und mehrere Contractionen und Relarationen erfordern, daß also zur Zusammenziehung weit weniger Zeit, als eine Tertie, hinlänglich seyn muß.
Eben so erstaunenswürdig ist die Stärke der Kraft, welche durch dieses Zusammenziehen der Muskeln überwältiget werden kan. Von dieser Kraft, und der Art, wie die Knochen, als Hebel, durch die Muskeln in Bewegung gesetzt werden, handelt das bekannte Werk des Borelli(Jo. Alph. Borelli Neapol. Math. Prof. De motu animalium. Romae 1680. 4. edit. cum Jo. Bernoullii medit. de motu musculorum. Lugd. Bat. 1710. 4.), und Desaguliers(Course of experimental philos. To. I. p. 290 sq.). Die Muskeln, welche den Fuß und die Schenkel starr halten, tragen das ganze Gewicht eines Mannes, das sich auf 140 Pfund setzen läßt, und heben dasselbe, wenn er sich auf den Zehen aufrichtet. Oft tragen Menschen in dieser Stellung noch 160 Pfund auf den Schultern, daß also diese Muskeln stark genug sind, 300 Pfund zu halten. Im Tragen und Halten schwerer Lasten bey aufgerichtetem Körper, wo die Knochen von oben her gedruckt werden, haben die Kräfte keine bestimmten Grenzen. Man sieht Menschen, die in dieser Stellung viele Centner tragen, und eben das auch mit eingebognem Leibe und Knieen thun können. Für den letztern Fall berechnet Borelli(prop. 61.), daß die Knorpel und Muskeln des Rückgrades eine Gewalt von 25585 Pfunden ausüben müssen. Die Muskeln, welche beym Biß wirken (Temporales, Masseteres, Pterygoidei interni), und die Kinnladen an einander drücken, wiegen zusammen kaum 2 Pfund, üben aber eine ungeheure Gewalt aus. Man zerbeißt Psirschenkerne, die sonst Gewichte von 200 -- 300 Pfund tragen. Borelli(prop. 87. 88.) führt an, daß ein Mensch mit den Zähnen 160 Pfund habe aufheben können. Nach Desaguliers hob ein Engländer Thomas Topham mit den Zähnen einen Tisch in die Höhe, der 6 Schuh lang war, und an dessen äußerstem Ende 50 Pfund hiengen, welches eine Last von ungeheurem Momente ist. Ein anderer zerriß mit den Hüften (durch die Extensores
und mehrere Contractionen und Relarationen erfordern, daß alſo zur Zuſammenziehung weit weniger Zeit, als eine Tertie, hinlaͤnglich ſeyn muß.
Eben ſo erſtaunenswuͤrdig iſt die Staͤrke der Kraft, welche durch dieſes Zuſammenziehen der Muſkeln uͤberwaͤltiget werden kan. Von dieſer Kraft, und der Art, wie die Knochen, als Hebel, durch die Muſkeln in Bewegung geſetzt werden, handelt das bekannte Werk des Borelli(Jo. Alph. Borelli Neapol. Math. Prof. De motu animalium. Romae 1680. 4. edit. cum Jo. Bernoullii medit. de motu muſculorum. Lugd. Bat. 1710. 4.), und Deſaguliers(Courſe of experimental philoſ. To. I. p. 290 ſq.). Die Muſkeln, welche den Fuß und die Schenkel ſtarr halten, tragen das ganze Gewicht eines Mannes, das ſich auf 140 Pfund ſetzen laͤßt, und heben daſſelbe, wenn er ſich auf den Zehen aufrichtet. Oft tragen Menſchen in dieſer Stellung noch 160 Pfund auf den Schultern, daß alſo dieſe Muſkeln ſtark genug ſind, 300 Pfund zu halten. Im Tragen und Halten ſchwerer Laſten bey aufgerichtetem Koͤrper, wo die Knochen von oben her gedruckt werden, haben die Kraͤfte keine beſtimmten Grenzen. Man