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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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oder andere Ursachen die Auflösungskraft der Luft verstärkt, so löset sie den Nebel wieder auf, und er kan alsdann ganz oder zum Theil verschwinden. Wird durch Kälte u. dgl. die Auflösungskraft vermindert, so kan sich Niederschlag in Blasengestalt erzeugen, oder der schon erzeugte stärker werden. Verschwindet die Ursache, welche den Dünsten die Blasengestalt giebt, so verwandeln sie sich in concretes oder wahres tropfbares Wasser, und fallen als Thau oder Staubregen zu Boden.

Hieraus erklären sich nun die meisten Phänomene der Nebel mit ziemlicher Leichtigkeit. Erkältung einer vorher wärmern Luft ist die gewöhnlichste Ursache ihrer Entstehung, eben so, wie der wärmere Hauch der Menschen und Thiere in kalter Luft sichtbar wird. Sie sind im Frühlinge und Herbste, ingleichen des Morgens und Abends, am häufigsten: im Frühlinge und am Morgen, weil alsdann die Oberfläche der Erde erkältet ist, und die von der Sonne schon erwärmte Luft der obern Gegenden, wenn sie herabkömmt, einen Theil der Dünste fallen läßt: im Herbste und des Abends, weil alsdann die erwärmte Erdfläche stärker ausdünstet, und die erkalteten Luftschichten einen großen Theil dieser Dünste wieder fallen lassen.

Wird bey einem Nebel die Luft schnell erwärmt, oder durch Winde mehr ungesättigte Luft herbeygeführt, so lösen sich die Dunstbläschen auf, und der Nebel zertheilt sich. Wird die Luft der obern Gegenden schwerer, ohne daß sich zugleich ihre Auflösungskraft vermehrt, so steigt der Nebel, und bildet Wolken oder einen trüben Himmel. Verwandlet sich der Nebel in tropfbares Wasser, so fällt er, benetzt die Erdfläche, und es folgt hierauf gewöhnlich ein heiterer Tag.

Da große Wasserflächen vorzüglich stark dünsten, und heftige Bewegung alle Auflösungen befördert, so sieht man, warum die Orte an der See und in der Nähe großer Gewässer oder Sümpfe, den Nebeln mehr, als andere, ausgesetzt sind, und warum man bey starken Wasserfällen beständige Nebel antrift. Die Winde hingegen zerstreuen


oder andere Urſachen die Aufloͤſungskraft der Luft verſtaͤrkt, ſo loͤſet ſie den Nebel wieder auf, und er kan alsdann ganz oder zum Theil verſchwinden. Wird durch Kaͤlte u. dgl. die Aufloͤſungskraft vermindert, ſo kan ſich Niederſchlag in Blaſengeſtalt erzeugen, oder der ſchon erzeugte ſtaͤrker werden. Verſchwindet die Urſache, welche den Duͤnſten die Blaſengeſtalt giebt, ſo verwandeln ſie ſich in concretes oder wahres tropfbares Waſſer, und fallen als Thau oder Staubregen zu Boden.

Hieraus erklaͤren ſich nun die meiſten Phaͤnomene der Nebel mit ziemlicher Leichtigkeit. Erkaͤltung einer vorher waͤrmern Luft iſt die gewoͤhnlichſte Urſache ihrer Entſtehung, eben ſo, wie der waͤrmere Hauch der Menſchen und Thiere in kalter Luft ſichtbar wird. Sie ſind im Fruͤhlinge und Herbſte, ingleichen des Morgens und Abends, am haͤufigſten: im Fruͤhlinge und am Morgen, weil alsdann die Oberflaͤche der Erde erkaͤltet iſt, und die von der Sonne ſchon erwaͤrmte Luft der obern Gegenden, wenn ſie herabkoͤmmt, einen Theil der Duͤnſte fallen laͤßt: im Herbſte und des Abends, weil alsdann die erwaͤrmte Erdflaͤche ſtaͤrker ausduͤnſtet, und die erkalteten Luftſchichten einen großen Theil dieſer Duͤnſte wieder fallen laſſen.

