besonders der Luft und dem Wasser eine Anziehungskraft zugeeignet, vermöge welcher diese Materien streben sollen, jede Leere zu füllen, und zu diesem Behuf auch andere Körper nach sich zu ziehen, daher ein Gefäß, aus dem man die Luft sauget, an den Lippen klebe u. s. w. Diesem Grundsatze von Vermeidung der Leere blieben die scholastischen Physiker durchgängig getreu; nur sahen einige diesen Trieb der Natur für allgemein und alle Leere für unmöglich an, andere schränkten die Saugkraft blos auf die flüßigen Materien ein, und noch andere, z. B. Linus, suchten die Sache durch ein Zusammenziehen der Materie (funiculus) zu erklären. Galilei entdeckte zwar durch den mißlungnen Versuch eines florentinischen Gärtners, der das Wasser mit einer Saugpumpe höher als 18 Ellen heben wollte, daß die Gewalt, welche das Wasser in den Pumpen hebt, eingeschränkt sey; allein er schloß daraus nichts weiter, als daß der Abscheu der Natur vor der Leere, (oder nach seinem Ausdrucke die Kraft der Leere) bestimmte Grenzen habe (Discorsi e dimostrazione matematiche intorno a due nuove scienze, Leid. 1638. Giornata 1.).
Endlich erfand Torricelli im Jahre 1643 das Barometer, und kam dadurch auf die Entdeckung, daß alle diese aus dem Abscheu vor der Leere erklärten Phänomene vielmehr vom Drucke der Atmosphäre herrührten, welches Pascal und Descartes ausführlicher bestätigten, und dadurch das alte aristotelische System gänzlich niederschlugen, s. Barometer (dieses Wörterb. Th. I. S. 237 u. f.), wo man auch finden wird, daß Descartes einige Ansprüche auf die erste Entdeckung habe. Doch erhielten sich die alten Erklärungen noch einige Zeit: eine nach ihnen abgehandelte Hydraulik ist noch des P. SchottMechanica hydraulico - pnevmatica (Herbipoli, 1657. 4.).
Wenn man eine Röhre, die über 35 Schuhe lang und unten mit einem Hahne versehen ist, mit Wasser füllt, oben luftdicht zuschließt, unten in ein Gefäß mit Wasser setzt, und dann den Hahn öfnet, so fällt das Wasser im obern Theile herab, und läßt über sich einen luftleeren Raum, bleibt aber stehen, sobald seine Oberfläche eine Höhe von
beſonders der Luft und dem Waſſer eine Anziehungskraft zugeeignet, vermoͤge welcher dieſe Materien ſtreben ſollen, jede Leere zu fuͤllen, und zu dieſem Behuf auch andere Koͤrper nach ſich zu ziehen, daher ein Gefaͤß, aus dem man die Luft ſauget, an den Lippen klebe u. ſ. w. Dieſem Grundſatze von Vermeidung der Leere blieben die ſcholaſtiſchen Phyſiker durchgaͤngig getreu; nur ſahen einige dieſen Trieb der Natur fuͤr allgemein und alle Leere fuͤr unmoͤglich an, andere ſchraͤnkten die Saugkraft blos auf die fluͤßigen Materien ein, und noch andere, z. B. Linus, ſuchten die Sache durch ein Zuſammenziehen der Materie (funiculus) zu erklaͤren. Galilei entdeckte zwar durch den mißlungnen Verſuch eines florentiniſchen Gaͤrtners, der das Waſſer mit einer Saugpumpe hoͤher als 18 Ellen heben wollte, daß die Gewalt, welche das Waſſer in den Pumpen hebt, eingeſchraͤnkt ſey; allein er ſchloß daraus nichts weiter, als daß der Abſcheu der Natur vor der Leere, (oder nach ſeinem Ausdrucke die Kraft der Leere) beſtimmte Grenzen habe (Diſcorſi e dimoſtrazione matematiche intorno a due nuove ſcienze, Leid. 1638. Giornata 1.).
