Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


bononische Stein, verliert auch an der Luft das Vermögen zu leuchten gar bald, und läßt sich daher am besten in hermetisch verschloßnen Glasröhren aufbewahren.

Späterhin entdeckte Homberg (Mem. de Paris, 1693. 1711. p. 234.) eine ähnliche Eigenschaft an dem firen Salmiak oder der Verbindung der Kalkerde mit der Salzsäure, welche daher der hombergische Pbosphorus genannt wird. Dü Fay fand endlich (Mem. de Paris, 1730.) eine große Anzahl Körper, welche die Eigenschaft, das Licht einzusaugen, durchs Calciniren erhalten. Hierunter gehören die Austerschalen, die kalkartigen Versteinerungen, der Gyps, Kalkstein und Marmor, fogar der gemeine Topas. Die härtern mußte er erst in Säuren auflösen, ehe sie durch die Verkalkung phosphoresciten wollten. Auch entdeckte Dü Fay (Mem. de Paris, 1735.), daß einige Diamanten und Smaragden eben diese Eigenschaft ohne alle chymische Zubereitung besaßen. Sie leuchteten vorzüglich stark, wenn sie an der Sonne gelegen hatten; sie verlohren ihre Kraft, wenn sie lange Zeit dem freyen Taglichte ausgesetzt blieben, behielten aber ihren Glanz noch immer, nachdem sie sechs Stunden in schwarzem Wachs eingewickelt gewesen waren.

Um eben diese Zeit ward die leuchtende Eigenschast der Diamanten auch von Jacob Bartholomäus Beccari wahrgenommen. Sie veranlaßte diesen Gelehrten zu mehrern Versuchen über die phosphorescirenden Körper (s. Comment. De quam plurimis Phosphoris, nunc primum detectis, in Comm. Bonon. To. II. P. II. 136. III. 498. übers. im Allgemeinen Magazin, Th. VI. 181. VII. 163.). Er bediente sich dazu einer Art von doppeltem in einander gesteckten Cylinder, in welchen Licht fiel, wenn man ihn aufdrehte, so daß der darinn liegende Körperder Sonne oder dem Taglichte ausgesetzt ward. Drehte man nun den Cylinder wieder zu, so sah das Auge, das diese ganze Zeit über im Dunkeln geblieben war, den Phosphor leuchten. Durch diese bequeme Vorrichtung fand er, daß fast alle Substanzen aus dem Pflanzen- und Thierreiche, wenn sie nur vollkommen trocken waren, das Licht einsaugten. Besonders zeigte das Papier diese Eigenschaft in einem sehr hohen Grade.


bononiſche Stein, verliert auch an der Luft das Vermoͤgen zu leuchten gar bald, und laͤßt ſich daher am beſten in hermetiſch verſchloßnen Glasroͤhren aufbewahren.

Spaͤterhin entdeckte Homberg (Mém. de Paris, 1693. 1711. p. 234.) eine aͤhnliche Eigenſchaft an dem firen Salmiak oder der Verbindung der Kalkerde mit der Salzſaͤure, welche daher der hombergiſche Pbosphorus genannt wird. Duͤ Fay fand endlich (Mém. de Paris, 1730.) eine große Anzahl Koͤrper, welche die Eigenſchaft, das Licht einzuſaugen, durchs Calciniren erhalten. Hierunter gehoͤren die Auſterſchalen, die kalkartigen Verſteinerungen, der Gyps, Kalkſtein und Marmor, fogar der gemeine Topas. Die haͤrtern mußte er erſt in Saͤuren aufloͤſen, ehe ſie durch die Verkalkung phosphoreſciten wollten. Auch entdeckte Duͤ Fay (Mém. de Paris, 1735.), daß einige Diamanten und Smaragden eben dieſe Eigenſchaft ohne alle chymiſche Zubereitung beſaßen. Sie leuchteten vorzuͤglich ſtark, wenn ſie an der Sonne gelegen hatten; ſie verlohren ihre Kraft, wenn ſie lange Zeit dem freyen Taglichte ausgeſetzt blieben, behielten aber ihren Glanz noch immer, nachdem ſie ſechs Stunden in ſchwarzem Wachs eingewickelt geweſen waren.