Wird bey einem Nebel die Luft ſchnell erwaͤrmt, oder durch Winde mehr ungeſaͤttigte Luft herbeygefuͤhrt, ſo loͤſen ſich die Dunſtblaͤschen auf, und der Nebel zertheilt ſich. Wird die Luft der obern Gegenden ſchwerer, ohne daß ſich zugleich ihre Aufloͤſungskraft vermehrt, ſo ſteigt der Nebel, und bildet Wolken oder einen truͤben Himmel. Verwandlet ſich der Nebel in tropfbares Waſſer, ſo faͤllt er, benetzt die Erdflaͤche, und es folgt hierauf gewoͤhnlich ein heiterer Tag.

Da große Waſſerflaͤchen vorzuͤglich ſtark duͤnſten, und heftige Bewegung alle Aufloͤſungen befoͤrdert, ſo ſieht man, warum die Orte an der See und in der Naͤhe großer Gewaͤſſer oder Suͤmpfe, den Nebeln mehr, als andere, ausgeſetzt ſind, und warum man bey ſtarken Waſſerfaͤllen beſtaͤndige Nebel antrift. Die Winde hingegen zerſtreuen

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[327/0333] oder andere Urſachen die Aufloͤſungskraft der Luft verſtaͤrkt, ſo loͤſet ſie den Nebel wieder auf, und er kan alsdann ganz oder zum Theil verſchwinden. Wird durch Kaͤlte u. dgl. die Aufloͤſungskraft vermindert, ſo kan ſich Niederſchlag in Blaſengeſtalt erzeugen, oder der ſchon erzeugte ſtaͤrker werden. Verſchwindet die Urſache, welche den Duͤnſten die Blaſengeſtalt giebt, ſo verwandeln ſie ſich in concretes oder wahres tropfbares Waſſer, und fallen als Thau oder Staubregen zu Boden. Hieraus erklaͤren ſich nun die meiſten Phaͤnomene der Nebel mit ziemlicher Leichtigkeit. Erkaͤltung einer vorher waͤrmern Luft iſt die gewoͤhnlichſte Urſache ihrer Entſtehung, eben ſo, wie der waͤrmere Hauch der Menſchen und Thiere in kalter Luft ſichtbar wird. Sie ſind im Fruͤhlinge und Herbſte, ingleichen des Morgens und Abends, am haͤufigſten: im Fruͤhlinge und am Morgen, weil alsdann die Oberflaͤche der Erde erkaͤltet iſt, und die von der Sonne ſchon erwaͤrmte Luft der obern Gegenden, wenn ſie herabkoͤmmt, einen Theil der Duͤnſte fallen laͤßt: im Herbſte und des Abends, weil alsdann die erwaͤrmte Erdflaͤche ſtaͤrker ausduͤnſtet, und die erkalteten Luftſchichten einen großen Theil dieſer Duͤnſte wieder fallen laſſen. Wird bey einem Nebel die Luft ſchnell erwaͤrmt, oder durch Winde mehr ungeſaͤttigte Luft herbeygefuͤhrt, ſo loͤſen ſich die Dunſtblaͤschen auf, und der Nebel zertheilt ſich. Wird die Luft der obern Gegenden ſchwerer, ohne daß ſich zugleich ihre Aufloͤſungskraft vermehrt, ſo ſteigt der Nebel, und bildet Wolken oder einen truͤben Himmel. Verwandlet ſich der Nebel in tropfbares Waſſer, ſo faͤllt er, benetzt die Erdflaͤche, und es folgt hierauf gewoͤhnlich ein heiterer Tag. Da große Waſſerflaͤchen vorzuͤglich ſtark duͤnſten, und heftige Bewegung alle Aufloͤſungen befoͤrdert, ſo ſieht man, warum die Orte an der See und in der Naͤhe großer Gewaͤſſer oder Suͤmpfe, den Nebeln mehr, als andere, ausgeſetzt ſind, und warum man bey ſtarken Waſſerfaͤllen beſtaͤndige Nebel antrift. Die Winde hingegen zerſtreuen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/333>, abgerufen am 21.11.2024.