Luft durch den in ihr befindlichen reinern Bestandtheil, s. Gas, dephlogistisirtes, hiebey auf eine sehr beträchtliche Art mitwirkt. Wie nun dieses geschehe, hat man wiederum durch verschiedene neuere Hypothesen begreiflich zu machen gesucht, welche bey den Worten Feuer und Verbrennung erklärt werden, und aus denen hieher nur die Begriffe gehören, welche sich ihre Urheber von der Natur und den Eigenschaften des Phlogistons gemacht haben. Diese Begriffe will ich am Ende des Artikels anführen. Es wird aber zu besserer Beurtheilung derselben dienen, wenn ich das vorausschicke, was die chymischen Erfahrungen überhaupt seit Stahls Zeiten von den Erscheinungen des verbrennlichen Stoffes gelehrt haben.
Man hat es hiebey mit einer hypothetischen Substanz zu thun, die sich nicht, wie andere, abgesondert darstellen, aufbewahren und prüfen läßt, deren Daseyn und Eigenschaften also nur aus den Veränderungen erkannt werden, die sich an den Körpern zeigen, wenn man sie von ihnen trennt oder mit ihnen verbindet. Getrennt wird das Phlogiston von den Körpern durch die Verbrennung an freyer Luft oder durch die Wirkung anderer Stoffe, welche mit dem Brennbaren eine starke Verwandtschaft haben, dergleichen z. B. die Luft und die Säuren sind: verbunden wird es mit Köhpern, die mit ihm in Verwandtschaft stehen, durch innige Vereinigung mit Stoffen, welche viel Phlogiston enthalten, z. B. durch Auflösung in Oelen oder Schmelzung mit Kohlenstaub. Iedes Verfahren, wobey Phlogiston von den Körpern mit Beyhülfe der Luft getrennt wird, heißt ein phlogistischer Proceß.
Die Verbindung der Körper mit dem Phlogiston an sich macht sie weder warm, noch leuchtend, noch flüßig; sie vermindert aber ihre Härte und Feuerbeständigkeit, und vermehrt ihre Schmelzbarkeit. Sie giebt den meisten Körpern mehr Geruch und Farbe, daher auch einige Chymisten das Brennbare als die Grundsubstanz der Gerüche und Farben haben ansehen wollen.
Das Phlogiston verbinbet sich sehr leicht mit verschiedenen Gasarten, mit den Säuren und mit einigen Erden,
Luft durch den in ihr befindlichen reinern Beſtandtheil, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes, hiebey auf eine ſehr betraͤchtliche Art mitwirkt. Wie nun dieſes geſchehe, hat man wiederum durch verſchiedene neuere Hypotheſen begreiflich zu machen geſucht, welche bey den Worten Feuer und Verbrennung erklaͤrt werden, und aus denen hieher nur die Begriffe gehoͤren, welche ſich ihre Urheber von der Natur und den Eigenſchaften des Phlogiſtons gemacht haben. Dieſe Begriffe will ich am Ende des Artikels anfuͤhren. Es wird aber zu beſſerer Beurtheilung derſelben dienen, wenn ich das vorausſchicke, was die chymiſchen Erfahrungen uͤberhaupt ſeit Stahls Zeiten von den Erſcheinungen des verbrennlichen Stoffes gelehrt haben.
Man hat es hiebey mit einer hypothetiſchen Subſtanz zu thun, die ſich nicht, wie andere, abgeſondert darſtellen, aufbewahren und pruͤfen laͤßt, deren Daſeyn und Eigenſchaften alſo nur aus den Veraͤnderungen erkannt werden, die ſich an den Koͤrpern zeigen, wenn man ſie von ihnen trennt oder mit ihnen verbindet. Getrennt wird das Phlogiſton von den Koͤrpern durch die Verbrennung an freyer Luft oder durch die Wirkung anderer Stoffe, welche mit dem Brennbaren eine ſtarke Verwandtſchaft haben, dergleichen z. B. die Luft und die Saͤuren ſind: verbunden wird es mit Koͤhpern, die mit ihm in Verwandtſchaft ſtehen, durch innige Vereinigung mit Stoffen, welche viel Phlogiſton enthalten, z. B. durch Aufloͤſung in Oelen oder Schmelzung mit Kohlenſtaub. Iedes Verfahren, wobey Phlogiſton von den Koͤrpern mit Beyhuͤlfe der Luft getrennt wird, heißt ein phlogiſtiſcher Proceß.