Um eben dieſe Zeit ward die leuchtende Eigenſchaſt der Diamanten auch von Jacob Bartholomaͤus Beccari wahrgenommen. Sie veranlaßte dieſen Gelehrten zu mehrern Verſuchen uͤber die phosphorescirenden Koͤrper (ſ. Comment. De quam plurimis Phoſphoris, nunc primum detectis, in Comm. Bonon. To. II. P. II. 136. III. 498. uͤberſ. im Allgemeinen Magazin, Th. VI. 181. VII. 163.). Er bediente ſich dazu einer Art von doppeltem in einander geſteckten Cylinder, in welchen Licht fiel, wenn man ihn aufdrehte, ſo daß der darinn liegende Koͤrperder Sonne oder dem Taglichte ausgeſetzt ward. Drehte man nun den Cylinder wieder zu, ſo ſah das Auge, das dieſe ganze Zeit uͤber im Dunkeln geblieben war, den Phosphor leuchten. Durch dieſe bequeme Vorrichtung fand er, daß faſt alle Subſtanzen aus dem Pflanzen- und Thierreiche, wenn ſie nur vollkommen trocken waren, das Licht einſaugten. Beſonders zeigte das Papier dieſe Eigenſchaft in einem ſehr hohen Grade.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0483" xml:id="P.3.477" n="477"/><lb/>
bononi&#x017F;che Stein, verliert auch an der Luft das Vermo&#x0364;gen zu leuchten gar bald, und la&#x0364;ßt &#x017F;ich daher am be&#x017F;ten in hermeti&#x017F;ch ver&#x017F;chloßnen Glasro&#x0364;hren aufbewahren.</p>
            <p>Spa&#x0364;terhin entdeckte <hi rendition="#b">Homberg</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1693. 1711. p. 234.)</hi> eine a&#x0364;hnliche Eigen&#x017F;chaft an dem firen Salmiak oder der Verbindung der Kalkerde mit der Salz&#x017F;a&#x0364;ure, welche daher der <hi rendition="#b">hombergi&#x017F;che Pbosphorus</hi> genannt wird. <hi rendition="#b">Du&#x0364; Fay</hi> fand endlich <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1730.)</hi> eine große Anzahl Ko&#x0364;rper, welche die Eigen&#x017F;chaft, das Licht einzu&#x017F;augen, durchs Calciniren erhalten. Hierunter geho&#x0364;ren die Au&#x017F;ter&#x017F;chalen, die kalkartigen Ver&#x017F;teinerungen, der Gyps, Kalk&#x017F;tein und Marmor, fogar der gemeine Topas. Die ha&#x0364;rtern mußte er er&#x017F;t in Sa&#x0364;uren auflo&#x0364;&#x017F;en, ehe &#x017F;ie durch die Verkalkung phosphore&#x017F;citen wollten. Auch entdeckte <hi rendition="#b">Du&#x0364; Fay</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris, 1735.),</hi> daß einige Diamanten und Smaragden eben die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft ohne alle chymi&#x017F;che Zubereitung be&#x017F;aßen. Sie leuchteten vorzu&#x0364;glich &#x017F;tark, wenn &#x017F;ie an der Sonne gelegen hatten; &#x017F;ie verlohren ihre Kraft, wenn &#x017F;ie lange Zeit dem freyen Taglichte ausge&#x017F;etzt blieben, behielten aber ihren Glanz noch immer, nachdem &#x017F;ie &#x017F;echs Stunden in &#x017F;chwarzem Wachs eingewickelt gewe&#x017F;en waren.</p>
