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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Euler ist geneigt, das Nordlicht eben der Ursache zuzuschreiben, von der er die Kometenschweife herleitet, nemlich dem Stoße der Sonnenstralen gegen die Atmosphäre der Erde. Dieser Stoß würde auch der Erde einen Schweif geben, wenn ihr Luftkreis so feine und aufgelöste Materie enthielte, als sich um die Kometen findet. Dennoch setzt er die obere Luft in einige Bewegung, am meisten um die Pole, welche der Wirkung der Sonne ein halbes Jahr lang unaufhörlich ausgesetzt sind.

Seitdem man den Blitz für eine elektrische Erscheinung erkannt und die Elektricität der Atmosphäre wahrgenommen hat, sind die Naturforscher geneigt worden, auch das Nordlicht aus der Elektricität zu erklären, deren Leuchten im luftleeren Raume, oder vielmehr in sehr verdünnter Luft, mit den Stralen des Nordlichts so viel Aehnlichkeit hat. Wenn man ein tragbares Vacuum, d. i. eine durch die Pumpe von Luft entledigte und mit einem Hahne geschloßne Glocke oder eine luftleere Glasröhre im Dunkeln reibt, oder gegen den Leiter einer Elektrisirmaschine bringt, so scheint sie von innen mit einem stralenden Lichte erfüllt, dessen Aehnlichkeit mit dem Nordlichte man nicht verkennen kan. Denkt man nun hiebey an das Vacuum oder an die äußerst dünne Luft an den Grenzen der Atmosphäre, und an die Elektricität der letztern, so bietet sich diese Erklärung des Nordlichts gleichsam von selbsten an.

Canton, der Urheber des erwähnten Versuchs, hat dabey auch diesen Gedanken zuerst gehabt (Philos. Trans. Vol. XLVIII. P. 1. p. 356. 358.). Erfragt, ob nicht vielleicht das Nordlicht ein Uebergang der Elektricität aus positioen Wolken in negative, durch den obern Theil der Atmosphäre, sey? Er sammelte durch seinen Apparat, wähtend der Erscheinung von Nordlichtern, eine Menge Luftelektricität, und glaubte dergleichen des Nachts niemals, als bey solchen Erscheinungen, zu finden. Die Ursache davon sucht er in einer plötzlichen Erwärmung der Luft durch die Erdfläche (Philos. Trans. Vol. LI. P. 1. S. 403.). Beccatia (Lettere del elettricismo. Bologna, 1758. 4maj. p. 272.) erklärte nun den Nordschein ebenfalls für ein sichtbares


Euler iſt geneigt, das Nordlicht eben der Urſache zuzuſchreiben, von der er die Kometenſchweife herleitet, nemlich dem Stoße der Sonnenſtralen gegen die Atmoſphaͤre der Erde. Dieſer Stoß wuͤrde auch der Erde einen Schweif geben, wenn ihr Luftkreis ſo feine und aufgeloͤſte Materie enthielte, als ſich um die Kometen findet. Dennoch ſetzt er die obere Luft in einige Bewegung, am meiſten um die Pole, welche der Wirkung der Sonne ein halbes Jahr lang unaufhoͤrlich ausgeſetzt ſind.

Seitdem man den Blitz fuͤr eine elektriſche Erſcheinung erkannt und die Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre wahrgenommen hat, ſind die Naturforſcher geneigt worden, auch das Nordlicht aus der Elektricitaͤt zu erklaͤren, deren Leuchten im luftleeren Raume, oder vielmehr in ſehr verduͤnnter Luft, mit den Stralen des Nordlichts ſo viel Aehnlichkeit hat. Wenn man ein tragbares Vacuum, d. i. eine durch die Pumpe von Luft entledigte und mit einem Hahne geſchloßne Glocke oder eine luftleere Glasroͤhre im Dunkeln reibt, oder gegen den Leiter einer Elektriſirmaſchine bringt, ſo ſcheint ſie von innen mit einem ſtralenden Lichte erfuͤllt, deſſen Aehnlichkeit mit dem Nordlichte man nicht verkennen kan. Denkt man nun hiebey an das Vacuum oder an die aͤußerſt duͤnne Luft an den Grenzen der Atmoſphaͤre, und an die Elektricitaͤt der letztern, ſo bietet ſich dieſe Erklaͤrung des Nordlichts gleichſam von ſelbſten an.

Canton, der Urheber des erwaͤhnten Verſuchs, hat dabey auch dieſen Gedanken zuerſt gehabt (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. 1. p. 356. 358.). Erfragt, ob nicht vielleicht das Nordlicht ein Uebergang der Elektricitaͤt aus poſitioen Wolken in negative, durch den obern Theil der Atmoſphaͤre, ſey? Er ſammelte durch ſeinen Apparat, waͤhtend der Erſcheinung von Nordlichtern, eine Menge Luftelektricitaͤt, und glaubte dergleichen des Nachts niemals, als bey ſolchen Erſcheinungen, zu finden. Die Urſache davon ſucht er in einer ploͤtzlichen Erwaͤrmung der Luft durch die Erdflaͤche (Philoſ. Trans. Vol. LI. P. 1. S. 403.). Beccatia (Lettere del elettricismo. Bologna, 1758. 4maj. p. 272.) erklaͤrte nun den Nordſchein ebenfalls fuͤr ein ſichtbares

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[375/0381] Euler iſt geneigt, das Nordlicht eben der Urſache zuzuſchreiben, von der er die Kometenſchweife herleitet, nemlich dem Stoße der Sonnenſtralen gegen die Atmoſphaͤre der Erde. Dieſer Stoß wuͤrde auch der Erde einen Schweif geben, wenn ihr Luftkreis ſo feine und aufgeloͤſte Materie enthielte, als ſich um die Kometen findet. Dennoch ſetzt er die obere Luft in einige Bewegung, am meiſten um die Pole, welche der Wirkung der Sonne ein halbes Jahr lang unaufhoͤrlich ausgeſetzt ſind. Seitdem man den Blitz fuͤr eine elektriſche Erſcheinung erkannt und die Elektricitaͤt der Atmoſphaͤre wahrgenommen hat, ſind die Naturforſcher geneigt worden, auch das Nordlicht aus der Elektricitaͤt zu erklaͤren, deren Leuchten im luftleeren Raume, oder vielmehr in ſehr verduͤnnter Luft, mit den Stralen des Nordlichts ſo viel Aehnlichkeit hat. Wenn man ein tragbares Vacuum, d. i. eine durch die Pumpe von Luft entledigte und mit einem Hahne geſchloßne Glocke oder eine luftleere Glasroͤhre im Dunkeln reibt, oder gegen den Leiter einer Elektriſirmaſchine bringt, ſo ſcheint ſie von innen mit einem ſtralenden Lichte erfuͤllt, deſſen Aehnlichkeit mit dem Nordlichte man nicht verkennen kan. Denkt man nun hiebey an das Vacuum oder an die aͤußerſt duͤnne Luft an den Grenzen der Atmoſphaͤre, und an die Elektricitaͤt der letztern, ſo bietet ſich dieſe Erklaͤrung des Nordlichts gleichſam von ſelbſten an. Canton, der Urheber des erwaͤhnten Verſuchs, hat dabey auch dieſen Gedanken zuerſt gehabt (Philoſ. Trans. Vol. XLVIII. P. 1. p. 356. 358.). Erfragt, ob nicht vielleicht das Nordlicht ein Uebergang der Elektricitaͤt aus poſitioen Wolken in negative, durch den obern Theil der Atmoſphaͤre, ſey? Er ſammelte durch ſeinen Apparat, waͤhtend der Erſcheinung von Nordlichtern, eine Menge Luftelektricitaͤt, und glaubte dergleichen des Nachts niemals, als bey ſolchen Erſcheinungen, zu finden. Die Urſache davon ſucht er in einer ploͤtzlichen Erwaͤrmung der Luft durch die Erdflaͤche (Philoſ. Trans. Vol. LI. P. 1. S. 403.). Beccatia (Lettere del elettricismo. Bologna, 1758. 4maj. p. 272.) erklaͤrte nun den Nordſchein ebenfalls fuͤr ein ſichtbares

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/381>, abgerufen am 21.11.2024.