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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Neunzigster, Nonagesimus, Nonagesime.

Diesen Namen führt derjenige Punkt der Ekliptik, welcher für einen gegebnen Zeitpunkt von den beyden eben im Horizonte befindlichen Punkten der Ekliptik, oder dem aufgehenden und untergehenden Punkte, 90° weit absteht.

Die Ekliptik ändert ihre Stellung gegen den Horizont alle Augenblicke. Dennoch schneiden sich beyde Kreise, als größte, stets unter gleichen Helften, und der neunzigste über dem Horizonte stehende Grad der Ekliptik ist zugleich der mittelste und höchste Punkt ihrer jedesmal sichtbaren Helfte. Seine Höhe ist das Maaß des Winkels, den die Ekliptik in diesem Augenblicke mit dem Horizonte macht.

Dieser Neunzigste läßt fich durch Auflösung eines Kugeldreyecks berechnen, wenn Polhöhe des Orts, Schiefe der Ekliptik, und Abstand der Nachtgleiche vom Mittage gegeben sind. Er ist von demjenigen Punkte der Ekliptik, der zu dieser Zeit im Mittagskreise steht, und der culminirende Punkt heißt, unterschieden. Nur in den Zeitpunkten, da die Nachtgleichen im Horizonte stehen, ist einer von den Solstitialpunkten zugleich Neunzigster und culminirender Punkt. Ist aber eine von den Nachtgleichen im Mittagskreise, so fällt der Neunzigste am weitsten abendoder morgenwärts, oder sein Azimuth wird ein Größtes.

Man braucht den Neunzigsten vornehmlich bey Berechnung des kosmischen und akronyktischen Auf- und Untergangs, und der Finsternisse.

Neutralsalze, Salia neutra, enixa, salsa, Sels neutres.

sind diejenigen zusammengefetzten Salze, welche aus der bis zum Sättigungspunkte getriebnen Verbindung einer Säure und eines Laugensalzes entstehen. Ist hiebey der Sättigungspunkt vollkommen getroffen worden, so zeigt das entstandne Salz weder saure noch alkalische Eigenschasten mehr, und heißt daher mit Recht ein Neutralsalz. Diese Salze färben den Veilchensyrup und die Lakmustinctur nicht, und lassen fich meistentheils sehr leicht krystallisiren.

Man nannte sie sonst vollkommne Mittelsalze, indem man unter dem allgemeinen Namen der Mittelsalze


Neunzigſter, Nonageſimus, Nonagéſime.

Dieſen Namen fuͤhrt derjenige Punkt der Ekliptik, welcher fuͤr einen gegebnen Zeitpunkt von den beyden eben im Horizonte befindlichen Punkten der Ekliptik, oder dem aufgehenden und untergehenden Punkte, 90° weit abſteht.

Die Ekliptik aͤndert ihre Stellung gegen den Horizont alle Augenblicke. Dennoch ſchneiden ſich beyde Kreiſe, als groͤßte, ſtets unter gleichen Helften, und der neunzigſte uͤber dem Horizonte ſtehende Grad der Ekliptik iſt zugleich der mittelſte und hoͤchſte Punkt ihrer jedesmal ſichtbaren Helfte. Seine Hoͤhe iſt das Maaß des Winkels, den die Ekliptik in dieſem Augenblicke mit dem Horizonte macht.

Dieſer Neunzigſte laͤßt fich durch Aufloͤſung eines Kugeldreyecks berechnen, wenn Polhoͤhe des Orts, Schiefe der Ekliptik, und Abſtand der Nachtgleiche vom Mittage gegeben ſind. Er iſt von demjenigen Punkte der Ekliptik, der zu dieſer Zeit im Mittagskreiſe ſteht, und der culminirende Punkt heißt, unterſchieden. Nur in den Zeitpunkten, da die Nachtgleichen im Horizonte ſtehen, iſt einer von den Solſtitialpunkten zugleich Neunzigſter und culminirender Punkt. Iſt aber eine von den Nachtgleichen im Mittagskreiſe, ſo faͤllt der Neunzigſte am weitſten abendoder morgenwaͤrts, oder ſein Azimuth wird ein Groͤßtes.

