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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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(Narratio de observatis a se quatuor Jovis satellitibus erronibus. Pragae, 1610. 4. Frf. 1611. 4.), über die er auch in einer andern Schrift (Dissertatio cum nuncio sidereo ad Galilaeum missa Prag. 1610. 4.) mit Recht triumphirt, weil daburch der Lauf der Erde um die Sonne mit ihrem einzigen Monde, vollkommen bestätiget werde.

Diese Jupiterstrabanten hat also Marius früher gesehen, Galilei aber zuerst genau beobachtet und bekannt gemacht. Je bescheidner Marius selbst dem Galilei die erste Entdeckung in Italien zugesteht; desto unhöflicher nennt des letztern Lobredner Aloysius Brenna (De vita et scriptis Galilei Galileji, in Angeli Fabronii Vitis Italorum doctrina excellentium, Vol. I. Pisis, 1778. 8maj. p. 53.) den Marius "hominem, quo nihil petulantius dici vel fingi "poterat", so wie den geheimden Rath Fuchs von Bimbach oder Beinbach, auf dessen Zeugniß sich jener beruft, einen "nescio quem." Auch Herr Jagemann im Leben des Galilei (S. 42. 43) nennt des Marius Erzählung unbillig ein Vorgeben. Es ist hiebey noch zu bemerken, daß Marius seine Entdeckung schon im fränkischen Kalender von 1612 erzählt hat, wie Herr Beckmann (Beytr. zur Geschichte der Erfind. I. B. S. 117.) aus den gesammelten Nachrichten der ökonomischen Gesellschaft in Franken (zweyter Jahrgang, Anspach 1776. 4.) anführt.

Diese Jupitersmonden sind schon durch gemeine Fernröhre von 2 -- 3 Fuß sichtbar. Da ihre Bahnen gegen die Ebne der Ekliptik unter sehr kleinen Winkeln geneigt find, so scheinen sie von der Erde aus fast immer in der geraden Linie zu stehen, welche mit der Ekliptik parallel durch Jupiters Mittelpunkt geht. Eigentlich aber erscheinen ihre Bahnen, als sehr ablange Ellipsen. Wenn sie bey ihrem Umlaufe in den Schatten des Jupiters kommen, werden sie verfinstert; wenn sie zwischen ihm und der Erde hindurchgehen, sieht man bisweilen ihren Schatten auf der Scheibe des Jupiters, s. Finsternisse. Dadurch wird völlig gewiß, was man ohnehin vermuthen würde, daß sie dunkle Körper sind, und, wie unser Mond, nur von der Sonne erleuchtet werden.


(Narratio de obſervatis a ſe quatuor Jovis ſatellitibus erronibus. Pragae, 1610. 4. Frf. 1611. 4.), uͤber die er auch in einer andern Schrift (Diſſertatio cum nuncio ſidereo ad Galilaeum miſſa Prag. 1610. 4.) mit Recht triumphirt, weil daburch der Lauf der Erde um die Sonne mit ihrem einzigen Monde, vollkommen beſtaͤtiget werde.

Dieſe Jupiterstrabanten hat alſo Marius fruͤher geſehen, Galilei aber zuerſt genau beobachtet und bekannt gemacht. Je beſcheidner Marius ſelbſt dem Galilei die erſte Entdeckung in Italien zugeſteht; deſto unhoͤflicher nennt des letztern Lobredner Aloyſius Brenna (De vita et ſcriptis Galilei Galileji, in Angeli Fabronii Vitis Italorum doctrina excellentium, Vol. I. Piſis, 1778. 8maj. p. 53.) den Marius ”hominem, quo nihil petulantius dici vel fingi ”poterat“, ſo wie den geheimden Rath Fuchs von Bimbach oder Beinbach, auf deſſen Zeugniß ſich jener beruft, einen ”neſcio quem.“ Auch Herr Jagemann im Leben des Galilei (S. 42. 43) nennt des Marius Erzaͤhlung unbillig ein Vorgeben. Es iſt hiebey noch zu bemerken, daß Marius ſeine Entdeckung ſchon im fraͤnkiſchen Kalender von 1612 erzaͤhlt hat, wie Herr Beckmann (Beytr. zur Geſchichte der Erfind. I. B. S. 117.) aus den geſammelten Nachrichten der oͤkonomiſchen Geſellſchaft in Franken (zweyter Jahrgang, Anſpach 1776. 4.) anfuͤhrt.

