben.</p> <p>Die Hoͤhen der Mondberge muͤſſen bey einigen derſelben ſehr betraͤchtlich ſeyn. <hi rendition="#b">Hevel</hi> <hi rendition="#aq">(Selenogr. c. 8. p. 266.)</hi> hat gefunden, daß die Spitze eines Berges ſchon erleuchtet ward, als ſie im Mondsviertel noch um (1/13) des Mondhalbmeſſers von der Grenze der Erleuchtung abſtand. Nun ſey Taf. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fig. 57. dieſe Spitze <hi rendition="#aq">D,</hi> die Sonne in <hi rendition="#aq">S, SD</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [284/0290]
ſchon erleuchtet, indem die umliegenden tiefern Gegenden noch im Dunkeln liegen.
Sehr viele im hellen Theile einzeln zerſtreute Flecken haben eine runde oder laͤngliche Geſtalt, wie C, D, E, Taf. XVII. Fig. 56., und ſcheinen Vertiefungen mit einem Wall umgeben, oder Thaͤler zwiſchen Rundungen von Bergen zu ſeyn. Wenn die Sonne von A her ſcheint, ſo fallen die Schatten der Waͤlle, wie bey C, nach der rechten; wenn ſie aber gegen B ſteht, wie bey D, nach der linken Hand. Im Vollmonde, wenn die Sonnenſtralen ſenkrecht auf die Mitte der Mondſcheibe fallen, verſchwinden dieſe Schatten gaͤnzlich, und die Flecken bilden ein dunkles undeutlich begrenztes Oval, wie E. Ueberhaupt wirft jede Erhoͤhung auf der Mondſlaͤche, wenn die Sonne zur Seite ſteht, oder im zu- und abnehmenden Monde, einen Schatten der Sonne gegenuͤber, der im Vollmonde verſchwindet. Dies vollendet die Ueberzeugung von der Wirklichkeit der Erhoͤhungen, und macht zugleich, daß die Mondflecken im Vollmonde ganz anders, als in den uͤbrigen Phaſen, ausſehen. Der Vollmond zeigt nur die beſtaͤndigen Flecken, da man in den uͤbrigen Phaſen auch veraͤnderliche, oder Schatten, wahrnimmt.
Dieſe rauhe Beſchaffenheit der Mondflaͤche iſt die Urſache, daß uns dieſelbe ſo ſtark leuchtet, wie ſchon Plutarch (De facie in orbe lunae) angiebt. Nemlich jede Stelle von ihr ſendet Licht nach ſehr vielerley Seiten zuruͤck. Haͤtte der Mond eine vollkommen glatte Flaͤche, ſo wuͤrde ſich die Sonne auf ihm, wie in einem erhabnen Kugelſpiegel, abbilden, und ihr Bild wuͤrde nach Kaͤſtners Berechnung (Nov. Comm. Soc. Gotting. 1777. p. 114.) aufdem Vollmonde nur eine ſcheinbare Groͤße von etwa 4 Secunden haben.
Die Hoͤhen der Mondberge muͤſſen bey einigen derſelben ſehr betraͤchtlich ſeyn. Hevel (Selenogr. c. 8. p. 266.) hat gefunden, daß die Spitze eines Berges ſchon erleuchtet ward, als ſie im Mondsviertel noch um (1/13) des Mondhalbmeſſers von der Grenze der Erleuchtung abſtand. Nun ſey Taf. XVII. Fig. 57. dieſe Spitze D, die Sonne in S, SD
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