            <p>Um eben die&#x017F;e Zeit ward die leuchtende Eigen&#x017F;cha&#x017F;t der Diamanten auch von <hi rendition="#b">Jacob Bartholoma&#x0364;us Beccari</hi> wahrgenommen. Sie veranlaßte die&#x017F;en Gelehrten zu mehrern Ver&#x017F;uchen u&#x0364;ber die phosphorescirenden Ko&#x0364;rper (&#x017F;. <hi rendition="#aq">Comment. De quam plurimis Pho&#x017F;phoris, nunc primum detectis, in Comm. Bonon. To. II. P. II. 136. III. 498.</hi> u&#x0364;ber&#x017F;. im Allgemeinen Magazin, Th. <hi rendition="#aq">VI. 181. VII. 163.</hi>). Er bediente &#x017F;ich dazu einer Art von doppeltem in einander ge&#x017F;teckten Cylinder, in welchen Licht fiel, wenn man ihn aufdrehte, &#x017F;o daß der darinn liegende Ko&#x0364;rperder Sonne oder dem Taglichte ausge&#x017F;etzt ward. Drehte man nun den Cylinder wieder zu, &#x017F;o &#x017F;ah das Auge, das die&#x017F;e ganze Zeit u&#x0364;ber im Dunkeln geblieben war, den Phosphor leuchten. Durch die&#x017F;e bequeme Vorrichtung fand er, daß fa&#x017F;t alle Sub&#x017F;tanzen aus dem Pflanzen- und Thierreiche, wenn &#x017F;ie nur vollkommen trocken waren, das Licht ein&#x017F;augten. Be&#x017F;onders zeigte das Papier die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft in einem &#x017F;ehr hohen Grade.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0483] bononiſche Stein, verliert auch an der Luft das Vermoͤgen zu leuchten gar bald, und laͤßt ſich daher am beſten in hermetiſch verſchloßnen Glasroͤhren aufbewahren. Spaͤterhin entdeckte Homberg (Mém. de Paris, 1693. 1711. p. 234.) eine aͤhnliche Eigenſchaft an dem firen Salmiak oder der Verbindung der Kalkerde mit der Salzſaͤure, welche daher der hombergiſche Pbosphorus genannt wird. Duͤ Fay fand endlich (Mém. de Paris, 1730.) eine große Anzahl Koͤrper, welche die Eigenſchaft, das Licht einzuſaugen, durchs Calciniren erhalten. Hierunter gehoͤren die Auſterſchalen, die kalkartigen Verſteinerungen, der Gyps, Kalkſtein und Marmor, fogar der gemeine Topas. Die haͤrtern mußte er erſt in Saͤuren aufloͤſen, ehe ſie durch die Verkalkung phosphoreſciten wollten. Auch entdeckte Duͤ Fay (Mém. de Paris, 1735.), daß einige Diamanten und Smaragden eben dieſe Eigenſchaft ohne alle chymiſche Zubereitung beſaßen. Sie leuchteten vorzuͤglich ſtark, wenn ſie an der Sonne gelegen hatten; ſie verlohren ihre Kraft, wenn ſie lange Zeit dem freyen Taglichte ausgeſetzt blieben, behielten aber ihren Glanz noch immer, nachdem ſie ſechs Stunden in ſchwarzem Wachs eingewickelt geweſen waren. Um eben dieſe Zeit ward die leuchtende Eigenſchaſt der Diamanten auch von Jacob Bartholomaͤus Beccari wahrgenommen. Sie veranlaßte dieſen Gelehrten zu mehrern Verſuchen uͤber die phosphorescirenden Koͤrper (ſ. Comment. De quam plurimis Phoſphoris, nunc primum detectis, in Comm. Bonon. To. II. P. II. 136. III. 498. uͤberſ. im Allgemeinen Magazin, Th. VI. 181. VII. 163.). Er bediente ſich dazu einer Art von doppeltem in einander geſteckten Cylinder, in welchen Licht fiel, wenn man ihn aufdrehte, ſo daß der darinn liegende Koͤrperder Sonne oder dem Taglichte ausgeſetzt ward. Drehte man nun den Cylinder wieder zu, ſo ſah das Auge, das dieſe ganze Zeit uͤber im Dunkeln geblieben war, den Phosphor leuchten. Durch dieſe bequeme Vorrichtung fand er, daß faſt alle Subſtanzen aus dem Pflanzen- und Thierreiche, wenn ſie nur vollkommen trocken waren, das Licht einſaugten. Beſonders zeigte das Papier dieſe Eigenſchaft in einem ſehr hohen Grade.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/483
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/483>, abgerufen am 24.11.2024.