Dieſe Jupitersmonden ſind ſchon durch gemeine Fernroͤhre von 2 — 3 Fuß ſichtbar. Da ihre Bahnen gegen die Ebne der Ekliptik unter ſehr kleinen Winkeln geneigt find, ſo ſcheinen ſie von der Erde aus faſt immer in der geraden Linie zu ſtehen, welche mit der Ekliptik parallel durch Jupiters Mittelpunkt geht. Eigentlich aber erſcheinen ihre Bahnen, als ſehr ablange Ellipſen. Wenn ſie bey ihrem Umlaufe in den Schatten des Jupiters kommen, werden ſie verfinſtert; wenn ſie zwiſchen ihm und der Erde hindurchgehen, ſieht man bisweilen ihren Schatten auf der Scheibe des Jupiters, ſ. Finſterniſſe. Dadurch wird voͤllig gewiß, was man ohnehin vermuthen wuͤrde, daß ſie dunkle Koͤrper ſind, und, wie unſer Mond, nur von der Sonne erleuchtet werden.

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[334/0340] (Narratio de obſervatis a ſe quatuor Jovis ſatellitibus erronibus. Pragae, 1610. 4. Frf. 1611. 4.), uͤber die er auch in einer andern Schrift (Diſſertatio cum nuncio ſidereo ad Galilaeum miſſa Prag. 1610. 4.) mit Recht triumphirt, weil daburch der Lauf der Erde um die Sonne mit ihrem einzigen Monde, vollkommen beſtaͤtiget werde. Dieſe Jupiterstrabanten hat alſo Marius fruͤher geſehen, Galilei aber zuerſt genau beobachtet und bekannt gemacht. Je beſcheidner Marius ſelbſt dem Galilei die erſte Entdeckung in Italien zugeſteht; deſto unhoͤflicher nennt des letztern Lobredner Aloyſius Brenna (De vita et ſcriptis Galilei Galileji, in Angeli Fabronii Vitis Italorum doctrina excellentium, Vol. I. Piſis, 1778. 8maj. p. 53.) den Marius ”hominem, quo nihil petulantius dici vel fingi ”poterat“, ſo wie den geheimden Rath Fuchs von Bimbach oder Beinbach, auf deſſen Zeugniß ſich jener beruft, einen ”neſcio quem.“ Auch Herr Jagemann im Leben des Galilei (S. 42. 43) nennt des Marius Erzaͤhlung unbillig ein Vorgeben. Es iſt hiebey noch zu bemerken, daß Marius ſeine Entdeckung ſchon im fraͤnkiſchen Kalender von 1612 erzaͤhlt hat, wie Herr Beckmann (Beytr. zur Geſchichte der Erfind. I. B. S. 117.) aus den geſammelten Nachrichten der oͤkonomiſchen Geſellſchaft in Franken (zweyter Jahrgang, Anſpach 1776. 4.) anfuͤhrt. Dieſe Jupitersmonden ſind ſchon durch gemeine Fernroͤhre von 2 — 3 Fuß ſichtbar. Da ihre Bahnen gegen die Ebne der Ekliptik unter ſehr kleinen Winkeln geneigt find, ſo ſcheinen ſie von der Erde aus faſt immer in der geraden Linie zu ſtehen, welche mit der Ekliptik parallel durch Jupiters Mittelpunkt geht. Eigentlich aber erſcheinen ihre Bahnen, als ſehr ablange Ellipſen. Wenn ſie bey ihrem Umlaufe in den Schatten des Jupiters kommen, werden ſie verfinſtert; wenn ſie zwiſchen ihm und der Erde hindurchgehen, ſieht man bisweilen ihren Schatten auf der Scheibe des Jupiters, ſ. Finſterniſſe. Dadurch wird voͤllig gewiß, was man ohnehin vermuthen wuͤrde, daß ſie dunkle Koͤrper ſind, und, wie unſer Mond, nur von der Sonne erleuchtet werden.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/340>, abgerufen am 21.11.2024.