ſieht Menſchen, die in dieſer Stellung viele Centner tragen, und eben das auch mit eingebognem Leibe und Knieen thun koͤnnen. Fuͤr den letztern Fall berechnet Borelli(prop. 61.), daß die Knorpel und Muſkeln des Ruͤckgrades eine Gewalt von 25585 Pfunden ausuͤben muͤſſen. Die Muſkeln, welche beym Biß wirken (Temporales, Maſſeteres, Pterygoidei interni), und die Kinnladen an einander druͤcken, wiegen zuſammen kaum 2 Pfund, uͤben aber eine ungeheure Gewalt aus. Man zerbeißt Pſirſchenkerne, die ſonſt Gewichte von 200 — 300 Pfund tragen. Borelli(prop. 87. 88.) fuͤhrt an, daß ein Menſch mit den Zaͤhnen 160 Pfund habe aufheben koͤnnen. Nach Deſaguliers hob ein Englaͤnder Thomas Topham mit den Zaͤhnen einen Tiſch in die Hoͤhe, der 6 Schuh lang war, und an deſſen aͤußerſtem Ende 50 Pfund hiengen, welches eine Laſt von ungeheurem Momente iſt. Ein anderer zerriß mit den Huͤften (durch die Extenſores
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und mehrere Contractionen und Relarationen erfordern, daß alſo zur Zuſammenziehung weit weniger Zeit, als eine Tertie, hinlaͤnglich ſeyn muß.
Eben ſo erſtaunenswuͤrdig iſt die Staͤrke der Kraft, welche durch dieſes Zuſammenziehen der Muſkeln uͤberwaͤltiget werden kan. Von dieſer Kraft, und der Art, wie die Knochen, als Hebel, durch die Muſkeln in Bewegung geſetzt werden, handelt das bekannte Werk des Borelli (Jo. Alph. Borelli Neapol. Math. Prof. De motu animalium. Romae 1680. 4. edit. cum Jo. Bernoullii medit. de motu muſculorum. Lugd. Bat. 1710. 4.), und Deſaguliers (Courſe of experimental philoſ. To. I. p. 290 ſq.). Die Muſkeln, welche den Fuß und die Schenkel ſtarr halten, tragen das ganze Gewicht eines Mannes, das ſich auf 140 Pfund ſetzen laͤßt, und heben daſſelbe, wenn er ſich auf den Zehen aufrichtet. Oft tragen Menſchen in dieſer Stellung noch 160 Pfund auf den Schultern, daß alſo dieſe Muſkeln ſtark genug ſind, 300 Pfund zu halten. Im Tragen und Halten ſchwerer Laſten bey aufgerichtetem Koͤrper, wo die Knochen von oben her gedruckt werden, haben die Kraͤfte keine beſtimmten Grenzen. Man ſieht Menſchen, die in dieſer Stellung viele Centner tragen, und eben das auch mit eingebognem Leibe und Knieen thun koͤnnen. Fuͤr den letztern Fall berechnet Borelli (prop. 61.), daß die Knorpel und Muſkeln des Ruͤckgrades eine Gewalt von 25585 Pfunden ausuͤben muͤſſen. Die Muſkeln, welche beym Biß wirken (Temporales, Maſſeteres, Pterygoidei interni), und die Kinnladen an einander druͤcken, wiegen zuſammen kaum 2 Pfund, uͤben aber eine ungeheure Gewalt aus. Man zerbeißt Pſirſchenkerne, die ſonſt Gewichte von 200 — 300 Pfund tragen. Borelli (prop. 87. 88.) fuͤhrt an, daß ein Menſch mit den Zaͤhnen 160 Pfund habe aufheben koͤnnen. Nach Deſaguliers hob ein Englaͤnder Thomas Topham mit den Zaͤhnen einen Tiſch in die Hoͤhe, der 6 Schuh lang war, und an deſſen aͤußerſtem Ende 50 Pfund hiengen, welches eine Laſt von ungeheurem Momente iſt. Ein anderer zerriß mit den Huͤften (durch die Extenſores
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/303>, abgerufen am 16.07.2024.
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