Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.P Papinische Maschine, Papins Digestor, Machina Papini s. Papiniana, Olla s. Digestor Papini, Marmite de Papin. Ein cylindrisches kupfernes, inwendig verzinntes Gefäß, welches man durch einen Deckel mit um den Rand gelegter Pappe, vermittelst einer starken eisernen Schraube, sehr genau und fest verschlicßen kan, um das Wasser darinn in einem hohen Grade zu erhitzen, ohne daß die dadurch entstehenden Dämpfe einen Ausgang finden können. Wasser, in ofnen Gefäßen erhitzt, nimmt nur einen gewissen Grad der Temperatur an, weil die stärker erhitzten Theile sofort in Dämpfe verwandelt werden, und das Sieden bewirken, s. Sieden, Siedpunkt. In fest verschloßnen Gefäßen hingegen können diese Dämpfe, oder stärker erhitzten Wassertheile sich nicht ausbreiten und davongehen. Sie nehmen also immer stärkere Grade der Hitze an, theilen diese den im Wasser befindlichen Körpern mit, und wenden ihre ganze Elasticität gegen diese Körper und gegen die Wände des Gefäßes, welche daher fest genug seyn müssen, um einen Widerstand von ungemeiner Größe ohne Zersprengung auszuhalten. Durch dieses Mittel kan man im heissen Wasser Körper erweichen und auflösen, welche bey der gewöhnlichen Siedhitze gar nicht angegriffen werden, z. B. Knochen, Elfenbein, harte Hölzer und dgl. Man bereitet auf diese Art, besonders aus den thierischen Materien, kräftige Brühen und Gallerten. Der Erfinder dieser Vorrichtung war Dionysius Papin (A new Digestor. Lond. 1681. 4. Continuation of the new digestor etc. Lond. 1687. 4. La maniere d'amollir les os. Amsterd. 1681. 8.), ein französischer Arzt und Schüler des Huygens und Boyle, welcher dabey die Absicht hatte, Säfte thierischer und vegetabilischer Körper auf eine leichte und wohlfeile Art auszuziehen. Da eingeschloßne Dämpfe mit unglaublicher Gewalt auf die Wände der Gefäße wirken, so ist es sicherer, den P Papiniſche Maſchine, Papins Digeſtor, Machina Papini ſ. Papiniana, Olla ſ. Digeſtor Papini, Marmite de Papin. Ein cylindriſches kupfernes, inwendig verzinntes Gefaͤß, welches man durch einen Deckel mit um den Rand gelegter Pappe, vermittelſt einer ſtarken eiſernen Schraube, ſehr genau und feſt verſchlicßen kan, um das Waſſer darinn in einem hohen Grade zu erhitzen, ohne daß die dadurch entſtehenden Daͤmpfe einen Ausgang finden koͤnnen. Waſſer, in ofnen Gefaͤßen erhitzt, nimmt nur einen gewiſſen Grad der Temperatur an, weil die ſtaͤrker erhitzten Theile ſofort in Daͤmpfe verwandelt werden, und das Sieden bewirken, ſ. Sieden, Siedpunkt. In feſt verſchloßnen Gefaͤßen hingegen koͤnnen dieſe Daͤmpfe, oder ſtaͤrker erhitzten Waſſertheile ſich nicht ausbreiten und davongehen. Sie nehmen alſo immer ſtaͤrkere Grade der Hitze an, theilen dieſe den im Waſſer befindlichen Koͤrpern mit, und wenden ihre ganze Elaſticitaͤt gegen dieſe Koͤrper und gegen die Waͤnde des Gefaͤßes, welche daher feſt genug ſeyn muͤſſen, um einen Widerſtand von ungemeiner Groͤße ohne Zerſprengung auszuhalten. Durch dieſes Mittel kan man im heiſſen Waſſer Koͤrper erweichen und aufloͤſen, welche bey der gewoͤhnlichen Siedhitze gar nicht angegriffen werden, z. B. Knochen, Elfenbein, harte Hoͤlzer und dgl. Man bereitet auf dieſe Art, beſonders aus den thieriſchen Materien, kraͤftige Bruͤhen und Gallerten. Der Erfinder dieſer Vorrichtung war Dionyſius Papin (A new Digeſtor. Lond. 1681. 4. Continuation of the new digeſtor etc. Lond. 1687. 4. La maniere d'amollir les os. Amſterd. 1681. 8.), ein franzoͤſiſcher Arzt und Schuͤler des Huygens und Boyle, welcher dabey die Abſicht hatte, Saͤfte thieriſcher und vegetabiliſcher Koͤrper auf eine leichte und wohlfeile Art auszuziehen. 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Papiniſche Maſchine, Papins Digeſtor, Machina Papini ſ. Papiniana, Olla ſ. Digeſtor Papini, Marmite de Papin.
Ein cylindriſches kupfernes, inwendig verzinntes Gefaͤß, welches man durch einen Deckel mit um den Rand gelegter Pappe, vermittelſt einer ſtarken eiſernen Schraube, ſehr genau und feſt verſchlicßen kan, um das Waſſer darinn in einem hohen Grade zu erhitzen, ohne daß die dadurch entſtehenden Daͤmpfe einen Ausgang finden koͤnnen.
Waſſer, in ofnen Gefaͤßen erhitzt, nimmt nur einen gewiſſen Grad der Temperatur an, weil die ſtaͤrker erhitzten Theile ſofort in Daͤmpfe verwandelt werden, und das Sieden bewirken, ſ. Sieden, Siedpunkt. In feſt verſchloßnen Gefaͤßen hingegen koͤnnen dieſe Daͤmpfe, oder ſtaͤrker erhitzten Waſſertheile ſich nicht ausbreiten und davongehen. Sie nehmen alſo immer ſtaͤrkere Grade der Hitze an, theilen dieſe den im Waſſer befindlichen Koͤrpern mit, und wenden ihre ganze Elaſticitaͤt gegen dieſe Koͤrper und gegen die Waͤnde des Gefaͤßes, welche daher feſt genug ſeyn muͤſſen, um einen Widerſtand von ungemeiner Groͤße ohne Zerſprengung auszuhalten.
Durch dieſes Mittel kan man im heiſſen Waſſer Koͤrper erweichen und aufloͤſen, welche bey der gewoͤhnlichen Siedhitze gar nicht angegriffen werden, z. B. Knochen, Elfenbein, harte Hoͤlzer und dgl. Man bereitet auf dieſe Art, beſonders aus den thieriſchen Materien, kraͤftige Bruͤhen und Gallerten.
Der Erfinder dieſer Vorrichtung war Dionyſius Papin (A new Digeſtor. Lond. 1681. 4. Continuation of the new digeſtor etc. Lond. 1687. 4. La maniere d'amollir les os. Amſterd. 1681. 8.), ein franzoͤſiſcher Arzt und Schuͤler des Huygens und Boyle, welcher dabey die Abſicht hatte, Saͤfte thieriſcher und vegetabiliſcher Koͤrper auf eine leichte und wohlfeile Art auszuziehen.
Da eingeſchloßne Daͤmpfe mit unglaublicher Gewalt auf die Waͤnde der Gefaͤße wirken, ſo iſt es ſicherer, den
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