Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Mehrere Beobachtungen dieser Art von Gassendi, de la Hire; Cassini, Gray, Halley führt Musschenbroek an (Introd. ad philos. natur. To. II. §. 2455.). Die schönste und seltenste unter allen ist von Hevel (De rarissimis quibusdam Paraselenis ac Pareliis, bey s. Mercurio in Sole viso. Gedani, 1662, sol. p. 173.), der am 20 Febr. 1661. sieben Nebensonnen auf einmal sahe. Dieses Hevelische Phänomen scheint die vollständige Darstellung alles dessen zu enthalten, was Andere nur stückweis und einzeln gesehen haben. Es unterscheidet sich vom römischen nur darinn, daß drey farbige Ringe um die Sonne gehen, deren äußerster sich über B hinaus erstreckt, und daß bey E und H noch kleine Bogen von horiz<*>ntalen Kreisen, die also B zum Pole haben, zu sehen sind. Die Nebensonnen stehen alle in Durchschnittspunkten der Ringe und Bogen; nur eine einzige zeigt sich im horizontalen großen Kreise bey V der wahren Sonne gegen über, und der Schweif NP geht nicht gerade aus, sondern krümmt sich im Bogen, als ein Stück des Kreises NMLK. Die Nebensonnen sind gewöhnlich mit weißen oder farbigen Ringen von der Breite des scheinbaren Sonnendurchmessers begleitet. Durch alle Nebensonnen, oder doch durch die meisten geht ein weißer horizontaler Kreis, der, wenn er ganz wäre, auch durch die wahre Sonne gehen würde. Mit diesem gehen dann noch farbige Bogen parallel, die da, wo sie die Ringe berühren, noch mehr Nebensonnen bilden. Die Schweife sind allemal Stücken dieser Kreise oder Ringe, und erscheinen oft einzeln. So sahe Musschenbroek zu Leiden (Introd, ad phil. nat. §. 2457.) blos eine einzige Nebensonne mit drey Schweisen, deren zween horizontal waren, einer aber von 12° Länge senkrecht aufwärts stand. Mehreremal hat man die Sonne mit auswärts oder niederwärts gerichteten leuchtenden Schweifen auf-oder untergehen gesehen. Wales (Philos. Trans. Vol. LX. p. 129.) erzählt, daß in der Hudsonsbay solche Streifen jeden Morgen gesehen werden, auch die Nebensonnen daselbst sehr häufig sind. Malezieu sahe im I. 1722. drey Sonnen getade und dicht über einander. Musschenbroek (a. a. O.) Mehrere Beobachtungen dieſer Art von Gaſſendi, de la Hire; Caſſini, Gray, Halley fuͤhrt Muſſchenbroek an (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2455.). Die ſchoͤnſte und ſeltenſte unter allen iſt von Hevel (De rariſſimis quibusdam Paraſelenis ac Pareliis, bey ſ. Mercurio in Sole viſo. Gedani, 1662, ſol. p. 173.), der am 20 Febr. 1661. ſieben Nebenſonnen auf einmal ſahe. Dieſes Heveliſche Phaͤnomen ſcheint die vollſtaͤndige Darſtellung alles deſſen zu enthalten, was Andere nur ſtuͤckweis und einzeln geſehen haben. Es unterſcheidet ſich vom roͤmiſchen nur darinn, daß drey farbige Ringe um die Sonne gehen, deren aͤußerſter ſich uͤber B hinaus erſtreckt, und daß bey E und H noch kleine Bogen von horiz<*>ntalen Kreiſen, die alſo B zum Pole haben, zu ſehen ſind. Die Nebenſonnen ſtehen alle in Durchſchnittspunkten der Ringe und Bogen; nur eine einzige zeigt ſich im horizontalen großen Kreiſe bey V der wahren Sonne gegen uͤber, und der Schweif NP geht nicht gerade aus, ſondern kruͤmmt ſich im Bogen, als ein Stuͤck des Kreiſes NMLK. Die Nebenſonnen ſind gewoͤhnlich mit weißen oder farbigen Ringen von der Breite des ſcheinbaren Sonnendurchmeſſers begleitet. Durch alle Nebenſonnen, oder doch durch die meiſten geht ein weißer horizontaler Kreis, der, wenn er ganz waͤre, auch durch die wahre Sonne gehen wuͤrde. Mit dieſem gehen dann noch farbige Bogen parallel, die da, wo ſie die Ringe beruͤhren, noch mehr Nebenſonnen bilden. Die Schweife ſind allemal Stuͤcken dieſer Kreiſe oder Ringe, und erſcheinen oft einzeln. So ſahe Muſſchenbroek zu Leiden (Introd, ad phil. nat. §. 