Die Verbindung der Koͤrper mit dem Phlogiſton an ſich macht ſie weder warm, noch leuchtend, noch fluͤßig; ſie vermindert aber ihre Haͤrte und Feuerbeſtaͤndigkeit, und vermehrt ihre Schmelzbarkeit. Sie giebt den meiſten Koͤrpern mehr Geruch und Farbe, daher auch einige Chymiſten das Brennbare als die Grundſubſtanz der Geruͤche und Farben haben anſehen wollen.
Das Phlogiſton verbinbet ſich ſehr leicht mit verſchiedenen Gasarten, mit den Saͤuren und mit einigen Erden,
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Luft durch den in ihr befindlichen reinern Beſtandtheil, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes, hiebey auf eine ſehr betraͤchtliche Art mitwirkt. Wie nun dieſes geſchehe, hat man wiederum durch verſchiedene neuere Hypotheſen begreiflich zu machen geſucht, welche bey den Worten Feuer und Verbrennung erklaͤrt werden, und aus denen hieher nur die Begriffe gehoͤren, welche ſich ihre Urheber von der Natur und den Eigenſchaften des Phlogiſtons gemacht haben. Dieſe Begriffe will ich am Ende des Artikels anfuͤhren. Es wird aber zu beſſerer Beurtheilung derſelben dienen, wenn ich das vorausſchicke, was die chymiſchen Erfahrungen uͤberhaupt ſeit Stahls Zeiten von den Erſcheinungen des verbrennlichen Stoffes gelehrt haben.
Man hat es hiebey mit einer hypothetiſchen Subſtanz zu thun, die ſich nicht, wie andere, abgeſondert darſtellen, aufbewahren und pruͤfen laͤßt, deren Daſeyn und Eigenſchaften alſo nur aus den Veraͤnderungen erkannt werden, die ſich an den Koͤrpern zeigen, wenn man ſie von ihnen trennt oder mit ihnen verbindet. Getrennt wird das Phlogiſton von den Koͤrpern durch die Verbrennung an freyer Luft oder durch die Wirkung anderer Stoffe, welche mit dem Brennbaren eine ſtarke Verwandtſchaft haben, dergleichen z. B. die Luft und die Saͤuren ſind: verbunden wird es mit Koͤhpern, die mit ihm in Verwandtſchaft ſtehen, durch innige Vereinigung mit Stoffen, welche viel Phlogiſton enthalten, z. B. durch Aufloͤſung in Oelen oder Schmelzung mit Kohlenſtaub. Iedes Verfahren, wobey Phlogiſton von den Koͤrpern mit Beyhuͤlfe der Luft getrennt wird, heißt ein phlogiſtiſcher Proceß.
Die Verbindung der Koͤrper mit dem Phlogiſton an ſich macht ſie weder warm, noch leuchtend, noch fluͤßig; ſie vermindert aber ihre Haͤrte und Feuerbeſtaͤndigkeit, und vermehrt ihre Schmelzbarkeit. Sie giebt den meiſten Koͤrpern mehr Geruch und Farbe, daher auch einige Chymiſten das Brennbare als die Grundſubſtanz der Geruͤche und Farben haben anſehen wollen.
Das Phlogiſton verbinbet ſich ſehr leicht mit verſchiedenen Gasarten, mit den Saͤuren und mit einigen Erden,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/468>, abgerufen am 24.11.2024.
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