Man braucht den Neunzigſten vornehmlich bey Berechnung des kosmiſchen und akronyktiſchen Auf- und Untergangs, und der Finſterniſſe.

Neutralſalze, Salia neutra, enixa, ſalſa, Sels neutres.

ſind diejenigen zuſammengefetzten Salze, welche aus der bis zum Saͤttigungspunkte getriebnen Verbindung einer Saͤure und eines Laugenſalzes entſtehen. Iſt hiebey der Saͤttigungspunkt vollkommen getroffen worden, ſo zeigt das entſtandne Salz weder ſaure noch alkaliſche Eigenſchaſten mehr, und heißt daher mit Recht ein Neutralſalz. Dieſe Salze faͤrben den Veilchenſyrup und die Lakmustinctur nicht, und laſſen fich meiſtentheils ſehr leicht kryſtalliſiren.

Man nannte ſie ſonſt vollkommne Mittelſalze, indem man unter dem allgemeinen Namen der Mittelſalze

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[357/0363] Neunzigſter, Nonageſimus, Nonagéſime. Dieſen Namen fuͤhrt derjenige Punkt der Ekliptik, welcher fuͤr einen gegebnen Zeitpunkt von den beyden eben im Horizonte befindlichen Punkten der Ekliptik, oder dem aufgehenden und untergehenden Punkte, 90° weit abſteht. Die Ekliptik aͤndert ihre Stellung gegen den Horizont alle Augenblicke. Dennoch ſchneiden ſich beyde Kreiſe, als groͤßte, ſtets unter gleichen Helften, und der neunzigſte uͤber dem Horizonte ſtehende Grad der Ekliptik iſt zugleich der mittelſte und hoͤchſte Punkt ihrer jedesmal ſichtbaren Helfte. Seine Hoͤhe iſt das Maaß des Winkels, den die Ekliptik in dieſem Augenblicke mit dem Horizonte macht. Dieſer Neunzigſte laͤßt fich durch Aufloͤſung eines Kugeldreyecks berechnen, wenn Polhoͤhe des Orts, Schiefe der Ekliptik, und Abſtand der Nachtgleiche vom Mittage gegeben ſind. Er iſt von demjenigen Punkte der Ekliptik, der zu dieſer Zeit im Mittagskreiſe ſteht, und der culminirende Punkt heißt, unterſchieden. Nur in den Zeitpunkten, da die Nachtgleichen im Horizonte ſtehen, iſt einer von den Solſtitialpunkten zugleich Neunzigſter und culminirender Punkt. Iſt aber eine von den Nachtgleichen im Mittagskreiſe, ſo faͤllt der Neunzigſte am weitſten abendoder morgenwaͤrts, oder ſein Azimuth wird ein Groͤßtes. Man braucht den Neunzigſten vornehmlich bey Berechnung des kosmiſchen und akronyktiſchen Auf- und Untergangs, und der Finſterniſſe. Neutralſalze, Salia neutra, enixa, ſalſa, Sels neutres. ſind diejenigen zuſammengefetzten Salze, welche aus der bis zum Saͤttigungspunkte getriebnen Verbindung einer Saͤure und eines Laugenſalzes entſtehen. Iſt hiebey der Saͤttigungspunkt vollkommen getroffen worden, ſo zeigt das entſtandne Salz weder ſaure noch alkaliſche Eigenſchaſten mehr, und heißt daher mit Recht ein Neutralſalz. Dieſe Salze faͤrben den Veilchenſyrup und die Lakmustinctur nicht, und laſſen fich meiſtentheils ſehr leicht kryſtalliſiren. Man nannte ſie ſonſt vollkommne Mittelſalze, indem man unter dem allgemeinen Namen der Mittelſalze

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/363>, abgerufen am 21.11.2024.