Stangen einem Roste ähnlich sind. Grahams rostförmiges Pendel ist Taf. XVIII Fig. 77. abgebildet. Es besteht aus fünf eisernen, in der Figur durch starke schwarze Striche unterschiedenen, und vier kupfernen oder messingnen parallelen Stäben. Die eisernen sind oben fest, also treibt die Wärme ihre untern Enden herabwärts, und erniedrigt den Mittelpunkt des Schwunges. An den untern Enden der eisernen Stäbe sind Füße, auf welchen die messingnen Stäbe aufstehen. Diese letztern sind also unten fest, daher treibt die Wärme ihre obern Enden aufwärts, und erhöht dadurch sowohl den Mittelpunkt des Schwunges, als auch die Querstäbe, welche die folgenden Eisenstäbe halten. Die Längen der Stäbe sind so proportionirt, daß die Ausdehnung des Messings den Mittelpunkt des Schwunges gerade um so viel hebt, als ihn die Ausdehnung des Eisens erniedrigt.
Man kan die Berechnung so einrichten, daß der mittelste Eisenstab, der das Gewicht trägt, weit länger wird, als in der Figur. So wird nicht das ganze Pendel rostförmig, sondern nur der obere Theil am Aufhängungspunkte. Diese Einrichtung hat den meisten Beyfall gefunden; man pflegt jetzt nur einen ganz kleinen Rost oben anzubringen, aus welchem die weit längere Pendelstange herabhängt. Bey einer solchen von Shelton gefertigten Uhr fand Herr Kästner den Gang im Jänner 1773 täglich nur um 2, 1 Secunden schueller, als im August.
Noch eine andere Einrichtung von Romain aus Cassini(Mem. de Paris. 1741.) beschreibt Musschenbroek. Am eisernen Stabe AB (Taf. XVIII. Fig. 78.) ist hinten ein messingner Stab CE bey C fest; an der Vorderseite trägt der eiserne Stab SO das Gewicht O. Die Hüssen GH, MN, umschließen blos die Stäbe, ohne ihr Verschieben an einander zu hindern, in der Hülse TP aber sind alle drey Stäbe mit Zapsen fest. Wenn die Wärme zunimmt, dehnt sich CE mehr aus, als AB; daher wird der Zapfen T niedergeschoben, hingegen P mit dem Gewichte O erhöhet. Musschenbroek berechnet aus dem Ausdehnungsverhältnisse des Messings zum Eisen, welches er wie
Stangen einem Roſte aͤhnlich ſind. Grahams roſtfoͤrmiges Pendel iſt Taf. XVIII Fig. 77. abgebildet. Es beſteht aus fuͤnf eiſernen, in der Figur durch ſtarke ſchwarze Striche unterſchiedenen, und vier kupfernen oder meſſingnen parallelen Staͤben. Die eiſernen ſind oben feſt, alſo treibt die Waͤrme ihre untern Enden herabwaͤrts, und erniedrigt den Mittelpunkt des Schwunges. An den untern Enden der eiſernen Staͤbe ſind Fuͤße, auf welchen die meſſingnen Staͤbe aufſtehen. Dieſe letztern ſind alſo unten feſt, daher treibt die Waͤrme ihre obern Enden aufwaͤrts, und erhoͤht dadurch ſowohl den Mittelpunkt des Schwunges, als auch die Querſtaͤbe, welche die folgenden Eiſenſtaͤbe halten. Die Laͤngen der Staͤbe ſind ſo proportionirt, daß die Ausdehnung des Meſſings den Mittelpunkt des Schwunges gerade um ſo viel hebt, als ihn die Ausdehnung des Eiſens erniedrigt.
Man kan die Berechnung ſo einrichten, daß der mittelſte Eiſenſtab, der das Gewicht traͤgt, weit laͤnger wird, als in der Figur. So wird nicht das ganze Pendel roſtfoͤrmig, ſondern nur der obere Theil am Aufhaͤngungspunkte. Dieſe Einrichtung hat den meiſten Beyfall gefunden; man pflegt jetzt nur einen ganz kleinen Roſt oben anzubringen, aus welchem die weit laͤngere Pendelſtange herabhaͤngt. Bey einer ſolchen von Shelton gefertigten Uhr fand Herr Kaͤſtner den Gang im Jaͤnner 1773 taͤglich nur um 2, 1 Secunden ſchueller, als im Auguſt.