2457.) blos eine einzige Nebenſonne mit drey Schweiſen, deren zween horizontal waren, einer aber von 12° Laͤnge ſenkrecht aufwaͤrts ſtand. Mehreremal hat man die Sonne mit auſwaͤrts oder niederwaͤrts gerichteten leuchtenden Schweifen auf-oder untergehen geſehen. Wales (Philoſ. Trans. Vol. LX. p. 129.) erzaͤhlt, daß in der Hudſonsbay ſolche Streifen jeden Morgen geſehen werden, auch die Nebenſonnen daſelbſt ſehr haͤufig ſind. Malezieu ſahe im I. 1722. drey Sonnen getade und dicht uͤber einander. Muſſchenbroek (a. a. O.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0348" xml:id="P.3.342" n="342"/><lb/> </p> <p>Mehrere Beobachtungen dieſer Art von <hi rendition="#b">Gaſſendi, de la Hire; Caſſini, Gray, Halley</hi> fuͤhrt <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> an <hi rendition="#aq">(Introd. ad philoſ. natur. To. 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Mehrere Beobachtungen dieſer Art von Gaſſendi, de la Hire; Caſſini, Gray, Halley fuͤhrt Muſſchenbroek an (Introd. ad philoſ. natur. To. II. §. 2455.). Die ſchoͤnſte und ſeltenſte unter allen iſt von Hevel (De rariſſimis quibusdam Paraſelenis ac Pareliis, bey ſ. Mercurio in Sole viſo. Gedani, 1662, ſol. p. 173.), der am 20 Febr. 1661. ſieben Nebenſonnen auf einmal ſahe. Dieſes Heveliſche Phaͤnomen ſcheint die vollſtaͤndige Darſtellung alles deſſen zu enthalten, was Andere nur ſtuͤckweis und einzeln geſehen haben. Es unterſcheidet ſich vom roͤmiſchen nur darinn, daß drey farbige Ringe um die Sonne gehen, deren aͤußerſter ſich uͤber B hinaus erſtreckt, und daß bey E und H noch kleine Bogen von horiz<*>ntalen Kreiſen, die alſo B zum Pole haben, zu ſehen ſind. Die Nebenſonnen ſtehen alle in Durchſchnittspunkten der Ringe und Bogen; nur eine einzige zeigt ſich im horizontalen großen Kreiſe bey V der wahren Sonne gegen uͤber, und der Schweif NP geht nicht gerade aus, ſondern kruͤmmt ſich im Bogen, als ein Stuͤck des Kreiſes NMLK.
Die Nebenſonnen ſind gewoͤhnlich mit weißen oder farbigen Ringen von der Breite des ſcheinbaren Sonnendurchmeſſers begleitet. Durch alle Nebenſonnen, oder doch durch die meiſten geht ein weißer horizontaler Kreis, der, wenn er ganz waͤre, auch durch die wahre Sonne gehen wuͤrde. Mit dieſem gehen dann noch farbige Bogen parallel, die da, wo ſie die Ringe beruͤhren, noch mehr Nebenſonnen bilden. Die Schweife ſind allemal Stuͤcken dieſer Kreiſe oder Ringe, und erſcheinen oft einzeln. So ſahe Muſſchenbroek zu Leiden (Introd, ad phil. nat. §. 2457.) blos eine einzige Nebenſonne mit drey Schweiſen, deren zween horizontal waren, einer aber von 12° Laͤnge ſenkrecht aufwaͤrts ſtand. Mehreremal hat man die Sonne mit auſwaͤrts oder niederwaͤrts gerichteten leuchtenden Schweifen auf-oder untergehen geſehen. Wales (Philoſ. Trans. Vol. LX. p. 129.) erzaͤhlt, daß in der Hudſonsbay ſolche Streifen jeden Morgen geſehen werden, auch die Nebenſonnen daſelbſt ſehr haͤufig ſind. Malezieu ſahe im I. 1722. drey Sonnen getade und dicht uͤber einander. Muſſchenbroek (a. a. O.)
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