Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Versteht man endlich unter der Nacht nur diejenige Zeit, während welcher gar kein Licht von der Sonne zu uns gelangt, so wird die Dauer dieser Zeit nech sehr beträchtlich durch die Dämmerung verkürzt, und es giebt auch außer den kalten Zonen, und schon in unsern Ländern, Zeiten, wo es in diesem Sinne des Worts gar nicht Nacht wird, d. i. wo die Dämmerung die ganze Nacht hindurch dauert, s. Dämmerung. Nachtgleichen, Punkte der Nachtgleichen, s. Aequinoctialpunkte. Nachtgleiche, Zeit der Nachtgleiche Aequinoctium, Equinoxe. Nachtgleiche heißt eigentlich der Augenblick, in welchem der Mittelpunkt der Sonne, bey seinem jährlichen Umlaufe um den Himmel, in den Aequator tritt. Aber in eben dem Augenblicke verläßt er auch den Aequator wieder, weil die eigne Bewegung der Sonne ununterbrochen fortdauert, und die wahre Nachtgleiche währt also nur einen Augenblick. Weil aber die Bewegung der Sonne langsam ist, so kan man annehmen, die Sonne stehe zu dieser Zeit den ganzen Tag über im Aequator. Unter dieser Voraussetzung wird der Aequator selbst für diesen Tag ihr Tagbogen seyn, und weil selbiger, als ein größter Kreis der Sphäre von jedem Horizonte zu gleichen Theilen dutchschnitten wird, so ist die Sonne an diesem Tage überall 12 Stunden sichtbar und 12 Stunden unsichtbar. Daher heißt der ganze Tag, Tag der Nachtgleiche (dies aequinoctii s. aequinoctialis, Jour d'equinoxe). Die Sonnenbahn schneidet den Aequator zweymal; es giebt also jährlich zwo Nachtgleichen, s. Frühlingsnachtgleiche, Herbstnachtgleiche, die um den 21. März und 23. Sept. fallen. Unser bürgerliches Jahr ist so eingerichtet, daß die wahre Zeit der Nachtgleichen niemals
Verſteht man endlich unter der Nacht nur diejenige Zeit, waͤhrend welcher gar kein Licht von der Sonne zu uns gelangt, ſo wird die Dauer dieſer Zeit nech ſehr betraͤchtlich durch die Daͤmmerung verkuͤrzt, und es giebt auch außer den kalten Zonen, und ſchon in unſern Laͤndern, Zeiten, wo es in dieſem Sinne des Worts gar nicht Nacht wird, d. i. wo die Daͤmmerung die ganze Nacht hindurch dauert, ſ. Daͤmmerung. Nachtgleichen, Punkte der Nachtgleichen, ſ. Aequinoctialpunkte. Nachtgleiche, Zeit der Nachtgleiche Aequinoctium, Equinoxe. Nachtgleiche heißt eigentlich der Augenblick, in welchem der Mittelpunkt der Sonne, bey ſeinem jaͤhrlichen Umlaufe um den Himmel, in den Aequator tritt. Aber in eben dem Augenblicke verlaͤßt er auch den Aequator wieder, weil die eigne Bewegung der Sonne ununterbrochen fortdauert, und die wahre Nachtgleiche waͤhrt alſo nur einen Augenblick. Weil aber die Bewegung der Sonne langſam iſt, ſo kan man annehmen, die Sonne ſtehe zu dieſer Zeit den ganzen Tag uͤber im Aequator. Unter dieſer Vorausſetzung wird der Aequator ſelbſt fuͤr dieſen Tag ihr Tagbogen ſeyn, und weil ſelbiger, als ein groͤßter Kreis der Sphaͤre von jedem Horizonte zu gleichen Theilen dutchſchnitten wird, ſo iſt die Sonne an dieſem Tage uͤberall 12 Stunden ſichtbar und 12 Stunden unſichtbar. Daher heißt der ganze Tag, Tag der Nachtgleiche (dies aequinoctii ſ. aequinoctialis, Jour d'équinoxe). Die Sonnenbahn ſchneidet den Aequator zweymal; es giebt alſo jaͤhrlich zwo Nachtgleichen, ſ. Fruͤhlingsnachtgleiche, Herbſtnachtgleiche, die um den 21. Maͤrz und 23. Sept. fallen. Unſer buͤrgerliches Jahr iſt ſo eingerichtet, daß die wahre Zeit der Nachtgleichen niemals <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0314" xml:id="P.3.308" n="308"/><lb/> Horizont erhebt, wenn gleich die Scheibe ſelbſt unter demſelben ſteht, ſ. <hi rendition="#b">Stralenbrechung, aſtronomiſche,</hi> vermindern dieſe Dauer der Nacht.