Endlich erfand Torricelli im Jahre 1643 das Barometer, und kam dadurch auf die Entdeckung, daß alle dieſe aus dem Abſcheu vor der Leere erklaͤrten Phaͤnomene vielmehr vom Drucke der Atmoſphaͤre herruͤhrten, welches Paſcal und Descartes ausfuͤhrlicher beſtaͤtigten, und dadurch das alte ariſtoteliſche Syſtem gaͤnzlich niederſchlugen, ſ. Barometer (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 237 u. f.), wo man auch finden wird, daß Descartes einige Anſpruͤche auf die erſte Entdeckung habe. Doch erhielten ſich die alten Erklaͤrungen noch einige Zeit: eine nach ihnen abgehandelte Hydraulik iſt noch des P. SchottMechanica hydraulico - pnevmatica (Herbipoli, 1657. 4.).
Wenn man eine Roͤhre, die uͤber 35 Schuhe lang und unten mit einem Hahne verſehen iſt, mit Waſſer fuͤllt, oben luftdicht zuſchließt, unten in ein Gefaͤß mit Waſſer ſetzt, und dann den Hahn oͤfnet, ſo faͤllt das Waſſer im obern Theile herab, und laͤßt uͤber ſich einen luftleeren Raum, bleibt aber ſtehen, ſobald ſeine Oberflaͤche eine Hoͤhe von
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beſonders der Luft und dem Waſſer eine Anziehungskraft zugeeignet, vermoͤge welcher dieſe Materien ſtreben ſollen, jede Leere zu fuͤllen, und zu dieſem Behuf auch andere Koͤrper nach ſich zu ziehen, daher ein Gefaͤß, aus dem man die Luft ſauget, an den Lippen klebe u. ſ. w. Dieſem Grundſatze von Vermeidung der Leere blieben die ſcholaſtiſchen Phyſiker durchgaͤngig getreu; nur ſahen einige dieſen Trieb der Natur fuͤr allgemein und alle Leere fuͤr unmoͤglich an, andere ſchraͤnkten die Saugkraft blos auf die fluͤßigen Materien ein, und noch andere, z. B. Linus, ſuchten die Sache durch ein Zuſammenziehen der Materie (funiculus) zu erklaͤren. Galilei entdeckte zwar durch den mißlungnen Verſuch eines florentiniſchen Gaͤrtners, der das Waſſer mit einer Saugpumpe hoͤher als 18 Ellen heben wollte, daß die Gewalt, welche das Waſſer in den Pumpen hebt, eingeſchraͤnkt ſey; allein er ſchloß daraus nichts weiter, als daß der Abſcheu der Natur vor der Leere, (oder nach ſeinem Ausdrucke die Kraft der Leere) beſtimmte Grenzen habe (Diſcorſi e dimoſtrazione matematiche intorno a due nuove ſcienze, Leid. 1638. Giornata 1.).
Endlich erfand Torricelli im Jahre 1643 das Barometer, und kam dadurch auf die Entdeckung, daß alle dieſe aus dem Abſcheu vor der Leere erklaͤrten Phaͤnomene vielmehr vom Drucke der Atmoſphaͤre herruͤhrten, welches Paſcal und Descartes ausfuͤhrlicher beſtaͤtigten, und dadurch das alte ariſtoteliſche Syſtem gaͤnzlich niederſchlugen, ſ. Barometer (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 237 u. f.), wo man auch finden wird, daß Descartes einige Anſpruͤche auf die erſte Entdeckung habe. Doch erhielten ſich die alten Erklaͤrungen noch einige Zeit: eine nach ihnen abgehandelte Hydraulik iſt noch des P. Schott Mechanica hydraulico - pnevmatica (Herbipoli, 1657. 4.).
Wenn man eine Roͤhre, die uͤber 35 Schuhe lang und unten mit einem Hahne verſehen iſt, mit Waſſer fuͤllt, oben luftdicht zuſchließt, unten in ein Gefaͤß mit Waſſer ſetzt, und dann den Hahn oͤfnet, ſo faͤllt das Waſſer im obern Theile herab, und laͤßt uͤber ſich einen luftleeren Raum, bleibt aber ſtehen, ſobald ſeine Oberflaͤche eine Hoͤhe von
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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