Noch eine andere Einrichtung von Romain aus Caſſini(Mém. de Paris. 1741.) beſchreibt Muſſchenbroek. Am eiſernen Stabe AB (Taf. XVIII. Fig. 78.) iſt hinten ein meſſingner Stab CE bey C feſt; an der Vorderſeite traͤgt der eiſerne Stab SO das Gewicht O. Die Huͤſſen GH, MN, umſchließen blos die Staͤbe, ohne ihr Verſchieben an einander zu hindern, in der Huͤlſe TP aber ſind alle drey Staͤbe mit Zapſen feſt. Wenn die Waͤrme zunimmt, dehnt ſich CE mehr aus, als AB; daher wird der Zapfen T niedergeſchoben, hingegen P mit dem Gewichte O erhoͤhet. Muſſchenbroek berechnet aus dem Ausdehnungsverhaͤltniſſe des Meſſings zum Eiſen, welches er wie
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Stangen einem Roſte aͤhnlich ſind. Grahams roſtfoͤrmiges Pendel iſt Taf. XVIII Fig. 77. abgebildet. Es beſteht aus fuͤnf eiſernen, in der Figur durch ſtarke ſchwarze Striche unterſchiedenen, und vier kupfernen oder meſſingnen parallelen Staͤben. Die eiſernen ſind oben feſt, alſo treibt die Waͤrme ihre untern Enden herabwaͤrts, und erniedrigt den Mittelpunkt des Schwunges. An den untern Enden der eiſernen Staͤbe ſind Fuͤße, auf welchen die meſſingnen Staͤbe aufſtehen. Dieſe letztern ſind alſo unten feſt, daher treibt die Waͤrme ihre obern Enden aufwaͤrts, und erhoͤht dadurch ſowohl den Mittelpunkt des Schwunges, als auch die Querſtaͤbe, welche die folgenden Eiſenſtaͤbe halten. Die Laͤngen der Staͤbe ſind ſo proportionirt, daß die Ausdehnung des Meſſings den Mittelpunkt des Schwunges gerade um ſo viel hebt, als ihn die Ausdehnung des Eiſens erniedrigt.
Man kan die Berechnung ſo einrichten, daß der mittelſte Eiſenſtab, der das Gewicht traͤgt, weit laͤnger wird, als in der Figur. So wird nicht das ganze Pendel roſtfoͤrmig, ſondern nur der obere Theil am Aufhaͤngungspunkte. Dieſe Einrichtung hat den meiſten Beyfall gefunden; man pflegt jetzt nur einen ganz kleinen Roſt oben anzubringen, aus welchem die weit laͤngere Pendelſtange herabhaͤngt. Bey einer ſolchen von Shelton gefertigten Uhr fand Herr Kaͤſtner den Gang im Jaͤnner 1773 taͤglich nur um 2, 1 Secunden ſchueller, als im Auguſt.
Noch eine andere Einrichtung von Romain aus Caſſini (Mém. de Paris. 1741.) beſchreibt Muſſchenbroek. Am eiſernen Stabe AB (Taf. XVIII. Fig. 78.) iſt hinten ein meſſingner Stab CE bey C feſt; an der Vorderſeite traͤgt der eiſerne Stab SO das Gewicht O. Die Huͤſſen GH, MN, umſchließen blos die Staͤbe, ohne ihr Verſchieben an einander zu hindern, in der Huͤlſe TP aber ſind alle drey Staͤbe mit Zapſen feſt. Wenn die Waͤrme zunimmt, dehnt ſich CE mehr aus, als AB; daher wird der Zapfen T niedergeſchoben, hingegen P mit dem Gewichte O erhoͤhet. Muſſchenbroek berechnet aus dem Ausdehnungsverhaͤltniſſe des Meſſings zum Eiſen, welches er wie
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/440>, abgerufen am 21.11.2024.
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