</p> <p>Verſteht man endlich unter der <hi rendition="#b">Nacht</hi> nur diejenige Zeit, waͤhrend welcher gar kein Licht von der Sonne zu uns gelangt, ſo wird die Dauer dieſer Zeit nech ſehr betraͤchtlich durch die Daͤmmerung verkuͤrzt, und es giebt auch außer den kalten Zonen, und ſchon in unſern Laͤndern, Zeiten, wo es in dieſem Sinne des Worts gar nicht Nacht wird, d. i. wo die Daͤmmerung die ganze Nacht hindurch dauert, ſ. <hi rendition="#b">Daͤmmerung.</hi></p> <p> <hi rendition="#b">Nachtgleichen, Punkte der Nachtgleichen, ſ. Aequinoctialpunkte.</hi> </p> <div n="3"> <head>Nachtgleiche, Zeit der Nachtgleiche</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Aequinoctium, <hi rendition="#i">Equinoxe.</hi></hi> Nachtgleiche heißt eigentlich der Augenblick, in welchem der Mittelpunkt der Sonne, bey ſeinem jaͤhrlichen Umlaufe um den Himmel, in den Aequator tritt. Aber in eben dem Augenblicke verlaͤßt er auch den Aequator wieder, weil die eigne Bewegung der Sonne ununterbrochen fortdauert, und die wahre Nachtgleiche waͤhrt alſo nur einen Augenblick.</p> <p>Weil aber die Bewegung der Sonne langſam iſt, ſo kan man annehmen, die Sonne ſtehe zu dieſer Zeit den ganzen Tag uͤber im Aequator. Unter dieſer Vorausſetzung wird der Aequator ſelbſt fuͤr dieſen Tag ihr Tagbogen ſeyn, und weil ſelbiger, als ein groͤßter Kreis der Sphaͤre von jedem Horizonte zu gleichen Theilen dutchſchnitten wird, ſo iſt die Sonne an dieſem Tage uͤberall 12 Stunden ſichtbar und 12 Stunden unſichtbar. Daher heißt der ganze Tag, <hi rendition="#b">Tag der Nachtgleiche</hi> <hi rendition="#aq">(dies aequinoctii ſ. aequinoctialis, <hi rendition="#i">Jour d'équinoxe).</hi></hi></p> <p>Die Sonnenbahn ſchneidet den Aequator zweymal; es giebt alſo jaͤhrlich zwo Nachtgleichen, ſ. <hi rendition="#b">Fruͤhlingsnachtgleiche, Herbſtnachtgleiche,</hi> die um den 21. Maͤrz und 23. Sept. fallen. Unſer buͤrgerliches Jahr iſt ſo eingerichtet, daß die wahre Zeit der Nachtgleichen niemals<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0314]
Horizont erhebt, wenn gleich die Scheibe ſelbſt unter demſelben ſteht, ſ. Stralenbrechung, aſtronomiſche, vermindern dieſe Dauer der Nacht.
Verſteht man endlich unter der Nacht nur diejenige Zeit, waͤhrend welcher gar kein Licht von der Sonne zu uns gelangt, ſo wird die Dauer dieſer Zeit nech ſehr betraͤchtlich durch die Daͤmmerung verkuͤrzt, und es giebt auch außer den kalten Zonen, und ſchon in unſern Laͤndern, Zeiten, wo es in dieſem Sinne des Worts gar nicht Nacht wird, d. i. wo die Daͤmmerung die ganze Nacht hindurch dauert, ſ. Daͤmmerung.
Nachtgleichen, Punkte der Nachtgleichen, ſ. Aequinoctialpunkte.
Nachtgleiche, Zeit der Nachtgleiche
Aequinoctium, Equinoxe. Nachtgleiche heißt eigentlich der Augenblick, in welchem der Mittelpunkt der Sonne, bey ſeinem jaͤhrlichen Umlaufe um den Himmel, in den Aequator tritt. Aber in eben dem Augenblicke verlaͤßt er auch den Aequator wieder, weil die eigne Bewegung der Sonne ununterbrochen fortdauert, und die wahre Nachtgleiche waͤhrt alſo nur einen Augenblick.
Weil aber die Bewegung der Sonne langſam iſt, ſo kan man annehmen, die Sonne ſtehe zu dieſer Zeit den ganzen Tag uͤber im Aequator. Unter dieſer Vorausſetzung wird der Aequator ſelbſt fuͤr dieſen Tag ihr Tagbogen ſeyn, und weil ſelbiger, als ein groͤßter Kreis der Sphaͤre von jedem Horizonte zu gleichen Theilen dutchſchnitten wird, ſo iſt die Sonne an dieſem Tage uͤberall 12 Stunden ſichtbar und 12 Stunden unſichtbar. Daher heißt der ganze Tag, Tag der Nachtgleiche (dies aequinoctii ſ. aequinoctialis, Jour d'équinoxe).
Die Sonnenbahn ſchneidet den Aequator zweymal; es giebt alſo jaͤhrlich zwo Nachtgleichen, ſ. Fruͤhlingsnachtgleiche, Herbſtnachtgleiche, die um den 21. Maͤrz und 23. Sept. fallen. Unſer buͤrgerliches Jahr iſt ſo eingerichtet, daß die wahre Zeit der Nachtgleichen niemals
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |