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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Unter den Alten erwähnen die Nebensonnen Atistoteles (Meteor. III. 2.) und Plinius (H. N. II. 32.), der Letztere mit Benennung der Consuln, unter welchen im römischen Reiche dergleichen gesehen worden. In neuern Zeiten zog das sogenannte römische Phänomen, das Scheiner am 20 März 1629 beobachtete, die Aufmerksamkeit der Natursorscher auf sich. Jch entlehne die Beschreibung desselben aus Descartes (Meteorol. C. X. §. 6.).

Taf. XVII. Fig. 61. ist A der Beobachter zu Rom, B sein Zenith, C die wahre Sonne, AB die Verticalfläche durch die Sonne. Die Kreise muß man sich auf einer künstlichen Himmelokugel, welche von außen betrachtet wird, gezogen vorstellen. Um die Sonne C erschienen zween unvollkommne concentrische Ringe mit Regenbogensarben, der innere DEF vol<*>kommner, aber doch bey DF unterbrochen und ossen, ob er sich gleich bisweilen zu schließen schien; der äußere GHI weit blässer und oft kaum mer<*>lich. Ein dritter sehr großer und ganz weißer Ring KLMN erschien ununterbrochen, doch war er zuletzt von M bis N schwächer, und fieng an daselbst zu verschwinden. In den gemeinschastlichen Durchschnitten dieses Ringes mit dem äußern sarbigen Ringe GHI zeigten sich zwo nicht ganz vollkommne Nebensonnen N und K. Die Letztere war schwächer an Licht, als die Erste. In der Mitte waren sie der Sonne selbst ähnlich; die Ränder aber waren farbig, und nicht genau abgeschnitten. Die Nebensonne N war immer in Bewegung, und schien einen dichten hellen Schweif NP von sich zu strecken. Jenseits des Zenith zeigten sich nech zwo Nebensonnen L und M, nicht so lebhast, aber runder und wei<*>er, milch-oder silbersarbig, wie der Ring, in dem sie standen. M verschwand srüher, als L, wie auch der Ring auf dieser Seite. Auch verschwand N eher, als K, und K, welche sich am längsten zeigte, ward nach dem Verschwinden der übrigen erst recht lebhast. Die Ordnung der Farben in den Ringen DEF, GHI, war wie bey den Höfen, nemlich das Rothe inwendig; anch war der Durchmesser des einen 45°.


Unter den Alten erwaͤhnen die Nebenſonnen Atiſtoteles (Meteor. III. 2.) und Plinius (H. N. II. 32.), der Letztere mit Benennung der Conſuln, unter welchen im roͤmiſchen Reiche dergleichen geſehen worden. In neuern Zeiten zog das ſogenannte roͤmiſche Phaͤnomen, das Scheiner am 20 Maͤrz 1629 beobachtete, die Aufmerkſamkeit der Naturſorſcher auf ſich. Jch entlehne die Beſchreibung deſſelben aus Descartes (Meteorol. C. X. §. 6.).

Taf. XVII. Fig. 61. iſt A der Beobachter zu Rom, B ſein Zenith, C die wahre Sonne, AB die Verticalflaͤche durch die Sonne. Die Kreiſe muß man ſich auf einer kuͤnſtlichen Himmelokugel, welche von außen betrachtet wird, gezogen vorſtellen. Um die Sonne C erſchienen zween unvollkommne concentriſche Ringe mit Regenbogenſarben, der innere DEF vol<*>kommner, aber doch bey DF unterbrochen und oſſen, ob er ſich gleich bisweilen zu ſchließen ſchien; der aͤußere GHI weit blaͤſſer und oft kaum mer<*>lich. Ein dritter ſehr großer und ganz weißer Ring KLMN erſchien ununterbrochen, doch war er zuletzt von M bis N ſchwaͤcher, und fieng an daſelbſt zu verſchwinden. In den gemeinſchaſtlichen Durchſchnitten dieſes Ringes mit dem aͤußern ſarbigen Ringe GHI zeigten ſich zwo nicht ganz vollkommne Nebenſonnen N und K. Die Letztere war ſchwaͤcher an Licht, als die Erſte. In der Mitte waren ſie der Sonne ſelbſt aͤhnlich; die Raͤnder aber waren farbig, und nicht genau abgeſchnitten. Die Nebenſonne N war immer in Bewegung, und ſchien einen dichten hellen Schweif NP von ſich zu ſtrecken. Jenſeits des Zenith zeigten ſich nech zwo Nebenſonnen L und M, nicht ſo lebhaſt, aber runder und wei<*>er, milch-oder ſilberſarbig, wie der Ring, in dem ſie ſtanden. M verſchwand ſruͤher, als L, wie auch der Ring auf dieſer Seite. Auch verſchwand N eher, als K, und K, welche ſich am laͤngſten zeigte, ward nach dem Verſchwinden der uͤbrigen erſt recht lebhaſt. Die Ordnung der Farben in den Ringen DEF, GHI, war wie bey den Hoͤfen, nemlich das Rothe inwendig; anch war der Durchmeſſer des einen 45°.

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[341/0347] Unter den Alten erwaͤhnen die Nebenſonnen Atiſtoteles (Meteor. III. 2.) und Plinius (H. N. II. 32.), der Letztere mit Benennung der Conſuln, unter welchen im roͤmiſchen Reiche dergleichen geſehen worden. In neuern Zeiten zog das ſogenannte roͤmiſche Phaͤnomen, das Scheiner am 20 Maͤrz 1629 beobachtete, die Aufmerkſamkeit der Naturſorſcher auf ſich. Jch entlehne die Beſchreibung deſſelben aus Descartes (Meteorol. C. X. §. 6.). Taf. XVII. Fig. 61. iſt A der Beobachter zu Rom, B ſein Zenith, C die wahre Sonne, AB die Verticalflaͤche durch die Sonne. Die Kreiſe muß man ſich auf einer kuͤnſtlichen Himmelokugel, welche von außen betrachtet wird, gezogen vorſtellen. Um die Sonne C erſchienen zween unvollkommne concentriſche Ringe mit Regenbogenſarben, der innere DEF vol<*>kommner, aber doch bey DF unterbrochen und oſſen, ob er ſich gleich bisweilen zu ſchließen ſchien; der aͤußere GHI weit blaͤſſer und oft kaum mer<*>lich. Ein dritter ſehr großer und ganz weißer Ring KLMN erſchien ununterbrochen, doch war er zuletzt von M bis N ſchwaͤcher, und fieng an daſelbſt zu verſchwinden. In den gemeinſchaſtlichen Durchſchnitten dieſes Ringes mit dem aͤußern ſarbigen Ringe GHI zeigten ſich zwo nicht ganz vollkommne Nebenſonnen N und K. Die Letztere war ſchwaͤcher an Licht, als die Erſte. In der Mitte waren ſie der Sonne ſelbſt aͤhnlich; die Raͤnder aber waren farbig, und nicht genau abgeſchnitten. Die Nebenſonne N war immer in Bewegung, und ſchien einen dichten hellen Schweif NP von ſich zu ſtrecken. Jenſeits des Zenith zeigten ſich nech zwo Nebenſonnen L und M, nicht ſo lebhaſt, aber runder und wei<*>er, milch-oder ſilberſarbig, wie der Ring, in dem ſie ſtanden. M verſchwand ſruͤher, als L, wie auch der Ring auf dieſer Seite. Auch verſchwand N eher, als K, und K, welche ſich am laͤngſten zeigte, ward nach dem Verſchwinden der uͤbrigen erſt recht lebhaſt. Die Ordnung der Farben in den Ringen DEF, GHI, war wie bey den Hoͤfen, nemlich das Rothe inwendig; anch war der Durchmeſſer des einen 45°.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/347>, abgerufen am 21.11.2024.